Pushpak Vayu PuranaZurück WeiterNews

2.10. Die Verehrung der Ahnen

Nachdem die Brahmanen diese Erzählung vom Suta gehört hatten, fragten die Kenner des Selbst:
Wie wurde Bhavani (die Frau von Bhava, Parvati), die früher Sati war, ein zweites Mal geboren? Und wie wurde sie zu Uma? Der König der Berge zeugte sie mit Mena, der Tochter der Ahnen. Wer waren diese Ahnen, deren geistige Tochter Mena hieß? Wer waren diese Ahnen, deren Enkelsohn Mainaka war und deren Enkeltöchter Uma, Ekaparna, Ekapatala sowie Ganga hießen, diese Beste aller Flüsse und Älteste von allen? Das wünschen wir zu hören, wie auch Folgendes: Gibt es viele Ahnen (Pitris)? Wenn ja, wo befinden sie sich? Sei gesegnet und erkläre uns bitte die großen Sraddha-Riten der Ahnenverehrung. Als wessen Söhne gelten die Ahnen? Wer sind sie, und wo wurden sie geboren? Welches Wesen haben sie? Gibt es himmlische Ahnen, die sogar der Verehrung durch die Götter würdig sind? Erzähle uns von der vorzüglichen Schöpfung der Ahnen und wie wir das Sraddha-Opfer durchführen sollten, um sie zu befriedigen. Was wird als Grund betrachtet, warum sie nicht sichtbar sind? Welche Art der Ahnen befindet sich im Himmel, und welche in der Unterwelt? Welche Opfer sollte man ihnen darbringen? Wie erreichen die Opfer der drei Reisbällchen die Ahnen, wenn man die Namen von Vater, Großvater und Urgroßvater rezitiert? Wie können sogar die Ahnen in der Unterwelt ihren Segen gewähren? Was sind das für Wesen, die man Ahnen nennt? Wir haben gehört, daß sogar die Götter im Himmel die Ahnen verehren? Oh höchst Gelehrter, das alles wünschen wir, ausführlich zu hören. Bitte erkläre uns die Bedeutung klar und deutlich.

Als der Suta diese Worte der Heiligen hörte, sprach der Seher der Wahrheit entsprechend ihrer Fragen und geistigen Neigung:
Ich werde euch erzählen, was ich diesbezüglich gehört habe, soweit es meine Intelligenz gestattet. In allen Manwantaras werden die Ahnen (Pitris) als Söhne der Götter geboren. In den vergangenen Manwantaras sind auch sie vergangen und in den kommenden Manwantaras werden sie neu geboren werden. So werde ich nun die Ahnen der vergangenen und des gegenwärtigen Manwantaras zusammen mit den Göttern erklären.

Als Sraddha-Opfer eines Menschen gilt, was man mit Vertrauen opfert. Brahma schuf die Götter, aber sie verehrten ihn nicht. Sie vergaßen ihn und ließen sich selbst verehren, um die Früchte zu ergreifen. Da verfluchte sie Brahma:
Oh ihr Verblendeten! Ihr sollt alle Vernunft verlieren!

Und so wußten sie gar nichts mehr, wodurch die ganze Welt in Illusion versank. Da verneigten sie sich vor Brahma und flehten ihn an. Und um die Welt zu segnen, sprach der Herr zu ihnen:
Übt die Reinigungsriten für die Sünde, die ihr begangen habt. Fragt eure Söhne, und sie werden euch belehren.

Und so zügelten sich die Götter auf rechte Weise und fragten ihre leiblichen Söhne, um die nötigen Reinigungsriten zu erfahren. Und die selbstbeherrschten Söhne, die das wahre Dharma kannten, erklärten ihnen die verschiedenen Wege der Reinigungsriten für Gedanken, Worte und Taten. Damit bekamen die Bewohner des Himmels ihre Vernunft zurück, wurden wieder froh und sprachen zu ihren Söhnen:
Ihr seid unserer Väter (bzw. Ahnen), weil ihr uns erleuchtet habt. Welchen Segen sollen wir gewähren - Tugend, Reichtum oder Liebe?

Darauf sprach Brahma zu ihnen:
Eure Worte sollen wahrhaft sein. Deshalb soll es geschehen, wie ihr gesprochen habt, und nicht anders. Ihr habt eure Söhne als Väter bezeichnet. So werden es eure Ahnen sein. Gewährt ihnen diesen Segen!

