Pushpak Bhagavata Purana Buch 11Zurück WeiterNews

11.24. Der Erkenntnisweg der Sankhya-Theorie

Der Höchste Herr sprach:
Oh Uddhava, ich werde dir jetzt die Sankhya-Theorie erklären, wie sie von den klassischen Lehrern gelehrt wurde. Wer dies tiefgründig versteht, kann die Verwirrung der weltlichen Gegensätze sofort aufgeben. Im ersten goldenen Zeitalter des Dharmas (Krita), am Anfang, als es vorwiegend Meister in der vollkommenen Erkenntnis gab, war der Erkennende einfach nur ein und dasselbe wie das Erkennbare. Diese eine ganzheitliche und unzertrennbare Wahrheit, die für Sprache und gedanklichen Verstand unerreichbar ist, wandelte sich in die Gegensätze von Natur und Geist. Die eine wesentliche Hälfte ist die Höchste Natur (Prakriti), welche die Vielfalt der Gegensätze verkörpert, und die andere Hälfte ist der Höchste Geist (Purusha) als das Wesen der geistigen Einheit. Durch meine Bewegung der Natur (durch Maya, die Illusions- und Schöpferkraft) haben sich die drei Grundqualitäten von Tamas, Rajas und Sattwa manifestiert, um die Wünsche der Lebewesen zu erfüllen. Aus ihnen entstand der Leitfaden (Sutra, aus dem Pradhana bzw. Meer der Ursachen) zusammen mit dem Prinzip der universalen Intelligenz (Mahat). Durch Verdichtung der universalen Intelligenz entstand dann das Ichbewußtsein (Ahankara), das die Ursache der Verwirrung ist. Dieses Ichbewußtsein gehört somit zum Wechselspiel der drei Grundqualitäten und erzeugt Sinnesobjekte, Sinne und Gedanken in der Illusion von Ich und Nicht-Ich. Diese Unwissenheit des Ichbewußtseins ließ die subtilen Empfindungen der grobstofflichen Materie entstehen, und daraus entstand das Denken und die fünf Sinne der individuellen Seele mit den elf Göttern (vermutlich die acht Himmelsrichtungen mit Oben, Mitte und Unten als Indra, Agni, Yama, Nirriti, Varuna, Vayu, Kuvera und Ishana sowie Brahma, Vishnu und Shiva). Weil alle diese Prinzipien vereint sind und unter meiner Illusions- und Schöpferkraft funktionieren, haben sie das Welten-Ei des Universums ins Leben gerufen, das als meine höchste Wohnstätte dient.

So erschien ich in diesem Ei, das sich im Meer der Ursachen befindet, und aus meinem Nabel erhob sich ein Lotus, der als Weltenlotus bekannt ist. In dieser Lotusblüte erwachte der Selbstgeborene (Brahma), die mit Leidenschaft begabte Seele des Universums, und erschuf durch meine Barmherzigkeit aus seiner Buße die drei verschiedenen Welten von Erde, Luftraum und Himmel (Bhur, Bhuvar und Svar) mit ihren Herrschern. Der Himmel wurde zum Wohnort der Götter, der Luftraum zur Heimat der gespenstischen Geister, und die Erde bot den Menschen und anderen Lebewesen Schutz. Die Welt jenseits dieser drei gehört den vollkommenen Siddhas, und die Reiche der Unterwelt im Inneren der Erde wurden vom Meister als Wohnsitz für alle Dämonen und Nagas geschaffen. Alle Ziele der drei Welten verdanken ihre Existenz den fruchtbringenden Taten, die zu den drei Grundqualitäten gehören. Durch Buße, Yoga und Entsagung erreicht man die reinen Ziele der vier höheren Welten (Lokas) von Mahar, Janas, Tapas und Satya (siehe Bild Kapitel 2.5), während mein Ziel (von Vaikuntha) durch liebevolle Hingabe im Bhakti-Yoga erreicht wird. Wie von mir, dem Erhalter als Seele der Zeit geschaffen, erhebt man sich daraus oder ertrinkt im mächtigen Strom der natürlichen Eigenschaften dieser Welt der fruchtbringenden Taten (des Karmas).

Was auch immer existiert, das Kleine und das Große, das Subtile und das Grobe, alles wird durch die Verbindung von Natur und Geist (Prakriti und Purusha) hervorgebracht. Diese Ursache von allen wandelbaren Formen, sei es aus Gold oder aus Lehm gemacht, besteht im Anfang, in der Mitte und am Ende. Und das, was als ursprünglicher Bestandteil eines Dinges dient, daraus dann alle möglichen Gestaltungen entstehen, wird das Wahre von etwas genannt, sofern es von Anfang bis Ende vorhanden ist. Die Höchste Natur (Prakriti) bildet zusammen mit dem Höchsten Geits (Purusha) die Ursache aller Gestaltungen durch die drei Grundqualitäten im Wirken der Zeit innerhalb der vollkommenen Wahrheit des Brahman, die ich selbst bin. Solange ich sie erhalte, wird diese großartige Schöpfung für die Vielfalt ihrer Eigenschaften kontinuierlich von Generation zu Generation bis zu ihrer Auflösung fortbestehen. Und wenn sich die von Mir durchdrungene Form des Universums mit ihrem Zyklus erschöpft hat, löst sich diese Vielfalt mit ihren verschiedenen Welten wieder in seine fünf grundlegenden Elemente auf. Der vergängliche Körper der Lebewesen löst sich in die Nahrung auf, die Nahrung mit all den Samen in die Erde, die Erde mit dem Duft in das Wasserelement, das Wasser mit seinem Geschmack in das Feuerelement, das Feuer mit der Sichtbarkeit in das Windelement, der Wind mit dem Gefühl in das Raumelement, der Raum mit dem Klang und allen Göttern der Sinne in das Ichbewußtsein, und das Ichbewußtsein mit dem Denken in die universale Intelligenz (Mahat). Dieses größte natürlich-geistige Prinzip löst sich dann mit den drei Grundqualitäten in den ungestalteten Zustand der Natur auf, der mit der schicksalhaften Zeit verschmilzt, darin auch die individuelle Seele, die von der Illusions- und Schöpferkraft (Maya) beherrscht wird, in Mir als der ungeborenen Höchsten Seele (Atman) verschmilzt, die in sich selbst vollkommen ist und allein besteht. Wie die Dunkelheit verschwindet, wenn die Sonne am Himmel aufgeht, so kann es auch keine Verwirrung durch das gegensätzliche Denken mehr geben, wenn man dies tiefgründig erkennt. Dies ist es, was ich als Erhalter der geistigen und materiellen Welt zu dieser Sankhya-Theorie zu sagen habe, welche die Fesseln der menschlichen Zweifel in jeder Richtung durchbricht, sowohl aus geistiger als auch aus materieller Sicht.


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