Pushpak Vayu PuranaZurück WeiterNews

2.48. Die Pilgerfahrt nach Gaya

Sanatkumara sprach:
Oh Narada, höre, ich werde dir die Pilgerreise nach Gaya erklären, die zur großen Befreiung führt. Die Erlösung für jene, die das Ahnenopfer durchführen, wurde ursprünglich von Brahma besungen. Wer zu einer Pilgerreise nach Gaya aufbricht, sollte auf rechte Weise das Ahnenopfer durchführen, Leinenkleider anziehen, wie sie die Pilger tragen, und das eigene Dorf umrunden. Dann sollte er das Ahnenopfer abschließen und zum nächsten Dorf wandern. So gehe er täglich zu Fuß und vermeide, jegliche Geldgeschenke anzunehmen. Denn wer keine Geldgeschenke annimmt, sondern zufrieden ist, stets rein und frei von Stolz, wird sich an der Frucht dieser Pilgerreise zu den heiligen Zentren erfreuen können. Wessen Hände und Füße beherrscht sind, wessen Geist gezügelt und mit Weisheit, Entsagung und Ehre gesegnet ist, erreicht die wahre Frucht dieser Pilgerreise.

Über den östlichen Eingang von Gaya erreicht man den Fluß Phalgu. Hier schöpft man etwas Wasser und nimmt ein Bad im reinigenden Strom. Dann verehrt man die Götter und andere Wesen, führt das Ahnenopfer nach den Geboten durch und rezitiert die entsprechenden Mantras. Eine spezielle Einladung der Götter und die Darbringung von Gastgeschenken sind hier nicht nötig. Am nächsten Tag sollte man mit gereinigtem Körper und Geist nach Pretaparvata gehen. Dort badet der weise Pilger im Brahmakunda, verehrt die Götter und andere Wesen und bringt das Ahnenopfer für die Sapindas (die nahen Verwandten) dar. Dabei sollte der weise Pilger nach Süden schauen und die heilige Schnur über der rechten Schulter tragen. Dann betet er:
Möge das Feuer die Opfergaben zu den verstorbenen Ahnen tragen. Mögen Yama, Sonne und Mond sowie die göttergleichen Ahnen der Agnisvattas, Barhisadas und Somapadas hierherkommen, denn ihr seid die Götter der Ahnen. Oh gesegnete Götter, meine Ahnen werden von euch beschützt. Den Verwandten meiner Familie mögen diese Reisbällchen geopfert werden. Dafür bin ich nach Gaya gekommen. Mögen sie alle durch dieses Ahnenopfer ewige Zufriedenheit erreichen.

Nach diesem Gebet sollte sich der Pilger den Mund spülen und achtsam Pranayama (die Zügelung des Atems) üben, um den Brahmaloka zu erreichen und den Kreislauf der weltlichen Existenzen zu verlassen. Dann sollte er das Ahnenopfer ordnungsgemäß vollbringen, die Ahnen anrufen, sie mit Mantras verehren und die Reisbällchen opfern. In heiligen Zentren wie Preta sollte der Platz zuerst mit Panchagavya (den fünf Produkten der Kuh) und den zugehörigen Mantras gereinigt werden. Dann werden die Götter mit Opfergaben aus Reis und geklärter Butter verehrt. Solange der Pilger in den heiligen Ahnenriten auch Sesamsamen benutzt, fliehen die Dämonen von diesem Ort wie die Rehe vor einem Löwen.

Das Ahnenopfer (Sraddha) für die Mutter kann in Gaya gleichzeitig mit dem Opfer für den Vater durchgeführt werden, außer in besonderen Ashtakta- und Vriddhi-Opfern oder am Todestag, wo es getrennt stattfinden sollte. Im Vriddhi-Sraddha (zu besonderen Anlässen) sollte das Opfer für die Mutter vor dem Opfer für den Vater erfolgen, und zum Todestag umgekehrt. Das Ahnenopfer beginnt mit dem Opfer des Padya (Wasser zum Waschen der Füße) und dem Auslegen des Kusha-Grases mit den Spitzen nach Süden. Und der Rest des Opfers sollte den Geboten der Grihya-Sutras (den Regeln für Hausväter) folgen. Für Sapindas (nahe Verwandte) sollte das Wasser mit Sesamsamen gemischt werden. Das heilige Wasser opfert man den Ahnen in der Höhlung der Hand. Danach folgt das unerschöpfliche Reisbällchen mit einer Handvoll Getreidemehl. Die anderen Verwandten werden mithilfe des Sesam-Wassers auf das Kusha-Gras gebeten. Dazu betet man:
Mögen alle Götter, Heiligen, Ahnen, Menschen, Mütter, Väter und andere Wesen von Brahma bis zum kleinsten Grashalm mit diesem Wasseropfer befriedigt sein. Möge dies das Trankopfer mit Sesamsamen für alle Millionen Familienmitglieder sein, die in den sieben Lokas vom Brahmaloka bis zur Erde wohnen. Mögen diese Reisbällchen ewigen Nutzen bringen.

