Pushpak Bhagavata Purana Buch 5Zurück WeiterNews

5.18. Verkörperung des Höchsten Herrn in den Varshas

Der ehrenwerte Suka sprach:
Im Bhadrashva-Varsha lebt und herrscht der Höchste Herr in Form des pferdeköpfigen Hayashira als Verkörperung der reinen Güte und Führer des Dharmas. Er wird von Bhadrashrava, dem Sohn des Dharma-Königs der Tugend und Gerechtigkeit, zusammen mit seinem Gefolge auf gleiche Weise verehrt, wie Bhava (bzw. Shiva) den Höchsten Herrn Vasudeva verehrt. Sie nähern sich ihm durch tiefste Meditation und preisen ihn mit Worten wie:

Verehrung dem Höchsten Herrn, der Quelle des Dharmas, das uns von körperlicher Unreinheit reinigt. Oh, wie wunderbar sind die Taten des Höchsten Herrn! Doch die Menschen sehen es nicht, fürchten sich vor dem Tod und denken nur an körperliches Glück. Obwohl sie sich an unheilsamen Dingen erfreuen und ihre Eltern oder sogar ihre Kinder an den Tod verlieren, bilden sie sich ein, für immer leben zu können. Die Weisen sagen, daß diese Welt vergänglich ist, und all jene, die Selbsterkenntnis erreicht haben, bestätigen das. Trotzdem werden die Menschen immer wieder von Illusion überwältigt, oh Ungeborener. Höchste Verehrung dem Ungeborenen, der so wunderbare Taten hervorbringt! Die heiligen Schriften der Veden erklären dich als jenseits aller Tätigkeit zur Schöpfung, Erhaltung und Auflösung des ganzen Weltalls. Das ist kein Wunder, denn du bist die ungestaltete Ursache aller Ursachen und damit das unabhängige Wesen jeglicher Gestaltung. Du verkörperst dich als Mensch-Pferd (Hayagriva), rettest die Veden aus der Unterwelt, wo sie vom Dämon (Madhu) am Ende des Schöpfungstages versteckt wurden, und gibst sie dem Schöpfergott Brahma zurück. Höchste Verehrung sei dir, dessen Taten niemals vergeblich sind.

Im Hari-Varsha lebt der Höchste Herr in Form eines Mensch-Löwen (Nrisimha). Den Grund, warum er diese Form annahm, werde ich dir später (in Buch 7) erklären. Diese Form entstand aus der Verehrung von Prahlada, der durch seine Hingabe und wahrhafte Gesinnung seinen Geist reinigen konnte, den er aus seinem dämonischen Stamm der Daityas geerbt hatte. Er pflegte wie folgt zu beten:

Oh Höchste Herr in Form des Mensch-Löwen, ich verneige mich vor dir und verehre dich, den Höchsten aller Mächtigen. Bitte verkörpere dich, dessen Nägel und Zähne wie Donnerblitze sind. Bitte bekämpfe die Begierde, das Unwahre zu genießen, und vernichte die Unwissenheit in der körperlichen Welt. OM Swaha! Oh Höchster Herr, mögen alle Wesen von Angst befreit werden! Ich bitte dich, der du die Quelle aller Gebete bist, verkörpere dich in dieser Welt. Möge die ganze Welt glücklich sein! Mögen die Übelgesinnten ihren Wahn aufgeben. Mögen die Wesen heilsame Gedanken hegen. Mögen wir dich als Herrn jenseits der Welt erfahren und möge unser Geist unterschiedslos in deinem Geist verschmelzen. Mögen wir nicht mehr von egoistischen Bindungen an Haus, Frau, Kinder, Reichtum, Freunde und Verwandte beherrscht werden. Mögen wir in einer Gemeinschaft leben, die den Höchsten Geist verehrt, mit ihm vereint und in Genügsamkeit zufrieden ist. Möge diese Zufriedenheit aus der Selbsterkenntnis wachsen, die durch Ichbindung an die körperlichen Sinne niemals erreicht werden kann. Der Ungeborene, der in der Gemeinschaft seiner Verehrer durch die Ohren in das innerste Herz eingehen kann, besiegt die Unreinheit von Körper und Geist für alle, die beständig mit dem Heiligen vereint sind. Für all jene, die aufrichtig mit liebender Hingabe dem Höchsten Herrn dienen, verkörpern sich alle Götter und alle heilsamen Eigenschaften. Doch wo sind die heilsamen Eigenschaften für den, der sich nicht dem Höchsten widmet, sondern mit geschäftigem Geist den vergänglichen Dingen der Welt nachläuft? So essentiell Wasser für Wassertiere ist, so essentiell ist der Höchste Herr als Höchste Seele für alle verkörperten Wesen. Wer dieses Große aufgibt und sich selbst im Alter noch an das Hausleben bindet, dessen Größtes besteht nur in einem alternden Ehepartner. Dann wird das Hausleben zur Hauptursache für Angst, Depression, Leidenschaft, Anhaftung, Illusion, Zorn und Besitzgier in einem endlosen Zyklus von Geburt und Tod. Diese Bindung sollte man (im Alter) aufgeben und die Lotusfüße des göttlichen Herrn Nrisimha verehren, der von jeglicher Angst befreit.

