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2.13. Die Ausführung des Sraddha-Ritus

Vrihaspati fuhr fort:
Die Blätter des Palasa-Baums als Teller gewähren brahmanischen Glanz, die Blätter des Aswattha-Baums ein Königreich, die Blätter des Plaksha die Herrschaft über alle Lebewesen, die Blätter des Banyan großen Wohlstand, Weisheit, Intelligenz und ein gutes Gedächtnis, die Blätter des Kshmari gewähren Ruhm und den Sieg über die Dämonen, die Blätter des Madhuka ein vorzügliches und gutes Schicksal, die Blätter des Bilva viel Reichtum, Vernunft und Langlebigkeit, und wenn das Sraddha auf einem Teller aus Bambus-Blättern dargebracht wird, gewährt der Regengott genügend Regen auf den Feldern, Gärten und Wäldern, so daß auch die Flüsse und Teiche genügend Wasser führen. Man sagt, wer die Gaben im Sraddha auf diesen vorzüglichen Tellern opfert, sei es auch nur einmal, erreicht die Frucht aller Opfer. Wer den Ahnen stets duftende Girlanden opfert, wird mit Reichtum und Herrlichkeit gesegnet und erstrahlt wie eine Sonne. Wer den Ahnen Weihrauch und andere Räucherdüfte zusammen mit Honig und geklärter Butter opfert, erreicht die Früchte eines Pferdeopfers. Wer den Ahnen herrliche Parfüme opfert, wird von seiner Ehefrau mit Kindern gesegnet in dieser und der kommenden Welt. Deshalb sollte man den Ahnen stets solche Opfer darbringen. Wer den Ahnen fleißig Lichter opfert, erreicht die unvergleichliche Macht der geistigen Sicht in der Welt. Er wird strahlend auf Erden, und wird auch im Himmel voller Ehre, Stärke und Herrlichkeit erstrahlen und erfreut sich dort in himmlischen Wagen der Gemeinschaft himmlischer Apsaras.

Während eines Sraddhas können die Ahnen subtile Formen annehmen, und wenn sie dort Brahmanen erblicken, können sie in diese eingehen. Deshalb sage ich, daß die vorzüglichen Brahmanen mit Nahrung, Kleidung oder anderen wohltätigen Gaben bis zu Kühen, Pferden und ganzen Dörfern geehrt werden sollten. Wenn die Brahmanen geehrt werden, sind die Ahnen zufrieden. So sollte man stets die Brahmanen auf rechte Weise beschenken. Im heiligen Sraddha-Ritus sollten die Brahmanen das rituelle Zeichnen (Ullekhana), Graben und Besprenkeln mit Wasser (Proksana) mittels ihrer linken und rechten Hand übernehmen. Entsprechend sollte der Kluge für die Reinigung stets Kusha-Gras, Reisbällchen, Nahrungsmittel, verschiedene Blüten, Duft, wohltätige Geschenke und Schmuck bereithalten. Nachdem die anwesenden Personen auf rechte Weise geehrt wurden, mögen die Brahmanen den Vaishvadeva-Ritus (für alle Götter) durchführen und danach die Abhyanga-Riten (Ölbad) mit Kusha-Grashalmen entsprechend den Geboten. Das vorzügliche Nahrungsopfer für die Ahnen sollte man ausführen, indem man die heilige Schnur andersherum trägt. Nachdem man (die Namen der Ahnen) aufgezählt hat, opfert man ihnen allen diese Schnur anstatt von Kleidung. Für die Götter werden die Riten von Khandana (zerstückeln oder vertreiben), Proksana (besprenkeln) und Ullekhana (zeichnen) nur einmal durchgeführt und für die Ahnen dreimal. Mit einer einzigen Pavitra (einer ringförmigen Schleife aus Kusha-Gras), die man um einen Finger trägt, und der Rezitation des Cailamantras wird für jeden der Ahnen ein Reisbällchen berührt. So erreicht man das Verdienst der Darbringung. Die Reisbällchen sollten immer auf dem Boden mit geklärter Butter und Sesamsamen dargebracht werden. Dabei kniet der Verehrer, der das Ahnenopfer durchführt, so auf dem Boden, daß sein linkes Knie den Boden berührt. Er lädt die Väter, Großväter, Urgroßväter und alle anderen verstorbenen Ahnen ein und besprenkelt ordnungsgemäß mit ganzer Konzentration die Reisbällchen mit geheiligtem Wasser von rechts nach links (gegen den Uhrzeigersinn). Manche Leute wünschen ein gesondertes Sraddha für die Ahnen mütterlicherseits mit Wasser, Blüten und verschiedenen Nahrungsmitteln durchzuführen.

