Pushpak Vayu PuranaZurück WeiterNews

2.5. Die Stämme von Dharma und Kasyapa

Die Heiligen fragten:
Bitte erkläre uns ausführlich die Geburt und den Ursprung all der Götter und Dämonen im Vaivaswata Manwantara.

Und der Suta sprach:
So hört, wie ich die Nachkommen von Dharma aufzähle, und versteht es recht! Daksha, der Sohn der Prachetas, gab folgende zehn Töchter in die Ehe mit Dharma: Arundhati, Vasu, Yami, Lamba, Bhanu, Marutwati, Sankalpa, Muhurta, Sadhya und Viswa.

Sadhya gebar ihrem Ehemann Dharma zwölf Söhne, die man Sadhyas nannte. Die höchst gesegneten Sadhyas wurden nach eigenem Wunsch geboren und empfangen ihre Anteile in den Opfern. Wer die Götterwelt kennt, weiß, daß sie sogar größer als die Götter sind. Man sagt, daß die Götter namens Jayas aus dem Mund von Brahma geschaffen wurden, als dieser über Nachkommenschaft meditierte. Man kennt sie in allen Manwantaras mit Körpern aus Mantras. Die berühmten Namen der Jayas sind Darsha, Paurnamasa, Brihad, Rathantara, Chitti, Vichitti, Akuti, Kuti, Vijnatri, Vijnata, Manas und Yajna. Durch den Fluch von Brahma (weil sie die Schöpfung nicht unterstützen wollten, siehe Kapitel 2.6) wurden sie im Swayambhuva Manwantara freiwillig als Jitas geboren, im Swarochisha als Tushitas, im Auttama als Satyas, im Tamasa als Haris, im Raivata als Vaikunthas und im Chakshusha als Suras. So wurden diese zwölf unsterblichen Sadhyas als gesegnete Söhne in allen vergangenen Manwantaras geboren. Und als diese höchst mächtigen Götter am Ende des Chakshusha vergingen, sprachen sie zueinander: „Wir sollten auch im kommenden Manwantara als die gesegneten Sadhyas geboren werden. Das wird zu unserem und dem Wohl aller sein.“ Und so kamen sie als Söhne von Dharma, dem geistgezeugten Sohn von Brahma, in diese Welt.

In gleicher Weise werden auch Nara und Narayana immer wiedergeboren. Im Swarochisha Manwantara wurden sie als Vipashchit (Verstand) zum Indra und als Satya (Wahrheit) zu Hari, wie auch die Sadhyas zu den Tushita Göttern wurden. Als Sadhyas trugen sie im Swayambhuva Manwantara die Namen Manas, Anumanta, Prana, Nara, Yana, Chitti, Haya, Naya, Hamsa, Narayana, Prabhava und Vibhu. Im Swarochisha Manwantara hießen sie Prana, Apana, Udana, Samana, Vyana, Chaksus, Shrotra, Rasa, Ghrana, Sparsha, Buddhi und Manas (verschiedene natürliche Lebensprinzipien wie fünf Lebenswinde, Sehen, Hören, Geschmack, Geruch, Gefühl, Denken und Vernunft). Früher kannte man sie nur unter den Namen Prana, Apana, Udana, Samana und Vyana (als die fünf Lebenswinde).

