Pushpak Vayu PuranaZurück WeiterNews

1.25. Geburt und Tod von Madhu und Kaithabha

Suta sprach:
Der Gatte der Uma mit den honiggleichen gelbbraunen drei Augen, der Herr und Zerstörer des Opfers von Daksha, der Träger des Bogens Pinaka und der Streitaxt, freute sich mit strahlendem Gesicht umringt von seinen Geisterwesen, als er diese Lobeshymne hörte. Der höchste Herr trank diese nektargleichen Worte und fragte freundlich, was er bereits wußte:
Wer seid ihr beiden Herrn mit edler Seele, mit Augen so strahlend wie der Lotus, die ihr in diesem endlos ausgedehnten Meer zusammengekommen seid und nun euer gegenseitiges Wohlergehen wünscht?

Und nachdem sie sich angesehen hatten, antworteten sie ihm:
Oh Herr, welchen Sinn hätte unsere Antwort? Du weißt es doch bereits. Wo sonst wäre unendliche Seligkeit außer in deiner Gnade, wenn du zufrieden bist?

Da sprach der segensreiche Herr mit süßen und freundlichen Worten:
Oh Brahma, oh Vishnu, ich spreche zu euch beiden. Ich bin erfreut über eure Hingabe von beständiger Natur. Ich ehre euch beide, die ihr meine Ehre wohl verdient. Welchen vorzüglichen Segen wünscht ihr euch?

Als sie diese Worte hörten, sprach Vishnu zu Brahma:
Oh höchst Gesegneter, sprich für uns den Segen aus, den du wünschst!

Und Brahma antwortete:
Oh Vishnu, ich wünsche Nachkommenschaft. Ich wünsche einen Sohn, der meine Aufgabe fortführt.

Und Vishnu sprach zu Brahma:
Wenn du solch einen unvergleichlich tapferen Sohn wünschst, der dein Werk fortführt, dann bitte Lord Maheshvara, den Gott der Götter, daß er dein Sohn werde!

Brahma würdigte die Worte von Vishnu, faltete seine Hände voller Verehrung und verneigte sich demütig vor Lord Rudra, dem Gewährer aller Segen. Und mit dem Wunsch nach einem Sohn sprach er im Beisein von Vishnu:
Oh höchster Herr, wenn du zufrieden mit mir bist, der ich einen Sohn wünsche, dann werde du, oh Seele des Universums, mein Sohn oder gewähre mir einen Sohn wie du selbst, der meine Last tragen wird. Wenn du so gnädig bist, mir diesen Segen zu gewähren, dann begehre ich nichts anderes.

Als der Herr, der die Augen von Bhaga zerstörte, diese Bitte hörte, sprach er fromm und aufrichtig:
So sei es! Oh Bewahrer der guten Gelübde, wenn du von Zorn überwältigt wirst, weil du eine gewünschte Tat nicht vollenden kannst, dann werde ich aus deiner Stirn geboren (als ein freundlicher und hochbeseelter Rudra), als Einheit der elf Rudras, welche die vitalen Winde verursachen. Ich werde einen Dreizack in der Hand tragen und von meinem Gefolge begleitet sein.

Und nachdem er Brahma diese unvergleichliche Gunst gewährt hatte, sprach er zu Vishnu:
Auch dir wünsche ich, einen Segen zu gewähren.

Darauf antwortete der gesegnete Vishnu:
Oh Herr, wenn du mit mir zufrieden bist, dann ist so gut wie alles erreicht. Oh Gott, der von den Wolken getragen wird, möge meine Hingabe zu dir stets wohlgegründet sein.

Und der Herr antwortete:
Oh Vishnu, oh ewiger Herr, höre, wie ich mit dir zufrieden bin. Das ganze Universum, ob erleuchtet oder in Dunkelheit gehüllt, belebt oder unbelebt, soll in mir und dir erkannt werden. Ich bin die Sonne, und du bist der Mond. Ich bin der Tag, und du bist die Nacht. Ich bin die Wahrheit, und du bist das Gesetz. Du bist das Opfer, und ich bin die Frucht. Du bist die Erkenntnis, und ich bin das Erkennbare. Wenn tugendhafte Menschen deinen Namen singen, dann werden sie in mich eingehen, wenn du zufrieden bist. In der Welt gibt es kein besseres Ziel als dieses. Erkenne dich selbst als Natur (Prakriti) und mich als Geist (Purusha). Du bist die eine Hälfte meines Körpers, wie ich die andere Hälfte deines Körpers bin. Du bist meine linke Seite, die dunkel ist und das Srivatsa-Zeichen (den Endlosknoten) trägt. Ich bin deine rechte Seite, die blau und rot ist (Nilalohita). Oh Vishnu, du bist mein Herz, und ich bin in deinem Herzen. Du bist der Täter aller Taten, und ich bin der Initiator. So komm, oh Kind! Sei gesegnet, möge dir Gutes geschehen! Ich werde nun gehen, oh Lotusäugiger.

