Pushpak Vayu PuranaZurück WeiterNews

1.34. Die Geographie von Jambudvipa

Nachdem die weisen und ruhmreichen Heiligen über die Abstammung der Könige gehört hatten, befragten sie den Suta auch über die Größe der Erde. Und die Heiligen sprachen:
Oh heiliger Herr, wie viele Kontinente, Ozeane, Berge, Länder und Flüsse gibt es hier? Erkläre uns ausführlich die Ausdehnung der großen Elemente und des Lokaloka-Bergs, seinen Umfang, die Größe und die Bewegung von Sonne und Mond.

Und der Suta sprach:
So werde ich nun die Größe der Erde, die Kontinente, Ozeane, Berge, Länder und Flüsse sowie die Ausdehnung der großen Elemente und des Lokaloka-Bergs, den Umfang, die Größe und die Bewegung von Sonne und Mond ausführlich erklären. Es gibt tausende Länder und Inseln in den sieben Kontinenten. Man kann sie auch in hundert Jahren nicht alle ausreichend beschreiben. So werde ich zunächst die sieben Kontinente mit der Bewegung von Sonne, Mond und Planeten erklären. Die Menschen beschreiben ihre Größe und Ausdehnung entsprechend ihrer Vermutung. Man sollte aber keine Vermutungen über Dinge und Welten anstellen, die nicht wahrnehmbar sind. Deswegen wird das, was jenseits der Natur liegt, unwandelbare Ewigkeit genannt.

So beschreibe ich nun den Kontinent Jambudvipa, wie er aus neun Ländern (Varshas) besteht. Versteht deren Ausdehnung und Bereiche (symbolisch) in Yojanas. Seine Größe (bzw. Durchmesser) beträgt 100.000 (100000) Yojanas. Er ist angefüllt mit verschiedenen Länder und strahlenden Städten. Er ist mit Scharen von himmlischen Siddhas, Charanas und Gandharvas sowie großen Bergen geschmückt. Die Berge sind voller Mineralien und großer Felsen, und viele Flüsse fließen von ihnen herab. Jambudvipa ist gewaltig und herrlich und besteht aus neun großen Ländern, die von verschiedensten Lebewesen bewohnt sind. Er selbst wird auf allen Seiten vom Salzozean umringt. Insgesamt wird Jambudvipa über seine ganze Breite von sechs Bergketten durchtrennt, die sich (von Wesen) nach Osten ausbreiten. Sie erstrecken sich nach beiden Seiten, so daß sie im Westen und Osten in den Salzozean eintauchen. Die Bergkette Himavat ist voller Schnee, Hemakuta ist voller Gold, und Nishadha ist golden mit dem Glanz der Mittagssonne. Der goldene Meru mit seinen vier Farben gilt als der höchste Berg, der sich in symmetrischer Form im Zentrum erhebt. Jede Seite erscheint in einer anderen Farbe, und er besitzt die Eigenschaften von Prajapati (Brahma). Er wurde aus dem Nabel von Brahma aus dem Ungestalteten geboren. Im Osten ist er weiß für die Brahmanenschaft, im Süden gelb für die Vaisyas, im Westen schwarz für die Shudras und im Norden rot für die Kshatriyas. Damit habe ich all seine Farben beschrieben, und entsprechend entfaltet er Charakter und Wirksamkeit. Die Nila-Bergkette ist voll von Lapislazuli, Swetaringa voll von Gold und Sringavan voll Gold von der Farbe der Pfauenfedern. Diese Könige der Berge werden von himmlischen Charanas und Siddhas besucht. Ihr Abstand wird mit 9.000 Yojanas angegeben. Im Zentrum befindet sich der Kontinent Ilavrita, der sich über 9.000 Yojanas erstreckt und den Berg Meru umgibt, der einem rauchlosen Feuer gleicht. Die südliche Seite des Merus gleicht zusammen mit der nördlichen Seite der Mitte eines Opferaltars. Die sechs Bergketten, die zu den sechs Ländern gehören, sind 2.000 Yojanas breit und hoch, während ihre Länge der Breite von Jambudvipa entspricht. Die zwei mittleren Bergketten Nila und Nishada sind 100.000 (100000) Yojanas lang und die anderen entsprechend kürzer, nämlich Sweta, Hemakuta, Himavat und Sringavan. Von ihnen sind Sweta und Hemakuta 90.000 Yojanas lang und Himavat und Sringavan 80.000 Yojanas. Zwischen ihnen liegen die Bereiche von sieben Ländern (Varshas), die von den Bergketten begrenzt werden, die wegen ihrer steilen Felsen schwer zu überwinden sind und von vielen Flüssen durchkreuzt werden. So ist es praktisch unmöglich, von einem Varsha zum anderen zu reisen. Deshalb wohnen dort Lebewesen unterschiedlicher Arten.

