3.13. Der Segen für Madhu und Kaithabha

Vaisampayana sprach:
Nachdem die Nacht von Brahma nach tausend Mahayugas vergangen war und ein neues, goldenes Satya-Yuga anbrach, erhob sich die natürliche Qualität der Trägheit (Tamas), und aus ihr wurde der große Dämon Madhu geboren. Kurze Zeit danach nahm ein zweiter Dämon namens Kaithabha seine Geburt aus der natürlichen Qualität der Leidenschaft (Rajas), um Madhu zu helfen. Und diese beiden mächtigen Dämonen, Madhu und Kaithabha, die verschiedenste Formen annehmen konnten und Trägheit und Leidenschaft verkörperten, begannen, das ausgedehnte Urmeer aufzuwühlen und in Bewegung zu bringen. Sie waren in schwarze und rote Kleider gehüllt und zeigten ihre schrecklichen Zähne, die blendend weiß strahlten. Sie waren von ihrem Stolz berauscht und mit glänzenden Armreifen und Ornamenten geschmückt. Mit fürchterlich roten Augen, breiter Brust, mächtigem Kopf und kraftvollen Armen erschienen sie in ihre Rüstungen gehüllt wie zwei lebendige Berge. Ihre Hautfarbe war so dunkel wie Regenwolken und ihre Gesichter so strahlend wie die Sonne. In ihren Händen hielten sie mächtige Keulen wie Blitze aus Gewitterwolken. Die beiden Dämonen erschienen höchst furchterregend, als sie durch das Urmeer wateten, das Wasser aufwühlten und den schlafenden Hari weckten. So spielten sie mit dem Lotus, in dem sich das ganze Universum öffnete, und erblickten darin den mächtigen Brahma, den Besten der Yogis, mit einem strahlenden Körper. Und als sie Brahma sahen, wie er auf Geheiß von Narayana in diesem Lotus die ganze Vielfalt der Geschöpfe mit den Göttern und seinen geistgeborenen Söhnen, den Rishis, hervorbrachte, sprachen diese beiden großen Dämonen, Madhu und Kaithabha, im Stolz auf ihre Kraft mit zornesroten Augen und voller Begierde nach Kampf:
Du trägst die strahlende Krone eines Königs und sitzt mit vier Gesichtern furchtlos auf dem Lotusthron. Wer bist du, der uns aus Unwissenheit mißachtet? Komm, und kämpfe mit uns! Wir sind mächtige Helden, und du wirst uns im Kampf nicht besiegen können. Nenne uns deinen Namen und deine Abstammung! Wer hat dich zum König ernannt und unter wessen Schutz stehst du?

Und Brahma antwortete:
Ich stamme von Ihm ab, der in der Welt unbegreiflich ist. Durch seine Yoga-Kraft wurde ich aus der Höchsten Seele geboren. Doch wer seid ihr und was ist eure Aufgabe?

Darauf sprachen die beiden Dämonen:
Oh du Kluger, es gibt in dieser Welt niemanden, der uns überlegen wäre. Wir erfüllen das ganze Universum mit Trägheit und Leidenschaft (Rajas und Tamas). Wir verkörpern diese beiden natürlichen Qualitäten und bedrängen die Entsagenden mit Leidenschaft und die Tugendhaften mit Illusion. Du solltest wissen, daß wir von den Geschöpfen nicht zu besiegen sind. Wir werden an jedem Schöpfungstag geboren und beherrschen die Welt. Wir regieren über Reichtum, Gewinn, Opfer und alle Arten von Gaben. Was auch immer die Wesen an Glück, Freude, Wohlstand, Entwicklung und Gutem erlangen, erhalten sie durch uns.

Und Brahma antwortete:
Durch geistige Vertiefung habe ich Ihn, den Ersten der Yogis, wahrhaft erkannt und lebe nun voller Hingabe in seiner vollkommenen Güte (dem Sattwa). So sucht den Kampf mit dem Herrn selbst. Er ist die unvergängliche Güte, das Ziel aller Yogis, und der Schöpfer der drei natürlichen Qualitäten. Er ist der Urgrund der ganzen Schöpfung, und aus ihm entstehen alle Geschöpfe, die von den drei natürlichen Qualitäten (Sattwa, Rajas und Tamas) erfüllt sind. Er wird euch im Kampf besiegen.

(Matsya-Purana: Auf diese Worte hin streckte der mächtige Vishnu durch seine Illusionskraft während des Schlafes seine Arme aus und ergriff beide Dämonen, so daß sie wie zwei gigantische Vögel erschienen, die in seinen Händen gefangen waren.) Daraufhin verneigten sich Madhu und Kaithabha vor dem Herrn der Sinne, aus dessen Nabel der Lotus wuchs, welcher sich viele tausend Yojanas ausdehnte. Und sie sprachen:
Oh Höchstes Wesen, wir haben gehört, du bist der alleinige Urgrund für die Entstehung des ganzen Universums. Oh Herr, dann kennst du uns gut und weißt, daß wir mit unserem Charakter geboren wurden, um dich zu verehren. Oh Feindevernichter, auch wir wünschen, dich mit klarer Sicht als die ewigwahre Gottheit zu erkennen, wie die Weisen dich erkannten. Oh Unbesiegbarer, wir verehren dich und bitten um deinen Segen.

Und der Herr antwortete:
Oh ihr Besten der Dämonen, sagt mir schnell, welchen besonderen Segen ihr wünscht? Wollt ihr vielleicht länger leben als die Zeit, die ich euch zugeteilt habe? Oh ihr höchst Mächtigen, ihr beide erhaltet das, was für euch bestimmt ist. Ihr seid hochbeseelte und mächtige Kämpfer, und durch meine Gunst könnt ihr nur durch meine Hand geschlagen werden.

Darauf baten Madhu und Kaithabha:
Oh Herr der Götter, wir wollen deine Söhne sein und an einem Ort sterben, wo niemand auf den Tod trifft. Das ist der Segen, um den wir bitten.

Und der Herr antwortete:
Wahrlich, im nächsten Schöpfungszyklus (Kalpa) werdet ihr als meine Söhne geboren. Daran soll es keinen Zweifel geben.

So verlieh der ewige Herr seinen Segen diesen Besten der Dämonen, Madhu und Kaithabha, die als Verkörperungen von Trägheit und Leidenschaft mächtiger als der Schöpfergott Brahma waren. Dann zog sie Hari, der Vernichter der Götterfeinde und Erhalter des Universums, auf seine Schenkel und schlug ihnen die Köpfe ab.