Pushpak Bhagavata Purana Buch 2Zurück WeiterNews

2.10. Die zehn Themen des Puranas

Shri Suka sprach:
In diesem Purana werden zehn Themen erklärt, nämlich die primäre Schöpfung, die sekundäre Schöpfung, die Weltordnung, die Erhaltung, die Epochen der Manus, die Taten, die heiligen Geschichten, die Auflösung, die Befreiung und die höchste Erkenntnis. Um das zehnte zu erreichen (die höchste Erkenntnis) werden die neun anderen Themen durch vedisches Wissen, Geschichten und Beispiele erklärt. Zur primären Schöpfung gehört die Entstehung der universalen Intelligenz, des Ichbewußtseins und der fünf Elemente mit ihren sinnlichen Eigenschaften aus dem Höchsten Geist (Purusha) und der Natur (Prakriti). Daraus entsteht durch den Schöpfergott Brahma und die Wechselwirkung der drei natürlichen Qualitäten (Gunas) die sekundäre Schöpfung (der Lebewesen usw.). Die Weltordnung ist die Siegermacht des Herrn von Vaikuntha (Vishnu), der durch sein Mitgefühl die Welten erhält. Die herrschenden Manus in ihren jeweiligen Epochen (den Manwantaras) bestimmen die Aufgaben der Menschen im Leben, und aus dem Karma angesammelter Taten entstehen die Impulse zum Handeln. Die heiligen Geschichten beschreiben die Verkörperungen des Höchsten Herrn und das Verhalten seiner Verehrer. Die Auflösung bezieht sich auf die Rückkehr aller Gestaltungen in die Höchste Seele und den Höchsten Geist, und die Befreiung bezieht sich auf die Nichtanhaftung an jegliche Formen und die Verwirklichung des Wesentlichen (des Brahman). Und Er, aus dem alles entsteht, der alles erhält und in den alles vergeht, der das Höchste Brahman und die Höchste Seele ist, das ist die höchste Erkenntnis, worauf sich alles gründet. Oh König, der Höchste Geist erscheint (durch seine Illusionskraft) in drei Aspekten: Als natürliche Prinzipien mit den Göttern, als individuelle Seelen mit dem Sinnesbewußtsein, und als Körper mit den Geschöpfen. Weil nun keiner dieser drei ohne die anderen beiden denkbar ist, kann man eine Höchste Seele schlußfolgern, die als höchste Erkenntnis hinter allen drei Aspekten erkennbar ist.

Als der Höchste Geist (Purusha) das Universum aus sich heraus durch Trennung entfaltete, suchte er einen Ort, auf dem es beruhen könnte, und schuf das (subtile bzw. feinstoffliche) Wasser in reinster und umfassendster Form (welches das Welten-Ei umgibt und durchdringt). In diesem selbstgeschaffenen Wasser ruhte er tausend Manu-Jahre (gleich tausend Mahayugas während der universalen Auflösung). Deshalb bekam er den Namen Narayana, weil er sich auf (bzw. in) diesem Wasser, das aus dem Höchsten Geist entstanden ist, zur Ruhe gelegt hatte. Durch seine Gnade entstehen im Laufe der Zeit alle Geschöpfe mit Karma und Leben, und sie vergehen, wenn er sich zurückzieht. Als er aus seiner Yoga-Stille erwachte, wünschte er die lebendige Vielfalt und teilte mit seiner Illusionskraft seinen goldstrahlenden Körper (bzw. Samen) in die drei Überwesen von Seele, Götter und Materie (Adhyatma, Adhidaiva und Adhibhuta, auch die drei Hauptzustände von geistiger, feinstofflicher und grobstofflicher Natur).

