Pushpak Vayu PuranaZurück WeiterNews

2.30. Der Stamm von Ayu

Der Suta sprach:
Oh ihr Brahmanen, Ayu hatte fünf hochbeseelte und starke Söhne, die von Prabha, der Tochter von Svarbhanu, geboren und große Könige wurden. Nahusha war der Älteste, und dann folgten Kshatravridha, Rambha, Raji und Anenas. Der Sohn von Kshatravridha war Sunahotra, und seine drei höchst gerechten Söhne waren Kasha, Shala und Gritsamada. Der Sohn von Gritsamada war Shunaka, von dem die Shaunakas abstammen. In seinem Stamm wurden Brahmanen, Kshatriyas, Vaisyas und Shudras aufgrund ihres unterschiedlichen Karmas geboren. Der Sohn von Shala war Arshtishena, und dessen Sohn hieß Caranta. Die Shaunakas und Arshtishenas waren Brahmanen mit Kshatriya-Qualitäten. Die Söhne von Kasha waren Kashaya, Rasta und Dirghatapa. Der Sohn von Dirghatapa war Dhanva, und dessen Sohn war der höchst gelehrte Dhanvantari. Dieser strahlende Sohn wurde dem König erst im Alter geboren, nachdem er harte Askese geübt hatte.

Da fragten die Heiligen:
Warum wurde der göttliche Dhanvantari unter Menschen geboren? Bitte sei so gut und erkläre es uns.

Wie Dhanvantari, der Gott der Medizin, auf Erden geboren wurde

Und der Suta sprach:
Oh ihr Brahmanen, so hört über die Geburt von Dhanvantari. Er wurde ursprünglich geboren, als der Milchozean gequirlt wurde, um den Nektar der Unsterblichkeit zu erreichen. Noch vor dem Nektar erschien Dhanvantari (der himmlische Heiler). Angesichts seines vollkommen gestalteten Körpers sprachen die Götter voller Erstaunen:
Du wurdest aus dem Wasser geboren, deshalb sollst du Abja (wassergeboren) heißen.

Und Abja sprach zu Vishnu:
Oh Herr und Bester der Götter, ich bin dein Sohn. So gib mir bitte einen Anteil an den Opfergaben und weise mir einen Platz in dieser Welt zu.

So angesprochen betrachtete ihn der Herr und antwortete:
Die Anteile im Opfer wurden bereits unter den Göttern aufgeteilt, die des Opfers würdig sind. Und die Opferriten entsprechend den vedischen Mantras wurden von den heiligen Rishis festgelegt. Es ist nicht gut, diese Opferriten zu ändern. Oh Sohn, du bist nach den Göttern geboren, und so wurde dir kein Mantra (bzw. keine Opfergabe) zugewiesen. Doch höre, in deiner nächsten Geburt wirst du in der Welt großen Ruhm gewinnen. Schon im Mutterleib wirst du die Yoga-Siddhis empfangen, und mit diesem Körper die Würde der Götter erreichen. Die Zweifachgeborenen werden dich mit Reis, Mantras, geklärter Butter und Düften als Opfergaben verehren, und du wirst den heiligen Ayurveda als System der Medizin verkünden. Sei beruhigt, all das wird sicherlich geschehen, denn der lotusgeborene Brahma hat es so bestimmt. Wenn das nächste Dwapara Zeitalter beginnt, wirst du zweifellos in der Welt wiedergeboren werden.

Nachdem Dhanvantari diesen Segen von Vishnu empfangen hatte, verschwand er vor dessen Augen. Deshalb begann am Anfang des nächsten Dwapara Zeitalters Dirghatapa, der Enkelsohn von Sunahotra, der damals König von Kasi war, harte Askese zu üben, um endlich einen Sohn zu erhalten. Der König verehrte Abja, und als er zufrieden war, gewährte ihm Dhanvantari einen Segen. Und der König bat:
Oh Herr, wenn du mit mir zufrieden bist, dann bitte ich dich, als mein ruhmreicher Sohn geboren zu werden.

Der Himmlische sprach „So sei es!“, verschwand, und es dauerte nicht lange, da wurde der göttliche Dhanvantari im Hause des Königs geboren. Er wurde zum König von Kasi und konnte alle Krankheiten heilen. Nachdem der Weise Bharadvaja das Wissen des Ayurveda geschaffen hatte, teilte König Dhanvantari dieses medizinische Werk in acht Teile und lehrte sie seinen Schülern. Der Sohn von Dhanvantari wurde unter dem Namen Ketuman bekannt. Sein Sohn war der heroische Bhimaratha, der unter dem Namen Divodasa berühmt wurde und als König in Varanasi regierte.

