Pushpak Bhagavata Purana Buch 8Zurück WeiterNews

8.24. Die Matsya-Verkörperung des Höchsten Herrn als Fisch

Der ehrenwerte König sprach:
Oh Weiser, ich würde gern auch die Geschichte von der ersten Verkörperung des Herrn als Fisch (Matsya) hören, dessen Taten so wunderbar sind. Warum hat der Höchste Herr die Gestalt eines Fisches angenommen? Es ist sicherlich nicht die günstigste Gestalt, um in dieser Welt große Taten zu vollbringen. In einem so tierhaften Körper tätig zu werden, muß so schwer sein, wie das Leben eines Menschen, der von viel angesammeltem Karma bedrängt wird. Oh mächtiger Weiser, bitte erzähle uns alles, was du über die Taten des Höchsten Herrn weißt, denn diese Geschichten machen die ganze Welt glücklich.

Und der ehrenwerte Suka, der mächtige Sohn von Vyasa, erzählte auf Wunsch des Königs alles, was man über die Taten des Herrn in Gestalt des Fisches wissen kann, und sprach:
Zum Wohle der heiligen Kühe, Brahmanen, Hochbeseelten, Verehrer und Veden verkörpert sich der höchste Lenker in unterschiedlichsten Arten des Lebens, um das Dharma zu bewahren. Auch wenn der Herr verschiedene höhere oder niedere Formen annimmt, gleicht er doch dem Raum, der alles Höhere und Niedere durchdringt, und ist jenseits aller natürlichen Eigenschaften. Oh König, am Ende des vergangenen Schöpfungstages gab es eine große Überschwemmung, in der die drei Welten untergingen. Der Schöpfergott Brahma fühlte sich zum Einbruch der Nacht müde und legte sich nieder, um sich auszuruhen. Da trat das vedische Wissen aus seinem Mund heraus, und Hayagriva, der zufällig in der Nähe war, nahm es in Besitz. Als der Höchste Herr die Tat des Dämons erkannte, nahm er die Form eines Fisches an. Zu jener Zeit gab es auch einen königlichen Heiligen namens Satyavrata (der „Wahrhaftige“), ein hochbeseelter Verehrer von Narayana, der es in seiner Askese geschafft hatte, nur noch von Wasser zu leben. Er wurde in unserem gegenwärtigen Schöpfungstag von Brahma als Sohn des Sonnengottes unter dem Namen Sraddhadeva wiedergeboren, und der Höchste Herr ernannte ihn zum Manu (dem gegenwärtig herrschenden Vaivaswata Manu).

Als Satyavrata eines Tages am Flußufer der Kritamala saß und sein Wasseropfer darbrachte, verkörperte sich im Wasser seiner hohlen Hand ein kleiner Fisch. Und als ihn der König zusammen mit dem Wasser in den Fluß geben wollte, da sprach der Fisch zum König, der für sein Mitgefühl berühmt war: „Oh Beschützer der Bedürftigen, das Flußwasser ist so schrecklich. Warum wirfst du mich, oh König, so klein wie ich bin, in dieses gefährliche Gewässer?“ Der König zeigte gern seine Gunst, obwohl er nicht wußte, daß dies eine Verkörperung des Höchsten Herrn war, und gewährte dem Fischlein seinen Schutz. Er ließ sich von der klagenden Bitte erbarmen, gab das Fischlein in einen Krug voller Wasser und nahm es mit nach Hause. Aber schon nach einer Nacht hatte sich der Fisch auf die Größe des Kruges ausgedehnt, war ganz eingequetscht und sprach zum König: „Ich kann in diesem Wassertopf kaum noch leben. Der Ort ist unerträglich geworden. Bitte überlege dir eine größere Zuflucht für mich, wo ich zufrieden leben kann.“ Daraufhin gab er den Fisch in eine Wanne voller Wasser, aber schon nach kurzer Zeit war er über drei Ellen gewachsen und sprach: „Auch in dieser Wanne kann ich nicht mehr glücklich leben. Bitte gib mir, der ich deinen Schutz gesucht habe, einen größeren Lebensraum.“ Daraufhin gab der König den Fisch in einen See, den er wiederum in kürzester Zeit mit seinem Körper ausfüllte, weil er zu einem riesigen Fisch heranwuchs. Und dann sprach er: „Oh König, dieses Gewässer, in das du mich gegeben hast, ist viel zu klein für mich. Ich bin ein großer Fisch, und du solltest mir ein passenderes Wasser geben.“ Auf diese Weise brachte er Matsya in immer größere Gewässer, bis er den Riesenfisch schließlich in den Ozean geben wollte. Doch da sprach er zum König: „Hier gibt es gefährliche und mächtige Wassertiere, die mich fressen werden. Oh Held, bitte wirf mich nicht in den Ozean!“