Aus dem Raum der Verkörperung des Höchsten Geistes entstanden durch den Schöpferwillen die entsprechenden Geistes-, Lebens- und Körperkräfte, und aus diesen drei Kräften entstand der Lebensatem (Prana), der alle Lebensenergien beherrscht. Wie die fleißigen Diener ihrem König folgen, so folgen alle sinnlichen Tätigkeiten dem Lebensatem und vergehen mit ihm. Mit der Tätigkeit des Lebensatems entstanden Hunger und Durst im Körper des Herrn, so daß sich sein Mund öffnete. Damit entstanden im Mund der Geschmack und mit der Zunge die verschiedenen Geschmacksrichtungen. Als der Höchste Herr zu sprechen wünschte, entstand mit seinem Mund auch das Sprechorgan zum Erzeugen von Klängen mit der Kraft der Worte, das im Wasser sehr lange Zeit geschwiegen hatte. Mit dem Wunsch nach dem Geruch entstand die Nase mit dem Geruchssinn zusammen mit den Nasenlöchern, die vom Atem durchströmt werden. Mit dem Wunsch, sich selbst mit den Geschöpfen zu sehen, entstanden die Augen mit dem Sehsinn und die Sichtbarkeit durch die Leuchtkraft des Sonnengottes. Mit dem Wunsch nach Gehör verkörperte der Höchste Geist die Ohren mit dem Gehörsinn, um den Klang aus allen Richtungen wahrzunehmen und für die Heiligen die Veden hörbar zu machen. Mit dem Wunsch, hart und weich, schwer und leicht oder heiß und kalt der Geschöpfe zu fühlen, entstand das äußerliche und innerliche Körpergefühl und die Haut mit ihren Härchen, die zu Bäumen und Pflanzen wurden. Mit dem Wunsch nach Handlungen verkörperten sich die Hände, und für die Handlungskraft verkörperte sich Indra als König der Götter. Mit dem Wunsch nach Bewegung verkörperten sich die Beine, und für die Beinkraft verkörperte sich Vishnu als Herr der Opfer, durch dessen Kraft auch die Menschen ihre Opfer darbringen. Mit dem Wunsch nach Nachkommenschaft und der Freude sexueller Vereinigung verkörperte sich das Geschlechtsorgan, und für die Schöpferkraft verkörperte sich Brahma als Vater aller Geschöpfe und Gewährer der Kinderfreuden. Mit dem Wunsch nach der Ausscheidung der verdauten Nahrung verkörperte sich der Anus mit der dazugehörigen Kraft in Form des Gottes Mitra. Mit dem Wunsch des Wanderns von Körper zu Körper verkörperte sich die Nabelschnur, worüber der Ein- und Aushauch wandert. Wenn Ein- und Aushauch getrennt werden, erscheint der Tod in Form des Gottes Mrityu. Mit dem Wunsch nach Trinken und Essen verkörperten sich Bauch, Magen, Darm und Blutgefäße mit der dazugehörigen Kraft der Flüsse und Meere als beherrschende Götter. Durch diese Verbindung entstehen Ernährung und Befriedigung. Mit dem Wunsch, über seine eigene Illusion nachzudenken, entstanden das Herz (als Sitz des Geistes), die Gedanken, die Beschlüsse und die Wünsche mit der dazugehörigen Erkenntniskraft in Form des Mondgottes. Die sieben Verkörperungen von Nägeln, Haut, Fleisch, Blut, Fett, Mark und Knochen entstehen unter den prägenden Elementen von Erde, Wasser und Feuer, während der Lebensatem aus Raum, Wind und Wasser entsteht. Das Sinnesbewußtsein für Geruch, Geschmack, Gesicht, Gefühl und Gehör entsteht aus dem Ichbewußtsein mit den Gedanken. Das (trennende) Ichbewußtsein entsteht aus der universalen Intelligenz mit der Vernunft, die alle Geschöpfe verbindet. Und die Intelligenz entsteht aus der Höchsten Seele (Atman), die reine Erkenntnis (bzw. Höchster Geist) ist.

