Pushpak Bhagavata Purana Buch 11Zurück WeiterNews

11.25. Die drei natürlichen Grundqualitäten und jenseits davon

Der Höchste Herr sprach:
Oh Uddhava, du Bester der Menschen, versuche zu verstehen, was ich nun bezüglich der Art und Weise erklären werde, wie jemand von den unterschiedlichen Grundqualitäten (Gunas) meiner Natur beeinflußt wird. Durch die natürliche Qualität der Güte (Sattwa) findet man Gleichmut, Sinnesbeherrschung, Toleranz, Selbsterkenntnis, Buße, Wahrhaftigkeit, Mitgefühl, Erinnerung, Zufriedenheit, Entsagung, Freiheit von Verlangen, Treue, Bescheidenheit und innerliche Freude. Durch die Qualität der Leidenschaft (Rajas) gibt es Begierde, Streben, Dünkel, Unzufriedenheit, überheblichen Stolz, Ruhmsucht, Trennung, Sinnesbegierde, Unbesonnenheit, Eigenliebe, Spott, Angeberei und Arroganz. Und durch die Qualität der Unwissenheit (Tamas) trifft man auf Intoleranz, Gier, Hinterlist, Gewalt, Verleumdung, Heuchelei, Lustlosigkeit, Streit, Wehklagen, Wahnvorstellungen, Depressionen, Trägheit, falsche Erwartungen, Angst und Dummheit. Diese drei unterschiedlichen Qualitäten bringen die grundlegenden Wirkungen hervor. Höre nun auch von ihren Kombinationen. Oh Uddhava, die Vorstellungen von „Ich bin so“ und „das ist meine Eigenschaft“, die Menschen haben, wenn sie sich mit ihrem Geist, ihren Sinnen mit den Sinnesobjekten und ihrem Lebensatem identifizieren, spiegeln eine Kombination der Grundqualitäten wider. Ist ein Mensch in Religiosität, wirtschaftlicher Entwicklung und Sinnesbefriedigung fixiert, dann ist auch der daraus resultierende Glaube, Reichtum und Genuß ein Ausdruck des Zusammenwirkens der verschiedenen Qualitäten. Wenn eine Person im Familienleben von Sinnesbegierde geprägt ist und danach ihre religiösen Pflichten erfüllt, ist das ebenfalls eine Kombination der Qualitäten. Selbstbeherrschung deutet auf Güte hin, Begierde auf Leidenschaft und Zorn auf Unwissenheit. Wer mich mit Hingabe und Gelassenheit gegenüber den Früchten seiner Taten verehrt, sollte als ein Mensch verstanden werden, der die Güte übt, egal ob Mann oder Frau. Wer mich in Erfüllung seiner Pflichten verehrt und auf Gewinn hofft, deutet auf Leidenschaft hin, und wer dies mit übelgesinnten Absichten tut, ist von Unwissenheit geprägt. Die Qualitäten von Güte, Leidenschaft und Unwissenheit (Sattwa, Rajas und Tamas) prägen die individuelle Seele, aber nicht mich. Man ist an sie gebunden, weil sie sich im Geist manifestieren und zur Bindung an Lebensformen und Sinnesobjekten führen.

Wenn die Qualität der Güte, die rein, lichtvoll und glückverheißend ist, über die anderen beiden vorherrscht, wird eine Person mit Glück, Tugend, Gerechtigkeit, Weisheit und anderen guten Eigenschaften gesegnet. Wenn die Leidenschaft über Güte und Unwissenheit vorherrscht, wird man anhänglich, will etwas bewirken und neigt zur Vergänglichkeit, weil man durch gewinnorientierte Taten und das Streben nach gutem Ruf und Reichtum unglücklich wird. Und wenn die Unwissenheit über Leidenschaft und Güte vorherrscht, wird die Weisheit besiegt, das Bewußtsein verdunkelt, die Kreativität geht verloren, und man fällt in Verwirrung, Klagen, Schläfrigkeit, Gewalt und illusionäre Hoffnungen. Wenn aber das Bewußtsein klar wird, und die Sinne nicht mehr abgelenkt sind, erlangt man im Körper die Freiheit von der Angst und von der Anhaftung an Gedanken. Wisse, daß ist die Güte meiner Zuflucht. Wenn das Bewußtsein durch zu viel Aktivität gestört wird, wenn man sich nicht von seinen Sinnen lösen kann, wenn es an Zufriedenheit fehlt, und wenn der Geist unruhig ist, sollte man dies als Symptome von Leidenschaft verstehen. Wenn die höheren Funktionen des Bewußtseins versagen, wenn man dumpf und unkonzentriert wird, die Achtsamkeit schwindet und Verständnis fehlt, dann sollte man die Qualität der Unwissenheit erkennen. Wenn die Güte zunimmt, dann nimmt die Stärke der Götter zu, wenn die Leidenschaft zunimmt, werden die Dämonen stärker, und wenn die Unwissenheit zunimmt, werden die geisterhaften Rakshasas herrschen. Wisse auch, daß man in der Qualität der Güte wachsam träumt, in der Leidenschaft schlafend träumt und in der Unwissenheit wie im Tiefschlaf versinkt. Der vierte Zustand des traumlosen Wachseins ist jenseits dieser drei Bewußtseinsebenen.

