Pushpak Vayu PuranaZurück WeiterNews

2.14. Die fünf großen Opfer und der Abschluß des Sraddhas

Der Suta sprach:
Vrihaspati erklärte, daß nach den Geboten des Atharva-Veda die Götter Ahnen sind. Aber es gibt noch andere Ahnen. Deshalb sollte man die Ahnen vor den Göttern verehren, denn selbst die Götter verehren die Ahnen.

Oh Kenner des Dharma, Daksha hatte eine weltberühmte Tochter namens Viswa. Sie wurde ordnungsgemäß dem Dharma als Ehefrau übergeben. Und es ist wohlbekannt, daß ihre Söhne die hochbeseelten Viswadevas waren. Sie wurden in allen drei Welten sehr berühmt und von allen Menschen verehrt. All diese Hochbeseelten vollbrachten auf dem schönen Gipfel des Himavat, der von Göttern, Apsaras und Gandharvas besucht wird, eine höchst harte Askese. Da sprachen die erfreuten Ahnen mit reinem Geist zu ihnen:
Wir sind sehr zufrieden. Welchen Segen sollen wir euch gewähren und welche Wünsche erfüllen?

Als die Ahnen diese Fragen stellten, erschien auch Brahma, der Schöpfer der drei Welten und Herr aller Wesen, und sprach zu den Viswadevas:
Sogar der strahlende Mahadeva wurde durch eure harte Askese verbrannt. Ich bin sehr erfreut über eure Entsagung. Welchen Wunsch soll ich euch erfüllen?

Und so vom Schöpfergott Brahma aufgefordert, sprachen sie alle gemeinsam zu ihm:
Mögen wir einen Anteil im Sraddha bekommen. Das ist der Segen, den wir wünschen.

Da fragte Brahma die im Himmel verehrten Ahnen:
Was meint ihr dazu?

Und die Ahnen antworteten:
So sei es! Daran soll es keinen Zweifel geben. Was auch immer uns dargebracht wird, sei auch für euch. In den Sraddhas, welche die Menschen für uns durchführen, sollt ihr sogar über uns stehen. Wahrlich, sie sollen euch zu Beginn mit Girlanden, Düften und Nahrungsopfern verehren. Alles soll zuerst euch geopfert werden und danach uns. Und wir sollen auch im Ritus zuerst verabschiedet werden, und erst danach ihr. Diese beiden Gebote bezüglich der Verehrung in den Sraddhas sollten während der heiligen Riten für die Geister, Ahnen und Viswadevas beachtet werden. Wenn diese Gebote eingehalten werden, soll alles gut sein.

Nachdem Brahma, der Wohltäter aller Lebewesen, diesen Segen gewährt hatte, ging er freudig zusammen mit den Ahnen seiner Wege.

Fünf große Opfer werden in den Veden geboten, die jeder Mensch bewahren sollte (für die Heiligen, Götter, Ahnen, Gäste und Geister). Hört und versteht, wohin die Vollbringer dieser Opfer gehen und wo ihre Wohnstätte sein wird. Sie erreichen die Wohnstätte von Brahma, wo keine Angst herrscht und kein Egoismus existiert, frei von Sorgen, Gegensätzen und Leid. Hier erfüllen sich alle Wünsche. Sogar ein Shudra sollte diese fünf Opfer durchführen, aber ohne die Mantras zu rezitieren. Wer sich auf andere Art ernährt, füttert sich täglich mit neuen Schulden. Wer nur für sich selbst kocht, gilt als sündhafte Seele, und schafft sich neue Schulden. Deshalb sollte jeder vernunftbegabte Mensch die fünf großen Opfer durchführen.

Manche sind der Ansicht, man sollte Nahrungsmittel nur lebenden Wesen opfern, und zu jedem Nahrungsopfer muß auch ein Wasseropfer gehören. Dazu sollte man sogar das Wassergefäß mit opfern. Die Opfergaben sollten allen bekanntgegeben werden, und man sollte sie weit in der Gegend verstreuen. Vor allem sollte man kleine Gaben opfern, die auf die Spitze eines Kuhhorns passen. Man sollte auch den Ahnen keine Reisbällchen anbieten, sondern gewöhnliche schmackhafte Nahrung. Es heißt sogar, das seien die Gebote der Veden. Sie sagen, die hochbeseelten Ahnen sind die Herren der Götter. Und manche Lehrer wünschen sogar, daß jeden Tag zuerst die Brahmanen geehrt und danach das Ahnenopfer dargebracht werden soll.