Dieser Varsha hier leitet seinen Namen vom Himavat ab und ist auch als Bharata-Varsha bekannt. Jenseits von ihm liegt Hemakuta, und der Varsha wird Kimpurusha genannt. Jenseits davon liegt die Nishada-Bergkette, und das Land wird Harivarsha genannt. Jenseits von Harivarsha liegt Ilavrita mit dem Berg Meru im Zentrum. Jenseits von Ilavrita liegt die Nila-Bergkette, und der Varsha ist als Ramya wohlbekannt. Jenseits von Ramya liegt die Bergkette Swetaringa, und der Varsha ist als Hiranmaya (bzw. Hiranmat) bekannt. Jenseits von Hiranmaya liegt die Bergkette Sringavat (bzw. Sringavan), und das Land kennt man als Kuru-Varsha. Die beiden Varshas im Süden und Norden kann man sich in Form eines Bogens vorstellen. Die vier anderen liegen gerade gestreckt, und in der Mitte ist Ilavrita. Der Erdteil südlich von Nishada wird südliche Hälfte genannt, und nördlich von Nila liegt die nördliche Hälfte. In der südlichen Hälfte gibt es drei Varshas und in der nördlichen Hälfte ebenfalls. Zwischen ihnen liegt der Ilavrita-Varsha mit dem Berg Meru in der Mitte. Südlich von Nila und nördlich von Nishada erstreckt sich eine große Bergkette Richtung Norden namens Malyavan. Sie ist tausend Yojanas breit und verbindet Nila und Nishada über 45.000 Yojanas. In gleicher Weise wie Malyavan sollte man die Bergekette Gandhamadana im Westen kennen.

Der goldenen Berg Meru befindet sich in der Mitte von zwei Kreisen und hat vier Farben. Er ist symmetrisch und sehr hoch. So steht der ausgezeichnete Meru zwischen den beiden, ist vierfarbig, golden, viereckig und sehr hoch. Aus dem Ungestalteten (Meer der Ursachen) entstehen die Elemente von Raum, Wind, Feuer, Wasser und Erde. So entsteht aus dem Ungestalteten der große Lotus der Erde, und dessen Samenkapsel ist der viereckige Berg Meru, der fünfmal so hoch ist (als sein Basisdurchmesser?).

Oh ihr vorzüglichen Brahmanen, alle Götter wurden aus dem Höchsten Geist mit einer Seele geboren, die durch die geernteten Verdienste vieler vergangener Kalpas gereinigt wurde. So wurde auch Mahadeva geboren, der große Yogi, der grenzen- und formlose große Herr und Vater des Universums, das er vollkommen durchdringt und erfüllt. Er hat keine Form, die aus der Natur entstanden ist. Das heißt, er hat weder Gestalt noch Fleisch, Fett oder Knochen. Durch seine Yoga-Macht und sein herrschaftliches Wesen durchdringt er das ganze Universum. Aus ihm als Ursache wurde der ewige Lotus der Welt geboren. Das geschieht durch den natürlichen Ablauf der Zeit, wenn ein (Maha-) Kalpa anbricht. Und mit diesem Lotus wird Brahma, der viergesichtige Vater der Götter geboren, der große Vater der Stammväter und aller Welten. Seine Geburt ist sozusagen der Samen des Lotus. Das Ganze zusammen mit der Schöpfung der Wesen wird hier ausführlich beschrieben. Der Lotus wuchs aus dem Bauchnabel von Vishnu. Und diese ganze Erde mit ihren Wäldern und Bäumen entstand in Form einer riesigen Lotusblüte.

