Pushpak Bhagavata Purana Buch 11Zurück WeiterNews

11.26. Das Lied der Befreiung von Pururavas

Der Höchste Herr sprach:
Nachdem man diesen menschlichen Körper erworben hat, der zu meiner Erkenntnis fähig ist, kann man dem Weg meines Dharmas folgen und mich erreichen, die höchste Seele des geistigen Glücks, die sich im Herzen befindet. Denn wer auf geistige Erkenntnis gerichtet ist, wird von der Ursache des materiellen Lebens befreit, das auf den Wirkungen der natürlichen Grundqualitäten besteht, und verstrickt sich nicht mehr in diese illusorischen Eigenschaften, auch wenn er von ihnen umgeben ist. Obwohl sie vor seinen Augen stehen, sind sie für ihn substanzlos und nichts als Illusion. Deshalb sollte man die Gesellschaft von Materialisten nicht suchen, die sich der Befriedigung ihrer Genitalien und Bäuche widmen. Denn wer solchen Menschen folgt, wird in die dunkelste Grube fallen, wie ein Blinder einem anderen Blinden folgt. Dazu sang der Nachkomme von Ila (namens Aila oder Pururava), der wohlbekannte große König, das folgende mächtige Lied, als er durch die Trennung von Urvasi verwirrt war, um in seiner Verzweiflung seinen Kummer zu überwinden. Denn als ihn die himmlische Dame verließ und davonging, rannte er nackt und weinend wie ein Verrückter hinter ihr her und rief: „Oh meine geliebte Frau, es ist so schrecklich, bitte bleib stehen!“ Denn sein Geist, der von Urvasi besessenen war, hatte auch nach Jahren der versuchten Befriedigung seiner Sinnesbegierden keine Zufriedenheit gefunden, und er bemerkte nicht mehr, wie die Nächte kamen und gingen (zur Geschichte siehe Kapitel 9.14).

Da klagte Pururava:
Sieh nur, wie verwirrt ich wurde! Mit meinem von Wollust verdunkelten Bewußtsein bemerkte ich in der Umarmung dieser Himmlischen nicht, wie meine Lebenszeit verging. Indem ich meine Tage und Nächte mit ihr verbrachte, bemerkte ich nicht mehr, wie die Sonne auf- und unterging. Ach, so wurden mir so viele Jahre geraubt! Oh Schande auf meine völlige Verwirrung, so daß dieser Körper eines mächtigen Königs, der ein Juwel der Könige war, ein Spielzeugtier für Frauen wurde! Als sie mich, wie meine Herrin, mitsamt meinem ganzen Reich wie einen Grashalm verließ, rannte ich nackt und weinend wie ein Wahnsinniger hinter dieser Frau her. Wo sind nun Fähigkeit, Macht und Herrschaft des Königs, der ich bin? Ich rannte dieser Frau, die mich verließ, wie ein Esel hinterher, der zur Strafe noch geschlagen wurde. Was nützen Wissen, Askese, Rückzug, heilige Schriften, Einsamkeit und Stille für jemanden, dessen Verstand von einer Frau gestohlen wurde? Zur Hölle mit diesem Dummkopf! Ich vergaß, was mir wahrhaft nützlich ist! Ich dachte, ein Gelehrter zu sein und die Position eines Königs und Herrschers zu besitzen. Aber wie man einen Ochsen oder Esel lockt und fängt, wurde ich von dieser Frau erobert. In so vielen Jahren, in denen ich Urvasis Lippen diente, bekam ich mit der Lust, die aus meinem Geist geboren wurde, nie genug von diesem süßen Nektar, wie ein Feuer der Leidenschaft, das man mit Opferbutter niemals stillen kann.

