Pushpak Bhagavata Purana Buch 10Zurück WeiterNews

10.16. Krishna straft den Schlangenkönig Kaliya

Der ehrenwerte Suka sprach:
Krishna, der dunkle und allmächtige Herr, sah, daß das schwarze Wasser von der schwarzen Schlange vergiftet wurde und entschloß sich, den Fluß zu reinigen, in der die Schlange lebte.

Da fragte König Parikshit:
Oh Gelehrter, wie hat der Höchste Herr die Schlange in diesem gefährlichen Gewässer besiegt, und warum konnte sie dort so viele Zeitalter leben? Oh Brahmane, wer könnte genug vom Nektar der Geschichten über die wundervollen Spiele des grenzenlosen Höchsten Herrn in dieser Welt bekommen, der als junger Kuhhirte nach seinem eigenen Gebot handelte?

Und Shri Suka erzählte:
An der Yamuna gab es einen bestimmten Teich, in dem der Schlangenkönig Kaliya residierte, so daß das Wasser von seinem Gift regelrecht kochte. Alle Tiere und Pflanzen am Ufer starben, sobald sie mit den giftigen Dämpfen in Kontakt kamen, die vom Wind aus dem Wasser getragen wurden. Doch Krishna war ja herabgekommen, um die Gottlosen zu unterwerfen. Als er nun sah, wie sehr der ganze Fluß durch das schreckliche Gift der Schlange verunreinigt wurde, kletterte er auf einen Kadamba-Baum, schlug sich auf die Arme, zog seinen Gürtel enger und sprang ins vergiftete Wasser. Der Sprung war so kraftvoll, daß das vergiftete Wasser hoch in die Luft spritzte und große Wellen schlug. Und während Krishna so herrlich in seine gelben Kleider gehüllt, mit dem Srivatsa Zeichen auf der Brust, Lotusfüßen und Lotusgesicht so schön wie eine dunkle Wolke spielte, die von der Sonne angestrahlt wurde, erschien die wütende Schlange, biß ihn in die Brust und umschlang ihn völlig mit ihrem Körper. Als seine lieben Hirtenfreunde sahen, daß er im Griff der Schlange gefangen war und sich nicht mehr bewegen konnte, waren sie äußerst besorgt. Mit verwirrtem Geist voller Schmerz, Reue und Angst fielen sie zu Boden, denn sie hatten alles, ihren Reichtum, ihre Familie und sich selbst allein Krishna gewidmet. Sogar die Kühe, Stiere und Kälber, deren Augen auf Krishna gerichtet waren, schrien vor Angst auf und jammerten in großer Qual.

Daraufhin erschienen im ganzen Hirtendorf die schrecklichsten und bedrohlichsten Vorzeichen. Die Omen am Himmel, auf der Erde und in den Lebewesen kündigten eine unmittelbare Gefahr an. Als die Hirten mit Nanda an der Spitze, diese Zeichen sahen, waren sie voller Angst, denn sie wußten, daß Krishna ohne Balarama gegangen war, um die Kühe zu hüten. Weil sie seine Fähigkeiten nicht kannten, wurden sie von Schmerz, Angst und Trauer überwältigt. Angesichts dieser schrecklichen Zeichen dachten sie, daß etwas sehr Schreckliches passiert war, und konnten nur noch an ihn denken, der ihr Lebensatem war. Die Kinder und ihre Eltern fühlten sich so elend wie eine Kuh, die ihr Kalb verloren hatte, und begaben sich ängstlich auf die Suche nach Krishna. Nur Balarama, der gütige Höchste Herr, lächelte angesichts ihrer Verzweiflung und sprach kein Wort, denn er kannte die Macht seines jüngeren Bruders. Und auf der Suche nach ihrem geliebten Krishna folgten sie der Spur, die seine Lotusfüße gezeichnet hatten, und diese führte zum Ufer der Yamuna. Schnell folgten sie den Spuren mit den Symbolen von Lotus, Gerstenkorn, Elefantenstachel, Donnerblitz und Banner des Meisters der Kuhhirten, die sie hier und da unter anderen Fußabdrücken fanden und erkannten den Weg der Kühe.

