Shri Brahma sprach:
Oh Sohn des Führers der Kuhhirten, sei gepriesen, oh verehrter Herr voller Herrlichkeit, mit strahlendem Gesicht, zarten Füßen, einem dunklen Körper wie Regenwolken, heller Kleidung wie ein Blitz, mit Ohrringen aus Samen, Pfauenfedern im Haar, einer Girlande aus Wildblüten, etwas Essen in der Hand, Hirtenstab, Signalhorn und Flöte. Oh Gottheit, du bist wahrlich voller Mitgefühl zu mir, selbst in diesem Körper, den du auf Wunsch deiner Verehrer angenommen hast, der aber eigentlich gar kein Körper ist. Nicht einmal ich, Brahma, kann mit meinem Verstand deine Größe wahrhaft ergründen, ganz zu schweigen von der Glückseligkeit, die du in dir selbst erfährst. Obwohl du in allen Welten unbesiegbar bist, ergibst du dich dem Willen jener Personen, die ihre materiellen Körper erhalten wollen, um mit Körper, Worten und Gedanken zu handeln und die Geschichten über dich zu hören, wie sie von den großen Verehrern erzählt werden, von den wahrhaften Seelen, die einfach leben, Hingabe üben, zu dir beten und nicht länger versuchen, eigensinnige Gedanken zu hegen. Denn wer nur um eigensinniges Wissen kämpft, der lehnt den überaus heilsamen Weg der liebenden Hingabe (des Bhakti-Yoga) ab. Aber ihre Bemühungen bringen ihnen nichts als Sorgen, als würden die Bauern nach der Spreu greifen und das Getreide verwerfen. Oh Allmächtiger, vor langer Zeit gab es viele Yogis, die dir alle Handlungen widmeten, höchste Einsicht erreichten und damit ihre Aufgabe im Leben erfüllten. Denn wahrlich, durch Hingabe und dem Verinnerlichen deiner Geschichten konnten sie leicht das hohe Ziel erreichen. Oh Unfehlbarer, denn nur der kann dein Wesen jenseits aller Eigenschaften erkennen, der Gedanken und Sinne reinigt und innerlich zur Ruhe kommt. Nur wer durch liebende Hingabe frei von eigenwilligen Zielen deine reine Liebe verwirklicht, kann die Anhaftung an bestimmte Formen überwinden. Es gibt keinen anderen Weg. Irgendwann könnten vielleicht Wissenschaftler alle Teilchen der Erde, der Luft und des Wassers und sogar die Lichter der Sterne zählen, aber wer könnte alle Eigenschaften von dir aufzählen, dem Selbst aller Eigenschaften, der sich zum Wohle aller Wesens verkörpert hat? Wer ernsthaft auf dein Mitgefühl vertraut, die Konsequenzen seiner Taten trägt und dich von ganzem Herzen in Gedanken, Worten und Taten verehrt, wird ein Leben führen, das in deinem Dienst steht und auf die höchste Befreiung ausgerichtet ist.
Oh Herr, sieh nur, wie dumm ich mich dir gegenüber verhalten habe, als ich versuchte, mit meiner Illusionskraft deine Macht zu prüfen. Denn du bist der Höchste Herr der Illusions- und Schöpferkraft, der Allmächtige, der Grenzenlose und die Höchste Seele. Was ist mein Wille im Vergleich zu deinem? Er ist wie ein Funke im Vergleich zu einem ganzen Feuer. Deshalb, oh Unfehlbarer, bitte ich dich um Entschuldigung, ich, die Verkörperung der Leidenschaft (Rajas) in der Welt, der sich als Selbstgeborener als unabhängig betrachtete, denn meine Augen wurden von der Unwissenheit verblendet. Möge ich, der dich als Höchsten Herrn akzeptiert, deiner Gnade würdig sein. Was bin ich mit meiner materiellen Natur, diesem Körper in der Größe von sieben Spannen, dieser Ansammlung aus universaler Intelligenz, Ichbewußtsein, Raum, Wind, Feuer, Wasser und Erde, die mich wie einen Topf umgeben? Was bin ich im Vergleich zu den unzähligen Welten-Eiern, die wie Härchen aus den Poren deines Körpers wachsen? Oh Höchster Herr jenseits aller Welten, würde eine Mutter ihr Kind bestrafen, wenn es im Mutterleib mit seinen Beinen strampelt? Und was könnte man außerhalb deines Leibes finden, das man als existierend oder nichtexistierend bezeichnen könnte? Stamme nicht sogar ich, der „selbstgeborene“ Brahma von dir ab? Sind die Worte wirklich wahr, die davon sprechen, daß du dich nach der Auflösung der drei Welten als Narayana auf dem Meer der Ursachen niedergelegt hast, und danach aus deinem Bauch ein Lotus gewachsen ist, in dem ich geboren wurde? Bist du nicht Narayana, die Höchste Seele aller Wesen?
