Pushpak Bhagavata Purana Buch 3Zurück WeiterNews

3.9. Brahmas Gebet für die Schöpfung

Und Brahma sprach:
Oh Höchster Herr, nach langer Zeit asketischer Entsagung konnte ich dich nun erkennen, der jenseits des Wissens verkörperter Wesen ist. Es gibt nichts außer dir, und was sonst noch zu existieren erscheint, entsteht durch Illusion. Denn durch die Macht deiner Illusionskraft erscheinst Du in der Vielfalt aller Geschöpfe. Oh Herr, mit reinem Bewußtsein bist du frei von jeder Unwissenheit, und die Gestalt, die du heute voller Güte für deine Verehrer angenommen hast, ist die erste von vielen Verkörperungen. Sie zeigt, wie ich im Lotus aus deinem Nabel geboren wurde. Oh Höchster Herr, ich sehe diese Gestalt von dir nicht getrennt von allen anderen Gestaltungen. Sie ist ein Ausdruck deines höchsten Wesens ohne Gegensätze, frei von Vergänglichkeit und voller Glückseligkeit. Deshalb suche ich Zuflucht in dieser Gestalt von dir, welche die Beste ist und jeder Verehrung würdig. Damit bist Du der alleinige Schöpfer des Universums, das Höchste Selbst, der Ursprung aller Elemente, Eigenschaften und Sinne, und doch vollkommen unabhängig davon. Und ich bin die Verkörperung des Ichbewußtseins, das dir ergeben ist. Oh Höchster Herr, diese Gestalt von dir ist für alle Welten höchst vorzüglich und vor allem für die Meditation. So verkörperst du dich zum Wohle aller Wesen und vor allem für uns Yogis.

Verehrung der Gottheit, die alle Qualitäten trägt und nur von jenen nicht erkannt wird, die in der Gottlosigkeit (bzw. im Materialismus) bis hinab in die höllische Unterwelt sinken. All jene, die den Geruch und Geschmack deiner Lotusfüße verehren, die vom Klang der Veden in ihren Ohren getragen werden, widmen sich deinem Weg im hingebungsvollen Dienst, und in ihren Herzen bist Du niemals abwesend. Bis dahin wird die Angst die Menschen beherrschen, nämlich durch ihre Körper, Verwandten, Wünsche, Aversionen und Besitztümer mit der Vorstellung: „Das ist mein!“ Hierin liegt die Quelle all ihrer weltlichen Leiden, bis sie zu Deinen Lotusfüßen Zuflucht suchen, die wahre Sicherheit gewähren. Ach, wie unglücklich sind jene Menschen, deren Verstand sich von dir, dem Heiler der sinnlichen Leiden, abgekehrt hat und sich begierig auf vergängliche und unheilsame Dinge richtet. Sie werden immer wieder von Hunger und Durst, Hitze und Kälte, dem Ungleichgewicht ihrer Körpersäfte (Schleim, Galle und Wind), dem leidenschaftlichen Feuer von Begierde und Haß sowie anderen Gegensätzen geplagt und können keinen geistigen Frieden finden. Das schmerzt mich sehr. Oh Herr, solange die Wesen unter der Illusion der Sinnesobjekte stehen und sich als getrennte Existenzen von dir betrachten, werden sie nicht fähig sein, den weltlichen Kreislauf der Geburten zu überwinden, auch wenn sie in Wahrheit gar nicht existieren. Sie werden von vielfältigem Leiden beherrscht, das aus ihren Taten entsteht. Ihre Tage verbringen sie mit qualvoller Arbeit, und nachts werden sie von ihren Träumen gequält. Die ganze Natur scheint ihnen feindlich gesinnt zu sein und viel Unglück zu bringen. Oh Herr, sogar die Gelehrten, die sich gegen deine Erkenntnis wenden, werden weiter durch diese Welt wandern müssen.