Wer, außer dem innerlich zufriedenen Herrn der Weisen, dem Höchsten Herrn jenseits der Sinne, kann so einen Mann befreien, der mit einer himmlischen Kurtisane den Verstand verloren hat? Ohne Kontrolle, weil ich ganz stumpfsinnig wurde, fand ich kein Ende meiner Verwirrung, obwohl die Himmlische mir weise Ratschläge gab. Doch wie hätte sie mir helfen können, wenn ich meine wahre geistige Natur nicht erkenne? Ich selbst bin doch derjenige, der seine Sinnesbeherrschung verloren hat und ein Seil für eine Schlange hält. Was hat dieser schmutzige Körper, unrein und voller schlechter Gerüche zu bieten? Was sind denn die sogenannten „angenehmen (weiblichen) Qualitäten“? Sie sind eine Vorstellung, die aus Unwissenheit stammt! Man kann nicht einmal genau sagen, ob dieser Körper seinen Eltern, seiner Frau oder seinem Arbeitgeber, dem Leichenfeuer, den Hunden oder Schakalen oder der eigenen Seele oder seinen Freunden gehört. Man hängt an dieser unheiligen Sache und lobt die Schönheit von Frauen, ihre süße Nase, das schöne Lächeln und das freundliche Gesicht, doch man erniedrigt sich damit nur selber zur Vergänglichkeit. Was unterscheidet uns noch von Würmern, wenn man das genießt, was aus Haut, Fleisch, Blut, Muskeln, Fett, Mark, Knochen, Urin, Kot und Eiter besteht? Ein Mann, der weiß, was das Beste für ihn ist, sollte niemals Frauen nachlaufen oder mit solchen Männern verkehren, die den Frauen nachlaufen, aus dem einzigen Grund, weil der sinnlich anhaftende Geist nach Sinnesobjekten greift und dadurch immer wieder angeregt wird. Weil aber das, was nicht gehört oder gesehen wird, keinen Anlaß zu geistiger Erregung gibt, wird ein Geist, der seine Sinne zurückzieht, ausgeglichen und beruhigt. Wenn sich nicht einmal weise Männer vor den sechs Feinden (von Lust, Zorn, Gier, Verwirrung, Rausch und Neid) sicher fühlen, was soll man dann von Personen wie mir sagen? Männer und Frauen sollten sich daher niemals mit den Sinnen aneinanderbinden.

Der Höchste Herr fuhr fort:
So sang der verehrungswürdige Herr der Götter und Menschen sein Lied und gab danach die Welt von Urvasi auf. Er erkannte Mich als die Höchste Seele in seinem Herzen, fand mit dieser transzendentalen Erkenntnis den Frieden in sich selbst und beendete seine Illusion. Ein intelligenter Mensch, der unheilsame Gesellschaft aufgegeben hat, sollte daher mit heiligen Verehrern verkehren, denn nur durch ihre Hilfe kann er die tiefe Anhaftung seines Geistes abschneiden. Heilige Verehrer, deren Geist auf Mich gerichtet ist, sind nicht mehr abhängig (von Sinnen und Gedanken), und mit einer ausgeglichenen Sicht sind sie vollkommen zufrieden und frei von Eigentum, Egoismus, Gegensätzen und Gier. Oh Glücklicher, sie erreichen die Glückseligkeit durch das beständige Reflektieren über meine Geschichten, welche die Macht haben, jede Sünde gänzlich aufzulösen. Denn wer diese Geschichten hört, erzählt und verinnerlicht, wird Mir treu ergeben und erreicht das Bhakti-Yoga meiner liebevollen Hingabe. Was wäre für so einen Verehrer noch zu erreichen, wenn er das Bhakti-Yoga in Mir verwirklicht hat, dem Einen mit grenzenlosen Eigenschaften, der die vollkommene Wahrheit und die umfassende Glückseligkeit ist? Wie Kälte, Angst und Dunkelheit für jemanden zerstreut werden, der auf die große Gnade des Feuers (Agni) vertraut, so lösen sich auch Dumpfheit, Besorgnis und Unwissenheit für diejenigen auf, die meinen Verehrern dienen (den Sadhus). Denn für jene, die in den schrecklichen Ozean des weltlichen Lebens eintauchen und wieder aufsteigen, bilden die heiligen Verehrer, die in der Erkenntnis des Höchsten Brahman zufrieden sind, eine erhabene Zuflucht, so gut wie ein Rettungsboot für Menschen, die im Wasser ertrinken. Sie bilden die Zuflucht für die Ängstlichen, die sich vor dem Fall fürchten, wie die Nahrung das Leben der Lebewesen erhält. Und so bin Ich die Zuflucht für die Bedrängten, wie das Dharma der Reichtum der Verstorbenen ist. Diese heiligen Verehrer gewähren die (göttlichen) Augen, während die Sonne nur die äußere Welt zeigt, nachdem sie aufgegangen ist. Sie sind die Anbetungswürdigen, die wahren Verwandten, das eigentliche Selbst und vollkommen eins mit Mir. Oh Uddhava, durch diese Erkenntnis begehrte Pururava nicht länger die Welt von Urvasi, wurde von aller Anhaftung befreit und wanderte innerlich zufrieden über diese Erde.


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