Als sie dann von weitem Krishna regungslos im See erblickten, von den Windungen der Schlange gebunden, und die Hirtenjungen bewußtlos am Ufer lagen, während alle Tiere ringsherum jammerten, wurden sie in ihrer Not von größter Verzweiflung überwältigt. Da nun ihr Liebling von der mächtigen Schlange ergriffen war, fühlten die Hirten, die in ihren Herzen so sehr an ihn als Höchsten Herrn gebunden waren, größte Qualen. Sie fühlten sich nun ihres ganzen Reichtums beraubt, und die drei Welten verloren für sie jeden Inhalt. Sie hielten Krishnas Mutter zurück, starrten alle auf ihren Sohn und vergossen viele Tränen. So standen sie wie Tote am Ufer, starren auf Krishnas Gesicht und erinnerten sich nacheinander an all seine Geschichten. Nanda und seine Männer, die Krishna als ihre Seele und ihr Leben aus dem See retten wollten, wurden vom allmächtigen Balarama zurückgehalten, der die Macht Krishnas kannte.

Als nun Krishna, ihre einzige Zuflucht, einige Zeit in dieser Situation gefangen war und sah, wie sein Volk der Kuhhirten mit ihren Frauen und Kindern in völliger Verzweiflung um ihn jammerten, erhob er sich aus seiner angenommenen Illusion eines Sterblichen und befreite sich von den Umwindungen der Schlange. Durch die Ausdehnung seines Körpers wurde die Schlange bald gezwungen, ihn unter großen Schmerzen loszulassen. Daraufhin hob Kaliya wütend seine Köpfe, atmete schwer durch seine Nasenlöcher, die Gefäßen mit kochendem Gift glichen, und starrte dem Herrn mit feurig glühenden Augen ins Gesicht. Seine gespaltenen Zungen zischelten hin und her, und mit schrecklichem Blick suchte er eine Gelegenheit, um zuzuschlagen. Aber Krishna tanzte spielerisch um ihn herum, wie der König der Vögel (Garuda). So drehte sich auch die Schlange, bis sie ganz erschöpft war, so daß sie alle ihre stolzen Köpfe beugen mußte. Daraufhin kletterte Krishna auf die breiten Köpfe und begann, als ursprünglicher und erster Meister aller geistigen Künste auf ihnen zu tanzen. Und seine Lotusfüße, die mit der Schlange in Berührung kamen, leuchteten ganz rot vom Licht der vielen Juwelen, die auf den Köpfen funkelten.

In diesem Moment erschienen auch seine himmlischen Diener mit ihren Frauen, die himmlischen Sänger, Hochbeseelten, Weisen und Heiligen. Sie freuten sich über diesen Tanz, die himmlischen Trommeln erklangen, Lobeslieder wurden gesungen und Blüten herabgestreut. Oh König, jeder der 101 Köpfe von Kaliya, der sich nicht beugen wollte, wurde sogleich von Krishna niedergetreten. So bestraft der Herr mit seinen Füßen die Übelgesinnten und ließ auch die Schlange, die langsam ihr Leben aufgab, schreckliches Blut aus allen Mündern und Nasen spucken, während sie größte Qualen erlitt. Das feurige Gift quoll aus ihren Augen, und jeder stolze Kopf, der sich schwer atmend erheben wollte, wurde unter Krishnas Füße gezwungen. Und jedes Mal, wenn das geschah, regnete es himmlische Blüten herab, um den Höchsten Geist zu verehren. So erbrach Kaliya viel Blut, hatte schon viele Köpfe gebrochen, und sein Körper wurde von diesem wundervollen Tanz besiegt. Oh Herr der Menschen, da erinnerte er sich an den Höchsten Herrn, Lord Narayana, den geistigen Meister aller belebten und unbelebten Geschöpfe und suchte in seinen Gedanken Zuflucht bei ihm. Und auch seine Frauen sahen, daß ihr Herr das Gewicht von Krishna nicht mehr ertragen konnte, in dessen Körper das ganze Universum ist, und daß seine Köpfe von Krishnas Füßen zertreten wurden. Und so näherten sie sich in ihrer Not dem Höchsten Herrn ganz aufgeregt mit aufgelösten Haaren, unordentlichen Kleidern und Ornamenten. Voller Angst suchten sie seinen Schutz und legten ihre Körper und Kinder vor ihm nieder, welcher der Herr und die Zuflucht aller Geschöpfe ist. Sie verneigten sich mit gefalteten Händen und baten um die Befreiung ihres Ehemannes.