Im Ketumala-Varsha lebt der Höchste Herr in Form von Kamadeva (Pradyumna, dem Herrn der Vernunft, siehe Kapitel 3.26) entsprechend seinem Wunsch, die Göttin des Wohlergehens zu befriedigen, wie auch die Söhne und Töchter des Vaters (bzw. des Jahres), der das Land regiert, die als Tage und Nächte die Lebenslänge bestimmen. Die (karmischen) Leibesfrüchte dieser Töchter werden von der großen und alldurchstrahlenden Gedanken-Waffe des Höchsten Geistes am Ende jedes Jahres vernichtet. Er (Kamadeva) erfreut Lakshmi, die Göttin des Wohlstandes, mit all ihren Sinnen durch anmutige Bewegung, körperliches Glück, liebliches Lächeln, strahlende Lotusaugen und ein freundliches Gesicht. Zu dieser Form des Höchsten Herrn, die allen so lieb ist, betet die Göttin des Wohlstandes im Yoga vertieft über das ganze Jahr, und zwar während der Nächte mit den Töchtern und während der Tage mit den Söhnen:

Hram, Hrim, Hrum (ein Mantra der Versöhnung)! Oh Höchster Herr, Verehrung all deiner Qualitäten und Eigenschaften, ich bringe dir meine ganze Hingabe dar. Oh Herr der Sinne, du bist die Seele aller Wesen und der Meister des Handelns und des Wissens sowie jeglicher Funktion und Beziehung. Du bist der höchste Empfänger aller Opfer, der Gewährer von Nahrung, der alldurchdringende Herr aller Kräfte der Körper und Sinne und die Gottheit, die das ewige Leben geben kann. Verehrung dem Höchsten Ehemann, der alle Wünsche erfüllt. Mögen durch dich alle Wesen glücklich sein! Die Frauen in der Welt beten dich als ihren selbstseienden Ehemann an, den Herrn der Sinne, und besänftigen dich durch heilige Gelübde, weil die abhängigen Ehemänner nicht fähig sind, die lieben Kinder, den Reichtum und den Wohlstand wahrhaft zu beschützen. Denn nur der ist ein echter Ehemann, der furchtlos, stark und unabhängig ist und wahren Schutz gewähren kann. Dies ist der Höchste Geist, in dessen Gegenwart es keine Furcht mehr gibt. Es gibt nicht Höheres, das man in dieser Welt erreichen könnte. Eine Frau, die dich für dieses Höchste verehrt, wird dafür glücklich belohnt werden. Verehrt sie dich, oh Höchster Herr, für andere Zwecke, wird sie geschieden von dir viel Leid erfahren. Um mich (die Göttin des Wohlstandes) zu gewinnen, opfern der Selbstgeborene (Brahma), der große Meister (Shiva), alle anderen Götter und sogar die unerleuchteten Seelen härteste Askese. Doch weil ich nur dich liebe, wird mich niemand erreichen, der nicht über deine Lotusfüße als höchstes Ziel meditiert, oh Unbesiegbarer. Ich bitte dich, oh Vollkommener, lege deine verehrenswerte Lotushand, die du segnend auf die Köpfe deiner Verehrer legst, auch auf meinen Kopf. Du trägst mein Zeichen auf deiner Brust, oh Verehrter, aber das kann man leicht mißverstehen. Wer könnte jemals durch Gedanken und Argumente deine Motive ergründen, oh Höchster Herr?

Im Ramyaka-Varsha verkörperte sich der Höchste Herr in Form eines Fisches (Matsya), und der dort herrschende (Vaivaswata-) Manu verehrt ihn noch heute mit hingebungsvollen Gebeten wie:

Verehrung dem Höchsten Herrn, der reinen Güte, dem Ursprung des Lebens und aller geistigen Kraft und körperlichen Stärke, der in Form eines Fisches erschienen ist! Nicht einmal die Regenten der Himmelsrichtungen (die Lokapalas) kennen deine wahre Form, oh Höchster Geist, denn du bewegst dich innerhalb und außerhalb, wie ein allumfassender Klang, der alle Lebensweisen beherrscht, wie man eine Holzpuppe an Stricken bewegt. Sogar die Regenten der Himmelsrichtungen leiden unter dem Fieber der Leidenschaft, denn sie versuchen von dir getrennt Schutz zu gewähren, weil sie das wahre Wesen aller mehr oder weniger lebendigen Geschöpfe in dieser Welt nicht erkennen. Oh Herr, du warst es, der als Fisch mit seiner Kraft die Heilkräuter und anderen Lebewesen der Erde am Ende des Yuga-Zyklus vor dem wilden Wasser der herabströmenden Sintflut gerettet hat (siehe Kapitel 8.24). Höchste Verehrung der Quelle des Lebens für das ganze Universum!