Oh ihr Brahmanen, hört die nähere Beschreibung von diesem Lotus der Welt und seiner Teile. Die vier berühmten großen Länder befinden sich in den Blütenblättern, und der gewaltige Meru steht in der Mitte wie eine Samenkapsel. Seine vier Seiten haben unterschiedliche Farben, Weiß im Osten, Gelb im Süden, Schwarz im Westen und Rot im Norden. Mit diesen verschiedenen Farben erstrahlt der Meru wie ein großer König. Er ist so strahlend wie die Mittagssonne oder ein rauchloses Feuer. Seine Höhe beträgt 84.000 Yojanas, seine Tiefe unter der Erde 16.000 Yojanas und sein Durchmesser an der Basis ebenfalls. Er hat die Form eines Konus, und sein Durchmesser an der Spitze beträgt 32.000 Yojanas. Sein Umfang ist dreimal so groß wie sein Durchmesser. Denn wenn ein Objekt rund ist, so berechnet man den Umfang dreifach. Entsprechend beträgt der Umfang an der Basis 48.000 Yojanas. Für eine quadratische Berechnung wären es 64.000 Yojanas (nach Brahmanda Purana 1.2.15.45, siehe auch Markandeya Purana Kapitel 54). Dieser Berg ist besonders reich an himmlischen Heilkräutern und von herrlich goldenen Welten umgeben. Alle Arten der Götter, Gandharvas, Nagas, Rakshasas und schönen Apsaras kann man auf diesem königlichen Berg sehen. Dieser Meru ist der Reiniger aller Lebewesen und wird von allen Welten umringt. Auf seinen vier Seiten findet man vier Länder, nämlich Bhadrashva im Osten, Bharata im Süden, Ketumala im Westen und Kuru, das Land der Tugendhaften, im Norden.

Die Samenkapsel von diesem Lotus ist rund und erstreckt sich über 96.000 Yojanas, während seine äußere Höhe 84.000 Yojanas beträgt. Seine Staubfäden (Filamente) erstrecken sich über 300.000 (300000) Yojanas in alle Himmelsrichtungen. Er hat vier große Blütenblätter für die vier Himmelsrichtungen, die sich über 100.000 (100000) Yojanas erstrecken und jeweils 80.000 Yojanas breit sind (auf dem Umfang). Hört nun achtsam auf die Beschreibung von dem, was ich zuvor Samenkapsel genannt habe. Ich fasse es kurz: Atri dachte, daß der Berg Meru hundert Winkel bzw. Ecken hat, und Bhrigu sah tausend. Nach Savarni ist er achteckig und nach Bhaguri viereckig. Varsayani meinte, er habe vier Seiten. Galava dachte an die Form einer Tasse. Gargya sah ihn wie einen verfilzten Haarschopf, während Krostaki eine runde Form vermutete. Jeder dieser Heiligen erkannte die ihm naheliegende Ansicht des königlichen Berges. Nur Brahma selbst kennt alle Ansichten.

Wisset, das Meru, dieser Beste der Berge, voller Edelsteine und Juwelen ist. Er schimmert in allen Farben und Formen. Er ist golden und strahlt wie die Sonne. Er ist höchst anziehend, mit tausenden Felsen und Tälern, in denen Wasser fließt. Er gleicht dem tausendblättrigen Lotus, mit Ketten aus Edelsteinen und Juwelen geschmückt, mit reichbestückten Altären, Girlanden aus Korallen und goldenen Ornamenten. An Feiertagen umrunden ihn hunderte glorreiche Himmelsbewohner in ihren luftigen Wagen und erleuchten ihn von allen Seiten mit ihrem Glanz. In tausenden wunderschönen Tälern befinden sich die Wohnstätten der Götter. Und Brahma, der viergesichtige Herr der Götter, der Führer der Himmelsbewohner und Beste der Brahman-Kenner, thront auf seinem Gipfel. Die verschiedenen Teile des Berges bergen tausende Götter, welche die gewünschten Früchte gewähren können. Hier findet man auch die großen Regionen (des Himmels) und eine Versammlungshalle von Brahma, wo die verschiedenen brahmanischen Heiligen Zuflucht suchen. Sie ist als Manovati in allen Welten bekannt. Hier findet man auch den großen himmlischen Wagen von Ishana, dem höchsten Herrn, mit der Herrlichkeit von tausend Sonnen, wie er seinen eigenen Glanz verbreitet. Hier nähern sich die Götter und Heiligen dem Großen Vater Brahma und verehren dessen strahlende Herrlichkeit. Hier wohnen der glorreiche Herr der Reichtümer (Kuvera), der von den Göttern verehrte tausendäugige Indra, und die himmlischen Heiligen mit der großen Yoga-Macht. Hier ist die Region von Indra, dem König der Götter und Herrn der Welten, wie eine Sonne strahlend und von all den himmlischen Siddhas verehrt.

