Pushpak Bhagavata Purana Buch 11Zurück WeiterNews

11.27. Über das Kriya-Yoga der Götterverehrung

Der ehrenwerte Uddhava bat:
Oh Meister, bitte erkläre nun auch das Kriya-Yoga der Verehrung für Dich als Gottheit. In welcher Art und Weise wirst Du hier verehrt, oh Herr der Satwatas? Die Weisen Narada, Bhagavan Vyasa und mein Lehrer (Vrihaspati), der Sohn von Angiras, erklärten wiederholt, daß für das Wohlergehen der Menschen nichts so förderlich wäre. Die Lehre darüber, die zuerst aus Deinem Lotusmund kam, wurde vom großen selbstgeborenen Vater (Brahma) an seine geistgeborenen Söhne weitergeben, angeführt von Bhrigu, und auch vom großen Herrn Shiva seiner Göttin (Parvati). Dieser Yoga-Weg wird von allen Kasten und Lebensweisen der Gesellschaft anerkannt und ist meiner Meinung nach am vorteilhaftesten auch für Frauen und Shudras, oh Großmütiger. Oh lotusäugiger Herr und Meister aller Meister im Universum, bitte sprich zu deinem Verehrer, der so sehr an dir hängt, auch über diesen Weg zur Befreiung von der Knechtschaft des Karmas.

Und der Höchste Herr sprach:
Die Menge der Gebote für die Verehrung der Götter ist endlos, oh Uddhava. Doch laß mich dir kurzgefaßt einige Schritte erklären. Man sollte Mich achtsam verehren, indem man eine der drei Arten von Opfern folgt, nämlich gemäß den Veden, dem Tantra oder einer Kombination davon. So höre nun von mir, wie mich ein initiierter Zweifachgeborener mit Vertrauen und Hingabe am besten ehrt: Er sollte mich mit liebender Hingabe und aufrichtigem Geist durch geeignete Gaben als seinen ehrwürdigen geistigen Lehrer in Form eines Götterbildes auf der Erde, im Feuer, in der Sonne, im Wasser oder im eigenen Herzen verehren. Zur Reinigung sollte er zuerst baden und seinen Mund spülen, und sich als nächstes mit beiden Arten von (vedischen und tantrischen) Mantras reinigen, während er die entsprechenden Zeichen am Körper aufträgt. Um von seinem Karma befreit zu werden, sollte er vollkommene Hingabe üben, wenn er meine rituelle Verehrung ausführt und die dazugehörigen Gebote erfüllt, wie sie in den Veden vorgeschrieben sind, nämlich die Gebete und dergleichen zu den drei Wendepunkten des Tages (Morgendämmerung, Mittag und Sonnenuntergang).

Es gibt acht Arten von Substanzen, um sich an mich zu erinnern: Stein, Holz, Metall, Erde, Farbe, Sand, Juwelen und Gedanken. Von den zwei Arten individueller Götterbilder, nämlich die beweglichen und die unbeweglichen, muß der fest installierte Gott während der Verehrung nicht extra eingeladen und verabschiedet werden. Für die beweglichen Götterbilder sollte man diese beiden Dinge tun, wie auch für einen Opferaltar. Ist das Bildnis aus Erde oder Farbe sollte es nicht mit Wasser gebadet werden. Dazu gibt es die Verehrung meiner verschiedenen Götterbilder mit vorzüglichen Gaben, die Verehrung eines heiligen Verehrers, der frei von weltlichen Begierden ist und vom Gegebenen lebt, und es gibt die Verehrung im Herzen mit geistiger Hingabe.