Dann opfert man jeweils ein Reisbällchen dem Vater, Großvater und Urgroßvater, der Mutter und Großmutter, dem mütterlichen Vater sowie dessen Vater und Großvater. Das Reisbällchen, das man in Gaya opfert, sollte von der Größe einer Faust, einer grünen Myrobalan-Frucht oder eines Blattes des Sami-Baums sein. Damit kann der Verehrer sieben Familienstämme mit hundert Familien erheben. Diese sieben Stämme sind von Vater, Mutter und Schwiegervater sowie den Ehemännern der Schwester, der Tochter, der Schwestern des Vaters und der Schwestern der Mutter. Die 101 Familien sind die des Vaters mit seinen 24 Vorfahren, der Mutter mit 20 Vorfahren und des Schwiegervaters mit 16 Vorfahren sowie der Ehemänner der Schwester mit 12 Vorfahren, der Tochter mit 11 Vorfahren, der Schwester des Vaters mit 7 Vorfahren und der Schwester der Mutter mit 8 Vorfahren.

In diesem heiligen Zentrum benötigt der Wissende keine Einladung der Götter, noch einen Sichtschutz für das Ahnenopfer, denn es kann hier nicht schaden, falls Übelgesinnte das Opfer beobachten sollten. Die Prozedur des Ahnenopfers im heiligen Zentrum ist wie folgt: Herstellung der Unterlage für die Reisbällchen, Darbringung der Reisbällchen, Versprenkeln von heiligem Wasser mit Kusha-Gras, Opfergeschenke (Dakshina) und Bekräftigung der guten Absicht durch Bewirtung (Annasankalpa). Dazu betet man:
Ich bitte alle Ahnen meiner Familie, die gestorben sind und noch keinen Weg zur Befreiung gefunden haben, auf dieses Kusha-Gras. Ich bitte euch mit Wasseropfer und Sesamsamen. Ich bitte alle Ahnen der Familien meiner Verwandten, die gestorben sind und noch keinen Weg zur Befreiung gefunden haben, auf dieses Kusha-Gras. Ich bitte euch mit Wasseropfer und Sesamsamen.