Durch dieses Wort von Brahma, dem großen Vater, erhielten die Söhne den Status der Ahnen, und die Götter, ihre körperlichen Väter, wurden ihre Söhne. Entsprechend sagt man, daß die Söhne die Väter sind, und ihre Ahnenschaft wurde proklamiert. Und nachdem Brahma bestimmt hatte, daß die Väter zu den Söhnen und die Söhne zu den Vätern wurden, sprach er erneut zu ihrem Wohlergehen:
Wer in einem Sraddha (dem Totenopfer) irgendwelche heilige Riten ohne die Verehrung der Ahnen durchführt, dessen Früchte werden die Rakshasas und Dämonen verschlingen. Wenn die Ahnen durch Opfer befriedigt und genährt werden, wird auch der Mond wieder wachsen. Von euch allen befriedigt und ernährt werden beide gedeihen. Wenn der Mond durch die Ahnenopfer gestärkt und entwickelt wird, werden sich die Menschen entwickeln sowie die ganze Welt mit allen Bergen und Wäldern, wo auch die Tiere und Pflanzen leben. Die Menschen, die mit dem Wunsch nach Nahrung die Ahnenopfer ausführen, werden von den Ahnen mit Entwicklung und Nachkommenschaft gesegnet. Wer den stets gegenwärtigen Ahnen drei Reisbällchen (Pindas) unter Nennung von Name und Familie (vom Vater) bis zum Urgroßvater darbringt, dem stärken und entwickeln sie die Nachkommenschaft durch dieses Ahnenopfer.

Dieses Gebot wurde früher von Brahma, dem großen Vater, aufgestellt. Durch den Segen der Ahnen werden Wohltätigkeit, Vedenstudium und Askese fruchtbar. Es gibt keinen Zweifel daran, daß die Ahnen die vollkommene Erkenntnis gewähren. Diesbezüglich sind die Ahnen wie Götter und die Götter wie Ahnen. Damit sind sie alle gegenseitig ihre Ahnen.

Nachdem die Heiligen diese Worte des weisen Sutas gehört hatten, fragen sie ihn erneut:
Wie viele Gruppen der Ahnen gibt es? Wann entstanden diese Ahnen, die zu den vorzüglichen Vätern der Götter wurden, um den Mond zu nähren und zu entwickeln?

Und der Suta sprach:
Ich werde euch die höchst vorzügliche Schöpfung der Ahnen erklären. Die gleiche Frage stellte einst Shamyu seinem Vater Vrihaspati. Denn als Vrihaspati, der Meister auf allen Gebieten des Wissens, sich bequem niedergesetzt hatte, fragte sein Sohn voller Demut:
Wer sind die Ahnen? Wie heißen sie? Wie wurden sie geboren? Wie wurden sie zu Ahnen? Warum werden die Ahnen zu Beginn jedes Opfers verehrt? Denn alle heiligen Riten der Hochbeseelten beginnen mit einem Sraddha (Ahnenopfer). Wem werden all diese Sraddhas gewidmet? Was ist der große Nutzen? An welchen heiligen Plätzen oder Flüssen gewährt das Sraddha ewige Früchte? An welchen heiligen Orten vollbringen die Brahmanen das Sraddha, um alle Wünsche zu erfüllen? Was ist die richtige Zeit für ein Sraddha? Welcher Prozedur sollte man folgen? Oh heiliger Herr, bitte erkläre mir meine Fragen ausführlich und in der rechten Reihenfolge.

Als der höchst intelligente Vrihaspati, der Beste der Verständigen, diese klaren und bestimmten Fragen hörte, beantwortete er sie alle in der rechten Reihenfolge und sprach:
Oh Lieber, ich werde diese würdigen und vorzüglichen Fragen beantworten, die du mir mit angemessenem Anstand und Demut gestellt hast. Es gab eine Zeit, da war weder der Himmel noch die Erde, noch das Firmament mit den Sternen, die Himmelsrichtungen, Sonne und Mond oder Tag und Nacht. Oh Guter, das ganze Universum war in völliger Dunkelheit. Nur Brahma allein übte strengste Entsagung, die für andere unerträglich war.

Da fragte Shamyu seinen Vater, den Besten der Kenner des Brahman, der stets die heiligen Reinigungsriten bewahrte und mit vollkommener Erkenntnis gesegnet war:
Welche Art der Askese übte Brahma, der große Vater aller Geschöpfe?