Und die Ehefrauen der Schlange sprachen:
Oh Höchster Herr, die Strafe für diese Person ist sicherlich verdient, weil er gegen die Ordnung gehandelt hat. Mit gleichgesinnter Sicht auf Söhne und Feinde bist du in diese Welt herabgekommen, um die Übelgesinnten zu unterwerfen und zum Wohle alle Wesen zu bestrafen. Diese Bestrafung von dir ist in Wahrheit eine Form der Barmherzigkeit, denn wenn du durch die Unterdrückung der Schlange die Verunreinigung beseitigst, geschieht es zum Wohlergehen aller verkörperten Seelen. Dafür hat er in einem früheren Leben sicherlich Buße geübt und dich frei von Stolz und Eigensinn oder auf andere Weise durch allumfassendes Mitgefühl erfreut, der du das Selbst aller Wesen bist. Wir wissen nicht, welche Taten genau zu diesem Ergebnis geführt haben, oh Herr. Doch den Staub deiner Lotusfüße zu berühren, ist eine große Gnade, für die sogar Lakshmi, die Göttin des Wohlstandes und Beste aller Frauen, Askese übt und mit langwierigen Gelübden allen Wünschen entsagt. Wer den Staub deiner Lotusfüße erreicht hat, verlangt weder nach dem Himmel noch nach der Herrschaft auf Erden, will weder der höchste Schöpfer noch der Herr der Welten sein, und wünscht weder die übernatürlichen Yoga-Kräfte noch die Freiheit von der Wiedergeburt. Obwohl der König der Schlangen, der in dieser Form der Unwissenheit geboren wurde und unter dem Einfluß des Zorns stand, hat er das so schwer Erreichbare erreicht. Wer voller Wünsche und von einem materiellen Körper umhüllt durch die Zyklen der körperlichen Existenz wandert, kann auf diese Weise deine unvergleichliche Herrlichkeit erkennen.

Oh Höchster Herr, Höchster Geist und Höchste Seele, wir bringen dir unsere ganze Verehrung dar, denn du bist die höchste Ursache, der höchste Schutz und das höchste Wesen in und jenseits dieser Welt. Verehrung sei dir, dem Ozean der geistigen Erkenntnis und Weisheit, der vollkommenen Wahrheit und grenzenlosen Macht. Du bist der Unveränderliche, der frei von allen natürlichen Eigenschaften ist, aber jede Form annehmen und alles bewegen kann. Wir bitten dich als die Zeit, die Grundlage der Zeit und den Zeugen aller Geschehnisse in der Zeit. Wir bitten dich als Verkörperung des ganzen Universums, als höchsten Wächter, höchsten Schöpfer und tiefsten Grund und Ursprung von allem. Verehrung sei dir, der Höchsten Seele und Zuflucht der universalen Intelligenz, dem Denken, des Lebensatems und aller Sinne. Denn du bist die geistige Grundlage für das Bewußtsein jeglicher Wahrnehmung und der fein- und grobstofflichen Elemente. Wer sich von dir abwendet, identifiziert sich fälschlicherweise mit den drei natürlichen Grundqualitäten, so daß die wahre Selbsterkenntnis vom Ichbewußtsein verdeckt wird.

Wir beten zu dir, dem Grenzenlosen und Allmächtigen, der die Einheit in der Vielfalt ist, dem Allwissenden, der die verschiedenen Lehren akzeptiert und die Kraft gibt, um Ideen und Worte auszudrücken. Höchste Verehrung dem Ursprung aller heiligen Texte, die sowohl das Handeln als auch Nichthandeln erklären. Verehrung vor Lord Krishna und Sankarshana (Balarama), den Söhnen von Vasudeva, sowie Pradyumna und Aniruddha (als die natürlichen Grundprinzipien des Sankhya, siehe Kapitel 3.26). Verehrung dem Meister der Satwatas. Verehrung dem Höchsten Geist, der die verschiedenen Eigenschaften manifestiert, sich durch die drei natürlichen Grundqualitäten verkleidet, aber durch ihre Wirkung auch erkannt werden kann, so daß ihn seine Verehrer als Zeuge aller Wirkungen erkennen. Oh Herr der Sinne, nimm unsere Ehrerbietung an, der du in deiner Verkörperung so unergründlich und in deinen Formen so vollkommen bist, der du als Untätiger in der Stille handelst. Verehrung dem Kenner der hohen und niederen Ziele, dem Regulator aller Dinge, der jenseits des Universums besteht und das ganze Universum selbst ist, der Wächter über Allem und die ursprüngliche Ursache von Allem.