Oh Höchster Herr, du selbst sitzt auf diesem Lotus im Herzen aller, die durch Hingabe gereinigt wurden und den Pfad zu dir durch achtsames Zuhören gefunden haben. Oh Gütiger, du nimmst diese Formen an, um den Tugendhaften zu helfen, die darüber mit Vernunft meditieren. Du bist nie erfreut, wenn du aus Begierde mit irgendwelchen Dingen äußerlich verehrt wirst, denn zum Wohle aller Wesen erscheinst du als Freund im Innersten ihrer Herzen. Oh Herr, wenn dich die Wesen mit verschiedenen Opfern, Taten, Geschenken, Askese-Übungen und hingebungsvoller Entsagung verehren, erreichen sie die besten Früchte. Kein uneigennütziges Geschenk des Dharmas von Tugend und Gerechtigkeit wird jemals umsonst sein.

Verehrung dem Höchsten Herrn, der mit der Selbsterkenntnis identisch ist, die Illusion der Gegensätze vernichtet und die Kraft der Intelligenz trägt. Verehrung dem großen Gott, der mit seiner Illusionskraft im kosmischen Spiel die Schöpfung, Erhaltung und Auflösung gewährt. Verehrung dem Ungeborenen! Wer noch in der Stunde des Todes den Ich-Wahn aufgibt und deine Namen verinnerlicht, die deine überweltlichen Eigenschaften, Taten und Verkörperungen repräsentieren, löscht unverzüglich die Sünden, die sich über viele Geburten angesammelt haben, und erreicht von Illusion befreit den Nektar der Unsterblichkeit, der reine Wahrheit ist. Verehrung dir als Baum der Welten, der in der Höchsten Seele wurzelt und dessen dreifacher Stamm mit den Zweigen der vielfältigen Geschöpfe aus Brahma, Vishnu und Shiva besteht, welche die Schöpfung, Erhaltung und Auflösung verkörpern. Verehrung dir als vergängliche Zeit, die alle Hoffnungen im Leben zerstört, soweit die Wesen der Ungerechtigkeit und Untugend verfallen sind und es versäumen, dich auf rechte Weise zu verehren und dir mit Taten zu dienen, die zum Wohle aller geschehen. Verehrung dir als Gottheit aller Opfer, die selbst ich ehrfürchtig mit hingebungsvoller Entsagung und großen Opfern verehre, um dich zu erreichen, obwohl ich über zwei Parardhas (2x50 Brahma-Jahre, insgesamt 311 Billionen Menschen-Jahre) in der Welt lebe und von allen Geschöpfen verehrt werde. Verehrung dem Höchsten Geist und Herrn, der von allen weltlichen Dingen unabhängig ist, doch im kosmischen Spiel seine Geburt unter Menschen, Tieren und anderen Geschöpfen nimmt, um das göttliche Dharma zu bewahren. Verehrung dem Gott, der ohne spezielle Eigenschaften ist, der gelassen auf dem Schlangenbett inmitten der wilden Gestaltungswellen im subtilen Wasser ruht, als würde er den Schlaf der Menschen verspotten, und der das ganze Universum auf seinem Bauch trägt, ohne von den fünf Arten der Unwissenheit berührt zu werden (die in Kapitel 3.20. näher erklärt werden). Verehrung dir als Verkörperung des Universums, der seine Lotusaugen nach dem Yoga-Schlaf geöffnet hat und durch dessen Gunst ich in der Lotusblüte zum Wohle der drei Welten geboren wurde, die in deinem Nabel wurzelt.

So lobte Brahma den Herrn und bat:
Möge mir dieser Mächtige, die alleinige Seele und der einzige Freund des Universums, der alle Welten mit seiner Energie und seinen Qualitäten belebt und seine Verehrer liebt, das Wissen und die Eigenschaften verleihen, so daß ich wie zuvor das Werk der Schöpfung hervorbringen kann. Ich bete zu Ihm, daß ich trotz meines Wirkens als Schöpfer nicht von Anhaftung ergriffen werde und mein Geist stets den Taten gewidmet sei, die sich durch seine Seelen- und Illusionskraft in seinem kosmischen Spiel verkörpern. Denn Er ist es, der jeden Segen gewährt und alle Eigenschaften verkörpert. Ich bete, daß ich niemals den wahrhaften Klang der Veden verlieren möge, diesen Segen des Höchsten Geistes, der als universale Intelligenz im Wasser liegt, aus deren nabelgleichem Wirbel ich durch seine Energie geboren und ernährt werde, um die Welt mit der grenzenlosen Vielfalt der Formen zu erschaffen. Möge der Höchste Herr voller Mitgefühl zu allen Wesen seine Gunst über mich ausbreiten, seine Lotusaugen öffnen, mit einem Lächeln aus vollkommener Liebe diese Welt entstehen lassen und mit freundlichen Worten segnen.