So sollte der Pilger über die Ahnen auf dem Kusha-Gras meditieren und die Mantras mit dem Opfer von Wasser und Sesamsamen wiederholen, die Ahnen bitten und verehren sowie die Reisbällchen ordnungsgemäß mit dem Spruch opfern:
Ich opfere dieses Reisbällchen, um die Ahnen meiner Familie zu erheben, die noch keinen Weg zur Befreiung gefunden haben. Ich opfere dieses Reisbällchen, um die Ahnen der Familien meiner Verwandten zu erheben, die noch keinen Weg zur Befreiung gefunden haben. Ich opfere dieses Reisbällchen für jene, die vor dem Wachsen der ersten Zähne oder noch im Mutterleib gestorben sind. Ich opfere dieses Reisbällchen für jene, die von Feuer verbrannt, vom Blitz erschlagen oder von Räubern getötet wurden. Ich opfere dieses Reisbällchen für jene, die in einem Waldbrand umkamen oder von Löwen, Tigern oder anderen wilden Tieren getötet wurden. Ich opfere dieses Reisbällchen für jene, die erhängt, vergiftet oder von Waffen getötet wurden oder Selbstmord begangen haben. Ich opfere dieses Reisbällchen für jene, die im Wald verhungert oder verdurstet sind oder von Gespenstern oder anderen bösartigen Geisterwesen getötet wurden. Ich opfere dieses Reisbällchen, damit sich jene wieder erheben, die in die Höllen von Raurava, Andhatamisra oder Kalasutra gefallen sind. Ich opfere dieses Reisbällchen für die Befreiung all jener Personen, die in die schrecklichen Höllen von Asipatravana oder Kumbhipaka gefallen sind. Ich opfere dieses Reisbällchen, damit sich jene wieder erheben, die von den Boten Yamas davongetragen wurden und in das Reich der Qualen oder Gespenster gefallen sind. Ich opfere dieses Reisbällchen für jene, die im Mutterleib von Tieren wie Vögeln, Würmern, Insekten oder Reptilien oder sogar als Bäume geboren wurden. Ich opfere dieses Reisbällchen für all jene Seelen, die durch ihre angesammelten Taten durch tausende Lebensformen wandeln und die Geburt als Mensch nur schwer erreichen können. Ich opfere dieses Reisbällchen für jene Ahnen, die im Himmel, am Firmament oder auf der Erde existieren, sowie für jene Verwandten, die nach dem Tod nicht ordentlich eingeäschert wurden. Mögen alle meine Ahnen durch dieses Reisbällchen für immer zufrieden sein, so auch jene, die in Form von Gespenstern existieren. Dieses Reisbällchen opfere ich für alle, die in dieser oder irgendeiner anderen Geburt meine Verwandten waren. Möge es mit unvergänglichem Verdienst zu ihnen kommen. Dieses Reisbällchen opfere ich für alle Verstorbenen in den Familien meines Vaters und meiner Mutter, für alle Eltern, Verwandten oder anderen Verstorbenen, für all jene, die keine Söhne noch Ehefrauen hatten, die ihnen das Ahnenopfer darbringen, für all jene, die ihre heiligen Riten versäumt haben oder die blind, lahm, verkrüppelt oder ohne einen Namen totgeboren wurden. Für sie opfere ich dieses Reisbällchen. Mögen sie es mit unvergänglichem Verdienst empfangen. Ich opfere dieses Reisbällchen mit dem Swadha für all jene, die seit Beginn der Tage von Brahma in meiner Familie oder der meiner Mutter geboren wurden, allen Dienern dieser Familien, Gehilfen, Freunden, Schülern, Tieren, Bäumen, Vögeln und unbekannten Wesen, die mir in dieser und allen vorhergehenden Geburten geholfen haben.

Mit diesen Mantras sollte der Pilger die Reisbällchen auch den Frauen, beginnend mit der Mutter opfern. Dazu sollte er im Text die Artikel und Substantive entsprechend ins Weibliche wandeln. Sei es für die eigene Familie oder für andere, ein Ahnenopfer ohne Reisbällchen oder Wasseropfer bleibt fruchtlos. Man sollt Sesamsamen in die Opfergefäße tun, mit heiligem Wasser auffüllen, die Reisbällchen dreimal damit besprenkeln und sich am Ende davor niederwerfen. Nach dem rituellen Verabschieden der Ahnen, sollte man seinen Mund spülen und folgendes Gebet an die Götter als Zeugen richten:
Mögen Brahma, Vishnu, Shiva und die anderen Götter meine Zeugen sein. Ich bin hier nach Gaya gekommen, um die Erlösung der Ahnen zu bewirken. Oh Lord Gadadhara, der die Keule trägt, ich bin nach Gaya gekommen, um das Ahnenopfer darzubringen. Oh Herr, mögest du mein Zeuge sein, damit ich von der dreifachen Schuld befreit werde.

Sanatkumara fuhr fort:
Oh Narada, auf diese Weise sollte man die Reisbällchen überall opfern. Mit dem Berg Preta sollte man beginnen und an allen heiligen Orten das Ahnenopfer durchführen. Schließlich, oh Heiliger, umrundet man den Berg Pretaparvata und wirft mit dem Gesicht nach Süden gerichtet Getreidemehl mit Sesamsamen zusammen mit dem Mantra:
Mögen alle meine Ahnen, die in Form von Gespenstern existieren, durch dieses Getreidemehl mit Sesam befriedigt werden. Mögen alle lebenden Wesen von Brahma bis zum kleinsten Grashalm mit meiner Opfergabe zufrieden sein.

Oh Narada, damit werden die Ahnen aus ihrem Gespensterzustand befreit. Dank dieser großen Güte, wird es keine Gespenster-Ahnen mehr in seiner Familie geben. Auf dem Kopf von Gaya ist diese Steinplatte wohlbekannt, um die Ahnen aus dem Gespensterzustand zu befreien. Denn hier ist Adi-Gadadhara, der ursprüngliche Keulenträger, in Form heiliger Pilgerorte und Mantras stets anwesend.


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