Oh Uddhava, bei einem Götterbild (im Tempel) wird das übliche Baden und Schmücken am meisten geschätzt. Für einen heiligen Ort, wo Feueropfer mit geklärter Butter dargebracht werden, werden die Mantras am meisten geliebt. Für die Sonne sind es die Körperübungen (Asanas) und Gaben von Wasser. Und Mir selbst sind die Opfergaben meiner Verehrer am liebsten, die mit reiner Hingabe dargebracht werden, auch wenn es nur ein bißchen Wasser ist. Und was soll man erst über ein Opfer von Nahrung, Blüten, Lichter, Düften oder Weihrauch sagen? Dagegen werden die Gaben, seien sie noch so reichhaltig, die ohne wahrhafte Verehrung dargebracht werden, mich nicht befriedigen. Deshalb sollte sich ein Verehrer reinigen, die notwendigen Dinge sammeln, einen Sitz mit nach Osten zeigendem Kusha-Grashalmen bereiten, sich nach Osten oder Norden oder auch direkt zum Götterbild gewandt niedersetzen und wahrhafte Verehrung entwickeln. Nachdem er seinen Körper und mein Götterbild mit Mantras geheiligt hat, sollte er auch mein Bild mit seiner Hand reinigen und das Gefäß zum Besprengen und den heiligen Topf bereitstellen. Dann besprengt er mit dem Wasser aus diesem Gefäß den Bereich des Götterbildes, die Utensilien und seinen eigenen Körper, und als nächstes sollte er drei Gefäße mit Wasser zusammen mit glückverheißenden Dingen vorbereiten. Nun sollte der Verehrer die drei Wassergefäße reinigen. Das Gefäß zum Waschen der Füße durch das Herz-Mantra (hridayaya namaha), das Gefäß für den Willkommenstrank (Arghya) mit dem Kopf-Mantra (shirase swaha), und das Gefäß zum Spülen des Mundes mit dem Haarbüschel-Mantra (shikhayai vashath). Und für alle drei Gefäße gemeinsam sollte das Gayatri-Mantra verwendet werden. Dann sollte er über die ursprüngliche Individualität aller Gestaltungen meditieren, die sehr subtile transzendentale Form von Mir, die sich in seinem durch Wind und Feuer vollständig gereinigten Körper auf dem Lotus des Herzens befindet und von selbstverwirklichten Seelen im Ausklang der heiligen Silbe OM erfahren wird. Mit dieser Verwirklichung sollte er, der durch Verehrung mit Körper und Geist ganz in Mich versunken ist, mich in das Götterbild einladen und alles, was damit verehrt wird, durch meine Berührung der Körperglieder (Nyasa) mit den entsprechenden Mantras heiligen. Dann visualisiert er meinen Sitz als einen strahlenden achtblättrigen Lotus mit Staubfäden und Samenkapsel, der mit den neun übernatürlichen Fähigkeiten (Shaktis) und den Göttern von Dharma usw. geschmückt ist, und bringt Mir das Wasser aus den drei Gefäßen und andere Gegenstände der Verehrung dar, um mit den beiden Mittel der Veden und Tantras vollkommen zu sein. Als nächstes verehrt er nacheinander meinen Diskus Sudarsana, mein Muschelhorn Panchajanya, meine Keule, mein Schwert sowie meine Pfeile und den Bogen, wie auch Pflug und Keule (von Balarama), mein Juwel Kaustubha, die Girlande der Wildblüten und den Endlosknoten Srivatsa auf meiner Brust. Dann ehrt er Garuda, Nanda, Sunanda, Prachanda und Chanda, Mahabala, Bala, Kumuda und Kumudekshana, wie auch Durga, Vinayaka, Vyasa und Vishvaksena, die spirituellen Meister und Götter. Jeder sollte an seinem Platz mit Blick auf die Gottheit durch Besprengen mit Wasser und anderen Ritualen verehrt werden.

Jeden Tag sollte man das Götterbild baden, soweit es die Mittel erlauben, mit verschiedenen Arten von Wasser, das durch Sandelholz, Ushira-Wurzel, Kampfer, Kunkuma und Aguru duftet. Auch Hymnen sollten gesungen werden, wie das Svarna-Gharma aus den Veden, die Beschwörung namens Mahapurusha, das Purusha-Sukta (aus dem Rig-Veda) und die Lieder aus dem Saman-Veda wie Râjana und andere. Mein Verehrer sollte mich liebevoll mit Kleidung, einer heiligen Schnur, Ornamenten, Tilaka-Zeichen, Girlanden und duftenden Ölen schmücken, wie es vorgeschrieben ist. Er sollte mir vertrauensvoll Wasser, Düfte und Blüten, Samenkörner, Weihrauch, Lichter und andere Dinge darbringen. Entsprechend seinen Mitteln sollte er auch Opfergaben von Nahrungsmitteln wie Süßigkeiten, süßen Reis, geklärte Butter, Reismehlkuchen, süße Kekse (Apupa), süße Reismehlknödel mit Kokosnuß (Modaka), würzigen süßen Weizenkuchen, Milch, Joghurt oder Gemüsesuppen anbieten. An besonderen Tagen oder auch jeden Tag soll man dem Götterbild auch Salbe zum Einreiben anbieten, einen Spiegel, ein Eukalyptusstäbchen zur Zahnreinigung, ein Bad und Speise, sowie Gesang und Tanz.

