Pushpak Bhagavata Purana Buch 3Zurück WeiterNews

3.10. Die Arten der Schöpfung

Vidura fragte:
Nachdem der Höchste Herr in dieser Gestalt verschwunden war, wieviel Arten der Schöpfungen erschuf Brahma, der Große Vater aller Wesen, durch seinen Geist und Körper? Oh Verehrungswürdiger und Bester der Weisen, erzähle mir bitte von Anfang an alles, was ich dich gefragt habe, um alle meine Zweifel zu lösen.

Und der Suta fuhr fort:
Oh Sohn des Bhrigu (Saunaka), als der Heilige Maitreya auf diese Weise von Vidura gebeten wurde, war er mit ihm zufrieden und beantwortete seine Fragen, die ihm so sehr am Herzen lagen.

Und Maitreya sprach:
Wie der ungeborene Höchste Herr geboten hatte, übte Brahma über hundert himmlische Jahre Entsagung und vertiefte sich in die Höchste Seele. Dann sah der Lotusgeborene, wie sein Lotussitz und das umgebende Wasser vom Wind bewegt und aufgewühlt wurden, angetrieben von der schicksalhaften (bzw. karmisch bedingten) Zeit. Durch seine Entsagung hatte er die nötige Kraft und Selbstsicherheit gewonnen, war in der Yoga-Macht gereift und konnte den Wind mit dem Wasser trinken (in sich aufnehmen). Dann sah er den Lotus, in dem er geboren war, wie er sich im Raum ausbreitete und dachte: „Hier werde ich die Welten wieder erschaffen, wie sie zuvor aufgelöst wurden.“ So ging der Höchste Herr in den Lotus ein, entschloß sich zum Handeln und teilte das Dritte (die grobstoffliche Welt als Brahma- bzw. Welten-Ei) vom Ganzen ab und diesen Teil wiederum in vierzehn Welten (7 Oberwelten und 7 Unterwelten). Das ist die Welt-Schöpfung vom Großen Vater entsprechend dem Dharma der Tugend und Gerechtigkeit, in der die Lebewesen nach ihren Taten und Verdiensten in verschiedenen Regionen leben.

Da fragte Vidura:
Oh Brahmane, du erwähntest, daß der Höchste Herr mit seinem wundervollen Wirken auch in Form der Zeit (Kala) erscheint. Bitte erkläre uns: Was ist diese Zeit?

Und Maitreya antwortete:
Die Zeit ist grenzenlos und allumfassend und wird vom Höchsten Geist in seinem kosmischen Spiel von Ursache und Wirkung als Werkzeug der Seele zur Entwicklung der natürlichen Eigenschaften hervorgebracht. Wie alle anderen Geschöpfe von Brahma entsteht sie durch die Illusionskraft von Vishnu (der universalen Intelligenz) aus dem Ungestalteten (dem Meer der Ursachen). Diese ganze kosmische Gestaltung entsteht so, wie sie früher war, und wird auch in Zukunft so entstehen. Insgesamt gibt es drei Arten der Auflösung (zyklisch, natürlich und vollkommen, siehe auch Vayu-Purana 2.38) und neun Arten der Schöpfung, die sich in primäre und sekundäre Schöpfungen (Prakrita und Vaikrita) aufteilen. So entstehen im Laufe der Zeit zuerst die (sechs) primären Schöpfungen der Natur mit ihren Eigenschaften:

1) Die Mahat-Schöpfung, wobei aus der Höchsten Seele (Atman) die universale Intelligenz (Mahat) erscheint und die drei natürlichen Qualitäten (Gunas) zu wirken beginnen.
2) Die Ahankara-Schöpfung des Ichbewußtseins, womit das trennende Wissen über die Objekte mit dem ichhaften Handeln entsteht.
3) Die Bhuta-Schöpfung der fünf Elemente (Raum, Wind, Feuer, Wasser und Erde) mit den jeweiligen Eigenschaften für die Sinne (Klang, Gefühl, Sichtbarkeit, Geschmack und Geruch).
4) Die Indriya-Schöpfung der jeweiligen Sinnesorgane, um die Sinnesobjekte zu erkennen und darauf zu reagieren.
5) Die Vaikarika-Deva-Schöpfung der wechselwirkenden Sinnes-Götter (dem Sinnesbewußtsein) mit den Gedanken.
6) Die Tamas-Schöpfung von körperlicher Trägheit und geistiger Unwissenheit im Spiel der weltlichen Gegensätze.

Das waren die sechs Schöpfungen namens Prakrita (primäre Natur). Nun höre über die drei Vaikrita-Schöpfungen (der sekundären Natur), die im kosmischen Spiel (Lila) des Höchsten Herrn durch die Verkörperung der natürlichen Qualität der Leidenschaft (in Form von Brahma) aus seinem Wesen entstehen:

7) Die aufstrebende Mukhya-Schöpfung der sechs Arten der relativ unbeweglichen Pflanzen wie Bäume, Sträucher, Kletterpflanzen, Kräuter, Gräser usw. Sie sind vielgestaltig und haben vorwiegend ein träges Bewußtsein, das sich auf den Gefühlssinn stützt.
8) Die mittlere Tiryaksrotas-Schöpfung der 28 Arten der Tierwelt. Die Tiere haben keinen Sinn für ihr zukünftiges Schicksal, werden von Unwissenheit geprägt, sind nur begrenzt lernfähig und stützen sich vor allem auf ihren Geruchssinn. Dazu gehören die Paarhufer wie Kühe, Ziegen, Büffel, Antilopen, Schweine, Hirsche, Schafe und Kamele, die Einhufer wie Esel, Pferde, Nashörner und Maultiere, die Tiere mit fünf Nägeln wie Hunde, Schakale, Füchse, Tiger, Katzen, Hasen, Löwen, Affen, Elefanten, Schildkröten und Leguane, sowie die Vögel wie Reiher, Geier, Kraniche, Falken, Pfauen, Schwäne und Eulen.
9) Die hinstrebende Arvaksrotas-Schöpfung der Menschen. Sie sind vor allem von der natürlichen Qualität der Leidenschaft geprägt, sammeln durch ihre Taten viel Karma an und schwanken stets zwischen Glück und Leid.

Oh Vidura, zu diesen drei sekundären Schöpfungen kommt noch die (10.) Schöpfung der Himmlischen und Kumaras (der heiligen Söhne von Brahma) hinzu, die sowohl primär als auch sekundär ist. Zu den Himmlischen gehören die acht Klassen der Götter sowie die Ahnen, Dämonen, Gandharvas, Apsaras, Siddhas, Yakshas, Rakshasas, Charanas, Bhutas, Pretas, Pisachas, Vidyadharas, Kinnaras und viele andere feinstoffliche Wesen. Damit habe ich alle zehn Arten der Schöpfung beschrieben, die der Schöpfer des Universums hervorbringt. Als nächstes erkläre ich die verschiedenen Zyklen der Manus (der Stamväter der Menschheit), die der Schöpfergott Brahma an jedem Schöpfungstag (Kalpa) durch die natürliche Qualität der Leidenschaft aus der Höchsten Seele mit der Kraft des Höchsten Herrn schicksalhaft entstehen läßt. (Eine ausführlichere und vermutlich ursprünglichere Beschreibung der Schöpfungsarten befindet sich z.B. im Vayu-Purana 1.6.)


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