Pushpak Vayu PuranaZurück WeiterNews

1.57. Das Wesen der Zeit und das Treta-Yuga

Die Heiligen sprachen:
Wir möchten noch vom Wesen und der Wirklichkeit der Zyklen aus den vier Yugas erfahren, wie sie im Swayambhuva Manwantara entstanden.

Und der Suta sprach:
Während der Beschreibung der Erde habe ich die vier Yugas bereits erwähnt. Ich werde nun noch ausführlicher darüber sprechen. Versteht es wohl! Und nach der Berechnung von allen und ihrer detaillierten Beschreibung werde ich auch ihre sechs Aspekte behandeln, nämlich Yuga (Zeitalter), Yugabheda (Unterschiede), Yugadharma (Wesen), Yugasandhi (Übergänge), Yugamsha (Teile) und Yugasandhana (Verbindung).

Das menschliche Jahr kann man durch gewöhnliches Wissen verstehen. Und auf dieser Rechenbasis werde ich dann die vier Yugas erklären. - Nimesha, Kastha, Kala und Muhurtas sind die Einheiten der Zeit. Die Zeit, die man für das Aussprechen einer kurzen Silbe benötigt, gilt als ein Nimesha (0,2sek). Fünfzehn Nimeshas sind ein Kastha (3,2sek), dreißig Kasthas ein Kala (1,6min), dreißig Kalas ein Muhurta (48min) und dreißig Muhurtas ein Tag und eine Nacht. Die Sonne begrenzt die menschlichen wie auch die göttlichen Tage. Der Tag ist für die Tätigkeit da und die Nacht für den Schlaf.

Ein menschlicher Mond-Monat ist ein Tag und eine Nacht für die Ahnen, wobei die dunkle Hälfte ihr Tag ist und die helle Hälfte ihre Nacht zum Schlafen. Entsprechend sind dreißig Menschen-Monate ein Ahnen-Monat. Und nach menschlicher Berechnung sind 360 Monate ein Jahr der Ahnen. Das bedeute, daß 100 Menschenjahre für die Ahnen nur drei Jahre und vier Monate sind.

In gleicher Weise ist ein Menschenjahr wie ein Tag und eine Nacht für die Götter. Das sagen die heiligen Schriften. Die helle Jahreshälfte der Menschen ist der Tag für die Götter und die dunkle Jahreshälfte ihre Nacht. Dreißig Menschenjahre sind dreißig Göttertage und bilden einen Göttermonat. Entsprechend sind 100 Menschenjahre drei Monate und drei Tage für die Götter. Das ist die göttliche Sicht auf die Einheiten der Zeit. 360 Menschenjahre sind ein Jahr für die Götter. 3.030 Menschenjahre sind ein Jahr für die Sieben Heiligen (im Sternzeichen des Großen Wagen: die Differenz der äußeren Sterne Alkaid und Merak beträgt ungefähr 42°. Bezüglich der Präzession von 1° in 72 Jahren wären das 42*72=3.024 Jahre). 9.090 Menschenjahre sind ein Krauncha Jahr (Brahmanda Purana: für Dhruva, der um ca. 2.800 BC der Polarstern war, und ca. 9.000 vorher war es der Stern Vega.). Und 36.000 Menschenjahre sind 100 Götterjahre. So berechnet man die göttlichen Zeiteinheiten.

(Aus geistiger Sicht geht es vermutlich auch darum, daß das Leben um so weiter wird und länger währt, je höher man geistig in den Welten steigt. Und je weiter man in der irdischen Welt der trägen Materie lebt, um so kürzer wird das Leben, um so träger wird die Zeit und um so länger dauert auch das Kali-Yuga. Nach dem vorliegenden Text könnte man sich folgende Faktoren und Welten vorstellen:
- Menschen x 1 => Bhurloka / Erde
- Ahnen x 30 => Bhuvarloka / Luftraum
- Götter x 360 => Swarloka / Himmel
- Sieben Heilige x 3.030 => Maharloka / Bereich der Heiligen
- Krauncha x 9.090 => Janaloka / Bereich der Söhne von Brahma
- Manu x 4.320.000 (4320000) => Tapaloka / Bereich der Yogis
- Brahma x 3.311.400.000.000 (3311400000000) => Brahmaloka / Bereich von Brahma)

