Pushpak Bhagavata Purana Buch 6Zurück WeiterNews

6.12. Der ruhmreiche Tod von Vritra

Der ehrenwerte Suka sprach:
Oh König der Menschen, so war Vritra bestrebt, seinen Körper zu opfern und dachte, daß er mit dem Tod im Kampf (gegen die Götter) den Himmel erreichen könnte. Dann griff er mit seinem Dreizack den Götterkönig an, wie einst der Dämon Kaithabha den Höchsten Herrn angriff, als die Welt im Wasser versunken war. Wie das Feuer am Ende der Yugas schleuderte der Dämonenkönig den spitzen Dreizack mit ganzer Kraft gegen den mächtigen Indra und schrie voller Zorn: „Tod dem Sünder!“ Doch obwohl der Anblick des rotierenden Dreizacks schwer zu ertragen war, der wie ein vom Himmel herabstürzender Meteor erschien, konnte er Indra nicht erschrecken. Mit seinem Donnerkeil, der hundert Haken hatte, zerschnitt er ihn zusammen mit dem Arm von Vritra, der so mächtig wie der Körper des Schlangenkönigs war, in hundert Stücke. Darauf ergriff Vritra mit dem anderen Arm wütend seine eiserne Keule und stürmte einarmig gegen Indra, der auf seinem Elefanten saß. Er traf den Kiefer des Gottes so hart, daß dem Mächtigen der Donnerkeil aus der Hand fiel. Über diese wunderbare Leistung waren alle Götter, Dämonen, Gandharvas und Siddhas höchst erstaunt, und als sie sahen, daß Indra in Gefahr war, erhobt sich überall der Klageruf: „Oh weh!“ Doch als Vritra bemerkte, wie sein Feind die Waffe verloren hatte und auch nicht wieder aufhob, weil es ihm peinlich war, sprach er zu Indra:
Oh Götterkönig, hebe deinen Donnerkeil auf und töte deinen Feind! Es ist keine Zeit, um sich schamhaft zu zeigen. Für die abhängigen Wesen, die irgendwelche Waffen ergreifen, ist kein Sieg jemals sicher, nur für den einen Höchsten Herrn der Schöpfung, Erhaltung und Auflösung, den allwissenden, ewigen und ursprünglichen Höchsten Geist. Wie Vögel, die in einem Netz gefangen sind, seufzen die Herrscher aller Welten machtlos unter der Herrschaft der schicksalhaften Zeit, die hier alles bestimmt. Nur wer sich dieser Schicksalsherrschaft über Sinne, Gedanken, Körper, Lebenskraft, Tod und Unsterblichkeit nicht bewußt ist, betrachtet seinen persönlichen Körper als Ursache für alles. Oh mächtiger Herr, verstehe doch, daß alle Geistwesen vom Höchsten Herrn bewegt werden, wie die Holz- und Strohpuppen vom Puppenspieler. Ohne seine Güte sind der Höchste Geist und die Höchste Natur (Purusha und Prakriti) mit ihren natürlichen Prinzipien der universalen Intelligenz (Mahat), dem Ichbewußtsein (Ahankara), den fünf Elementen (Bhutas) und den fünf Sinnen (Indriyas) mit ihren jeweiligen Eigenschaften (Vernunft, Denken, Klang, Gefühl, Sichtbarkeit, Geschmack und Geruch, siehe Bild Kapitel 3.26) nicht fähig, irgendetwas hervorzubringen oder zu bewirken. Wer den Herrn der Zeit nicht kennt, betrachtet sich persönlich als eigenständig und ungebunden, obwohl man völlig abhängig ist. Doch im Grunde ist Er es, der die Wesen durch Wesen erschafft und die Wesen durch Wesen verschlingt. Der Segen von Langlebigkeit, Reichtum, Ruhm und Macht entsteht, wenn die Zeit das Karma reifen läßt, andernfalls kann man dieses Glück mit allen Mitteln nicht erzwingen. Deshalb sollte man Ruhm und Schande, Sieg und Niederlage, Glück und Leid oder auch Leben und Tod gleichmütig betrachten. Die drei natürlichen Qualitäten von Güte, Leidenschaft und Unwissenheit sind Eigenschaften der gestalteten Natur und nicht der Höchsten Seele. Wer die Seele als reinen Zeugen erkennt, wird von der Bindung (durch die drei natürlichen Qualitäten) befreit. Schau mich an: Im Kampf besiegt und mit zerstörter Waffe und abgeschnittenem Arm versuche ich immer noch mein Bestes, um dich zu töten, oh Feind. In diesem Spiel geht es um unser Leben, das Leben ist der Einsatz, die Pfeile sind die Würfel und unsere Körper das Spielbrett. Keiner weiß, wer gewinnen oder verlieren wird.