Die Söhne von Vasu waren die Vasus, die als jüngere Brüder der Sadhyas gelten. Sie werden als die acht Vasus unter den Namen Dhara, Dhruva, Soma, Apa, Anala, Anila, Pratyusha und Prabhasa verehrt (Erde, Polarstern, Mond, Wasser, Feuer, Wind, Morgendämmerung und Schönheit). Die Söhne von Dhara (der Erde) sind Dravina (Reichtum) und Hutahavyavaha. Der Sohn von Dhruva (dem Himmelspol) ist Bhava, der unter dem Namen von Kala (der Zeit) zum Antrieb der Welten wurde. Die Söhne von Soma (dem Mond) sind Varcha (Licht) und der berühmte Planet Budha (Merkur). Diese beiden wurden von Rohini geboren und in allen drei Welten berühmt. Darüber hinaus bekam der Mondgott noch die Söhne Dhara (Strahl), Urmi (Welle, Flut) und Kalila (Fülle). Die Söhne von Apa (dem Wasser) sind Vaitandya, Shama und Shanta (Ruhe und Frieden). Die Söhne von Anala (dem Feuer) sind Skanda und Sanatkumara, die aus einem Viertel des Feuers geboren wurden. Kumara (=Skanda, der Kriegsgott), der Sohn des Feuers kam in einem Schilffeld zur Welt. Shakha, Vishakha und Naigameya sind seine jüngeren Brüder. Die Frau von Anila (dem Wind) ist Shivah, und ihre beiden Söhne heißen Manojava und Avijnatagati (gedankenschnell und unsichtbar gehend). Man weiß auch, daß der Sohn von Pratyusha (dem Sonnenaufgang) der Rishi Devala ist. Und die beiden Söhne von Devala sind Ksamavan und Manisin (Geduld und Weisheit). Und die Ehefrau von Prabhasa (dem Schönen), dem achten Vasu, war die Schwester von Vrihaspati, eine keusche und vorzügliche Dame, die mit den Yoga-Siddhis gesegnet war. Von allen Bindungen befreit konnte sie durch das ganze Universum wandern, und sie gebar den Sohn Visvakarma, der zum Stammvater aller Künstler und Handwerker sowie zum Bauherrn der Götter wurde. Er gewährt die Kunst zur Herstellung von Schmuck und Ornamenten und baut die himmlischen Wagen der Götter. Alle menschlichen Handwerker werden von seiner Kunst inspiriert.

Von Viswa wurden die berühmten Viswadevas geboren, nämlich Kratu, Daksha, Shravas, Satya, Kala, Kama, Dhuni, Kuruvan, Prabhavan und Rochamana. Sie gelten als die zehn vorzüglichen Söhne von Dharma, die ihm von Viswa geschenkt wurden. Die Maruts waren die Söhne von Marutwati, die Bhanus von Bhanu, die Muhurtas (Zeiteinheiten) von Muhurta, und Ghosha war der Sohn von Lamba. Von Sankalpa wurde Sankalpa (der unterscheidende Wille) geboren, von Yami die Nagavithi (die Milchstraße), die aus drei Pfaden besteht, und von Arundhati wurden die Pflanzen der Erde geboren. Damit habe ich die intelligente und ewige Schöpfung von Dharma erklärt.

Oh Männer der heiligen Riten, nun werde ich die Namen der Muhurtas und Tithis mit ihren führenden Herren aufzählen. Hört mich an und versteht es recht. Zuerst werde ich die Einteilung der Tage und Nächte sowie der Konstellationen mit all den Muhurtas und Sternen nennen. Ein Tag und eine Nacht bestehen aus 900 Kalas (30 Muhurtas mit jeweils 30 Kalas). Die Jahreszeiten entstehen durch die besondere Bewegung der Sonne. Die Tithis (Tage des Mondmonats) werden von den Kennern der Veden auf Basis der Feiertage (Voll-und Neumond) für die Ahnen-Opfer zu den jeweiligen Anlässen berechnet. Die Abschnitte des Tages (jeweils 2 Muhurtas) heißen Raudra, Sarva, Maitra, Pindya, Vasava, Apya, Vaishvadeva und Brahma, die den Tag bis Mittag (bzw. ab Abend) abdecken. Und Prajapatya, Aindra, Indra, Nirriti, Varuna, Aryamana und Bhaga sind die Abschnitte des Tages, die von der Sonne bestimmt und an der Länge der Schatten erkannt werden. Die fünfzehn Muhurtas einer Nacht heißen Aja, Ahirbudhnya, Pusha, Yamadevata, Agneya, Prajapatya, Brahma, Saumya, Aditya, Barhaspatya, Vaisnava, Savitra, Tvashtra und Vayavya (und Samgraha?). Den Aufgang und die Bewegung des Mondes kennt man durch die Nalika (eine Art Wasseruhr) oder den Ort seines letzten Aufgangs. Das sind die verschiedenen Zeitabschnitte, die mit den Muhurtas verbunden sind, und über jeden Abschnitt herrscht ein göttliches Wesen.