Auf diese Weise sangen die Weisen über die göttliche Sicht der Zeit und haben auf dieser Grundlage die Berechnung der Yugas formuliert. Die Gelehrten wissen, daß es im Bharata-Varsha vier Yugas gibt. Das erste ist das goldene Krita-Yuga und danach folgen Treta, Dwapara und Kali. Diese Reihenfolge sollte man sich gut merken. Sie sagen, daß das goldene Krita-Yuga aus 4.000 (Götter-) Jahren besteht und die Übergangszeit davor und danach aus 400 Jahren. In den übrigen Yugas reduzieren sich diese Zeiten um jeweils 1.000 und 100 Jahre. So besteht das silberne Treta-Yuga aus 3.000 Jahren mit einer Übergangszeit von 300, das bronzene Dwapara aus 2.000 Jahren mit einer Übergangszeit von 200 und das eiserne Kali-Yuga aus 1.000 Jahren mit einer Übergangszeit von 100 Jahren. Dieser ganze Zyklus erstreckt sich über 12.000 Jahre und wird ein „Mahayuga“ genannt, das aus den vier Yugas von Krita, Treta, Dwapara und Kali besteht. Doch in dieser Welt beruht die Berechnung der Jahre auf menschlichen Zeiteinheiten, und so nenne ich euch nun auch die Berechnung nach dieser Art. Dann hat das Krita-Yuga eine Länge von 1.440.000 (1440000) Jahren (360*4.000), und die folgenden Yugas reduzieren sich jeweils um ein Viertel des Krita-Yugas. Alle vier Yugas haben damit eine Gesamtlänge von 3.600.000 (3600000) Jahren. Das ist allerdings die Berechnung ohne die Übergangszeiten. Mit den jeweiligen Übergangszeiten sind es 4.320.000 (4320000) Menschenjahre (360*12.000). 71 solcher Mahayugas aus Krita, Treta, Dwapara und Kali bilden ein Manwantara (die Epoche eines Manus). Entsprechend besteht ein Manwantara aus 306.720.000 (306720000) Menschenjahren. Diese Anzahl der Jahre für ein Manwantara wurde von den Zweifachgeborenen berechnet, die darin Meister waren. Und damit habe ich die Länge der Yugas und Manwantaras erklärt.

Die Yugas beginnen stets mit dem ersten (Krita) über 4.000 Jahre, und danach folgen die anderen Yugas, die ich bereits nannte, nämlich Treta, Dwapara und Kali. Als ich damals die Stämme der Heiligen beschrieb, habe ich die Yugas nicht ausführlicher erklärt, weil man nicht zwei Dinge auf einmal erklären kann. Zu Beginn des silbernen Treta-Yugas haben Manu und die Sieben Heiligen unter der Führung von Brahma die heiligen Riten der Veden und Smritis (Gesetzbücher, Epen, Puranas etc.) verbreitet. Die Sieben Heiligen verbreiteten die vedischen Riten wie Hochzeit, Feueropfer und ähnliches auf Basis des Rig, Saman und Yajur. Und der Swayambhuva Manu verkündete die traditionellen Lebensregeln auf der Grundlage der Smritis über die Aufgaben der verschiedenen Kasten und Lebensweisen. Die Sieben Heiligen und Manu waren mit Wahrhaftigkeit, Keuschheit, Weisheit und Buße gesegnet. Sie vollbrachten ihre Buße in Übereinstimmung mit den Geboten der Heiligen. Deshalb manifestierten sich ihnen zu Beginn des Treta-Yugas die Mantras von selbst, ohne daß sie körperlicher oder geistiger Anstrengung bedurften. Es waren jene Mantras, die im ersten Kalpa zusammen mit dem heiligen OM und anderen bereits vor den Göttern erschienen sind. Als die übernatürlichen Fähigkeiten (Siddhis) schwanden, begannen diese zu wirken. So manifestierten sich tausende Mantras aus dem vergangenen Kalpa erneut in ihrem Intellekt. Auf diese Weise verbreiteten die Sieben Heiligen die Mantras des Rig, Yajur, Saman und Atharvan, und Manu verbreitete die Riten entsprechend den Smritis. Zu Beginn des Treta waren die Veden ein ungeteiltes Ganzes, weil das Dharma noch vollständig herrschte. Erst im bronzenen Dwapara-Yuga wurden sie wegen der verkürzten Lebenszeit unterteilt.