Wahrlich, du bist der Lehrer und Zeuge im Herzen aller Wesen und Welten, der Führer der Menschen und die Quelle, aus der das Wasser des Lebens strömt. Das ist dein wahres Wesen und nicht so sehr deine Illusions- und Schöpferkraft (Maya). Wenn dein wahrer transzendentaler Körper, der das gesamte Universum beschützt, auf dem Wasser lag, warum konnte ich ihn dann nicht sehen, oh Höchster Herr, als ich dich suchte? Und warum bist du danach, als ich dich im Herzen nirgends klar erkennen konnte, plötzlich wieder sichtbar geworden (siehe Kapitel 3.8)? Oh Herr, der die Illusion vernichten kann, du hast deiner Mutter in dieser gegenwärtigen Verkörperung die Illusion des ganzen äußerlich sichtbaren Universums (in deinem geöffneten Mund) gezeigt, wie es vollständig in dir existiert. Alles, was außerhalb sichtbar ist, einschließlich von dir selbst, wurde vollkommen in dir sichtbar. Dies ist nur durch deine unvorstellbare Allmacht möglich. Erst heute hast du mir wieder gezeigt, wie diese ganze Schöpfung durch deine Gerechtigkeit auf deiner Illusions- und Schöpferkraft beruht. Zuerst erschienst du ganz allein, und dann wurdest du zu all den Jungen und Kälbern im Hirtendorf. Dann erschienst du mir in gleicher Anzahl von vierarmigen Wesen, denen alle Mächte dieser Welt dienten, und danach in genauso vielen Welten. Und schließlich wurdest du wieder zur unendlichen ewigen Wahrheit, dem Einen ohne ein Zweites.
Für jene, die sich deiner Wahrheit nicht bewußt sind und dich auf materielle Weise verstehen, erscheinst du durch deine Illusionskraft in Gestalt der materiellen Schöpfung zusammen mit mir als Schöpfergott, dich selbst als Erhalter und dem Dreiäugigen zur Auflösung von allem. Oh ungeborener Höchster Herr, du nimmst deine Geburt unter den erleuchteten Weisen und Sehern wie auch unter den Menschen und allen Tieren der Erde, des Wassers und der Luft, um als Meister und Schöpfer das Ichbewußtsein der Gottlosen abzubauen und deinen Verehrern gnädig zu sein. Oh Höchste Seele, Höchster Herr und Yoga-Meister, niemand weiß, wann, wo und wie du dein weltliches Spiel mit deiner Illusions- und Schöpferkraft (der Yoga-Maya) in den drei Welten spielst. Aus diesem Grund sind all diese äußeren Formen so wahr wie ein Traum, in dem das eigene Bewußtsein von allen Arten der Gegensätze umhüllt und bedrängt wird, während man in dir dein grenzenloses Wesen des Bewußtseins der Ewigkeit und Glückseligkeit findet, das nur durch deine Illusion- und Schöpferkraft wie eine äußere Realität erscheint. Du bist die eine Höchste Seele, der Höchste Geist, der Urerste, die Wahrheit, das innere Licht ohne Anfang und Ende, das ewig Unveränderliche, die reine Glückseligkeit ohne Hindernisse, das Eine ohne ein Zweites, das ewig ist und jeglicher Beschreibung trotzt. Wer vom geistigen Lehrer, der einer geistigen Sonne gleicht, die vollkommene Sicht der unergründlichen Weisheit erhalten hat, kann dich entsprechend als Höchste Seele erkennen, die ewige Seele aller Wesen. Der kann den illusionären Ozean der weltlichen Existenzen leicht überqueren. Wer dich nicht als Höchste Seele erkennt, dem entfaltet sich allein aus diesem Grund ein völlig materielles Leben, das sich erst mit der geistigen Erkenntnis wieder auflöst, wie ein Stück Seil als eine gefährliche Schlange erscheinen kann, die mit der Erkenntnis des Irrtums wieder verschwindet. Die Identifikationen zur Verbindung oder Nichtverbindung mit der Materie entstehen nur durch Unwissenheit. Wenn man erkennt, daß beides Illusion ist, befindet man sich in wahrhafter Weisheit und ungehindertem Bewußtsein des höchsten transzendentalen Selbst. Die Illusion löst sich auf, wie Tag und Nacht für die Sonne selbst verschwinden.