Auf diese Weise wurde der König von dem Fisch verwirrt und sprach schließlich mit freundlichen Worten zu ihm:
Wer bist du, der du mich in dieser Gestalt als Fisch so verwirrst? Ich habe noch nie so ein mächtiges Wasserwesen wie dich gesehen oder auch nur davon gehört. Du hast dich an einem einzigen Tag auf hunderte Yojanas ausgedehnt. Du mußt der Höchste Herr selbst sein, der unvergängliche Narayana, der die Gestalt dieses Wassertieres zum Wohle aller Wesen angenommen hat. Verehrung sei dir als Höchstem Geist der Schöpfung, Erhaltung und Auflösung! Oh Allmächtiger, für Verehrer wie uns bist du der Höchste Herr und das höchste Ziel. Alles, was du in deinen Verkörperungen tust, dient dem Wohlergehen der Lebewesen. So frage ich mich, zu welchem Zweck du diese Form angenommen hast? Wer dich in deinen Verkörperungen erkennt, verehrt niemals vergeblich deine Lotusfüße, oh Lotusäugiger. Denn du bist der wahre Freund und die liebste und Höchste Seele von allem, der du nun diesen wunderbaren Körper für deine Verehrer angenommen hast.

So sprach Satyavrata, der König der Menschen, voller Verehrung und Hingabe zum Meister und Herrn des Universums, der am Ende der Yugas aus Freude am weltlichen Spiel diese Form eines Fisches im Wasser der großen Flut angenommen hatte. Und der Höchste Herr antwortete:
Oh Feindevernichter, in sieben Tagen wird diese dreifache Schöpfung von Erde, Luftraum und Himmel in einem allesverschlingenden Wasser untergehen (im feinstofflichen Wasserelement, siehe auch Grafik in Kapitel 2.5). Doch bevor die drei Welten im Wasser der Vernichtung versinken werden, erscheint ein großes Boot, das ich dir schicke. Sammle alle höheren und niederen Arten von Kräutern und Samen und besteige zusammen mit den Sieben Heiligen im Kreise (bzw. als Vertreter) aller Lebewesen dieses riesige Boot. Dann fahre unerschrocken durch die Wasserflut mit dem einzigen Licht der Heiligen, das dir dann in der Dunkelheit scheinen wird. Wenn dann dieses Boot vom Sturm abgetrieben wird, kannst du es mit der großen Schlange (Vasuki) als Seil an meinem Horn befestigen, damit ich dich beschützen kann. So werde ich dich und die Heiligen während der Nacht von Brahma (der Schöpfungsnacht) auf dem Boot über das große Wasser ziehen, oh mein Bester. Durch meine Gnade und deinen Wunsch wird dann in deinem Herzen (bzw. Geist) die vollkommene Erkenntnis meiner Herrlichkeit offenbart, die als das Höchste Brahman bekannt ist.

So sprach der Höchste Herr zum König und verschwand vor dessen Augen. Daraufhin wartete der königliche Heilige auf die rechte Zeit, die der Herr der Sinne vorhergesagt hatte, bereitete sich einen Sitz aus Kusha-Gras mit östlich ausgerichteten Spitzen und setzte sich Richtung Norden, um über die Lotusfüße des Herrn zu meditieren, der diese Form eines Fisches angenommen hatte. Bald sah er riesige Wolken am Himmel, die ununterbrochen strömenden Regen brachten. Der Ozean schwoll an und begann, alles zu überfluten, so daß die Erde überschwemmt wurde. Als er dann an die Worte des Herrn dachte, erschien ein großes Boot. Der König erhob sich, nahm Kräuter und Samen und stieg zusammen mit den führenden Brahmanen ein. Die Heiligen waren überaus erfreut und sprachen zu ihm:
Oh König, meditiere über Kesava (den schwarzgelockten Herrn), denn er wird uns aus dieser drohenden Gefahr retten und alles in Ordnung bringen.