Wie Varanasi zur Wohnstätte von Shiva wurde

Während der Regierungszeit von Divodasa verfiel die Stadt Varanasi unter dem Einfluß des Rakshasas Kshemaka. Denn der intelligente und hochbeseelte Nikumbha verfluchte sie und sprach mehrfach: „Diese Stadt soll über tausend Jahre menschenleer sein!“ Nachdem dieser Fluch über Varanasi verhängt war, verlegte König Divodasa seine schöne Hauptstadt nicht weit von Varanasi an das Ufer der Gomati.

Da fragten die Heiligen:
Warum verfluchte Nikumbha damals die Stadt Varanasi? Nikumbha war ein gerechter Mann. Warum hat er diesen heiligen Ort der Siddhas verflucht?

Und der Suta antwortete:
Nachdem der höchst kraftvolle Herrscher, der königliche Weise Divodasa, diese wohlhabende Stadt erobert hatte, begann er dort zu leben. Zu jener Zeit hatte Shiva seine Gattin Uma geheiratet und lebte zu ihrer Freude mit ihr im Palast seines Schwiegervaters, des Himalaya. Und Shiva gebot seiner ganzen Geisterschar, die ihm an Kraft und Charakter glich, seine Braut Parvati mit Tanz, Gesang und anderen Dingen zu erfreuen. Die Göttin Uma war darüber sehr glücklich, doch ihre Mutter Mena nicht. Sie war über diese ungezügelten Vergnügungen verärgert und rügte wiederholt Shiva und Parvati. Und eines Tages sprach sie zu ihrer Tochter:
Dein Ehemann Shiva tut viele unanständige Dinge vor unseren Augen. Er hat keinen Anstand, und sein Verhalten ist nicht edel. Ohne müde zu werden, treibt er seinen Spott.

So angesprochen von ihrer Mutter, wurde die von Verehrung verwöhnte Göttin ärgerlich, wie es das Naturell der Frauen ist. Sie überdeckte ihren Ärger mit einem Lächeln und ging zu Shiva. Dort sprach die Göttin mit bleichem Gesicht zum Gott:
Oh Herr, ich möchte hier nicht länger leben. Bring mich in dein eigenes Heim!

Da ließ Mahadeva seine Augen durch die Welt streifen und suchte einen geeigneten Wohnort. Oh ihr vorzüglichen Brahmanen, der höchst mächtige Gott wählte die Stadt Varanasi, diesen heilige Ort der Siddhas auf Erden. Als Shiva erkannte, daß die Stadt von Divodasa besetzt war, sprach er zu Nikumbha:
Oh Bester meiner Geister (Ganas), geh zur Stadt Varanasi und sorge dafür, daß sie von allen Bewohnern verlassen wird. Doch handle bedächtig, denn der König ist sehr mächtig.

Daraufhin ging Nikumbha nach Varanasi, erschien im Traum eines Barbiers namens Mankana und sprach zu ihm:
Oh Sündloser, ich werde für dein Wohlergehen sorgen. Fertige ein Bildnis von mir an und plaziere es als Gegenstand der Verehrung am Eingang der Stadt.

Oh Brahmanen, der Barbier handelte nach seinem Traum. Er holte sich die Erlaubnis des Königs und begann, am Stadttor jeden Tag das Bildnis von Nikumbha mit Düften, Girlanden, Räucherwerk, Lämpchen, Speise und Wasser zu verehren. Diese Verehrung erwies sich als höchst segensreich, und so wurde Nikumbha, dieser Erste der Geisterwesen von Shiva, täglich auch von anderen Menschen verehrt. Daraufhin begann er den Bewohnern der Stadt hunderte Segen zu gewähren, wie Söhne, Gold, Gesundheit und andere gewünschte Dinge. So kam es eines Tages, daß auch Suyasha, die bis dahin kinderlose Ehefrau des Königs Divodasa, von ihrem Gatten dorthin geschickt wurde, um einen Sohn zu erbitten. Entsprechend verehrte sie Nikumbha mit reichen Opfern und bat ihn täglich um einen Sohn. Doch er hatte gute Gründe, ihren Wunsch nicht zu erfüllen. Denn er wußte, wenn der König zornig wird, kann er sein Ziel erreichen. So kam es auch, daß nach langer Zeit der König vom Zorn ergriffen wurde und dachte:
Dieser Geist, der am Tor der Stadt aufgestellt ist, gewährt meinen Untertanen voller Freude hunderte Segen. Warum gewährt er mir nicht wenigstens einen? Er wird täglich von den Bewohnern meiner Stadt und sogar von meiner Königin verehrt. Warum mißachtet dieser Undankbare mich als König und gewährt mir keinen Sohn? Ich denke, dieser Geist verdient meine Gunst nicht und sollte nicht mehr verehrt werden. Ich werde diesen Übelgesinnten strafen und seine Stätte der Verehrung zerstören.