Hier (auf dem Gipfel) befindet sich (im Osten) die Wohnstätte von Indra, die den größten Wohlstand in der Welt verspricht. Hier erstrahlen die vorzüglichen unsterblichen Götter, die stets anwesend sind. Als Zweite auf dem inneren Ring steht im Südosten die berühmte strahlende Versammlungshalle (von Agni), die wie ein Feuer lodert. Sie ist wunderschön und erglänzt von Metallen in schimmernden Farbtönen. Der Boden ist mit verschiedenen Edelsteinen ausgelegt, und ringsherum erheben sich Säulen aus Gold in die Höhe. Es gibt auf allen Seiten viele juwelengeschmückte Räume, höchst vorzüglich, geheim und gut versteckt. Dieser berühmte und weitläufige himmlische Wagen ist überaus strahlend wie ein helles Feuer. Das ist die große Versammlungshalle des Feuergottes Agni, die den Namen Tejovati trägt. Hier wird der höchst vorzügliche Feuergott, der Opfermund aller Himmlischen, mit tausend lodernden Flammen von den Göttern und Heiligen verehrt, die das Opferfeuer pflegen. Der Feuergott ist der vermittelnde und ausgezeichnete Gott der Brahmanen. Obwohl er selbst unsichtbar ist, verbreitet sich sein Glanz um ihn her. So nimmt der Herr des Lichtes vielfältigste Formen an. Seine Vielfalt läßt sich mit konzentriertem Geist als Ursache und auch Wirkung erkennen. Dieser Feuergott wird mit großem Respekt von den himmlischen Siddhas und gesegneten Heiligen verehrt, wie auch von den Kennern der Welt und der weltlichen Geschäfte, sowie all jenen, die seine Kraft und Macht in sich aufnehmen. Als Dritte auf dem inneren Ring steht (im Süden) die große Versammlungshalle von Yama, dem Gott der Toten, die den Namen Susamyama trägt. Als Vierte auf dem inneren Kreis steht (im Südwesten) die große Versammlungshalle des höchst intelligenten Lord Nairitya mit schielenden Augen, die den Namen Krishnangana trägt. Ähnlich steht als Fünfte auf dem inneren Kreis (im Westen) die große Versammlungshalle von Varuna, dem Herrn der Gewässer und Sohn der Sonne, die den Namen Shubhavati trägt. Als Sechste auf dem inneren Kreis steht nördlich davon (im Nordwesten) die große Versammlungshalle von Vayu, die alle anderen an Qualität überragt und Gandhavati genannt wird. Als Siebente auf dem inneren Kreis steht (im Norden) die Versammlungshalle des Mondes, dem Herrn der Sterne. Sie hat hohe Plattformen und Altäre so brillant wie Lapislazuli und trägt den Namen Mahodaya. Schließlich steht als Achte auf dem inneren Kreis (im Nordosten) die große Versammlungshalle von Ishana, die den Glanz von reinem Gold hat und den Namen Yasovati trägt. Diese strahlenden Versammlungshallen befinden sich in den acht Himmelsrichtungen (auf dem Gipfel des Meru) und gehören den acht führenden Göttern mit Indra an der Spitze. Sie werden von den Heiligen, Himmlischen, Gandharvas, Apsaras und Nagas besucht, die dort zur Verehrung erscheinen. (Abgesehen vom Mondgott, der wohl später mit Kuvera ersetzte wurde, werden diese Götter auch heute noch in der jeweiligen Himmelsrichtung verehrt, nämlich im Uhrzeigersinn: Indra im Osten, Agni im Südosten, Yama im Süden, Nairitya im Südwesten, Varuna im Westen, Vayu im Nordwesten, Kuvera im Norden, Ishana im Nordosten und Brahma mit Vishnu in der Mitte.)

Das ist das Reich, das die Kenner der Veden und ihrer Zweige mit verschiedenen Begriffen wie Nakapristha, Diva oder Swarga als den „Himmel“ bezeichnen. Hier wohnen die Götter, wie es in den Veden erklärt wird. Dieses Götterreich kann man durch verschiedene Gelübde, Zügelung, Opfer und verdienstvolle Taten erreichen. Das wird „der Himmel“ genannt.


Zurück Inhaltsverzeichnis Weiter