Die Pindas sollte man in der richtigen Reihenfolge mit dem Daumen darbringen, so daß sie den Ahnen als Nahrung dienen können. (Der folgende Text ist im Original vermutlich leicht defekt:) Dabei liegen die Hände zwischen den Knien, und mit der linken über der rechten Hand wiederholt man mit konzentriertem Geist das Mantra: „Namo vaḥ pitaraḥ śūkṣmaiḥ.“ Dann rezitiert man achtsam das Mantra „Namo vaḥ pitaraḥ saumyāḥ.“ (Verehrung sei den freundlichen Ahnen.) und opfert das erste Reichbällchen mit beiden Händen und legt es in südlicher Richtung ab. Dann malt man mit beiden Händen mit dem Wasser aus dem Krug die Kontur eines Mörsers. Diese heiligen Riten sollte man sehr achtsam durchführen. Danach opfert man eine frische Schnur aus Seide, Jute oder Baumwolle. Dabei sollte man frisch gewebte oder gefärbte Seide wie auch die Rohseide direkt vom Kokon im Ahnenopfer als Schnur vermeiden, denn sie erfreuen die Ahnen nicht und bringen kein Verdienst.

Man sagt, das Kollyrium vom Trikuta-Berg ist stets das Beste, wie auch das Öl vom schwarzen Sesamsamen. Auch Sandel, Aloe-Holz, Tamala, Ushira, Lotus, Turuska, Weihrauch und andere wohlriechende Düfte sind im Sraddha vorzüglich. Weiße Blüten sind am besten, aber auch roter und blauer Lotus. Es können natürlich auch alle anderen duftenden Blüten verwendet werden. Doch die Blüten der China-Rose sowie von Bhandira, Upakama und Kurandaka sollten im Sraddha stets vermieden werden, wie auch nichtduftende oder abscheulich duftende Blüten, sofern man sein Wohlergehen sucht.

Die zum Sraddha eingeladenen Brahmanen sollten alle mit dem Gesicht nach Norden sitzen, und der Ausführende des Opfers ordnungsgemäß nach Süden. Er sollte sie anschauen und mit diesem Ritus das Kusha-Gras und die Reisbällchen seinen Ahnen opfern. Die folgenden zwei Dinge gelten als essentiell in einem Sraddha: Kusha-Grashalme so zart wie Blüten mit einer Länge von ungefähr einem Ratni (40cm), die mit geheiligtem Wasser weichgemacht wurden, an der Wurzel bläulich und ohne Flecken sind, sowie Reis der Syamaka oder Nivara Art. Als Brahma, der höchst berühmte Große Vater, einst die Gestalt eines Pferdes angenommen hatte, fielen einige seiner Haare auf die Erde und wurden zum Kusha-Gras. Deshalb ist das Kusha-Gras so heilig und wird in allen Sraddha-Riten gepriesen. Wer also sein Wohlergehen wünscht, sollte die Reisbällchen auf Kusha-Gras opfern. Wer so handelt, wird von Sünde und Fehlern verschont, und seine Kinder gedeihen mit Glanz, Ehre und Herrlichkeit.

Der Verehrer sollte mit dem Gesicht nach Süden sitzen und zu Beginn das Kusha-Gras für die Reisbällchen ausbreiten. Dabei sollten die Spitzen des Grases nach Südosten zeigen. Der Ablauf wird wie folgt beschrieben:

Ein Kluger sollte das Sraddha stets mit konzentriertem Geist durchführen. Er sollte weder traurig noch ärgerlich sein und seinen Geist nicht von anderen Dingen ablenken lassen. Dann rezitiere er folgendes Mantra:
Ich vernichte alles, was Unreinheit besitzt. - Alle Dämonen, Rakshasas, Yakshas, Pisachas und sonstige unheilsamen Geister wurden von mir vernichtet.

Wer die Nahrung den Ahnen mit diesem Mantra opfert, der verhindert alle bösartigen Geister. Sogar die Rakshasas meiden den Ort, wo dieses Mantra erklingt. Ein Zweifachgeborener sollte das Sraddha stets nach diesem Ablauf durchführen. Dann werden ihm die hohen Ahnen alles Gewünschte in seinem Geist gewähren. Wenn das Sraddha stets gewissenhaft ausgeführt wird, werden die Ahnen geistig erfreut und die Dämonen fliehen. Folgendes sollte man im Sraddha vermeiden: Shudras, Holz mit weißem Saft sowie Balvaja, Varana, Lava und andere schlechte Grassorten, die auch von Kühen verschmäht werden. Man sollte sich selbst auch nicht mit Augen-Kollyrium, Öl, Düften und Girlanden schmücken. Man sollte Kusha-Gras verwenden, das nach dem Abschneiden wieder neu wächst. So kann man alle guten Früchte erreichen. Denn das Kusha-Gras wächst wieder nach, wie der Schwanz des Pfaus. Das Mantra für Blüte, Duft und Räucherwerk ist: „Die Ahnen sind Götter, und die Götter sind Ahnen.“