Nachdem sich der König so entschlossen hatte, zerstörte er voller Zorn das Bildnis, worin Nikumbha, dieser Erste der Geisterwesen von Shiva, wohnte. Und als Nikumbha sein Haus zerstört sah, nutze er die Chance und verfluchte Divodasa:
Oh König, ich habe dir nichts Böses angetan. Weil du mich meiner Wohnstätte beraubt hast, sollen auch alle deine Untertanen ihre Wohnstätten verlieren und diese Stadt verlassen!

Durch diesen Fluch entvölkerte der Rakshasa Kshemaka (auf Befehl von Nikumbha) die Stadt Varanasi, und Nikumbha kehrte zu Mahadeva zurück. Die Bewohner von Varanasi flohen in alle Richtungen davon, und Gott Shiva errichtete sein Haus inmitten dieser Stadt. Danach lebte Mahadeva allein an diesem Ort und vergnügte sich mit Uma, der Tochter des Königs der Berge. Doch weil nun dieser Ort menschenleer war, gefiel es der Göttin bald nicht mehr, und sie sprach eines Tages:
Ich möchte hier nicht länger so abgeschieden leben!

Und Shiva antwortete:
Oh Göttin, ich werde mein Haus nicht verlassen und irgendwo anders hingehen. Denn mein Haus sei Avimukta („nie verlassen“). Doch wenn du es wünschst, dann mögen alle Bewohner zurückkehren und sich in dieser Stadt erfreuen.

Das war die Geschichte, wie die Stadt Varanasi verflucht und als Avimukta berühmt wurde. In ihr lebt der Herr Maheshvara zusammen mit seiner Göttin und von den Göttern verehrt über drei Yugas. Während des Kali-Yugas wird er unsichtbar, und diese Stadt der großen Seele wird wieder von Menschen beherrscht. So geschah es aufgrund eines Fluchs, daß Varanasi entvölkert und neu belebt wurde.

König Divodasa tötete die hundert Söhne von Bhadrashrenya im Kampf, die für ihre Meisterschaft im Bogenschießen berühmt waren, und eroberte das Königreich von Bhadrashrenya. Nur einen Sohn namens Durdama ließ er aus Mitgefühl am Leben, weil er dachte, daß es noch ein Junge war. Doch Durdama suchte Zuflucht bei seinem Stamm, den Haihayas, und mit ihrer Hilfe konnte der hochbeseelte König das Reich seines Vaters zurückerobern, das damals von Divodasa besetzt wurde. Aber Divodasa zeugte mit Drishadvati den heroischen Pratardana. Und dieser Held besiegte wiederum König Durdama und nahm ihm das Königreich erneut ab. Pratardana hatte zwei Söhne namens Vatsa und Garga. Der Sohn von Vatsa war Alarka, und dessen Sohn war Sannati. Über den heiligen König Alarka wurden einst folgende zwei Verse gesungen:
Alarka regierte als ausgezeichneter König von Kasi über 6.600 Jahre. Er war mit Jugend und Schönheit gesegnet und bekam seine Langlebigkeit durch die Güte von Lopamudra.

Am Ende der Zeit des Fluchs besiegte er den Rakshasa Kshemaka und baute die schöne Stadt Varanasi wieder auf. Der Nachfolger von Sannati war Sunitha, und ihm folgten in der Stammeslinie Suketu, Dharmaketu, Satyaketu, Vibhu, Suvibhu, Sukumara, Dhristaketu, Venuhotra und Gargya. Das waren die Nachkommen von Vatsa, die auch Vatsyas genannt wurden. Alle Nachkommen der beiden (Brüder Vatsa und Garga) waren sehr tugendhafte Brahmanen und Kshatriyas, stark, heldenhaft und berühmt für ihre löwenhaften Kämpfe. Damit habe ich die Könige von Kasi (die Nachkommen von Kshatravridha) aufgezählt (siehe auch Stammbaum-PDF www.pushpak.de/vayu/pdf/stammbaum.pdf).

Die Geschichte von Raji

Nun hört und versteht auch die Nachkommen von Raji. Raji hatte fünfhundert Söhne, die auf Erden als Rajeyas bekannt wurden und als mächtige Kshatriyas sogar dem Indra das Fürchten lehrten. Als damals eine große Schlacht zwischen den Göttern und Dämonen stattfand, gingen beide Parteien zum Großen Vater und fragten:
Oh Herr aller Geschöpfe, sage uns, welche Seite den Sieg erringen wird. Das wünschen wir von dir zu erfahren.