Allen Planeten sind drei Positionen zugewiesen, die man als südlich, nördlich und mittig kennt. Der mittlere Ort heißt Jaradgava, der nördliche Airavata und der südliche Vaishvanara. Die drei Mondhäuser Ashvini, Bharani und Krititika heißen Nagavithi. Die Mondhäuser Rohini, Mrigashiras und Ardra heißen Gajavithi, und die Mondhäuser Punarvasu, Pushya und Ashlesa heißen Airavati-Vithi. Diese drei Vithis bilden den nördlichen Pfad (Airavata). Die Mondhäuser Magha, Purvaphalguni und Uttaraphalguni heißen Aryami (bzw. Arsabhi). Hasta, Chitra und Svati heißen Goviti, und Visakha, Anuradha und Jyestha heißen Jaradgavi-Vithi. Diese drei Vithis bilden den mittleren Pfad (Jaradgava). Die Mondhäuser Mula, Purvasadha und Uttaraasadha heißen Ajavithi. Sravana, Dhanistha und Satabhishah heißen Gargi-Vithi, und Purva Bhadrapada, Uttara Bhadrapada und Revati werden als Vaishvanari-Vithi verehrt. Diese drei Vithis kennen die Gelehrten als den südlichen Pfad (Vaishvanara). So werden die 27 Töchter, die Daksha dem Mondgott Soma gegeben hat, in der Astronomie als Nakshatras (Mondhäuser) gepriesen (und in drei Vithis aus jeweils drei Gruppen mit jeweils drei Mondhäusern eingeteilt, denn 3x3x3=27). Sie alle haben viele Kinder, die das Firmament mit ihrem unermeßlichen Glanz erleuchten.

Von den übrigen Töchtern von Daksha wurden dreizehn gesegnete an Kasyapa verheiratet. Sie wurden zu den großen Müttern der Welt, und ihre Namen sind Aditi, Diti, Danu, Khasa, Arishta, Surasa (bzw. Danayusha), Surabhi, Vinata, Tamra, Krodhavasa, Ira, Kadru und Muni. Oh ihr Kenner des Dharmas, hört nun ihre Nachkommen, und versteht es recht. Die zwölf berühmten Vaikuntha-Götter im Charishnava (bzw. Raivata) Manwantara wurden die Sadhyas im Chakshusha, und im gegenwärtigen Vaivaswata Manwantara sind es die Nachkommen von Aditi. Sie versammelten sich und sprachen zueinander:
Wir wollen im Vaivaswata Manwantara durch unsere strahlende Yoga-Kraft in den Mutterleib der gesegneten Aditi eingehen und ihre Söhne werden. Das wird unser und aller Wohlergehen fördern. Denn jene, die von Aditi geboren werden, erreichen den Status der Adityas.

So sprachen sie und wurden als die zwölf Adityas von Kasyapa, dem Sohn von Marichi, gezeugt und von Aditi im gegenwärtigen Manwantara geboren. Und so wurden auch Shatakratu (Indra) und Vishnu als Nara und Narayana wiedergeboren. Geburt und Tod gelten selbst für die Götter. Wie die Sonne in der Welt auf- und untergeht, so entstehen und vergehen auch Brahma, Vishnu und Shiva, diese Hochbeseelten. Weil sie mit den Veden, den weltlichen Prinzipien wie Klang usw. sowie den acht übernatürlichen Fähigkeiten verbunden sind, werden diese Götter geboren. Die Anhaftung an die Sinnesobjekte gilt als Ursache für die Geburt. Durch den Fluch von Brahma (weil sie die Schöpfung nicht unterstützen wollten, siehe Kapitel 2.6) werden die Jayas im Swayambhuva Manwantara als Jitas geboren, im Swarochisha als Tushitas, im Auttama als Satyas, im Tamasa als Haris, im Raivata als Vaikunthas, im Chakshusha als Sadhyas und im gegenwärtigen Vaivaswata Manwantara als Adityas. Zu den zwölf Adityas als Söhne von Kasyapa gehören Dhata, Aryaman, Mitra, Varuna, Ansa, Bhaga, Indra, Vivasvat, Pushan, Parjanya, Twashtri und Vishnu. Auch wenn Vishnu als letzter geboren wurde, ist er nicht der Unwichtigste.