Und Maitreya fuhr fort:
Oh Vidura, nachdem Brahma auf diese Weise durch Askese, Verehrung und geistige Vertiefung seinen Ursprung erkannt und den Höchsten Herrn in Gedanken, Worten und Taten gepriesen hatte, verschwand seine Trägheit. Als der Madhu-Vernichter nun sah, daß er bereit war, die Schöpfung hervorzubringen, und sein Herz vom Anblick des Wassers der Auflösung erregt wurde, sprach er mit freundlichen und tiefgründigen Worten, um ihn zu ermuntern.

Der Höchste Herr sprach:
Oh Herr der Veden, laß dich nicht von Sorgen betäuben und verzweifle nicht am Werk der Schöpfung. Alles, was du von mir wünschst, habe ich bereits getan. Übe weiterhin Entsagung und erkenne das Wissen, das in mir ruht. Oh Brahma, dann wirst du alle Welten klar und deutlich in deinem Inneren sehen. Und wenn du dich selbst bewahrst, die Askese trägst und deine Energie konzentrierst, dann wirst du mich in dir und allen Welten erkennen, und alle Welten und Geschöpfe in mir. Du wirst mich in allem sehen, wie das Feuer im Holz verborgen liegt, und erkennen, wie alle Welten in mir gegründet sind. Soweit du mich in allem siehst, wird die Unwissenheit von dir weichen. Soweit du mich sehend erreichst, und die Seele von den groben Elementen mit den Sinnen, die von natürlichen Eigenschaften beherrscht werden, befreit ist, wirst du das reine Sein erkennen und das geistige Königreich genießen. Wenn du wünschst, mit deinen vielfältigen Taten vielfältige Geschöpfe zu erschaffen, sollst du dabei keine Kraft verlieren. Das sei mein Segen für dich. Als Erster der Heiligen soll dein Geist, der stets auf mich gerichtet ist, niemals unter der natürlichen Qualität der Leidenschaft leiden, obwohl du damit die Geschöpfe erschaffen wirst. Auch wenn ich für verkörperte Seelen unerkennbar bin, hast du mich nun erkannt, soweit ich frei von allen materiellen Elementen, Sinnesorganen und Eigenschaften bin. Nachdem du mich durch den Stiel der Lotusblüte im Wasser an der Wurzel gesucht hast, habe ich mich in deinem Inneren offenbart. Deine Lobeshymne, dein Wunsch nach Entsagung und die Gestalt, die du von mir in deinem Herzen gesehen hast, sind durch meine Gnade entstanden. Ich bin sehr zufrieden mit dir. Möge dir Gutes geschehen! Zum Wohle der Welten hast du mich als frei von allen Eigenschaften beschrieben, obwohl ich sie scheinbar wie ein Kleid trage.

Wer mich mit dieser Hymne verehren wird, dem werde ich zufrieden jeden Segen gewähren und alle Wünsche erfüllen. Denn die wahrhaft Weisen wissen, wer mich mit guten Werken, Entsagung, Opfer, Wohltätigkeit und geistiger Einsicht und Einung zufriedenstellt, wird das Höchste erreichen. Ich bin die Höchste Seele aller beseelten Wesen und das Liebste, das man lieben kann. Deshalb sollte man seine ganze Liebe mir widmen, den alle Liebe, die es zum Körper oder anderen Dingen gibt, existiert nur wegen mir. So schöpfe nun mit deinem Wissen, das von den Veden schwanger ist, und deiner Körperlichkeit, die beide aus der Höchsten Seele entstehen, all die Lebewesen, wie sie in mir (während der Auflösung) bewahrt wurden.

Und Maitreya fuhrt fort:
Nachdem der ursprüngliche Höchste Geist und Herr (Pradhana-Purusha-Ishvara) den Schöpfer der Welt auf diese Weise belehrt hatte, verschwand er in dieser Gestalt mit dem Lotusnabel (womit er sich dem Schöpfer auf symbolische Weise offenbart hatte).


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