Auch im Dwapara und Kali Yuga werden die unsterblichen Heiligen und Götter durch die Askese des selbstgeborenen Gottes geschaffen. Sie folgen ihrem rechtmäßigen Verhalten entsprechend ihres Stammes und vollbringen die entsprechenden Riten in den verschiedenen Yugas. So entfalten die vedischen Texte in jedem Zeitalter die passenden Bedeutungen. Die Abenteuerreise war das Opfer der Kshatriyas, die Darbringung von Ghee und anderer Nahrung war das Opfer der Vaisyas, das Dienen war das Opfer der Shudras, und das Singen der Mantras (Japa) war das Opfer der Brahmanen. Damit haben sich alle Kasten im Treta-Yuga erfreut, waren von Gerechtigkeit und Tugend beschützt, bewahrten die heiligen Riten und lebten glücklich, blühend und mit Nachkommen gesegnet. Die Kshatriyas achteten die Brahmanen, die Vaisyas die Kshatriyas und die Shudras die Vaisyas. Die Menschen arbeiteten zusammen und ergänzten sich gegenseitig. Entsprechend waren ihre Werke, die heiligen Riten und Aufgaben der Kasten und Lebensweisen in Gedanken, Worten und Taten erfolgreich und heilsam. Im Treta-Yuga geschahen alle Werke ohne Hindernisse, alle Menschen erfreuten sich an der gleichen Lebenspanne, einem guten Geist, Stärke, Schönheit, Gesundheit und Gerechtigkeit. Brahma bestimmte die Pflichten der verschiedenen Kasten und Lebensweisen. Aber aus wachsender Unwissenheit begannen die Menschen nach und nach, von den heiligen Riten abzuirren. Sie diskutierten und stritten miteinander, und begaben sich zu ihrem Stammvater Manu. Und Manu, der Sohn von Brahma, erkannte den Grund ihrer Probleme. So zeugte er mit seiner Gattin Satarupa zwei Söhne namens Priyavrata und Uttanapada, die zu den ersten beiden Königen wurden. Daraus entstanden die Linien der Könige, die den Stab der Herrschaft schwangen. Und weil sie damit ihre Untertanen erfreuten, wurde diese Könige „Rajas“ genannt.

Um die schwer zügelbaren Menschen, die im Verborgenen Sünde begehen, zu kontrollieren und zu beherrschen und das System der Gerechtigkeit auf Erden zu bewahren, wurde im Treta-Yuga die Trennung der Kasten zum Gesetz, und von den Weisen wurde ein System von vedischen Texten aus Mantras und Brahmanas geschaffen. Dazu gehörte auch die Einrichtung von Opferriten für die Götter der Yamas, Shuklas und Japas mit allen nötigen Requisiten. Das löste die Opfer ab, die zuvor im Swayambhuva Manwantara von den Göttern mit Indra an der Spitze zum Wohle der Welt geboten waren.