Durch Buße gereinigt und von Mahadeva gesegnet gebar Surabhi ihrem Ehemann Kasyapa die elf Rudras. Es sind Angaraka, Sarpa, Nirriti, Sadasaspati, Ajaikapat, Ahirbudhnya, Urdhvaketu, Jvara, Bhuvaneshvara, Mrityu und der ruhmreiche Kapala. Diese elf göttlichen Rudras, die zu Herren der drei Welten wurden, brachte Surabhi durch ihre große Entsagung zur Welt. Danach gebar sie noch zwei Töchter, nämlich Rohini mit dem Glanz von Rudra und die ruhmreiche Gandhari. Von Rohini wurden wiederum die vier berühmten Töchter Surupa, Hamsakila, Bhadra und Kamadugha geboren. Kamadugha gebar die Kühe und Surupa zwei Söhne. Hamsakila gebar die Büffel und Bhadra die Rasse der Schafe. Die Pferde waren die strahlenden Söhne von Gandhari. Zu ihnen gehören auch Uchaisravas und andere, die so schnell wie der Geist durch den Himmel wandern. Die von Gandhari geborenen Pferde sind weiß, rötlich, braun, gescheckt, grünlich oder grau in ihren Farben und dienen sogar den Göttern als Reittiere. Von Surabhi wurde auch ein höchst stattlicher Bulle mit dem Glanz des Mondes geboren. Er trägt eine Girlande und erstrahlt mit seinem mächtigen Buckel. Er entstand aus dem Nektar der Unsterblichkeit und wurde mit Erlaubnis von Surabhi zum Reittier und Banner von Maheshvara.

So wurden diese Söhne von Kasyapa, die Rudras und Adityas, verherrlicht, wie auch die Sadhyas, Viswadevas und Vasus als Söhne von Dharma. Die (vier) Ehefrauen von Arishtanemi gebaren sechzehn Söhne. Die Söhne des gelehrten Bahuputra (mit zwei weiteren Töchtern von Daksha) wurden Vidyuts (Blitze) genannt. Die Söhne von Angiras (mit zwei weiteren Töchtern von Daksha) waren die vorzüglichen Pratyangirasa-Riks, die von den Brahmanen geehrt werden. Und die Söhne von Krisasva (mit zwei weiteren Töchtern von Daksha) wurden Devapraharanas genannt, die erst nach tausenden Yugas wiedergeboren werden.

Oh Brahmanen, alle der dreiunddreißig Göttergruppen sind Chandajas (aus vedischen Mantras geboren). Man sagt aber, auch diese Götter unterliegen dem Tod und der Wiedergeburt. Wie die Sonne in der Welt auf- und untergeht, so werden auch diese Gruppen der Götter in ewigen Zyklen wiedergeboren.

Da fragten die Heiligen:
Wie wurden die Sadhyas, Viswadevas, Vasus, Rudras und Adityas berühmt? Durch die Güte ihrer Geburt oder durch die Güte ihrer Taten? Wir möchten auch den Unterschied zwischen Brahma, Vishnu und Rudra erfahren. Wer ist der Größte unter ihnen? Wer stammt von wem ab? Wer ist der Älteste? Wer ist der Wichtigste? Das erkläre uns, soweit du es kennst.

Und der Suta antwortete:
Diesbezüglich werde ich den Unterschied erklären, den man unter ihnen kennen sollte. Hört achtsam, was ich über den Unterschied zwischen Brahma, Vishnu und Rudra sage. Man sagt, diese drei Körper des selbstgeborenen Herrn werden von Zeit zu Zeit aus den drei Gunas von Rajas, Sattwa und Tamas (Leidenschaft, Güte und Trägheit) geboren. Oh ihr vorzüglichen Brahmanen, es ist unmöglich einen Unterschied zwischen diesen Verkörperungen zu definieren, denn dies ist abhängig von der Verteilung der drei Gunas und den beiden Bindungen von Anugraha und Nigraha (unkonditioniertes und konditioniertes Handeln aus Gnade oder Karma). So gut ich es kann, werde ich Pravriti und Nivriti (das Handeln und Nichthandeln) entsprechend der Verteilung der Gunas in den Körpern erklären. Versteht es recht. Der von Rajas geprägte Körper unter ihnen schöpft die Geschöpfe, der von Sattwa geprägte segnet und erhält sie im Ozean der Welt, und der von Tamas geprägte zerstört und überwältigt sie zur rechten Zeit. Wenn sich die Gottheit als Brahma mit überwiegend Rajas verkörpert, dann schwindet der Sattwa-Körper, der Vishnu genannt wird. Wenn Tamas überwiegt, dann nimmt der Herr die Form von Rudra an, und der Rajas-Körper namens Brahma schwindet. Wenn Sattwa überwiegt, dann nimmt der Herr die Form von Vishnu an, und der Körper namens Rudra schwindet. So schwinden Formen, Namen und Wirken des Herrn (des Purusha bzw. Höchsten Geistes) aufgrund der überwiegenden und vorherrschenden Gunas der Ordnung gemäß in den drei Welten. Wenn sich Brahma als Schöpfer manifestiert, dann ist der Unterschied klar. Und wenn der Herr nur Brahma ist, dann existiert kein Vishnu oder Rudra.