Und der strahlende Vrihaspati antwortete:
Von allen Askeseübungen ist die Yoga-Askese die Beste. Der Herr meditierte darüber und erschuf alle Welten durch dieses Yoga. Alles vergangene und zukünftige Wissen, die Welten und Veden wurden durch die Yoga-Übung von Brahman und durch seine Yoga-Sicht geschaffen. Dieser Himmel der Welt wurde Santanaka (Kontinuität) genannt, in dem die strahlenden Götter namens Vairajas erschienen (die Urahnen, aus dem Reinen geboren). So erschuf Brahma durch den ewigen Yoga der Entsagung bereits am Anfang göttliche Wesen. Sie sind als ursprüngliche Götter bekannt und erscheinen voller Glanz und Energie. Sie können alle Wünsche erfüllen und sind würdig, von allen Göttern, Dämonen und Menschen verehrt zu werden. Es gibt sieben Gruppen dieser göttlichen Wesen (der Ahnen), die von allen drei Welten verehrt werden. Drei Gruppen sind formlos und vier haben strahlende Formen. Die drei rein geistigen Gruppen stehen oberhalb, und die vier feinstofflichen Gruppen unterhalb von ihnen. Dann kommen die gewöhnlichen Götter und darunter die Erde. So ist die Ordnung der Welt, und die Ahnen haben ihren festen Platz. Von ihnen kommen die Wolken und der fruchtbare Regen, wodurch die Welten gedeihen. Weil durch ihre Yoga-Kraft der Mond und die Nahrungsquelle der Pflanzen entwickelt und gestärkt wird, werden sie auch Ahnen der Welt genannt. Sie sind die Besten in der Welt, so schnell wie Gedanken, vom Swadha ernährt und mit allem Nötigen gesegnet, frei von Begierde, Haß und Illusion und zweifellos ohne jegliche Sorgen. Nachdem sie den Yoga geübt, aber noch nicht vollendet haben, erreichen sie die schönen und glücklichen Welten. Sie werden himmlische, verdienstvolle und sündlose hohe Seelen. Und am Ende der tausend Mahayugas werden sie zu Verkündern des Brahman, gewinnen ihre Yoga-Kraft zurück und erreichen die körperlose Befreiung. Durch ihre große Yoga-Macht entsagen sie sowohl dem Verkörperten als auch dem Unverkörperten und vergehen wie Sternschnuppen oder Blitze am Himmel. Durch die Aufgabe aller körperlichen Bindung durch ihre große Yoga-Kraft erreichen sie die Namenlosigkeit, wie die Flüsse in den großen Ozean eingehen. Durch tägliche heilige Riten und Verehrung der Lehrer entwickeln die Ahnen ihre Yoga-Kraft und befriedigen alles.

Wenn die Ahnen im Sraddha verehrt werden, ernähren sie durch Yoga-Kraft den Mond, wodurch das Leben in den drei Welten erhalten wird. Deshalb sollten in jedem Sraddha auch die Yogis verehrt werden. Wahrlich, die Grundlage der Ahnen ist das Yoga, und durch das Yoga entfaltet der Mond seine fruchtbare Wirkung. Nur einen Yogi im Opfer zu erfreuen, ist so verdienstvoll, wie tausend Brahmanen zu speisen. Was von tausend gewöhnlichen Brahmanen, hundert gelehrten Brahmanen oder einem Meister im Yoga angenommen wird, befreit den Geber von seiner großen Angst. Ein Yogi übertrifft tausend Schüler, tausend Hausväter und hundert Waldeinsiedler. Brahma selbst hat bestimmt:
Ein Gottloser, Übeltäter, Dieb oder durch Kastenvermischung Geborener findet keine Erlösung, außer durch die wohltätigen Gaben an einen wahren Yogi. Die Ahnen werden wie die Bauern vom Regen erfreut, wenn nur ein Sohn oder Enkelsohn einen meditierenden Yogi speist. Wenn man keinen meditierenden Yogi findet, sollte man zwei Brahmanen-Schüler speisen. Und wenn diese nicht zu finden sind, zwei Brahmanen-Hausväter, die nicht übermäßig in weltliche Sorgen verstrickt sind.

Es ist das Gebot von Brahma, daß ein meditierender Yogi größer ist als ein Asket, der hundert Jahre auf einem Bein stand und nur von Luft lebte. Die heiligen Siddhas wandern gern in Verkleidung als Zweifachgeborene über diese Erde. Deshalb sollte man jeden Gast mit gefalteten Händen demütig begrüßen und mit den Gaben der Gastfreundschaft empfangen. Man sollte ihm Sitz und Nahrung anbieten. Auch die Meister des Yogas nehmen verschiedene Gestalten an und wandern über diese ozeanumgrenzte Erde. Sie sind göttliche Wesen und beschützen die Menschen auf gerechte Weise. Deshalb sollte jeder Gast mit wohltätigen Gaben empfangen werden. Ich will euch das Verdienst verdeutlichen. Einen Yogi zu beherbergen, ist besser als tausende Pferdeopfer, hunderte Rajasuya-Opfer und tausende Pundarika-Opfer.

Damit habe ich die erste der sieben Gruppen der Ahnen mit unvergleichlicher Herrlichkeit erklärt. Diese (formlose) Gruppe existiert so ewig wie das Konzept der Zeit. Im weiteren werde ich auch die anderen Gruppen, ihre Nachkommen und ihr Wesen in der rechten Reihenfolge beschreiben. (Ein ähnlicher Text befindet sich im Harivamsha-Purana ab 1.17.)


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