Wahrhaftigkeit, Mantra-Singen, Buße und Wohltätigkeit waren die Haupttugenden im Treta-Yuga. Wenn auch die Übung der heiligen Riten abnahm, es überwog immer noch die Tugend der Wahrhaftigkeit. Wenn die Könige den Stab der Herrschaft niederlegten, widmeten sie sich den Opferriten und verbreiteten die Veden. Ihre Augen waren so groß wie Lotusblütenblätter und ihre Körper wohlgebaut mit breiter Brust. Sie waren siegreich, konnten sogar Löwen schlagen und schritten so majestätisch wie Elefanten. Mit starken Armen schwangen sie große Bögen und waren mit allen guten Qualitäten gesegnet. Die allergrößten sieben Juwelen, die sie besaßen, waren Diskus, Wagen, Schmuck, Gattin, Schatzkammer, Pferde und Elefanten. Man spricht diesbezüglich auch von sieben leblosen Juwelen der Welt wie Diskus, Wagen, Schmuck, Schwert, Bogen, Flagge und Schatzkammer sowie von sieben lebendigen Juwelen wie Königin, Familienpriester, Armeegeneral, Wagenlenker, Minister, Pferde und Elefanten. Diese vierzehn Juwelen sind göttlich, wurden von den Hochbeseelten auf natürliche Weise erlangt und sollten allen Herrschern gehören. Denn in allen Manwantaras der Vergangenheit und Zukunft wurden und werden die Herrscher auf Erden mit einem Anteil von Vishnu geboren. Und deshalb sind diese wertvollen Juwelen für das Wohlergehen der Herrscher aller Zeiten in den drei Yugas ab dem Treta förderlich. Sie fördern die vier wunderbaren Eigenschaften von Stärke, Frömmigkeit, Glück und Reichtum. Denn Reichtum, Gerechtigkeit, Tugend, Liebe, Ruhm und Sieg gehören bei Königen stets zusammen und werden gemeinsam erreicht. Damit übertreffen sie in ihrer königlichen Herrschaft mit subtilen Fähigkeiten (Siddhis), Gelehrtheit und Buße sogar die Weisen, und an Stärke und Askese übertreffen sie die Götter, Dämonen und anderen Menschen. Sie werden mit übermenschlichen Kennzeichen an ihrem Körper geboren, wie ein kreisförmiges Haarbüschel auf ihrer Stirn (zwischen den Augenbrauen), einer reinen Zunge, kupferfarbenen Augen und Lippen, aufgerichteten Haaren und einem Srivatsa-Zeichen (Endlosknoten auf der Brust). Ihre Arme reichen bis zu den Knien, und ihre Hände sind wie Netze. Sie sind so groß wie Bullen mit Löwen-Schultern, Heldenbrust und Elefanten-Schritt. Sie besitzen die Linien von Rad und Fisch auf ihren Fußsohlen und von Muschel und Lotus auf ihren Handflächen. Sie leben bis zu 85.000 Jahre als Könige ohne die Zeichen des Alters und können sich ungehindert in den vier Bereichen am Firmament, im Ozean, in der Unterwelt und in den Bergen bewegen.

Opfer, Wohltätigkeit, Buße und Wahrhaftigkeit sind die heiligen Riten im Treta-Yuga. In diesem Zeitalter funktioniert die Gerechtigkeit noch in Übereinstimmung mit dem System der Kasten und Lebensweisen. Die Justiz kümmert sich nur um die Bewahrung der Grenzen des Anstandes. Alle Untertanen sind glücklich, wohlgebaut, gesund und zufrieden. Im Treta-Yuga herrscht nur ein einziger Veda mit vier Zweigen, und die Menschen leben bis zu 3.000 Jahre. Umgeben von Kindern und Enkelkindern sterben sie der natürlichen Ordnung gemäß. Das sind die charakteristischen Eigenschaften des Treta-Yugas. Diese Merkmale reduzieren sich in der nachfolgenden Übergangszeit (zum Dwapara) um ein Viertel.

Da fragte Shamshapayana:
Wie funktionierte das Opfer zu Beginn des Treta-Yugas damals im Swayambhuva Manwantara? Bitte erkläre es ausführlich. Wie wurden die Unterscheidungen der Kasten und Lebensweisen wieder aufgerichtet, nachdem die Übergangszeit des vorhergehenden goldenen Krita-Yugas vergangen war und nur noch ein Teil übrigblieb? Wie wurde das Opfer durchgeführt, nachdem alle Requisiten gesammelt waren?