Du bist der allmächtige Herr der Schöpfung, Bewahrung und Auflösung aller Welten, der Anfangslose, der von den Grundqualitäten frei ist, aber sich mit der Kraft der Zeit bemüht, das Gleichgewicht der Grundqualitäten zu fördern. Du selbst spielst das Spiel der Welt und erweckst mit deinem Blick (des Bewußtseins) die jeweiligen Eigenschaften der Natur. Die zufriedenen, leidenschaftlichen und trägen Wesen sind deine Verkörperungen (der drei natürlichen Grundqualitäten) in den drei Welten. Zur Bewahrung des Dharmas bist du in dieser Welt anwesend, um die heiligen und friedliebenden Wesen zu beschützen, die dir lieb sind. So möge der König die Untat vergeben, die sein eigener Untertan begangen hat. Oh Gütiger, bitte vergib diesem Unwissenden, der dich nicht erkannt hat. Oh Höchster Herr, erbarme dich dieser Schlange, die in ihren letzten Atemzügen liegt. Oh Heiliger, hab Mitgefühl mit uns Frauen und gewähre unserem Ehemann das Leben. Bitte sage uns, was wir als deine Dienerinnen für dich tun sollen. Denn wer deinen Geboten folgt, wird sicherlich von jeglicher Angst befreit.

So wurde der Höchste Herr von den Frauen der sterbenden Schlange ausgiebig gelobt und verehrt, so daß er den Schlangenkönig freiließ, dessen Köpfe von den tanzenden Füßen Krishnas besiegt waren. Langsam kamen Kaliya Sinne und Lebenskraft zurück, er atmete schwer und leidend und sprach demütig zu Krishna:
Oh Herr, wir Schlangen sind von Geburt an giftig, unwissend und leicht reizbar. Für gewöhnliche Wesen ist es sehr schwer, die angeborenen Neigungen aufzugeben, mit denen sie an der Illusion ihrer Körperlichkeit anhaften. Oh Schöpfer und Herr der Zeit und aller Zeitalter, du hast dieses ganze Universum geschaffen, das von den Erscheinungen der natürlichen Grundqualitäten erfüllt ist, die zu unterschiedlichen persönlichen Neigungen, Fähigkeiten, Körpern und Samen in der Vielfalt der Namen und Formen führen. Oh Höchster Herr, so repräsentieren wir in dieser Welt das zornige Wesen der Schlangen und sind daran gebunden. Wie könnten wir in unserer Unwissenheit von selbst deine unüberwindliche Illusionskraft (Maya) loswerden? Oh Allwissender und Meister des Universums, möge deine Gutheit als Ursache in dieser Angelegenheit tun, was du für richtig hältst, sei es Gnade oder Bestrafung.

Als der Höchste Herr in der Rolle eines Menschen diese Worte gehört hatte, antwortete er:
Oh Schlange, du darfst nicht länger hierbleiben. Begib dich mit deinen Frauen, Kindern und Verwandten auf direktem Weg zum Meer. So möge der Reichtum des Flusses von den Menschen und Kühen wieder genossen werden. Oh Kaliya, jedes sterbliche Wesen, daß sich an dieses Gebot von mir erinnert und diese Worte morgens und abends rezitiert, soll keine Angst mehr vor dir haben müssen. Wer Entsagung und Verehrung übt und an diesem Ort, wo ich in dieser Welt gespielt habe, die Götter und andere Himmlische mit Wasser segnet und befriedigt, soll von allen Sünden befreit werden, wenn er sich dabei an mich erinnert. Aus Angst vor Garuda hast du die Insel Ramanaka verlassen und in diesem Teich Schutz gesucht. Doch jetzt, wo du von meinen Füßen gezeichnet bist, wird er dich nicht mehr verschlingen.

Oh König, so wurde die Schlange von Krishna, dem Höchsten Geist, dessen Taten unergründlich sind, wieder freigelassen und verehrte ihn zusammen mit seinen Frauen und Kindern voller Ehrfurcht und Freude. Er verehrte und befriedigte den Herrn des Universums mit feinster Kleidung, Blütengirlanden und wertvollen Juwelen wie auch mit Ornamenten, Düften, Salben und Kränzen aus Lotusblüten. Dann umrundete er den Herrn, der Garuda in seinem Banner trägt, und entfernte sich mit seinen Kindern und Frauen. Und unmittelbar nach seiner Abreise zur Insel im Ozean wurde das nektargleiche Wasser der Yamuna durch die Gnade des Herrn, der im Spiel der Welt eine menschliche Gestalt angenommen hatte, von jeglichem Gift befreit.


Zurück Inhaltsverzeichnis Weiter