Pushpak Vayu PuranaZurück WeiterNews

1.21. Die kosmologische Entwicklung der Kalpas

Suta sprach:
Unter all den Heiligen, die so strahlend wie Feuer im Naimisha-Wald wohnten, war ein Weiser namens Savarni, der in den Veden wohlgelehrt war. Stellvertretend für alle anderen näherte er sich demütig Vayu, dem höchst majestätischen Gott, der den Ort besuchte, um den Verehren seine Gunst zu gewähren. Und Savarni fragte ihn redegewandt:
Oh alldurchdringender Herr, wir wünschen von dir, der du alles betrachtest (bzw. spürst), die Legenden der Puranas zu hören, die den Veden ebenbürtig sind. Wie zeugte Brahma aus seiner Stirn den so strahlenden Lord Rudra als seinen Sohn? Wie wurde Lord Brahma aus einem Lotus geboren? Wie gewann sein Sohn Sharva den Status von Rudra? Wie geschah es, daß Vishnu so unvergleichliche Liebe zu Rudra hegt? Es gibt doch keinen Zweifel, daß die Götter stets singen: „Alle Götter und Geisterwesen sind Formen von Vishnu. Es gibt kein höheres Ziel, als Vishnu zu erreichen.“ Warum widmet sich jemand wie Vishnu beständig der Verehrung von Bhava (Rudra)?

So befragt, sprach Vayu zu Savarni:
Oh Heiliger, du hast eine sehr vorzügliche Frage zur rechten Zeit gestellt. So höre nun eine ausführliche Erklärung von mir, wie Rudra ein Sohn von Brahma wurde, wie Brahma aus dem Lotus entstand, wie Shankara zu Rudra wurde, warum es diese intensive Liebe zwischen Vishnu und Rudra gibt, und warum sich Vishnu stets vor Shankara verneigt. Ich werde es auf rechte Weise erklären.

Oh bester Brahmane, nach der Auflösung des letzten Manwantaras (der letzten Epoche eines Manus) ging das siebente Kalpa namens Padma zu Ende (vermutlich das 7. Kalpa im gegenwärtigen Brahma-Jahr). Das gegenwärtige Kalpa heißt Varaha. Ich werde die Kalpas ausführlich beschreiben.

Da frage Savarni:
Nach welcher Zeitspanne beginnt ein Kalpa? Und wie lange besteht ein Kalpa? Bitte erkläre mir das, denn ich möchte es gern wissen.

Und Vayu antwortete:
Ich werde dir auf rechte Weise die Zeitspanne von sieben Manwantaras erklären. Verstehe es kurzgefaßt so: Ein halbes Kalpa besteht aus 2.862 Crores und 7 Millionen Jahren (also 28.627.000.000 (28627000000) Jahre, siehe auch Linga-Purana 4.41). Dies sei die Basis für die Berechnung der Jahre eines Kalpas. Die Vielfachen und Unterteilungen wurden bereits zuvor beschrieben. Der Übertrag an Jahren wäre dann 178 Crores, 9 Millionen und 200 Tausend (1.789.200.000 (1789200000) Jahre). Dies sollte als Zeitspanne des Kalpas bis zum (gegenwärtigen) Vaivaswata Manwantara nach menschlicher Berechnung bekannt sein, und das halbe Kalpa verdoppelt sich dann. Genau das ist auch die Zeitspanne für die sieben zukünftigen Manwantaras. Dies sollte man als einen Tag von Brahma kennen. Die Zeitspanne beträgt 58 Millionen und 8 Tausend und weitere 84 Prayuta (??? 889.800.000 (889800000) oder 8.089.800.000 (8089800000) Jahre). Man sollte auch wissen, daß die Zeitspanne eines Manwantaras der Lebenszeit der Sieben Heiligen, der Götter mit Indra an der Spitze und des Manu als Stammvater der Menschen entspricht. Alle anderen Götter, die Sadhyas, Göttergruppen und Viswadevas leben über ein ganzes Kalpa. Das gegenwärtige Kalpa wird Varaha genannt und besteht aus 14 Manwantaras mit dem Manu Swayambhuva beginnend. (Text und Zahlen sind seltsam und entsprechen nicht den üblichen Berechnungen wie in Kapitel 1.57 oder anderen Puranas: 1.789.200.000 (1789200000) = 7 x 71 x 360 x 10.000, dann entspräche 1 Mahayuga = 10.000 Götterjahre und nicht wie üblich 12.000, also ein halbes Kalpa mit 7 Manwantaras mit 71 Yuga-Zyklen aus 10.000 Götterjahren, und 16 x 1.789.200.000 (1789200000) = 28.627.200.000, (28627200000) das wären dann die Menschenjahre für 8 ganze Brahma-Tage.)