So sprach der große Herr zu Vishnu und verschwand vor dessen Augen. Und als der Herr verschwunden war, legte sich der erfreute Vishnu, der Herr der Erde, wieder auf sein Bett auf dem Meer nieder. Und Brahma, der lotusgeborene Gott mit den Lotusaugen setzte sich mit erfreutem Geist in seinem Lotus-Sitz nieder, der über alle Maßen erstrahlte.

Nach einer langen Zeit sprachen zwei unvergleichliche Brüder mit großer Kraft und Macht namens Madhu und Kaithabha zu Brahma „Du wirst unsere Beute!“ und verschwanden wieder. Als der lotusgeborene Gott ihre gewalttätige Absicht und ihre Größe erkannte, begann er, sich Sorgen darüber zu machen. Und weil er nicht wußte, wie die goldene Samenkapsel im Lotus zu öffnen war, noch einen anderen Ausweg kannte, ging er wieder durch den Lotusstengel in die Unterwelt. Und dort erblickte er auf dem Meer Vishnu mit einem Hirschfell als sein oberes Kleidungsstück. Er weckte ihn, und als er erwacht war, sprach er:
Oh Herr, ich werde von Geistern bedroht. Erhebe dich und rette mich! Sei mein Wohltäter.

Darauf sprach Vishnu, der Feindevernichter:
Du solltest dich nicht ängstigen und dir solche Sorgen machen! Weil du anfangs sagtest, daß dir eine Gefahr von Geistern (Bhutas) droht, so kannst du die Dämonen durch die Worte mit „Bhu“ töten.

Daraufhin gingen Bhur, Bhuvar und Swar (Erde, Luft und Himmel) in den selbstgeborenen Herrn ein. Und nachdem Brahma ihn umrundet hatte, kehrte er auf seinen Sitz zurück.

Als Brahma gegangen war, erschuf Lord Vishnu zwei Brüder namens Vishnu und Jishnu aus seinem Mund und gebot ihnen: „Ihr beide sollt Brahma beschützen, wenn Madhu und Kaithabha wieder erscheinen!“ Mittlerweile nahmen auch Madhu und Kaithabha ähnliche wie Vishnu und Jishnu Gestalt an. Und nachdem sie sich ähnlich verkörpert hatten, standen sie vor Brahma, blickten ihn an und befahlen ihm mit harten Worten: „Du sollt unser Richter sein, während wir kämpfen!“ Dann begaben sie sich in das Meer, das sie durch ihre Illusion bewegten, und ein wilder Kampf erhob sich, als sie gegeneinander fochten. Während dieses Kampfes vergingen tausend himmlische Jahre, doch ihr Stolz, ihre Leidenschaft und ihr Eifer im gegenseitigen Kampf ließen nicht nach. Wenn sie unterschiedliche Merkmale gehabt hätten, dann hätte man sie unterscheiden können. Aber sie trugen gleiche Formen, und aufgrund ihrer Ähnlichkeit wurde Brahma sehr verwirrt und begann zu meditieren. Durch seine himmlische Sicht erkannte er den Unterschied zwischen ihnen und band ein verstecktes Amulett aus den Staubfäden der Lotusblüte mit einem Gürtel um ihre Körper. Dann sprach er das Mantra („Bhu...“). Während er das Mantra sprach, erschien eine Jungfrau von universaler Gestalt. Der Glanz ihres Gesichts glich dem Glanz von Lotus und Mond, und in ihre Hand hielt die keusche Dame eine Lotusblüte. Bei ihrem Anblick wurden die beiden Dämonen höchst erschüttert, und ihre Gesichter wurden vor Furcht ganz bleich.

