Pushpak Bhagavata Purana Buch 6Zurück WeiterNews

6.11. Das Wesen von Vritra

Der ehrenwerte Suka sprach:
Oh König, die Dämonen waren während ihrer Flucht so ängstlich und verwirrt, daß sie die Worte ihres Führers nicht beachteten, der auf diese Weise das Dharma betonte. Als Vritra, der Führer der Dämonen, sah, wie seine Armee von den Göttern zerstreut und verfolgt wurde, empfand der Feind von Indra großen Schmerz. Er konnte es nicht akzeptieren, stellte sich den Göttern mit gewaltiger Kraft wütend in den Weg und tadelte sie mit den Worten:
Welchen Sinn hat es, diese Feiglinge zu verfolgen, von hinten anzugreifen und zu töten, die vor Angst fliehen? Wer sich auf diese Weise für einen Helden hält, wird keine himmlische Welt erreichen. Oh ihr schwachen Wesen, wenn ihr an den Kampf glaubt, noch Mut im Herzen habt und nicht im weltlichen Sinnesgenuß versunken seid, dann stellt euch mir zum Kampf!

Mit diesen Worten forderte der Dämon mit seiner extremen körperlichen Stärke und gewaltigen Präsenz die Götter heraus und schockierte sie mit seinem wütenden Gebrüll, so daß sie reihenweise zu Boden fielen, als wären sie vom Blitz getroffen worden. Die ganze Götterarmee schloß vor Angst die Augen und fiel auseinander. Und wie ein verrückter Elefant durch einen Bambuswald rennt, so rannte der Dämon mit seinem Dreizack über das Schlachtfeld, daß die Erde unter seinen Füßen bebte. Als Indra ihn in solcher Wut erblickte, stürmte er auf seinen Feind zu und schleuderte eine mächtige Keule auf ihn, doch der Dämon fing diese gewaltige Waffe noch im Flug mit seiner linken Hand auf, und schlug damit laut brüllend auf den Kopf von Indras Elefanten ein, der für seine Stärke berühmt war. Alle, die das auf dem Schlachtfeld sahen, waren darüber höchst erstaunt, oh Herrscher der Menschen. Und Airavat, der von der Keule Vritras schwer getroffen war, bebte wie ein vom Blitz getroffener Berg, und wurde unter großen Schmerzen und blutendem Kiefer zusammen mit Indra sieben Bogenlängen zurückgeworfen. Als der hochbeseelte Vritra sah, wie Indra innerlich schwer erschüttert über die Verletzung seines Reittieres war, unterließ er einen zweiten Schlag. Doch Indra berührte das Tier mit einigen Tropfen des Nektars der Unsterblichkeit aus seiner Hand und heilte damit alle Wunden. Oh König Parikshit, bei diesem Anblick entschloß sich der Dämon, seinen Feind erneut anzugreifen, erinnerte sich, wie Indra seinen Bruder (Vishvarupa) getötet hatte und beschwerte sich wütend über diese grausame Sünde mit stolzem Sarkasmus.

Vritra rief:
Was für ein Glück, daß du als Feind nun vor mir stehst, du Mörder eines Brahmanen, der dein Lehrer und mein Bruder war! Oh du Hinterhältiger, wie glücklich bin ich heute, bald von meiner Schuld gegenüber meinem Bruder befreit zu sein, indem ich meinen Dreizack durch dein Herz bohre, das offenbar aus Stein ist. Du wünschst im Himmel zu leben, aber hast mit deinem Schwert gnadenlos die drei Köpfe vom Körper meines unschuldigen älteren Bruders abgeschlagen, als wäre er ein Tier gewesen. Er war ein erleuchteter und selbstverwirklichter Brahmane und darüber hinaus dein geistiger Lehrer, der den Göttern als Opferpriester diente. So bist du ohne jegliche Ehre, Scham und Wahrhaftigkeit durch deine Untat selbst von den niedersten Geschöpfen zu verurteilen. Du wirst unter großen Schmerzen sterben müssen, nachdem mein Dreizack deinen Körper durchbohrt hat, und deine Leiche soll nicht verbrannt, sondern von den Geiern gefressen werden. So grausam, wie du warst, werde ich dich zusammen mit deinem Gefolge, das dir gedankenlos folgt und mich mit erhobenen Waffen angreift, besiegen und eure abgetrennten Köpfe auf meinen Dreizack für das Opfer an Bhairava spießen, dem Herrn der Geister und Gespenster. Falls du es aber doch als heldenhafter Herrscher schaffen solltest, mit deinem Donnerblitz meinen Kopf abzuschlagen und meine Armee zu vernichten, werde ich zwar den Aasfressern zum Opfer fallen, aber im Gegensatz zu dir von allen Schulden befreit den Staub der Lotusfüße der großen Heiligen (bzw. ihre Region) erreichen.

Oh König der Götter, warum schleuderst du nicht deinen Blitz auf mich, deinen Feind, der vor dir steht? Oder zweifelst du an seiner Unfehlbarkeit, ähnlich deiner Keule, die so nutzlos war wie die Spendenbitte an einen Geizhals? Oh Indra, töte nur deinen Feind mit dem Donnerkeil, der durch Askese von Dadhichi und die Macht von Vishnu gestärkt wurde! Was auch immer Vishnu beabsichtigt, wird dem Sieg des Höchsten Herrn mit all seinen Reichtümern und Fähigkeiten dienen. Mag die Kraft deines Donnerkeils die Bindung meiner körperlichen Existenz durchtrennen. Ich werde beim Verlassen dieser Welt meinen Geist auf die Lotusfüße von Sankarshana (dem Herrn des Ichbewußtseins) richten, seinem Gebot folgen und die Welt der Heiligen erreichen. Die Hochbeseelten, die ihm folgen, wird er von den weltlichen Reichtümern des Himmels, der Erde und der Unterwelt zurückhalten, denn sie verführen zu Neid, Angst, Sorgen, Stolz, Streit, Anhaftung und Aggression. Oh Indra, dafür behindert mein Herr (Sankarshana) auch die menschlichen Bemühungen um die drei großen Lebensziele (von Tugend, Verdienst und Liebe). Das sollte man als besonderen Segen dieses Göttlichen anerkennen, der zur Glückseligkeit führt und nur für reine Verehrer mühelos erreichbar ist.

Deshalb bete ich zu meinem Herrn: Möge ich ein Diener deiner Diener sein, die allein deinen Lotusfüßen dienen! Oh Herr meines Lebens, möge ich mich stets an deine transzendentalen Eigenschaften erinnern, mögen meine Worte dich preisen, und möge mein Körper dir dienen. Ich wünsche mir keinen Platz im Himmel oder eine besondere Position, weder die Herrschaft der Ober- noch der Unterwelt. Ich wünsche mir weder die übernatürlichen Fähigkeiten im Yoga (die Siddhis), noch die Befreiung von der Wiedergeburt. Oh Quelle aller Möglichkeiten, das Einzige, was ich wünsche, ist niemals von dir getrennt zu sein. Wie sich kleine Vögel, die noch nicht fliegen können, nach ihrer Mutter sehnen, das hungrige Kalb nach dem Euter sucht oder der Liebhaber auf seine Geliebte wartet, so verlangt mein Verstand nach dir, oh Lotusäugiger. Möge ich, der wegen seines Karmas in dieser Welt von Geburt und Tod umherwandern muß, ein Freund deiner Verehrer sein, oh gepriesener Herr, und nicht so sehr mit jenen Menschen, deren Gedanken an ihrem Körper, ihren Kindern und ihrem Ehepartner anhaften, die doch alle nur von dir verkörpert werden.


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