Darauf antwortete Brahma:
Wahrlich, jene werden die drei Welten beherrschen, für deren Sache König Raji seine Waffen im Kampf erheben wird. Wo auch immer Raji kämpft, da ist Fleiß und Ausdauer. Und wo Fleiß und Ausdauer regieren, gedeiht das Wohlergehen. Und wo auch immer Fleiß, Ausdauer und Wohlergehen sind, dort sind auch Gerechtigkeit und Sieg.

Als die Götter und Dämonen von dieser Macht des vorzüglichen Königs hörten, gingen sie zu Raji und verehrten ihn mit dem Wunsch nach Sieg. Und mit freudigen Herzen baten sie den König:
Bitte erhebe deinen vorzüglichen Bogen, um uns den Sieg zu ermöglichen.

Und Raji antwortete den Dämonen:
Ich werde im Kampf alle besiegen, auch die Götter mit Indra an der Spitze. So werde ich für jene kämpfen, die mich nach dem Sieg zum rechtmäßigen Indra machen.

Darauf sprachen die Dämonen:
Prahlada ist unser Indra, und nur für ihn streben wir nach Sieg. Oh König, an diesen Herrn sind wir gebunden.

Raji antwortete „So sei es!“ und sprach in ähnlicher Weise zu den Göttern, die diese Bedingung annahmen und versprachen: „Nach dem Sieg sollst du zum Indra werden!“

Daraufhin besiegte König Raji alle Dämonen, die der Träger des Donnerkeils nicht schlagen konnte. Und nachdem er den Untergang der großen Dämonen bewirkt hatte, gab der höchst herrliche, mächtige und selbstbeherrschte König Raji den Göttern ihre verlorene Herrlichkeit zurück. Daraufhin sprach Indra, der Vollbringer von hundert Opfern, vor allen Göttern: „Oh Raji, ich bin dein Sohn!“ Und fügte hinzu:
Wahrlich, oh König, du bist zum Indra aller Götter geworden. Und ich, oh Feindevernichter, werde als dein Sohn meinen Ruhm bewahren.

Als Raji diese Worte von Indra hörte und das Spiel der Maya (Illusion) erkannte, sprach er lächelnd zum König der Götter: „So sei es!“ Doch nachdem dieser göttergleiche König in den Himmel aufgestiegen war, forderten seine Söhne das himmlische Königreich von Indra als ihr rechtmäßiges Erbe, um es untereinander aufzuteilen. So griffen die fünfhundert mächtigen Söhne von Raji gemeinsam das Königreich von Indra an und besetzten seinen Thron. Nach einigen Jahren wurde der Götterkönig Indra, der nun des Königreichs und der Opfergaben beraubt war, ganz schwach und sprach zu Vrihaspati, dem Lehrer der Götter:
Oh Brahmane, besorge mir doch wenigstens so viel geklärte Butter, wie eine Jujube Frucht wiegt, so daß ich von dieser Kraft leben kann. Oh Herr, sei gnädig. Indem die Söhne von Raji mein Königreich genommen haben, verlor ich Thron und Macht und bin nun ganz abgezehrt, zerstreut, schwach und taub.

Da antwortete Vrihaspati:
Oh König der Götter, warum bist du nicht eher zu mir gekommen? Dann wäre dies nicht geschehen. Oh Sündloser, ich werde alles tun, um dich zu erfreuen. Oh Göttlicher, ich werde mich um dein Wohlergehen bemühen, so daß du dein Königreich und die rechtmäßigen Anteile an den Opfergaben zurückzugewinnst. Oh Indra, ich gehe nun. Laß deinen Geist nicht entmutigt sein!

Daraufhin führte Vrihaspati ein Opfer durch, um die Energie des Königs der Götter zu stärken, und gleichzeitig sorgte dieser Erste der Zweifachgeborenen dafür, daß der starke Geist der Söhne von Raji verwirrt wurde, so daß sie das Dharma verloren und von Leidenschaft überwältigt wurden. Sie begannen, die Brahmanen zu hassen, und wurden ihrer Tugend und Heldenkraft beraubt. So gewann Indra den Glanz der Götter und seine angestammte Position zurück und tötete die Söhne von Raji, die von Begierde und Haß überwältigt waren. - Wer die Geschichte von Raji und der Wiederherstellung von Indra achtsam liest und versteht, wird niemals auf Böses treffen.


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