Pushpak Bhagavata Purana Buch 4Zurück WeiterNews

4.5. Die Zerstörung von Dakshas Opfer

Maitreya sprach:
Als Lord Shiva vom himmlischen Weisen Narada über den Tod von Sati wegen der Unverschämtheit des Stammvaters hörte und auch, daß ihre Beschützer von den Ribhus vertrieben wurden, regte sich der Zorn in ihm. Sogleich erschien der zornvolle Rudra, der sich wütend auf die Lippen biß und eine Locke aus seinen verfilzten Haaren riß, die zu einer lodernden Opferflamme wurde. Unverzüglich sprang er auf, lachte schrecklich wie der Donner und warf die Locke auf die Erde. Daraus verkörperte sich ein großer dunkler Riese mit einem gewaltigen Körper, der den Himmel berührte. Er glich einer dunklen Wolke, hatte tausend Arme mit erhobenen Waffen, drei strahlende Augen wie lodernde Sonnen, schreckliche Zähne, rote Haare wie Flammen und eine Girlande aus Totenschädeln um den Hals. Er verneigte sich mit gefalteten Händen vor dem Höchsten Herrn und fragte:
Was soll ich tun?

Und der Herr der Geister sprach:
Du wurdest aus meiner Rudra-Energie geboren. Sei der Anführer meiner Geisterschar, schlage Daksha und zerstöre sein Opfer!

So befohlen vom Gott der Götter umrundete der Zorn den mächtigen Shiva. Er (auch Virabhadra bzw. „großer Held“ genannt) war mit der unschlagbaren Kraft des Mächtigen begabt und wußte, daß er sich mit jeder anderen Kraft messen konnte. Oh Vidura, mit laut klingenden Arm- und Fußreifen und einem Dreizack, der sogar den Tod töten konnte, eilte er gefolgt von der wilden Geisterschar Shivas unter lautem Gebrüll davon. Im gleichen Moment sahen die führenden Opferpriester und alle anderen Beteiligten mit Daksha an der Spitze eine gewaltige dunkle Staubwolke aus dem Norden auf sie zukommen, und alle fragten sich, was das zu bedeuten habe. Es wehte kein Wind, es wurden keine Kühe getrieben, und Räuber konnten es auch nicht sein, weil der mächtige König Barhis noch herrschte. Woher kam also diese Staubwolke? Geht die Welt unter?

Die Frauen von Daksha mit Prasuti an der Spitze sprachen voller Angst:
Diese Gefahr ist sicherlich die Frucht aus der Sünde von Daksha, weil er den Herrn der Geschöpfe mißachtet und seine völlig unschuldige Tochter Sati in Gegenwart aller anderen Töchter beleidigt hat. Wer könnte noch Glück erhoffen, wenn er den Zorn des höchst Mächtigen erregt, der zur universalen Auflösung seine Waffen wie Fahnen schwingt, mit wilden Haaren tanzt, die Herrscher der Welt mit seinem Dreizack durchbohrt und sein donnergleiches Lachen alle Himmelsrichtungen erfüllt? Wie kann ein Geschöpf von Brahma noch Glück erhoffen, wenn es den verärgert, dessen Anblick niemand ertragen kann, sobald sein Zorn auflodert und er seine Augenbrauen zusammenzieht und seine schrecklichen Zähne zeigt.

So sprachen auch andere aus dem Gefolge von Daksha, blickten ängstlich umher und sahen überall fürchterliche Omen am Himmel und auf Erden. Oh Vidura, bald war der ganze Opferplatz von den Geistern Rudras umgeben, die mit allen Arten erhobener Waffen und zwergenhaft dunklen Körpern mit schrecklichen Tiergesichtern heranstürmten. Und sie begannen, alles zu verwüsten, die Zelte, Frauenquartiere, Kochstellen und Opferaltäre. Sie zerschmetterten die Opfertöpfe, löschten die Opferfeuer mit ihrem Urin und zertrampelten die Zäune. Sie versperrten den Weisen den Weg, bedrohten die Frauen und fesselten die Himmlischen, die dem Opfer zuschauten und nun entfliehen wollten. Maniman ergriff den Heiligen Bhrigu, Virabhadra den Opferherrn Daksha, Chandesa den Gott Pushan und Nandi den Gott Bhaga. Unter einem Steinhagel wurden alle Priester, Himmlischen und andere Teilnehmer des Opfers zusammengetrieben. Dann riß Virabhadra vor den Augen aller zuerst den Schnurrbart von Bhrigu aus, den er sich gestrichen hatte, als er mit der Opferkelle in der Hand über Shiva lachte. Dann warf er voller Zorn den Gott Bhaga zu Boden und riß ihm die Augen heraus, mit denen er in der Versammlung die Verleumder von Shiva ermutigt hatte. Dann ergriff er den Gott Pushan und schlug ihm die Zähne aus, die er gezeigt hatte, als er während des Fluchs über Shiva lachte, wie auch Balarama einst die Zähne des Königs von Kalinga ausschlug (während des Würfelspiels zur Hochzeitsfeier von Aniruddha, siehe z.B. Vishnu Purana 5.28). Danach griff Virabhadra auch Daksha an und versuchte, ihm mit einem scharfen Schwert den Kopf abzuschlagen. Der dreiäugige Riese versuchte es immer wieder, aber konnte es nicht vollbringen. Weder mit Waffengewalt noch mit Mantras konnte er die Haut auch nur ankratzen. Virabhadra war höchst überrascht und begann, tiefgründig nachzudenken. Da erblickte er das Opfermesser, mit dem die Opfertiere geschlachtet wurden. Und wahrlich, damit schaffte er es, den Kopf vom Körper Dakshas abzutrennen, so daß der Opferherr selbst zum Opfertier wurde.

All die Kobolde, Gespenster und sonstigen Geisterwesen von Shiva jubelten angesichts dieser Tat voller Freude, während das Gefolge von Daksha das Gegenteil erlitt. Und voller Zorn über Daksha warf Virabhadra den Kopf als Opfergabe in das südliche Opferfeuer (das Dakshina-Feuer) und setzte damit den ganzen heiligen Opferplatz in Brand. Damit war ihre Aufgabe erfüllt, und die Diener Rudras kehrten zur Wohnstätte ihres Herrn zurück.


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