Dann schiebt man das Gefäß für das Feueropfer (Homa) in Richtung Süden und wiederholt das Mantra: „Swadha dem Soma mit den Ahnen! Verehrung dem Angiras!“ Danach sollte er das Feueropfer der nichthimmlischen bzw. weltlichen Art durchführen, damit der heilige Ritus Früchte bringt. Das Opfer beginnt, indem man geheiligte trockene Zweige (Samits) zurechtlegt. Der Verehrer sollte seinen Geist und das Feuer mit Achtsamkeit völlig rein halten, wobei er das Mantra wiederholt: „Swadha dem Agni, dem Träger der Opfergaben! Verehrung dem Angiras! Swadha und Verehrung dem Yama und Angiras!“ Das sind die Mantras für das Feueropfer. Dieses Opfer sollte jeden Tag in südliche Richtung für Agni und in nördliche für Soma dargebracht werden. Zwischen diesen Opfern sollte auch ein Feueropfer für Vivasvat (der Sonne oder seinem Sohn Yama?) erfolgen.

Verehrung, Swadha-Mantra, rituelles Zeichnen, Feueropfer, Mantra-Gesänge, Gebete, Besprenkeln mit geheiligtem Wasser, Bestreichen mit Kollyrium und Öl sowie die Darbringung der Reisbällchen für die Ahnen sollten stets bewahrt werden. Wenn diese heiligen Riten mit Mantras und großer Achtsamkeit ausgeführt werden, bringen sie den gleichen Nutzen wie ein Pferdeopfer. Im lodernden Feuer sollte auch viel geklärte Butter geopfert werden. Denn vor allem das Feueropfer sollte in einem rauchlosen Feuer mit schlängelnden und aufstrebenden Flammen geschehen, damit der heilige Ritus fruchtbar wird. Wir haben gehört, daß der Opferherr mit einem schwachen und rauchigen Feuer blind wird und kinderlos bleibt. Wenn es an Brennmaterial mangelt, die Flammen sich nach außen zerstreuen, erlöschen oder im Rauch ersticken, führt das Feuer zu keinem guten Erfolg. Wenn das Feuer stinkt, die Flammen bläulich oder stellenweise dunkel sind, oder der Boden reißt, dann sollte man einen Fehler im heiligen Ritus erkennen. Ein strahlendes Feuer mit einer einzelnen runden und goldenen Flamme, die aus geklärter Butter entstand, führt zum Erfolg des Ritus. Diese Flamme sollte sich sanft rechtsherum schlängeln. Solch ein Feuer wird stets von Männern und Frauen gepriesen und geehrt. Damit werden die unvergänglichen Ahnen aufs höchste beglückt und gewähren unvergänglichen Segen.

Oh ihr vorzüglichen Brahmanen, irdene Töpfe, Teller aus Blättern oder Feigenbaum-Holz sowie dessen Früchte und trockenen Zweige gelten im Sraddha als besonders heilig und rein. Die verschiedenen Arten der Gefäße, wie ich sie mit ihrem Nutzen im Sraddha bereits erklärt habe, sind für den heiligen Ritus natürlich immer noch gültig. Und bezüglich der trockenen Zweige für das Opferfeuer gilt das gleiche. Der Verehrer sollte seinen Geist rein halten und sich bewußt sein: „Ich führe ein Feueropfer durch.“ Und wenn er dann mit „Handle!“ die Erlaubnis der vorzüglichen Brahmanen erhalten hat, sollte er mit seiner Frau und seinen Söhnen die Opfergaben ins Feuer geben. Die folgenden Baumarten sind für das Feueropfer gleich würdig: Palasa, Plaksha, Nyagrodha, Asvattha, Vikankata, Udumbara, Bilva und Chandana. Die folgenden Baumarten sind teilweise als trockene Opferzweige (Samits) empfohlen: Sarala, Devadaru, Sala und Khadira. Die dornigen Büsche und Bäume des Dorfes sind ebenfalls für das Opfer geeignet. Sie werden als trockene Opferzweige sogar von den Ahnen selbst gepriesen.

Nun möchte ich noch einmal die Früchte erklären, wenn das Feueropfer mit den trockenen Zweigen des Kalkaleya (Granatapfel) Baum vollbracht wird. Diese Früchte sind unvergänglich, können alle Wünsche erfüllen und gleichen einem Pferdeopfer. Darüber hinaus sollte man folgende Bäume meiden: Shlesmataka, Naktamala, Kapittha, Shalmali, Nipa, Vibhitaka sowie alle Kletterpflanzen. Auch jene Bäume sollte man verschonen, in denen Vögel nisten. Und prinzipiell sollte man alle Bäume vermeiden, die für Opferzwecke als unwürdig gelten. Im Laufe des Opferritus sollte das Wort „Swadha“ stets am Ende der Mantras für die Ahnen und „Swaha“ am Ende der Mantras für die Götter erklingen.


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