Mit süßen Worte sprach Brahma zu der Jungfrau:
Oh keusche Dame, sag mir die Wahrheit: Wer bist Du? Und wer sind deine Eltern?

Darauf faltete die Jungfrau ihre Hände, verehrte Brahma, sang eine Lobeshymne und sprach:
Wisse, daß ich eine Zauberin (Mohini) bin, die Illusion von Vishnu und seine Botschafterin. Oh Brahma, von dir gerufen (mit dem Mantra), bin ich unverzüglich hierhergekommen.

Brahma war höchst erfreut, verlieh ihr Namen und sprach:
Weil du hiergekommen bist, als ich das Mantra gesprochen hatte, sollst du Mahavyahriti (der große Spruch) heißen. Weil du aus meinem Kopf erschienen bist, wirst du auch Savitri genannt. Und obwohl du als Eines geboren wurdest, sollst du vielfältig werden. Oh glücksverheißende Dame, durch meine Gnade sollst du diese und viele weitere Namen tragen, die von deinem Wirken abgeleitet werden.

Als die beiden Dämonen auf diese Weise erschüttert waren, baten sie um den Segen: „Uns soll der Tod an einem Ort treffen, der unbedeckt (vom Meer) ist. Dann wünschen wir, als deine Söhne wiedergeboren zu werden.“ Und mit den Worten „So sei es!“ wurden sie ins Reich von Yama geschickt, Kaithabha von Vishnu und Madhu von Jishnu. Auf diese Weise wurden diese beiden Dämonen von Brahma, Vishnu und Jishnu gemeinsam getötet. (siehe auch Harivamsha Purana 3.13)

Erfahre nun auch, wie der große Herr als Sohn von Brahma geboren wurde. Als der Kampf zwischen Madhu und Kaithabha gegen Vishnu und Jishnu beendet war, sprach Brahma zu Vishnu:
Heute sind hundert Jahre vorüber. Nachdem nun das Meer mit Wellen so aufgewühlt wurde, ist es an der Zeit wieder zur Welt zurückzukehren. Der große Herr bewirkte die universale Auflösung, wodurch sich alle belebten und unbelebten Geschöpfe in die unentfaltete Natur zurückgezogen hatten. Oh Vishnu, oh Vermehrer des Wohlergehens, sei gesegnet! Nachdem das Meer von dir so aufgewühlt wurde, sage mir, was ich für dich tun kann.

Und Vishnu antwortete:
Oh goldener Lotusgeborener, höre meine Worte. Der Segen, den du vom Herrn durch den Wunsch nach einem Sohn erhalten hast, trägt bald seine Früchte, und du wirst (durch diesen Sohn) von deiner Verpflichtung befreit. Nun laß die vier Arten der Lebewesen entstehen und gib deine eigene Anstrengung auf.

Der lotusgeborene Gott Brahma empfing diesen Hinweis von Vishnu und richtete seinen Geist auf die Schöpfung von Untertanen. Dafür übte er strenge Askese. Doch während er diese Askese übte, geschah gar nichts. Und als eine lange Zeit verflossen war, wuchs durch die Qual sein Ärger. Und aus seinen vom Ärger erregten Augen fielen Tränentropfen. Aus diesen Tränen verkörperten sich giftige Schlangen mit Wind, Galle und Schleim in ihrem Körpersaft. Sie waren von großer Stärke und mit Swastika-Zeichen und wildem Haar bedeckt. Als Brahma die zu Beginn geborenen Schlangen sah, beklagte er sich: „Wenn das die Frucht ist, dann Schande auf meine Askese!“

So entstand zu Beginn der Schöpfung zunächst keine fruchtbare Nachkommenschaft, und Brahma wurde von einer schweren Sinnlosigkeit ergriffen, die aus seinem Zorn und Ärger entstand. Und aufgrund des Fiebers dieser Sinnlosigkeit, verließen ihn die Lebenswinde (und er wurde ohnmächtig). Aus seinem Körper manifestierten sich elf Seelen, die elf Rudras, die aus Mitleid weinten. Denn weil sie laut weinten, wurden sie als Rudras (die „Heulenden“) bekannt. Rudras sind Lebenswinde (Pranas), und Lebenswinde sind Rudras. Diese Lebenswinde befinden sich in allen Lebewesen. Und diese Lebenswinde gab der Dreizack tragende Gott dem Großen und Gewaltigen zurück, der gute Taten vollbracht hatte. Daraufhin erschien aus der Stirn von Brahma ein Wesen, das mit den elf Rudras identisch war. So wurde der Herr, der Brahma seine Lebenswinde zurückgab, sein Sohn. Und als Brahma wieder lebendig wurde, sprach Rudra voller Freude zu ihm:
Oh Brahma, dein Wusch geht in Erfüllung. Erkenne dich selbst und mich als deinen Sohn Rudra. Segne mich mit deiner Gnade.