Da fragten die Heiligen:
Warum wird dieses Kalpa „Varaha“ („Eber“) genannt? Warum wird der Herr als Eber verehrt? Wer ist dieser Eber, woher kommt er, was ist sein Wesen und warum wurde er geboren? Das möchten wir gern erfahren.

Und Vayu antwortete:
Ich werde es erklären, wie ich es gesehen und gehört habe, wie Varaha geboren wurde, was das Ziel war, warum dieses Kalpa so benannt wurde, was ein Kalpa verkörpert, und wie sich die Kalpas entwickelten.

Bhava gilt als das erste Kalpa zu Beginn der Welt. Man sollte wissen, das Lord Ananda („Freude“) selbst darin wohnte. Es war von göttlichem Ursprung und wurde zum göttlichen Sitz von Brahma. Danach folgten die Kalpas Bhuva, Tapas, Bhava, Rambha, Ritu, Kratu, Vahni, Havyavahana, Savitra, Bhuva, Usika, Kushika und das 14. Kalpa war Gandharva, als die gleichnamige Musiknote in die Welt kam, und die Gandharvas geboren wurden. Oh ihr Brahmanen, danach folgten die Noten Risabha und Sadja, während die sechs Arten der Heiligen und die sechs Jahreszeiten als geistige Söhne von Brahma geboren wurden. Die Musiknote Sadja ist tief und laut wie der Ozean, und mit ihr wurde auch Lord Maheshvara geboren. Das 17. Kalpa hieß Marjaliya („Erdaufwurf“), weil das die Tat war, womit die Welt von Brahma geschaffen wurde. Das 18. Kalpa war Madhyama, womit die gleichnamige Note auf der Tonleiter geehrt wurde und sich in allen Wesen aus dem selbstgeborenen Gott (Brahma) erhoben hatte. Das 19. Kalpa hieß Vairajaka, in dem Lord Vairaja, ein Sohn von Brahma, der erste Manu war. Sein Sohn war der tugendhafte und gerechte Dadhichi, und dieser strahlende Stammvater wurde zum Herrn der Götter. Als der Stammvater Dadhichi ein Opfer durchführte, verliebte sich Gayatri in ihn, und aus dieser Liebe wurde eine wunderschöne Musiknote (Nisada?) als Sohn von Dadhichi geboren. Das 20. Kalpa wurde ihm zu Ehren Nisada genannt. Als Brahma ihn sah, hörte er auf, zu schöpfen. Doch um Nachkommen zu schaffen, übte Nisada tausend himmlische Jahre strenge Askese mit beherrschten Sinnen und ohne Nahrung. Dann sprach der strahlende Brahma, der Große Vater aller Welten „Setz dich nieder!“, weil er ununterbrochen mit erhobenen Armen stand, hungrig und durstig, schwach und abgezehrt durch seine Buße. Und weil Brahma diesen asketischen Sohn zum Hinsetzen aufforderte, wurde er als Nisada bekannt, wie auch die Musiknote heißt. (Es wird hier zwar von Kalpas, also Brahma-Tagen gesprochen, aber vermutlich sind Brahma-Jahre gemeint, also das Alter von Brahma in Jahren.)

Oh ihr Brahmanen, das 21. Kalpa sollte man als Panchama kennen. Darin wurden die fünf vitalen Winde Prana, Apana, Samana, Udana und Vyana als geistige Söhne von Brahma geboren und waren ihm volkommen gleich. Der große Herr wurde von ihnen mit preisenden Worten verehrt. Und als die Hochbeseelten seine Lobeshymnen im Chor sangen, erklang die fünfte Note (Panchama) der Tonleiter. Deshalb wurde das Kalpa Panchama genannt. Das 22. Kalpa sollte man als Meghavahana kennen, als der starkarmige Vishnu eine Wolke wurde und über tausend himmlische Jahre den in Tierhäute gekleideten Lord (Shiva) trug. Aus dem Mund von Vishnu, der von dieser Last überwältigt nach Luft schnappte, entstand Kala (die Zeit) von gewaltiger Größe, die zur Vergänglichkeit der Welt wurde. Deshalb wird er von den Brahmanen auch Vishnu genannt, der Sohn von Kasyapa. Das 23. Kalpa sollte man als Chintaka kennen. Chiti war der glorreiche Sohn von Brahma. Als Brahma über Zwillinge meditierte, wurden Chiti und Cinta geboren. Deshalb wurde das Kalpa vom selbstgeborenen Herrn Chintaka genannt.