Wie ein Kristall durch seine klare Reinheit durch äußere Einflüsse verschiedene Farben annehmen kann, so kann auch der Selbstgeborene verschiedene Formen und Namen durch den Einfluß der Gunas annehmen. Bezüglich seiner Einheit und Vielfalt wird auch folgendes Beispiel erklärt. Wie eine Wolke in verschiedenen Formen und Farben erscheinen kann, so erscheint auch der selbstgeborene Herr durch die drei Gunas einfach, doppelt oder dreifach. So wird der eine Herr zum Schöpfer, Erhalter und Zerstörer. Auf diese Weise kennt man die drei Körper von Brahma, Vishnu und Rudra als den einen selbstgeborenen Herrn. Was man als seinen Rajas-Körper kennt, das ist in Wirklichkeit der Schöpfer aller Geschöpfe. Was man den Sattwa-Körper nennt, ist der Erhalter aller Geschöpfe, und was man den Tamas-Körper nennt, ist der Verzehrer aller Geschöpfe.

Aus dem Rajas-Körper von Brahma wurden Marichi und Kasyapa geboren. Durch den Sattwa-Körper von Vishnu werden sie erhalten, und aus dem Tamas-Körper von Rudra entsteht ihr Tod durch die Zeit. So kennt man diese drei Körper des Selbstgeborenen in den drei Welten. Und so hat auch das große Wesen der Zeit (Kala) verschiedene Funktionen als Schöpfer der Geschöpfe durch Brahma, als ihr Erhalter durch Vishnu und als ihr Zerstörer in Form von Rudra. So erfüllt der Selbstgeborene auch in Form der Zeit drei Funktionen durch diese drei Körper als Schöpfer, Erhalter und Zerstörer der Geschöpfe. Damit habe ich die drei Körper der selbstgeborenen Gottheit erklärt, die man Brahma, Vishnu und Rudra nennt. In den Veden, Dharma-Texten und alten Sankhya- und Yoga-Schulen wird von den weisen Heiligen mit intuitiver wie auch rationaler Sicht immer nur ein Körper gesehen, soweit sie mit den hochbeseelten Stämmen und ihren Heldentaten vertraut waren und die Wahrheit verwirklicht hatten.

Bezüglich der Einheit und Vielfalt sind die Leute verschiedenster Ansichten. Die Befürworter bestimmter Standpunkte sagen: „Das ist groß, und das nicht!“ So betrachten manche Brahma als Urgrund und Stammvater. Andere sagen, daß Shiva oder Vishnu der Größte und Höchste ist. Solche Gedanken entstehen aus Unwissenheit und einem Geist, der von Leidenschaft gebunden wird. Nur bezüglich Wirksamkeit, Zeit und Ort, Ursachen und Wirkungen werden diese Götter mit verschiedenen Funktionen erklärt. Wer also einen unter ihnen geringachtet, der achtet sie alle gering. Und wer einen von ihnen preist, der preist sie alle. Wer diesen einen Höchsten Geist (Purusha) kennt, wird Brahmavadin, Verkünder des Brahman, genannt. Wer die Wahrheit kennt, wird keinen der Götter als gering erachten. Denn niemand kann die Gottheit Ishvara in seiner ganzen Herrlichkeit und Macht erfassen. Es gibt nur ein Höchstes Selbst. Dieses Eine erscheint dreifach und täuscht die Wesen. So suchen die Menschen nach Unterschieden zwischen diesen drei Göttern, nehmen gegensätzliche Standpunkte ein, betrachten neugierig ihre Formen und sagen in ihrer Unwissenheit: „Dies ist der Größe, und jener nicht!“

Die Götter durchdringen alle Geschöpfe, sogar die Dämonen, Gespenster und Menschen. Der Selbstgeborene existiert als Einheit und Vielfalt und täuscht die verkörperten Wesen durch seine Körper, die einzig aus den Gunas bestehen. Wer also einen von ihnen wahrhaft verehrt, der verehrt sie alle drei gemeinsam. So existieren diese drei Götter praktisch ungetrennt. Wo wären also Unterschiede oder Gleichheit? Was bedeutet ihre Zahl? Woher sollten sie kommen und wohin gehen? Wer wäre fähig, ihre Einheit und Vielfalt zu beschreiben? Weil sie nur bezüglich ihrer Verbindung mit den drei Gunas (den natürlichen Qualitäten) die Geschöpfe in den drei Zeiten schöpfen, erhalten und verzehren, spricht man von einem Höchsten Wesen. Die Brahmanen nennen den Einen Herr, Rudra, Brahma, Indra, Beschützer der Himmelsrichtungen, Heilige, Manus und Narayana oder benutzen noch viele andere Namen. Die Körper von Brahma, Vishnu und Rudra erscheinen wieder und wieder in allen Manwantaras und Kalpas. An Glanz, Ruhm, Intelligenz, Weisheit und Stärke gleichen sie dem Höchsten Herrn. Und so sollte man sie auch kennen.

