Pushpak Bhagavata Purana Buch 6Zurück WeiterNews

6.10. Der Kampf zwischen den Göttern und Dämonen

Suka, der Sohn von Vyasa, fuhr fort:
So sprach der Höchste Herr, die ursprüngliche Ursache jeglicher Gestaltung, zu Indra und verschwand vor den Augen der Götter. Sie begaben sich zum Sohn von Atharva (Dadhichi) und baten ihn, wie es ihnen geboten wurde. Daraufhin lächelte der Heilige und antwortete:
Oh ihr Götter, wißt ihr nicht, daß alle verkörperten Lebewesen im Sterben einen unerträglichen Schmerz erleiden müssen, der ihnen das Bewußtsein raubt? Deshalb kämpfen alle Wesen darum, am Leben zu bleiben und ihren Körper zu behalten, den sie sich in dieser Welt gewünscht haben. Wer wäre bereit, seinen Körper zu verschenken, selbst wenn Lord Vishnu danach fragen würde?

Da sprachen die Götter:
Oh Brahmane, was wäre zu schwierig für einen Heiligen wie dich, dessen Tugenden überall gepriesen werden und der mit allen Wesen Mitgefühl hat? Menschen, die nur ihre eigenen Interessen verfolgen, wissen nicht, wieviel Leiden sie damit anderen bereiten. Wenn sie es wüßten, würden sie nichts für sich selbst fordern, sondern stets geben, was sie geben können.

Darauf antwortete der ehrenwerte Heilige:
Oh ihr Götter, ich habe nur so reagiert, um von euch das Dharma-Gebot der Tugend und Gerechtigkeit zu hören. Natürlich werde ich diesen geliebten Körper für euch aufgeben, den ich früher oder später sowieso aufgeben muß. Wer mit diesem Körper nicht beständig Mitgefühl mit allen Wesen übt und sich stets um Wahrhaftigkeit und das Dharma bemüht, ist selbst unter Pflanzen zu bedauern. Die Ruhmreichen erkennen das ewige Dharma darin, daß das Mitgefühl mit dem Glück und Leid aller Wesen und die große Weisheit untrennbar zusammengehören. Warum sollten wir also nicht Wohltätigkeit üben? Dieser Körper ist nicht zum Festhalten geschaffen, denn er kann jeden Moment vergehen und gehört nicht mir. Er ist zum Wohl aller entstanden, die man kennt und mit denen man verbunden ist.

So entschied sich Dadhichi, der Sohn von Atharva, dem Dharma entsprechend seinen Körper als Opfer für das Höchste darzubringen, für das Höchste Brahman, den Höchsten Herrn und die Höchste Seele. Er zügelte die Sinne, den Lebensatem, die Gedanken und die Intelligenz, vertiefte sich im Yoga in die Wahrheit des Brahman, löste jegliche Anhaftung an die Körperlichkeit und zog die Wahrnehmung aus dem Körper zurück. So erhielt der Götterkönig Indra den Donnerkeil, der von Visvakarma aus dem Körper des Heiligen gemacht wurde und von der geistigen Kraft des Höchsten Herrn erfüllt war. Gemeinsam mit allen anderen Göttern ritt er nun voller Herrlichkeit auf seinem Elefanten Airavat in den Kampf, während die Weisen Gebete murmelten und die drei Welten jubelten. So wurde der Dämon Vritra umgeben von den führenden Dämonen mit so großer Wucht angegriffen, wie Rudra am Ende die Welt attackiert. Daraufhin folgte ein gewaltiger Kampf zwischen den Göttern und Dämonen, der am Ufer der Narmada zu Beginn des ersten Treta-Yugas (im Vaivaswata-Manwantara) stattfand.

Oh König, die Dämonen mit Vritra an der Spitze konnten den strahlenden Glanz des Götterkönigs Indra mit dem Donnerkeil im Kreise der Rudras, Vasus, Adityas, Aswins, Pitas, Vahnis, Maruts, Ribhus, Sadhyas und Viswadevas nicht ertragen. Sie griffen mit hunderttausenden Dämonen, Daityas, Danavas, Yakshas und Rakshasas zusammen mit Namuchi, Sambara, Anarva, Dvimurdha, Rishabha, Asura, Hayagriva, Shankushira, Viprachitti, Ayomukha, Puloma, Vrishaparva, Praheti, Heti und Utkala unter der Führung von Sumali und Mali an. Sie waren mit goldenen Ornamenten geschmückt und stürmten gegen die Front der Armee von Indra, die selbst für den Tod unbesiegbar war. Furchtlos griffen sie ihre Gegner mit wütendem Löwengebrüll und eisernen Knüppeln, Keulen, Pfeilen, Speeren und Lanzen an. So wurden die führenden Götter von allen Seiten von verschiedensten Waffen überschüttet. Wie die Wolken die Sterne am Himmel bedecken, so waren sie bald nicht mehr zu sehen und verschwanden vollständig im Regen der Waffen. Doch die Pfeile und anderen Waffen konnten den Göttern nichts anhaben, denn sie wurden noch im Flug in tausende Stücke zertrümmert. Daraufhin wurde die Götterarmee von einem Platzregen aus Felsen, Bäumen und Steinen überschüttet, doch auch diese wurden noch in der Luft vernichtet. Als die Armee von Vritra erkannte, daß es ihren Gegnern unter dem Ansturm der Waffenflut immer noch gut ging und keiner verletzt war, regte sich die Angst in ihnen. Denn alle Bemühungen der Dämonen, die Götter zu überwältigen, die in der Gunst von Krishna stehen, waren vergebens, wie die groben Worte der Niedriggesinnten den Hochbeseelten nichts anhaben können. Als die Götterfeinde sahen, daß ihre Anstrengung erfolglos und ihr Kriegerstolz besiegt war, verließen viele das Schlachtfeld und gaben den Kampf auf, der gerade erst begonnen hatte. Ohne persönliche Macht wollten sie ihrem Kommandanten nicht mehr folgen, der sie zum Kampf inspirierte.

Als Vritra sah, wie die Dämonen in seinem Gefolge flohen, und seine Armee aus Angst zerbrach, sprach der stolze Held mit lächelndem Gesicht folgende Worte, die für kluge Köpfe überzeugend klangen:
Oh Viprachitti, Namuchi und Puloma! Oh Maya, Anarva und Sambara! Bitte hört mich an: Alle Wesen, die geboren wurden, müssen sich unweigerlich dem Tod stellen, wo immer sie im Universum auch existieren. Es gibt in dieser Welt keine Möglichkeit, dem zu entkommen. Aber es gibt die Möglichkeit, damit in himmlische Welten aufzusteigen, die viel herrlicher sind. Wenn es also unmöglich ist, dem Tod zu entkommen, wer würde ihn nicht für Besseres nutzen wollen? Es gibt nur zwei anerkannte Wege, um in dieser Welt mit Ehre zu sterben. Beide sind sehr selten. Der eine ist der Yoga-Weg der Entsagung vom Körper durch Zügelung der Sinne und Gedanken in der Konzentration auf das Brahman. Der andere Weg ist die Tapferkeit auf dem Schlachtfeld und daß man dem Kampf niemals seinen Rücken zukehrt.


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