Darauf sprach der Suta:
Oh Shamshapayana, höre Folgendes. Ich werde erklären, wie zu Beginn des Treta-Zeitalters das Opfer etabliert wurde. Als es damals viel regnete, die Pflanzen wuchsen und die Landwirtschaft entwickelt wurde, begannen die Menschen auch Häuser, Einsiedeleien und Städte zu bauen. Daraufhin arrangierte Indra, der sich an der Welt erfreut, die Unterteilung der Kasten und Lebensweisen und gab die Mantras der heiligen Schriften. Er schrieb diese Mantras für jene Riten vor, die hier und in der jenseitigen Welt gute Früchte bringen. So initiierte Indra mit den anderen Göttern auch das Opfer mit allen Requisiten. Als dann ein Pferdeopfer eingeführt wurde, kamen die Heiligen herbei und begannen, das Opfer mit den heiligen Opfertieren durchzuführen. Und als die Leute davon hörten, versammelten sie sich als Zuschauer. Doch als die Opferpriester mit den Opferriten beschäftigt waren, die vedischen Mantras rezitiert wurden, die führenden Priester geschäftig hin- und herliefen, die heiligen Opfertiere geweiht wurden, die Opfergaben an geklärter Butter ins Opferfeuer flossen, die edlen Götter eingeladen waren und ihre Opferanteile empfingen, begannen die Heiligen die Götter in Form von Sinnesorganen zu verehren, wie sie seit Beginn des Kalpas existieren (z.B.: Nase-Kuvera, Zunge-Varuna, Auge-Agni, Gefühl-Wind, Ohr-Indra). All die Opferpriester waren große Heilige und standen bereit, die Opfertiere zu schlachten. Doch als sie die Tiere in ihrer mitleiderregenden Situation sahen, fragten die Heiligen den Götterkönig Indra:
Was ist das für ein Opferritus von dir? Mit einem Ritus, der andere Lebewesen quält, wünschst du eine äußerst sündhafte Tat. Oh bester Führer der Götter, das Töten von Tieren in deinem Opfer ist nichts Wünschenswertes. Du verletzt mit dem gewaltsamen Töten das Dharma (die Tugend und Gerechtigkeit) und begehst eine schlechte Tat. Das kann kein Dharma sein. Das ist ein böses und sündhaftes Werk, denn Gewalt kann niemals Dharma sein. Wenn Euer Ehren ein Opfer wünschen, dann sollte es den Geboten der Veden entsprechen. Du solltest das Opfer so ausführen, daß es das Dharma nicht verletzt. Oh Großer Gott, vollbringe das Opfer mit Samenkörnern, die dem Opfer würdig sind und niemanden verletzen, nämlich mit Körnern, die mindestens drei Jahre gelagert wurden und nicht mehr keimen. Oh Indra, dieses Dharma wurde einst vom selbstgeborenen Gott Brahma bestimmt.

Auf diese Weise wurde Indra, der sich an der Welt erfreut, von den Heiligen gefragt, die tiefe Wahrheit schauen:
Sag, soll das Opfer nun mit lebendigen Tieren oder Samenkörnern ausgeführt werden?

Doch weil diese Diskussion mit Indra kein Ende fand und sehr ermüdend war, befragten sie König Vasu zu diesem Problem:
Oh höchst intelligenter König, oh Sohn von Uttanapada, was meinst du zur Ausführung solcher Opfer? Sage es uns, oh Herr, und löse diesen Konflikt.

Als der König ihre Frage hörte, erinnerte er sich an die vedischen Texte. Und ohne seine eigenen Stärken und Schwächen abzuwägen, erklärte er ihnen die Fakten über das Opfer. Der König sprach:
Das Opfer sollte nach den Geboten der heiligen Texte ausgeführt werden. So sollte man es mit Opfertieren, Samenkörnern oder Früchten darbringen. Gewalt ist das Wesen der Opfer. So erscheint es mir. Denn insoweit sich die Mantras der heiligen Schriften den askesereichen Weisen offenbart haben, deuten sie auf Gewalt hin. Was ich also hier sage, beruht auf der Autorität der Schriften. Deshalb solltet ihr mir vergeben. Oh ihr Brahmanen, wenn solche Aussagen in den Mantras autoritär sind, dann laßt die Opfer auf die Weise geschehen. Andernfalls verlieren die heiligen Schriften ihre Wahrhaftigkeit.

