Pushpak Bhagavata Purana Buch 3Zurück WeiterNews

3.8. Die Geburt von Brahma

Maitreya sprach:
Der Stamm von Puru verdient höchste Ehre, weil Könige und Weise wie du in ihm geboren wurden, welche die Gottheit zutiefst verehren. Durch dich wird das Wirken des Höchsten Herrn noch lange Zeit in neuem Licht erstrahlen. Dafür werde ich dir dieses Purana vom Höchsten Herrn (Bhagavat) erzählen, um das Leiden der Menschen zu heilen, die darin im Greifen nach dem vergänglichen Glück der Welt versinken.

Der Höchste Herr selbst offenbarte dieses Purana den Heiligen. Denn einst stellten Sanatkumar und andere Heilige mit dem Wunsch nach Wahrheit die gleichen Fragen über das Wirken der Gottheit an den berühmten Sankarshana (die Urschlange Ananta) mit der grenzenlosen Sicht und Energie an der Basis der Unterwelt. Dieser Träger des Gottes (Vishnu), den man mit Hochachtung auch Vasudeva (Gott aller Geschöpfe) nennt, hatte seine Sicht nach innen gerichtet. Doch um die Heiligen mit Weisheit zu erfreuen, öffnete er ein wenig seine Lotusaugen und begann zu sprechen. Die Heiligen, deren Haare vom Wasser der heiligen Ganga durchnäßt waren, die von der höchsten Welt des Satyaloka bis in die Unterwelt fließt, verneigten sich voller Hingabe vor dem Lotusfuß der Urschlange, der auch von den Töchtern des Schlangengottes mit verschiedenen Geschenken verehrt wird, um gute Ehemänner zu gewinnen. Die tausend Köpfe der Urschlange, die von Juwelenkronen erstrahlten, waren sich des wunderbaren Wirkens der Gottheit bewußt und sprachen mit tausend, von Liebe bewegten Zungen, um die Herrlichkeit des Höchsten Herrn zu preisen. Oh Vidura, man sagt, so empfing Sanatkumar dieses Bhagavatam-Purana, während er der Welt entsagte. Und wiederum befragt, erzählte er es dem Heiligen Sankhyayana, der ebenfalls asketische Gelübde übte. Sankhyayana war der Beste aller Heiligen, die der Welt entsagten, und erzählte dieses Purana über die Herrlichkeit der Gottheit unserem Lehrer Parasara (dem Vater von Vyasa) sowie Vrihaspati (dem Lehrer der Götter). Danach empfing ich auf Bitten von Pulastya dieses Beste der Puranas vom gutherzigen Parasara, und nun werde ich es dir erzählen, der du voller Hingabe und Verehrung bist:

Als die drei Welten während der Auflösung im (feinstofflichen) Wasser versunken waren, ruhte Er (der Höchste Herr) allein auf dem Bett der mächtigen Urschlange (dem Meer der Ursachen). Seine Augen waren geschlossen, und Er kannte nur sich selbst ohne etwas anderes. Wie die Kraft des Feuers im Holz verborgen liegt, so verweilte Er im Wasser und bewahrte alle Geschöpfe auf feinstoffliche Art in seinem Allkörper, aus dem das Leben im Laufe der Zeit entsteht. So schlief er über tausend Mahayugas mit seiner in sich selbst zurückgezogenen Kraft im feinstofflichen Wasser, um die karmische Energie aller Geschöpfe zu bewahren und sich zu Beginn einer neuen Schöpfungsperiode im Lauf der Zeit daran zu erinnern. Wenn er seine Sicht auf diese feinstoffliche karmische Energie richtet, erhebt sie sich durch die natürliche Qualität der Leidenschaft und wächst mit der Zeit aus seinem Nabel, um die grobstoffliche Welt zu erschaffen. Sobald die Karma-Energie zu wirken beginnt, wird aus der Höchsten Seele eine Lotusblüte geboren und erleuchtet mit seinem (des Höchsten Geistes) Glanz das weite Wasser wie eine Sonne. Diese Lotusblüte wurde von Vishnu selbst befruchtet, so daß sich aus der Höchsten Seele (bzw. dem Selbst) alle natürlichen Prinzipien verkörpern können, wodurch Brahma mit den Veden (dem Wissen bzw. Bewußtsein) durch Illusionskraft in der Lotusblüte geboren wurde. Deshalb wird Brahma auch der Selbst-Geborene genannt.

Als nun Brahma auf der Samenkapsel (dem Berg Meru) in der Lotusblüte saß, die im feinstofflichen Wasser schwamm, blickte er angestrengt in alle vier Richtungen, wodurch er vier Köpfe bekam, doch nirgends konnte er etwas Greifbares sehen. So saß nun der Erste der Götter im Schutz der Lotusblüte, die auf dem Wasser der Auflösung schwamm, das ringsherum vom mächtigen Wind aufgewühlt wurde, betrachtete seine Welt und konnte weder das wahre Wesen von dieser Schöpfung noch von sich selbst erkennen. Da fragte er sich:
Wer bin ich, der auf dem Berg in diesem Lotus sitzt? Woher stammt diese Lotusblüte auf dem Wasser? Da müßte es doch unten im Wasser noch etwas geben, woraus dieser Lotus entsteht.