Oh König, damit habe ich dir die Verkörperung des Höchsten Geistes (Purusha) durch seine Illusionskraft (Maya) erklärt, die alles Erkennbare auf acht Ebenen entfaltet, welche sich gegenseitig verhüllen und durchdringen (nämlich Natur, universale Intelligenz, Ichbewußtsein und die fünf Elemente, siehe auch Bild in Kapitel 2.5). Darüber hinaus ist das Höchste körperlos, ungestaltet, unterschiedslos, ohne Anfang, Mitte und Ende, ewig und unbegreiflich durch Gedanken und Worte. Kein Weiser, der diese beiden Aspekte des Höchsten Herrn erkennt, wird sich von der Illusion der äußeren Welt überwältigen lassen. Er verkörpert die ganze Schöpfung mit allen bedeutungsvollen Namen und Formen der Sinnesobjekte im kosmischen Spiel, ohne selbst zu handeln und davon abhängig zu sein. Er verkörpert die großen Stammväter, die Manus, Götter, Heiligen, Ahnen, Siddhas, Charanas, Gandharvas, Vidyadharas, Dämonen, Yakshas, Kinnaras, Apsaras, Nagas, Kimpurushas, himmlischen Mütter, Rakshasas, Gespenster und anderen Geisterwesen, die Menschen, Tiere, Pflanzen und sonstigen Lebewesen, die Planeten, Sterne und Berge. Er verkörpert alle mehr oder weniger belebten Wesen, die aufgrund von Karma durch Fortpflanzung entstehen, seien sie lebendgeboren, eigeboren, sproßgeboren oder keimgeboren, in der Erde, im Wasser oder in der Luft. Abhängig von den drei natürlichen Qualitäten der Güte, Leidenschaft und Trägheit (Sattwa, Rajas und Tamas) entstehen die drei Lebensbereiche der Götter, Menschen und Höllenwesen in verschiedensten Mischformen. Alle Erscheinungen der Natur werden von diesen drei natürlichen Qualitäten entsprechend ihrer Anteile geprägt. Nachdem der Höchste Herr das Weltall mit den Göttern, Menschen und Tieren geschaffen hat, erhält er alles durch das Dharma der Tugend und Gerechtigkeit. Und wenn die Zeit gekommen ist, nimmt er die Form von Rudra an und vernichtet alle Geschöpfe im Feuer der universalen Auflösung, wie der Wind die Wolken auflöst.

In dieser Form habe ich dir den Höchsten Herrn (Bhagavan) erklärt. Doch die Weisen benötigen keine Formen, um das Höchste zu erkennen. Es wird auch nicht behauptet, daß sich der Höchste Herr in das Werk der Schöpfung verwickelt. Es wird nur aufgezeigt, wie sich das ganze Universum durch die Wirkung seiner Illusionskraft verkörpert. Damit habe ich dir die Brahma-Schöpfung eines Kalpas (Schöpfungstages) und die nachfolgende Zeit der Auflösung prinzipiell beschrieben. So entwickelt sich alles durch die Natur (Prakriti), und die Welten der Lebewesen entfalten sich. Später werde ich dir noch die Zeitperioden und Merkmale der Kalpas erklären. Doch höre zunächst über das Padma-Kalpa (die Lotus-Geburt von Brahma).

Da bat Saunaka:
Oh Suta, du hast erwähnt, daß Vidura, der Beste der Verehrer des Herrn, eine lange Pilgerreise unternahm. Wir bitten dich, erzähle uns zuerst, wie er den Heiligen Maitreya traf, was sie über geistige Themen sprachen und wie Maitreya seine Fragen beantwortete. Wie konnte Vidura die Trennung von seinen Verwandten ertragen, und wie kehrte er zu ihnen zurück?

Und der Suta sprach:
So höre achtsam zu, ich erzähle dir nun, was der große Heilige Suka antwortete, als König Parikshit die gleiche Frage stellte.

Hier endet das 2. Buch des Shrimad Bhagavatam mit dem Titel: „Primäre Schöpfung“


Zurück Inhaltsverzeichnis Weiter