Im Hiranmaya-Varsha verkörpert sich und lebt der Höchste Herr in Form einer Schildkröte (Kurma). Aryama, der Führer der Ahnen, verehrt zusammen mit den Bewohnern des Landes diese vorzügliche Verkörperung von Ihm und singt folgende Hymne:

Verehrung dem Höchsten Herrn in Form der Schildkröte! Du bist die Verkörperung aller guten Eigenschaften. Immer wieder bringen wir dir unsere Ehrerbietung dar, dessen wahres Wesen unerkennbar ist. Du bist der Größte, der alles durchdringt und umfaßt, und die Zuflucht aller Geschöpfe. Du selbst verkörperst durch deine Illusions- und Schöpferkraft die Form des ganzen Weltalls, das so viele Erscheinungen zeigt und unermeßlich ist. Deshalb können wir dich nicht erkennen, wie du in Wahrheit bist, denn dein wahres Wesen kann mit Gedanken und Worten nicht begriffen werden. Höchste Verehrung sei dir! Was aus einem Mutterleib, aus einem Ei, aus Feuchtigkeit oder aus der Erde geboren wurde, alles Bewegliche und Unbewegliche, Götter, Ahnen und Heilige, die fünf Elemente und Sinne, Erde, Himmel und alle höheren Welten, die Hügel, Berge, Flüsse, Ozeane, Inseln, Sterne und Planeten und was sonst noch existiert, sind alles unterschiedliche Vorstellungen von dem gleichen Einen (und das bist Du). Von Dir leiten die Gedanken die unzähligen Vorstellungen von Zahlen, Größen und Begriffen ab, deren Wahrheit durch Wahrnehmung bestätig wird. Dem Wesen, das sich in diesen Abstraktionen darstellt, bringe ich meine höchste Verehrung dar.

Im nördlichen Kuru-Land lebt und herrscht der Höchste Herr und Geist alle Opfer in Form des Ebers (Varaha). Dor wird er beständig von der Muttergöttin Erde gemeinsam mit den Bewohnern verehrt, die in ihrem hingebungsvollen Dienst unerschütterlich sind. Dazu beten sie mit den Versen aus den Upanishaden:

Verehrung dem Höchsten Herrn, der durch verschiedene Mantras in den Opfern, Ritualen und anderen großen Zeremonien erkannt werden kann, denn sie sind ein Teil seiner Verkörperung. Verehrung dem Höchsten Geist, der sich in allen drei Zeiten manifestiert (Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft) und unser Karma reinigt. Für die großen Gelehrten voller Weisheit ist die ganze materielle Natur mit all ihren Eigenschaften eine Form von Dir. Wie sich das verborgene Feuer beim Reiben der Feuerhölzer zeigt, so finden all jene, die nach Wahrheit suchen, die Höchste Seele in allem. Wer allerdings nur nach Körperlichkeit sucht, dem bleibt sie verborgen. Wenn sich die höhere Vernunft (Buddhi) durch achtsame Yoga-Übung entwickelt, wird man von der Illusions- und Schöpferkraft (Maya) Deiner äußerlichen Formen befreit, die durch die Sinnesobjekte und das Sinnesbewußtsein entsteht, weil Körper, vergängliche Zeit, handelndes Ego und natürliche Eigenschaften als Wirklichkeit wahrgenommen werden. Höchste Verehrung der Höchsten Seele! Du bist nicht abhängig von der Schöpfung, Erhaltung und Auflösung des Weltalls. Du bist jenseits der natürlichen Qualitäten (Gunas) und der Illusions- und Schöpferkraft (Maya). Du läßt die Welt sich bewegen wie ein Stück Eisen durch einen Magneten, ohne dich selbst darin zu verstricken, denn du bist der ewige Zeuge aller Aktionen und Reaktionen. Höchste Verehrung sei Dir in Form des Ebers, der den allesvernichtenden Dämon im Kampf besiegt hat und spielerisch wie ein Elefant mit seinen Stoßzähnen die Erde aus dem wogenden Wasserelement gehoben hat, in dem sie zur universalen Auflösung versunken war.

Varsha-Avatare
(Solche Mandalas dienten vermutlich auch zur Meditation bzgl. der sieben Ebenen der Körper-Chakren.)


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