Nachdem der König meditiert hatte, erschien der Herr im großen Ozean als ein goldener Fisch, der eine Million Yojanas groß war und ein Horn hatte. Er freute sich, daß er auf Wunsch des Herrn das Boot mit der Schlange als Seil am Horn befestigen konnte und lobte den Madhu-Vernichter. Der König sprach:
Seit jeher ist Unwissenheit über das wahre Wesen der Seele die Hauptursache für die körperliche Bindung, die viel Leid und Sorgen verursacht. Nur durch deine Gnade auf dem Weg der liebevollen Hingabe kannst Du erkannt und erreicht werden, oh Höchster Herr und Geist. Wer körperlich geboren wurde, zieht durch seinen Wunsch nach Glück unwissenderweise durch die karmischen Früchte seiner Taten weitere Verkörperungen an sich, doch seine eigennützigen Ziele bringen ihm nichts als Kummer. Diese karmische Verkörperung läßt sich durch den hingebungsvollen Dienst an unserem geistigen Lehrer im Herzen überwinden, der den harten Knoten des unreinen Geistes lösen kann. Wie der Brennstoff durch Feuer gereinigt wird, so kann eine Person durch diese uneigennützige Hingabe alle Unreinheiten verbrennen, die aus ihrer Unwissenheit entstanden sind, um ihr ursprüngliches Wesen wiederzubeleben. Möge der Unerschöpfliche unser Höchster Herr und Lehrer aller Lehrer sein! Weder die Götter noch die Lehrer, Menschen oder anderen Wesen können nur ein Zehntausendstel deiner Gnade gewähren. Deshalb gebe ich mich dir vollkommen hin, dem Höchsten Herrn, der mein einziger Schutz ist. Wie Blinde, die von Blinden geführt werden, folgen die Unwissenden anderen unwissenden Personen als geistigem Lehrer für Unwissende. Deshalb haben wir dich, oh Herr, zu unserem geistigen Lehrer erwählt, den Seher von allem, was gesehen werden kann, der uns wie eine aufgehende Sonne erscheint, um uns den Weg zum höchsten Ziel zu erleuchten. Ein gewöhnlicher Mensch, der den Geboten gewöhnlicher Menschen folgt, gibt sich vergänglichen Dingen als Ziel seines Lebens hin. Diese Unwissenheit kann nur mit Hilfe deiner ewigen und reinen Erkenntnis überwunden werden, so daß die Person wieder in ihren Ursprung eingeht. Du bist der liebste Wohltäter, der Höchste Herrscher, die Höchste Seele und der spirituelle Meister aller Welten. Du bist das wahre Wissen, die Erfüllung aller Wünsche und der Bewohner aller Herzen, den die Lebewesen nicht kennen, deren Intelligenz durch den Griff der Begierde verdunkelt wurde. Möge durch meine Hingabe an dich, den Höchsten Lehrer für die Erkenntnis des ewigen Lebens, der von allen Göttern verehrt wird, im Licht deiner bedeutungsvollen Worte die Knoten der Illusion in meinem Herzen gelöst werden. Oh Höchster Herr, bitte führe mich unter deinem Schutz.

Und Suka fuhr fort:
Der Höchste Herr und ursprüngliche Geist, der die Form eines Fisches angenommen hatte und auf diese Weise vom König gebeten wurde, offenbarte ihm die vollkommene Wahrheit, während sie sich durch das weite Meer bewegten. Er erzählte ihm das heilige Purana über den Weg von Sankhya und Yoga (Theorie und Praxis) im Leben. Und so lernte König Satyavrata das Geheimnis der Selbstverwirklichung in der Vielfalt der Natur kennen. Er saß im Boot und hörte zusammen mit den Weisen voller Achtsamkeit und Vertrauen vom Höchsten Herrn über die Erkenntnis der Höchsten Seele in den Prinzipien der Natur und des ewig vollkommenen Brahman. Als dann die Zeit der Überschwemmung beendet war und die Dunkelheit verschwand, die aufgrund des Raubes der Veden durch den Dämon Hayagriva entstanden war, erwachte Brahma wieder und der Höchste Herr gab ihm die Veden zurück. Und König Satyavrata, der nun durch die Gnade von Vishnu im weltlichen und überweltlichen Wissen erleuchtet war, wurde an diesem neuen Schöpfungstag (gegen Mittag) zum siebenten Manu namens Vaivaswata.

Wer diese großartige Geschichte vom königlichen Heiligen Satyavrata über die Matsya-Verkörperung des Herrn als Fisch mit Horn achtsam hört oder liest, kann von allen sündhaften Wirkungen befreit werden. Wahrlich, wer sich täglich an die Verkörperungen des Herrn erinnert, wird in all seinen Bemühungen erfolgreich sein und in seine ursprüngliche Heimat zur Gottheit zurückkehren. Verehrung der Ursache aller Ursachen! Diese Verkörperung als großer Fisch offenbarte Satyavrata die vedische Weisheit, beendete die dunkle Nacht Brahmas und gab ihm die Veden zurück, die der Dämon aus den Mündern von Brahma gestohlen hatte, als der Schöpfergott einschlief und die irdische Schöpfung im (feinstofflichen) Wasser versank.

Hier endet das 8. Buch des Shrimad Bhagavatam mit dem Titel: „Das Wesen der Schöpfung“


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