So überlegte er und begab sich durch die feinen Röhrchen im Lotusstiel in die Tiefe des Wassers zum Nabel, doch seine Wurzel konnte er trotz aller Anstrengung nirgends finden. Oh Vidura, während er auf diese Weise seinen Ursprung suchte (wie ein Kind seine Eltern), erschien ihm die vergängliche Zeit (Kala) in dreifacher Form (von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft), die wie der Diskus von Vishnu allen verkörperten Wesen das Fürchten lehrt und ihr Leben begrenzt. So konnte er das Ziel seiner Suche nicht erreichen, gab es auf und kehrte wieder auf seinen Lotussitz zurück. Hier zügelte er Atem und Gedanken und vertiefte sein Bewußtsein vertrauensvoll in Meditation. So übte der Selbstgeborene ein Leben lang Yoga, entwickelte die Intelligenz und erkannte nach einiger Zeit den Höchsten Herrn im Herzen verkörpert, den er mit allem Suchen zuvor nicht erkannt hatte. Er sah den Körper einer gigantischen Urschlange, der so weiß wie eine Lotusblüte war und dem Höchsten Geist (Purusha) als Lager diente. Er lag vollkommen allein unter dem Schirm der Schlangenhauben, deren Köpfe mit Juwelen geschmückt waren, die mit ihren Strahlen ringsherum im Wasser die Dunkelheit der Vernichtung vertrieben. Seine Herrlichkeit stellte sogar die Schönheit des Smaragdberges in den Schatten, seine Kleider die Schönheit des Sonnenuntergangs, seine Krone den goldenen Berg Meru, seine Blumengirlande die Schönheit aller Blüten, seine Arme die Eleganz aller Flüsse und seine Beine die Kraft der mächtigsten Bäume. Seine Größe erstreckte sich unbegrenzt über alle drei Welten, und die unvergleichliche Herrlichkeit seiner juwelengeschmückten Verkörperungen war überall in vielfältigster Weise gegenwärtig. Seine Lotusfüße, die alle Wünsche erfüllen, zeigte er allen, die Ihn mit Wahrhaftigkeit verehren und dementsprechend dienen. Allein von seinen Fußnägeln ging ein wunderbarer Glanz aus, der dem klaren Licht des Mondes glich. Alle Wesen, die sich zu seinen Füßen verneigen, empfängt er mit einem lächelnden Gesicht, das mit strahlenden Ohrringen, edler Nase und bezaubernden Augenbrauen geschmückt ist und jegliches Leiden auflöst. Oh Vidura, er war in wunderbare Kleider gehüllt, die dem Blütenstaub des Safran glichen und von einem strahlenden Gürtel gebunden waren. Um seinen Hals trug er einen sternengleichen Schmuck und auf seiner Brust das mystische Srivatsa (das Symbol von Shri, der Göttin des Wohlstands, auch als Endlosknoten dargestellt). Wie ein großer Sandelbaum, dessen Zweige mit Blüten geschmückt sind, so erschienen seine zahllosen Arme mit ihren Juwelen. Sein wahres Wesen war so unergründlich wie die ganze Wurzel des Sandelbaums, und wie auf dessen Stamm viele Schlangen leben, so war Er von den Köpfen der Urschlange Ananta umgeben. Wie ein Berg der freundliche Wohnort für viele Lebewesen ist, so war Er der Freund von Ananta, der im Wasser schwimmend mit seinen tausend goldenen Kronen wie ein Ring aus goldenen Gipfeln erscheint und das Kaustubha-Juwel (in Form von Vishnu) trägt. Um seine Schulten trug er die Blumengirlande seiner Herrlichkeit, die den Nektar der Veden enthielt, wie die Blüten den Nektar für die Bienen. Weder das Licht der Sonne oder des Mondes noch die Eigenschaften des Windes oder des Feuers noch all die Geschöpfe der drei Welten konnten sich ihm nähern, denn er war von seinen eigenen Waffen beschützt. So geschah es, daß der Schöpfergott unter Führung des höchsten Schicksals im Meer (der Ursachen) die Lotusblüte der Schöpfung (die Welt), das feinstoffliche Wasser, das Feuer der Auflösung, den Wind und den Raum bis zum Nabel (der Wurzel des Ichbewußtseins) erkennen konnte. Hier sah er den karmischen Samen weltlicher Wirkung, mit dem alle Geschöpfe durch die natürliche Qualität der Leidenschaft getrieben und belebt werden, um sich zu entwickeln und fortzupflanzen. Und voller Hingabe zum Höchsten Herrn und seiner Schöpfung lobte Brahma die Herrlichkeit der Höchsten Seele, die jede Verehrung verdient.


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