Als nun die Heiligen, die im Yoga mit dem Brahman vereint waren, das unvermeidliche Schicksal erkannten, hörten sie auf, darüber zu diskutieren. Sie richteten ihren Blick in die Unterwelt und sprachen:
So solltest du nicht reden. Obwohl du ein König bist, hast du gelogen. Deshalb wirst du in die Unterwelt sinken!

Und sobald diese Worte gesprochen waren, sank der König in die Unterwelt. Und wie er bisher in der Oberwelt wohnte, so wohnte er nun in der Unterwelt. Durch sein eigenes Urteil wurde er zum Bewohner der Unterwelt. Er fiel, weil er versuchte, einen Zweifel am Dharma zu entscheiden. Keine Person, auch wenn sie noch so gelehrt ist, sollte eine einseitig persönliche Meinung bezüglich der Zweifel am Dharma äußern. Die Wege des Dharmas sind sehr subtil, denn es ist weit offen und undefinierbar. Keine Person, auch kein Gott oder Weiser, außer dem selbstgeborenen Manu, sollte ein Urteil über das Dharma sprechen. (Eine ähnliche Geschichte über König Vasu findet man im Mahabharata 12.338.)

Auf diese Weise wurde die Gewalt als Mittel für das Dharma von den Heiligen bezweifelt. Und auf diesem Weg der Gewaltlosigkeit haben tausende und millionen Heilige den Himmel erreicht. Aus diesem Grund preisen die Heiligen auch keine übermäßigen Opfer mit übermäßigen Gaben. Denn gerade durch die Darbringung von unspektakulären Dingen wie Wurzeln, Früchten, Gemüse oder einem Wassertopf entsprechend ihren Mitteln haben sich die Heiligen den Himmel gewonnen. Adroha (Gutmütigkeit), Alobha (Zufriedenheit), Dama (Selbstbeherrschung), Bhutadaya (Wohltätigkeit), Tapas (Buße), Brahmacharya (Keuschheit), Satya (Wahrhaftigkeit), Anukrosha (Mitgefühl), Kshama (Vergebung) und Dhriti (innere Stärke) sind die Wurzeln des Dharmas, die jedoch sehr schwer zu erreichen sind. Das Opfer besteht aus Frömmigkeit und Mantras, und das Wesen der Askese ist die Zügelung der Nahrung. Die Götter erreicht man durch Opfer und die Nichtanhaftung durch Askese. Die Brahmanenschaft erreicht man durch die Entsagung von den Früchten des Handelns, das Verschmelzen in der Höchsten Seele durch Nichtanhaftung und die Einheit im Brahman durch vollkommene Erkenntnis. Das sind die fünf großen Ziele im Leben.

So erhob sich damals im Swayambhuva Manwantara ein Disput zwischen Göttern und Heiligen bezüglich der Durchführung von Opfern. Nachdem sie diese wunderliche Gewalt-Prozedur (des Opfers) miterlebt und die Vorschläge von Vasu abgewiesen hatten, kehrten die Weisen dahin zurück, von wo sie gekommen waren. Und nachdem die Heiligen gegangen waren, vollendeten die Götter selbst das Opfer und erreichten die Früchte. Wir haben gehört, daß viele Kshatriya-Könige ähnlich den Brahmanen die übernatürlichen Fähigkeiten (Siddhis) durch Askese erreicht haben. Zu ihnen gehörten Priyavrata, Uttanapada, Dhruva, Medhatithi, Vasu, Sumedhas, Virajas, Shankhapat, Rajas, Prachinabarhis, Parjanya und Havirdhana. Diese und viele andere Könige gewannen die Siddhis und stiegen zum Himmel auf. Es waren königliche Heilige mit großer Macht, deren Ruhm sich wohl verbreitete. Deshalb übertrifft die innere Entsagung in jeder Hinsicht ein äußeres Opfer. Allein durch Entsagung wurde dieses ganze Weltall von Brahma geschaffen. So kann ein Opfer niemals die Entsagung übertreffen. Diese ganze Welt hat ihre Wurzeln in der Entsagung. Diesbezüglich wurde das Opfer im Swayambhuva Manwantara zwar eingeführt, so daß es sich im Kreislauf der Yugas entwickelte, aber noch nicht überbewertet.


Zurück Inhaltsverzeichnis Weiter