Oh wie groß ist die Illusion von Personen, die dich, die ursprüngliche Höchste Seele, nicht kennen und das wahre Selbst irgendwo in der äußeren Welt suchen. Die Hochbeseelten und selbstverwirklichten Weisen, die alles durchschauen, was nicht das Wahre ist, finden dich in sich selbst, oh Grenzenloser. Wie könnten diese Sehenden das wahre Wesen des „Seiles“ erkennen, ohne die Illusion der „Schlange“ zu durchschauen. Oh Herr, wer nur ein wenig von deinen Lotusfüßen gesegnet wurde, kann bereits die glückselige Wahrheit des Höchsten Geistes erkennen, während es für andere unmöglich ist, auch wenn sie lange darüber spekulieren. Oh Herr, möge es so sein, daß in dieser Geburt, der nächsten und auch in künftigen Geburten jeglicher Art mein größtes Glück darin besteht, der Verehrer und Diener deiner Lotusfüße zu sein. Wie glücklich sind die Kühe und Frauen des Hirtendorfes, die dich in Gestalt der Kälber und Jungen zu deiner vollsten Zufriedenheit mit dem Nektar ihrer Muttermilch beköstigt haben! Oh allmächtiger Herr, eine solche Befriedigung konnte bisher durch kein vedisches Opfer erreicht werden. Was für ein großes Glück ist es für Nanda und die anderen Hirten mit ihren Frauen im Hirtendorf, dich als ihren Freund zu haben, die vollkommene und ewige Wahrheit der reinen Glückseligkeit! Ihr Glück ist so groß, daß die elf führenden Götter (der fünf Sinnes- und Handlungsorgane mit dem Denken) zusammen mit mir, Shiva und den anderen Göttern immer wieder gern den Nektar der Sinne dieser Verehrer trinken, der dem Nektar der Unsterblichkeit gleicht, der von deinen Lotusfüßen fließt. In welcher Form ich auch immer in diesem Wald der Hirten geboren würde (als Tier oder Pflanze), ich würde das größte Glück finden, nur weil ich hier den Staub von den Füßen deiner Verehrer berühren könnte, deren Leben ganz dem Höchsten Herrn gewidmet ist, den heiligen Staub, der in den vedischen Hymnen gepriesen wird.
Oh Allmächtiger, was außer dir selbst wirst du, die Quelle aller Segen, diesen Hirten als Lohn gewähren?! Alle ihre Häuser, Reichtümer, Freunde, Geliebten, Körper, Kinder, Lebenswinde und Gedanken sind dir gewidmet. Denn sobald unser Geist an etwas anderes denkt, fällt er in Illusion. Zweifellos hast du dafür gesorgt, daß Putana, die sich als Wohltäterin verkleidet hatte, und sogar ihre Verwandten (Vaka und Agha) zu dir kommen konnten. Solange die Menschen nicht dir gehören, oh Krishna, sind ihre Wünsche und Neigungen wie Diebe, ihr Körper ein Gefängnis und ihre Liebe wie Ketten an ihren Füßen. Oh Meister, obwohl du vollkommen jenseits dieser Erde bist, ahmst du die weltlichen Wege nach, damit die Menschen, die dir folgen, das wahre Glück erreichen können. Mögen die klugen Menschen endlos über deine grenzenlose Kraft nachdenken. Doch wozu so viele Gedanken? Das ist nicht mein Weg, oh Höchster Herr. Deine Herrlichkeit liegt nicht im Bereich meiner Gedanken, Worte und Taten. So erlaube mir nun, zu gehen, oh Krishna. Du weißt alles und siehst alles, denn du bist der Herr des ganzen Universums, und ich gebe die ganze Schöpfung in deine Macht. Oh Krishna, du lotusäugiger Wohltäter des Vrishnis-Stammes, du bist die Kraft für die Gestaltung aus dem Meer der Ursachen für alle Götter, Brahmanen, Tiere und anderen Geschöpfe dieser Erde. Wenn sich die Unwissenheit erhebt, zerstreust du die Dunkelheit und zügelst die übermächtigen Dämonen. Solange die Sonne in dieser Welt scheint, werde ich dich, oh Höchster Herr, bis zum Ende der Zeit mit ganzem Herzen verehren.