König Indra hörte die aufrichtigen Worte von Vritra, ergriff den Donnerkeil und sprach lächelnd und ebenso aufrichtig:
Oh Danava, mit diesem Bewußtsein wirst du die Vollkommenheit erreichen. Du bist ein Verehrer, der sich vollkommen auf die Höchste Seele konzentriert, die der größte Freund und Herrscher des Universums ist. Du hast es geschafft, die Illusions- und Schöpferkraft (Maya) von Vishnu zu durchdringen, die alle gewöhnlichen Wesen täuscht. Indem du dein dämonisches Wesen aufgibst, erreichst du das Wesen eines erhabenen Verehrers. Es ist wahrlich ein großes Wunder, wenn man sieht, wie ein von Leidenschaft getriebenes Wesen, wie du, durch ganzheitliches Bewußtsein zu Vasudeva zurückkehrt, dem Höchsten Herrn, der reine Güte ist. Soweit du dem Höchsten Herrn gewidmet bist, der die Seligkeit verleiht, schwimmst du in einem Ozean aus Amrit, dem Nektar der Unsterblichkeit. Wie unbedeutend sind dagegen die kleinen Tropfen des vergänglichen Glücks der materiellen Welt?

Und Suka fuhr fort:
Oh Bester der Könige, nachdem die beiden mächtigen Führer die Wege des Dharmas dargelegt hatten, begannen Indra und Vitra, deren Kräfte gleich waren, gegeneinander zu kämpfen. Vritra wirbelte seine gewaltige Eisenkeule mit der linken Hand gegen Indra, um seinen Feind zu überwältigen. Aber der Gott schnitt die Keule zusammen mit dem Arm, der sie führte und einem Elefantenrüssel glich, mit seinem Donnerkeil in Stücke. Von dieser Waffe getroffen, blutete der Dämon mit abgeschnittenen Armen wie ein Berg in der Regenzeit und fiel vom Himmel auf die Erde herab wie ein Vogel ohne Flügel. Doch aufgrund seiner großen Lebenskraft und seinen übernatürlichen Fähigkeiten konnte der Dämonen seinen Unterkiefer auf die Erde legen und seinen Oberkiefer bis in den Himmel erheben, so daß sein Rachen zu einem riesigen Schlund wurde. Und wie eine hungrige Schlange, die einen Elefanten verschlingen will, schien er mit seiner Zunge und den spitzen Zähnen die drei Welten in seinem übernatürlichen Körper zu verschlingen, als wäre er die Zeit (bzw. Vergänglichkeit) selbst. Er ergriff und schüttelte die Erde und schob sich mit seinen Füßen voran wie ein Berg, so groß wie der Himalaya, so daß er Indra erreichen und ihn zusammen mit seinem Donnerkeil und seinen Elefanten verschlucken konnte. Als die Götter, Stammväter und Heiligen sahen, wie Vritra ihren König verschluckte, riefen sie voller Kummer: „Oh weh! Was für ein Leid!“

Doch obwohl er vom Dämon verschluckt war, starb er nicht in seinem Bauch, weil er auch dort vom Höchsten Herrn und seiner Yoga-Kraft beschützt wurde, um diese Illusion zu meistern. Der mächtige Indra, der schon Vala besiegte, durchbohrte mit seinem Donnerkeil den Bauch, kam hervor und trennte mit großer Wucht den Kopf des Feindes ab, der einem Bergesgipfel glich. Dabei drehte sich der Donnerkeil rasend schnell um den Hals, um den Kopf abzutrennen, und selbst das dauerte noch so viele Tage, wie die Sterne sich durch die beiden Halbjahre bewegen (also ein Jahr), bis der Kopf wirklich fiel. Doch dann erklangen die Kesselpauken des Himmels, und die Siddhas und alle anderen Heiligen lobten die Tapferkeit des Siegers mit heiligen Mantras und Hymnen. Oh Feindevernichter, danach stieg aus Vritras Körper das Licht der Seele auf und erhob sich vor den Augen aller Himmlischen in die höchsten Welten.


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