Durch die Qualität der Güte steigt man geistig immer höher, in der Unwissenheit fällt man kopfüber immer niedriger, und in der Leidenschaft steckt man dazwischen fest. Wer unter der Vorherrschaft von Güte stirbt, kommt in den Himmel, unter der Leidenschaft bleibt man in der Menschenwelt, und unter der Unwissenheit fällt man in die Unterwelt. Wer jedoch von den Qualitäten befreit ist, der kommt zu Mir. Das Werk, das pflichtbewußt als Opfer für mich verrichtet wird, ohne die Früchte zu begehren, geschieht in der Qualität der Güte. Das Werk, das im Streben nach Gewinn verrichtet wird, geschieht in der Leidenschaft, und das Werk, das mit Gewalt und Druck verrichtet wird, geschieht in der Unwissenheit. Spirituelle Erkenntnis für die Erlösung gehört zur Qualität der Güte, Meinungsbildung zur Leidenschaft, und materialistische Überzeugung zur Unwissenheit. Doch die geistige Erkenntnis, die allein auf Mich gerichtet ist, gilt als frei von allen natürlichen Qualitäten. Das Wohnen in der Waldeinsamkeit gehört zur Güte, in der Stadt zur Leidenschaft, und in einem Spielhaus zur Unwissenheit, während mein Wohnsitz jenseits der natürlichen Qualitäten ist. Ein Handelnder, der frei von Anhaftung ist, gehört zur Qualität der Güte, von egoistischem Verlangen geblendet, zur Leidenschaft, und ohne Lerneffekt spricht man von der Qualität der Unwissenheit, aber wer bei mir Zuflucht gesucht hat, geht jenseits dieser Qualitäten. Unter dem Einfluß der Güte glaubt man an geistige Errungenschaften, unter der Leidenschaft an fruchtbringende Taten, und unter der Unwissenheit verfolgt man ungerechte Taten, aber durch liebende Hingabe zu Mir, geht man jenseits davon. Nahrung, die gesund, rein und mühelos erlangt wird, wird der Qualität der Güte zugeordnet, sinnlich erregende Nahrung gehört zur Leidenschaft, und unreine und unheilsame Nahrung zur Unwissenheit. Glück, das von der Seele stammt, gehört zur Güte, das Glück aus Sinnesobjekten zur Leidenschaft, und das Glück aus Täuschung und Verdorbenheit zur Unwissenheit. Aber die Freiheit von den natürlichen Eigenschaften ist das Glück, das allein in Mir zu finden ist.

Objekt, Ort, Frucht, Zeit, Wissen, Wirkung, Wirkender, Glaube, Bewußtseinszustand und die Arten und Ziele des Lebens gehören somit alle zu den drei natürlichen Grundqualitäten. Oh Bester unter den Menschen, alles, was existiert, gesehen, gehört oder gedacht wird, ist eine Zusammensetzung dieser drei Qualitäten, die vom unsichtbaren Höchsten Geist (Purusha) hervorgebracht wurden. Und alle Daseinsformen der Wesen sind an das Wirken dieser natürlichen Grundqualitäten gebunden. Oh Sanftmütiger, die individuelle Seele, die Mir im Bhakti-Yoga der liebenden Hingabe gewidmet ist und diese natürlichen Qualitäten überwindet, die sich im Bewußtsein manifestieren, wird zu meiner transzendentalen Liebe fähig. Wer nun also diesen menschlichen Körper erhalten hat, durch den man Wissen erwirbt und Weisheit entwickelt, sollte daher so intelligent sein, seine Anhaftung an die natürlichen Qualitäten aufzulösen und mich zu verehren. Ein Weiser sollte mich frei von weltlicher Bindung verehren, mit Achtsamkeit seine Sinne zügeln, sich der Qualität der Güte zuwenden und die Qualitäten der Leidenschaft und Unwissenheit besiegen. Und danach kann er mit zufriedener Intelligenz im Einssein ohne jegliche andere Abhängigkeit auch die Qualität der Güte überwinden. Die verkörperte Seele, die so von den natürlichen Qualitäten befreit ist und damit die Ursache ihrer Konditionierung aufgibt, erreicht Mich selbst. So erlangt die individuelle Seele, die durch Mich von den natürlichen Qualitäten befreit wurde, die ihren Geist bestimmen, durch die Macht der Wahrheit (des Brahman) die vollkommene Erfüllung und will nicht mehr herumirren, weder innerlich noch äußerlich.


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