Shri Suka fuhr fort:
Nachdem der Schöpfer der Welt den wahren Reichtum der Welt gepriesen hatte, umrundete er den Höchsten Herrn dreimal, verneigte sich zu seinen Füßen und kehrte zu seiner Wohnstätte zurück. Und der Höchste Herr erteilte ihm, der von ihm abstammte, die Erlaubnis dazu. Dann brachte er die (versteckten) Kälber zum Flußufer zurück, wo sie zuvor gewesen waren und auch seine Kameraden versammelten sich wieder wie zuvor. Obwohl ein ganzes Jahr vergangen war und sie getrennt vom Herrn ihres Lebens von der Illusionskraft (Maya) verhüllt gewesen waren, erschien es in der Vorstellung der Jungen nur wie ein kurzer Moment. Und im Bann der Illusionskraft hatten sie nichts vergessen. Denn von dieser Illusion wird die ganze Welt ständig verwirrt und vergißt nichts, außer ihr wahres Selbst, die Höchste Seele. So sprachen die Freunde zu Krishna: „Du bist aber schnell zurückgekehrt! Wir haben noch keinen Bissen gegessen. Bitte komm her und iß mit uns!“ Der Herr der Sinne lächelte, setzte sich zu ihnen und aß mit den Hirtenjungen. Und als sie aus dem Wald ins Hirtendorf zurückkehrten, zeigte er ihnen die Haut der getöteten Python des Agha-Dämons. Sein Körper war mit Pfauenfedern, Blüten und Farben aus dem Wald geschmückt, und er spielte laut auf seiner Bambusflöte. Er rief nach den Kälbern, während die Hörner erklangen und die Jungen seine reine Herrlichkeit besangen. Und als die Kinder die Kuhweiden in der Nähe des Dorfes betraten, erfreute er die Augen der Hirten mit ihren Frauen. Und im Dorf erzählten die Jungen: „Heute wurden wir vom Sohn von Yasoda und Nanda gerettet, der eine riesige Schlange getötet hat!“
Da bat der König:
Oh Brahmane, bitte erkläre mir, wie es so eine beispiellose Liebe für Krishna geben konnte, die sogar die Liebe der Hirten zu ihren eigenen Kindern weit übertraf?
Und Shri Suka sprach:
Oh Herrscher der Menschen, das eigene Selbst ist jedem Lebewesen am liebsten. Jede andere Liebe zu Kindern, Reichtümern und so weiter gründet sich auf diese Liebe. Oh bester König, deshalb ist die Liebe der verkörperten Wesen zu ihrem Selbst viel größer als zu dem, was ihnen gehört, wie Kinder, Besitz, Häuser und ähnliches. Und deshalb lieben auch Personen, die in ihrem Körper ihr Selbst sehen, ihren Körper mehr als alles andere. Wer dagegen den Körper als den Besitz der Seele erkennt, der liebt die Seele (das wahre Selbst) mehr als den Körper. Denn auch, wenn der Körper alt wird, bleibt der Wunsch nach einer lebendigen Seele gleich stark. So ist das eigene Selbst allen verkörperten Wesen am liebsten. Es ist tatsächlich sogar der Sinn und Zweck der Existenz aller mehr oder weniger belebten Geschöpfe im Universum. Auf diese Weise solltest du Krishna als das Höchste Selbst und die Seele aller Wesen erkennen. Er ist durch seine eigene Illusions- und Schöpferkraft (Maya), die auch als menschliches Wesen erscheint, in dieser Welt zum Wohle aller überall gegenwärtig. Wer in dieser Welt das Wesen von Krishna erkennt, wird verstehen, daß sowohl die belebten als auch die unbelebten Geschöpfe alles Manifestationen des Höchsten Herrn sind. Er ist das Vollkommene und Ganze, außerhalb dessen nichts existiert. Er ist die erste Ursache für alles Sein und Nichtsein. Gibt es etwas, was außerhalb von Krishna, dem Höchsten Herrn, existieren könnte? Deshalb sind seine Lotusfüße wie ein Rettungsboot für alle Lebewesen im Universum, sowie die Zuflucht für jegliche Tugend und Verdienste, denn er ist der ruhmreiche Feind der Dämonen für all jene, die in seinem Höchsten Reich (in Vaikuntha) Zuflucht suchen, wo es keine weltlichen Sorgen mehr gibt. Im Vergleich zu diesem Reich ist der ganze Ozean der Existenzen so groß wie der Hufabdruck eines Kalbes.
Damit habe ich dir alles erklärt, was der Herr in seinem fünften Jahr getan hatte, aber erst im sechsten Jahr von den Hirtenjungen im Dorf berichtet wurde. Wer über dieses weltliche Spiel des Höchsten Herrn hört oder liest, wie er den Dämon Agha vernichtete und mit seinen Freunden im Wald saß und aß, sowie über die mystische Gestalt, die er für den Selbstgeborenen (Brahma) angenommen hatte, der ihm seine Gebete darbringt, kann wahrlich alle gewünschten Ziele erreichen.