Als er diese Worte hörte, die seinem geistigen Wunsch entsprachen, war Brahma höchst erfreut. Seine Augen strahlten mit dem Glanz einer voll erblühten Lotusblume, und er kehrte ins Leben zurück. Und Lord Brahma, der wie reines Gold erglänzte, sprach mit freundlich majestätischen Worten:
Oh Gesegneter, du erfreust meinen Geist. Sag, wer bist du, der in elf Formen getrennt wie die verkörperte Glückseligkeit des Universums vor mir steht?

So von Brahma mit dem grenzenlosen Glanz angesprochen verehrte ihn Rudra zusammen mit seinen Söhnen und sprach:
Oh Brahma, ich wurde einst von dir und Vishnu um folgenden Segen gebeten: „Oh Herr, sei mein Sohn oder gewähre mir einen Sohn, der dir gleich ist und meine Last tragen kann.“ Oh Herr der Götter, alle Wesen, die in diesem Universum geboren wurden, sollten das Handeln pflegen. So wirf deine Trägheit ab und erschaffe die Welten!

Darauf sprach Brahma mit freudigem Geist zu Rudra:
Um mir zu helfen, erschaffe die Wesen zusammen mit mir. Denn du bist der Sämann des Samens aller Lebewesen. Sei bereit für dieses Werk!

Und Rudra akzeptierte diese Bitte und sprach „So sei es!“. Dann erschuf Brahma, in ein Hirschfell gekleidet, zuerst die Gedanken und danach die Erinnerungskraft der Lebewesen. Dann erschuf er Sarasvati, die Sprache in vielfältigen Formen. Danach erschuf der höchst Strahlende sieben geistige Söhne namens Bhrigu, Angiras, Daksha, Pulastya, Pulaha, Kratu und Vasishta, sowie auch körperliche Söhne, die ihm gleich waren. Auf dem weiteren Weg wurden die wunscherfüllenden Kühe aus seinem Mund geboren und die Veden mit dem heiligen OM aus seinem Kopf. Dann erschuf Brahma, der Große Vater der Welten, die Götter und alle anderen Wesen, die bereits aufgezählt wurden. Zu seinen geistgeborenen Söhnen wie Daksha usw. sprach er: „Möge euch Gutes geschehen! So zeugt mit der Kraft von Rudra all die Lebewesen!“ Und so näherten sich die Stammväter dem Rudra und sprachen: „Oh Herr, oh Maheshvara, wir wünschen mit deiner Kraft Nachkommen zu zeugen. Das ist der Wunsch von Brahma.“ Und Lord Rudra antwortete: „Oh ihr göttlichen Söhne von Brahma, empfangt den Lebensatem von mir! Zeugt damit meine Söhne, die Brahmanen, die Besten der Erstgeborenen. Dann zeugt auf meine Bitte die sieben Arten der Wesen von Brahma bis zum Grashalm. Sie sollen von meiner Natur sein. Seid alle gesegnet!“ Darauf sprachen sie zu Rudra, dem Dreizack tragenden höchsten Herrn: „Oh Herr, alles geschehe nach deinem Willen.“

Nachdem sie den Segen von Rudra erhalten hatten, sprachen die Stammväter zum edlen Daksha: „Oh Herr, du bist der Beste der Stammväter. Mit dir an der Spitze und deinem Segen wollen wir die Nachkommen erschaffen!“ Daksha war einverstanden, antwortete „So sei es!“ und begann mit ihnen das Werk der Schöpfung. So initiierte Brahma mit der Kraft von Rudra die primäre Schöpfung.

Und so geschah es auch, daß nach dem Ende des siebenten Kalpas (im 33. Brahma-Jahr?) Sanatkumara und Ribhu geboren wurden. Aber sie verweilten als Bewohner des Tapaloka (im Reich der Yogis). Deshalb schuf der Herr noch andere große Heilige als seine geistgeborenen Söhne.


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