An einem vorschriftsmäßig eingerichteten Opferplatz soll er mit gegürteter Kleidung unter Verwendung einer Feuergrube und eines Opferaltars ein eigenhändig aufgeschichtetes Opferfeuer entfachen. Ringsherum werden Kusha-Gras Matten ausgebreitet und besprenkelt. Dann legt er rituell das Holz ins Feuer, widmet das Wassergefäß zum Mundspülen, besprengt die zu opfernden Gegenstände und meditiert über Mich, wie ich auch im Feuer anwesend bin. Dabei visualisiert er mich voller Verehrung in der Farbe von geschmolzenem Gold mit meinem Muschelhorn, meinem Diskus, meiner Keule und meinem Lotus, meinen vier Armen und meiner Zufriedenheit, mit einem Gewand in der Farbe der Staubfäden des Lotus, glänzender Krone, Armbändern, Gürtel, Ornamenten, dem Srivatsa auf meiner Brust und dem strahlenden Kaustubha-Juwel und einer Blumengirlande um den Hals. Dann legt er mit geklärter Butter getränkte Holzstücke ins Feuer, bringt im Verlauf des Arghya-Rituals die beiden Opfergaben dar, die mit geklärter Butter besprengt wurden, rezitiert das Wurzel-Mantra und die Purusha-Sukta-Hymne und bringt die Opfergaben im Feuer für König Yama und die anderen Götter in der richtigen Reihenfolge mit den entsprechenden Mantras dar. Nach dieser Verehrung sollte er sich auch verneigen, um meinen Gefährten die Ehrerbietung darzubringen, und als nächstes kommt das Opfer für die betreffende Gottheit mit dem Wurzel-Mantra, wobei er sich an Narayana als das ursprüngliche Selbst der vollkommenen Wahrheit erinnert. Nachdem er das Wasser zum Mundspülen angeboten und Vishvaksena die Reste des Essens gegeben hat, sollte er mir eine zubereitete Betelnuß mit duftenden Substanzen für den Mund darbieten. Danach sollte er für einige Zeit in einer feierlichen Stimmung verweilen, indem er sich an meine Geschichten erinnert und diese auch anderen erzählt und mit ihnen tanzt und singt. Mit großen oder kleinen Gebeten aus den Puranas, anderen altehrwürdigen Schriften oder sonstigen Quellen, sollte er sich schließlich niederwerfen, seine Ehrerbietung erweisen und sagen: „Oh Herr, bitte zeige deine Barmherzigkeit.“ Dann verneigt er seinen Kopf zu meinen Füßen und spricht mit gefalteten Händen: „Oh Herr, bitte beschütze diese hingegebene Seele, die in diesem materiellen Ozean so große Angst hat, vom Tod verschlungen zu werden.“ So betend, sollte er die von Mir gewährten Opferreste auf seinen Kopf legen und dieses Gebet noch einmal sprechen, wenn die Gottheit ehrerbietig verabschiedet werden soll, wie ein Licht ins Licht.

Wann immer man Vertrauen in Mich entwickelt, in welcher Form auch immer, sollte man die jeweilige Form verehren. Denn ich bestehe in allen Formen wie auch jenseits davon als Höchste Seele von Allem. Wer mich auf diese Weise im Kriya-Yoga verehrt, wie es in den Veden und entsprechenden Texten beschrieben ist, wird sowohl in diesem Leben als auch im jenseitigen durch meine Gnade die Vollkommenheit erreichen, die er sich wünscht. Um meine Gottheit ernsthaft zu verwirklichen, sollte der Verehrer einen festen Tempel bauen und schöne Blumengärten anlegen, um die tägliche Anbetung durchzuführen und auch besondere Feste über das Jahr zu feiern. In dieser täglichen und besonderen Verehrung widmet er mir Land, Märkte, Dörfer und Städte und wird eine Herrlichkeit erreichen, die der meinen entspricht. Wer ein Götterbild errichtet, wird König der Erde, wer einen Tempel baut, erlangt die drei Welten, wer der Gottheit dient, erhebt sich in das Reich von Brahman (dem Brahma- bzw. Satya-Loka der Wahrheit), und wer alle drei vollbringt, erreicht Mich selbst. Denn wer mich mit reinen Gedanken verehrt, wird durch das Bhakti-Yoga der liebenden Hingabe sein Bewußtsein im Höchsten vereinen und mich erreichen. Wer jedoch den Dienst behindert und sich fremdes Gut von Göttern und Brahmanen aneignet, wird hundert Millionen Jahre als ein Wurm leben, der sich von Kot ernähren muß. Denn der Täter, wie auch sein Komplize, der Anstifter und wer solche Taten gutheißt werden die karmischen Früchte in vielen aufeinanderfolgenden Leben immer wieder ernten müssen.


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