Das 24. Kalpa heißt Akuti. Akuti und Devi waren Zwillinge. Und weil Brahma Akuti bat, Nachkommen zu zeugen, sollte er als ein Mann betrachtet werden, und das Kalpa wurde nach ihm benannt. Das 25. Kalpa war Vijnati. Die Göttin gebar Vijnati ein Zwillingspaar. Während er im Geiste mit dem Wunsch nach einem Sohn meditierte, dämmerte die spirituelle Erkenntnis in ihm. Deshalb wurde er Vijnati genannt. Das 26. Kalpa hieß Manas, und seine Göttin Shankari gebar ihm ein Zwillingspaar. Weil er über Nachkommen nachdachte und sich welche wünschte, geschah diese geistige Empfängnis. Und weil er von Brahma zum Zeugen der Nachkommen geschaffen wurde, wurde er zum Symbol der sexuellen Empfängnis zum Zweck der Nachkommenschaft.

Das 27. Kalpa hieß wieder Bhava, und die Göttin Paurnamasi gebar ihm Zwillinge. Als der große Schöpfergott Brahma mit dem Wunsch nach Schöpfung über das große Selbst und die Gottheit meditierte, wurde das Feuer (Agni) zu einem großen Wirbel, der von gewaltigen Strahlen umgeben war. Sein Körper wurde so groß, daß es Erde und Firmament umhüllte und umstrahlte. Und als nach tausend Jahren alles von Licht erfüllt war, sah er, wie eine aufgehende Sonne alles überstrahlte. Und weil Brahma den Gott der Sonne erkannte, der für gewöhnliche Wesen unsichtbar war, und weil er sich an die Yogas und Mantras erinnerte, die sich mit dem Licht erhoben und sichtbar wurden, bekam dieses Kalpa auch den Namen Darsha. Und weil Soma, der Vollmond, den Geist von Brahma, dem Großen Vater, erfüllt hatte, heißt es auch Paurnamasi. Deshalb betrachten Yogis die Neu- und Vollmondtage als höchst wichtige Tage im Monat, um ihr großes Ziel zu erreichen. Und ein Zweifachgeborener, der das Darsha und Paurnamasa (Neu- und Vollmond) Opfer vollbringt, muß niemals aus der Region von Brahma zurückkehren. Wer ohne das große Opfer vollbracht zu haben stirbt oder den Weg der Helden auf dem Schlachtfeld geht, sollte seinen Geist konzentrieren und langsam folgendes Mantra wiederholen:
„Oh Agni, du bist Rudra, Asura. Du bist die Erde und der Himmel. Du bist Shiva, und auf Bitten herrschst du über den Atem. Du bist die Sonne und zerschneidest unsere Fesseln mit deinem strahlenden Schwert.“ (Siehe auch Rig-Veda 2.1.6, Tvam Agne Rudro Asuro...)

Ein Zweifachgeborener sollte dieses Mantra mit Freude in seinem Geist wiederholen. Wenn er dann ins Feuer eingeht, erhebt er sich in das Reich von Rudra. Die heiligen Schriften sagen, das Feuer ist der Mond und die beiden Herrscher Kala und Rudra. Wer also ins Feuer eingeht, muß von Rudra nie wieder zurückkehren.

Das 28. Kalpa ist als Brihat bekannt. Während Brahma mit dem Wunsch nach Söhnen und anderen Geschöpfen im Geiste über das Brihat und Rathantara Saman meditierte, verkörperte sich das Brihat Saman ringsumher. Deshalb nennen jene, die über die Wahrheit meditieren, dieses Kalpa Brihat. Rathantara sollte man als die große Sphäre der Sonne kennen, die sich über 88.000 Yojanas erstreckt. Deshalb gilt diese Sphäre als so undurchdringlich wie das Welten-Ei. Das Brihat Saman durchbrach diese Sphäre der Sonne. Und Brahmanen mit beständigen Gelübden, die ihr Selbst im Yoga vertiefen, durchbrechen ebenfalls diese Sphäre und erreichen das große Ziel. Deshalb vereint das Rathantara auch andere Kalpas.

Damit habe ich die spirituelle Weisheit erklärt, wie vielfältig man die Natur betrachten kann. Im Weiteren werde ich noch ausführlicher über die Kalpas sprechen.


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