Vrihaspati, der ein Meister des Dharmas ist, spricht nicht so. Er sagt, daß man zuerst die Reisbällchen opfern und danach die Brahmanen speisen soll. Die Ahnen wurden aus dem Yoga geboren, und die Seele dieser Mächtigen ist das Yoga selbst. Mit dieser Kraft stärken und ernähren sie den Mond (Soma). Deshalb sollte der Verehrer im Sraddha einen reinen Geist bewahren, hingebungsvoll den Yogis verbunden sein und die Reisbällchen den Yogis opfern. Das gilt als direkte Opfergaben an die Ahnen. Wenn nur ein einziger Yogi unter tausend Brahmanen höher geehrt wird, kann er den Opfernden und die bewirteten Brahmanen über den Ozean der Welt führen, wie ein Boot über das Wasser gleitet. Wo aber die Übelgesinnten akzeptiert und geehrt und die Guten mißachtet werden, verhängen die Götter schreckliche Strafen, die unvermeidlich herabkommen. Wenn ein tugendhafter Brahmane als Gast übergangen und ein übelgesinnter bewirtet wird, verliert der Hausvater alle Verdienste früherer Riten und geht zugrunde.

Wer weltliche Freuden sucht, sollte die Reisbällchen (nachdem sie den Ahnen gewidmet wurden) achtsam dem Opferfeuer übergeben. Wer Nachkommen wünscht, sollte das mittlere Reisbällchen seiner Ehefrau geben, nachdem alle dazwischenliegenden Riten und Mantras vollbracht sind. Wer sich besonderen Glanz, Intelligenz, Ehre, Ruhm und Ansehen wünscht, sollte die Reisbällchen den Kühen verfüttern. Für ein langes Leben gibt man sie den Krähen, und für besondere Anmut den Hühnern (bzw. Hähnen). Damit habe ich den weiteren Nutzen der Reisbällchen erklärt.

Dann sollte der Verehrer mit dem Gesicht nach Süden stehen und den Himmel befriedigen, denn die Wohnstätte der Ahnen ist der Himmel, und ihr Bereich ist der Süden. Wenn die Brahmanen sagen „Erhebe es jetzt!“, dann erhebt der Verehrer die Reisbällchen gen Himmel. Danach werden einige äußere Teile (der Reisbällchen) oder die Spitzen von Blüten und Früchten oder etwas gekochte Nahrung gen Himmel erhoben und als Opfergabe dem heiligen Feuer übergeben. Nachdem er die Nahrung oder vorzüglichen Früchte dem Feuer gewidmet hat, steht er mit dem Gesicht nach Süden und widmet die Reisbällchen.

Danach sollte er die Brahmanen nach seinen Möglichkeiten mit gekochter Nahrung, geklärter Butter und süßen Speisen und Säften befriedigen und ihnen mit gefalteten Händen und konzentriert reinem Geist zu Diensten stehen. Wer hier voller Vertrauen und Hingabe handelt, wird alle seine Wünsch erfüllt bekommen. Dann erheben ihn die Ahnen aus seinem niederen und gemeinen Status und segnen ihn mit Dankbarkeit, Mut, Wohltätigkeit und Kraft für heilige Opfer.

Der Ausführende eines Sraddhas, der den Ahnen voller Hingabe verbunden ist, sollte zu Beginn entsprechend den Geboten den Boden reinigen, mit Wasser besprenkeln und einigen Reiskörnern bestreuen. Nun werde ich auch erklären, was man am Ende des Opfers tun sollte, nachdem die Brahmanen ordnungsgemäß gespeist wurden. Weil sie die Swadha-Mantras rezitiert haben, dankt man den vorzüglichen Brahmanen mit reichen Geschenken. Danach fragt man sie mit gefalteten Händen, was mit den Resten der Nahrung geschehen soll, handelt entsprechend und verabschiedet sie mit reinem Geist.


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