Mit dem Rajas-Anteil wurden Brahma sowie Marichi und Kasyapa geboren. Mit dem Tamas-Anteil wurde Rudra sowie die verzehrende Zeit Kala geboren, und mit dem Sattwa-Anteil wurde Vishnu im Opfer geboren. Die Körper, die durch Brahma geschaffen werden, existieren in allen drei Zeiten (bzw. zeitlos). Wenn aber Rudra zu Kala wird, dann zerstört er die Geschöpfe wieder. Und wenn sich das Ende des Kalpas nähert, wird die Sonne mit ihren sieben Strahlen zum Samvartaka-Feuer und verbrennt sogar alle drei Welten.

In all ihren Wandlungen von Namen und Formen segnet und erhält Vishnu die Geschöpfe. So wird der Höchste Herr (bzw. Höchste Geist) unter verschiedenen Bedingungen zur Ursache für die Entstehung verschiedener Wirkungen. Durch die Schöpferkraft von Brahma wurde die Gottheit unter der Vorherrschaft von Sattwa im ersten Swayambhuva Manwantara als der geistige Sohn Akuti geboren, im Swarochisha als Tushita in der Tushita-Gruppe der Götter, im Auttama als Vashavartin, im Tamasa als Hari, im Raivata als Vaikuntha, im Chakshusha als Narayana, Dharma und Sadhya unter den Sadhyas, und im gegenwärtigen Vaivaswata wurde Narayana als Sohn von Aditi und Kasyapa unter dem Namen Vishnu geboren. Er eroberte (in seiner Vamana-Inkarnation als Zwerg) mit drei großen Schritten alle drei Welten und übergab sie der Herrschaft von Indra als König der Götter. So erschienen diese sieben Körper des Herrn in den sieben Manwantaras, um die Lebewesen zu beschützen. Weil zur Zeit seiner Geburt alle Welten von Vamana (seiner Zwerg-Inkarnation) durchdrungen waren, wird er Vishnu genannt. Denn die Wurzel „vish“ bedeutet soviel wie eingehen bzw. durchdringen. So wurde die Einheit, Unterschiedenheit und Besonderheit von Brahma und Vishnu als Höchstes Selbst verherrlicht.

Die Götter werden aus Teilen anderer Götter geboren, so daß sie ihnen an Herrlichkeit, Intelligenz, Wissen und Stärke dank ihres Segens gleichen. Man sollte wissen, daß alle existierenden Geschöpfe mit ihrem jeweiligen Reichtum sowie ihrer Herrlichkeit und Stärke aus einem Teil von Vishnus Herrlichkeit geboren werden. Manche sagen, daß der Herr allein in verschiedenen Teilen geboren wird, und andere meinen, daß die Götter aus den Teilen von anderen entstehen. So argumentieren sie untereinander, nachdem sie es erkannt haben. Denn für sie gibt es keinen Unterschied mehr zwischen Gedanken und Bewußtsein. So sind sie gesegnet und werden zum erkennenden Geist (Kshetrajna). Die Gottheit Ishvara ist zwar Eins, wird aber durch die Macht seiner Herrschaft zur Vielfalt. Und nur aus diesem Grund kann die Vielfalt auch wieder zur Einheit werden.

Von diesem Herrn voller Güte (Sattwa) und vielfältiger Herrlichkeit werden alle mehr oder weniger lebendigen Wesen in allen Manwantaras geboren. Und nachdem sie geschaffen wurden, leben sie unter dem Segen des Himmels bis das Kalpa zu Ende geht und Rudra alles verschlingt. So wird die Gottheit durch die Yoga-Maya (die große Illusion) geboren und täuscht alle Wesen. Sie alle bewegen sich durch seine Allmacht, und die Wesen ohne Allmacht werden getäuscht. Durch die Täuschung gibt es in dieser Welt, in der Unvollkommenheit herrscht, weder Recht noch Unrecht.

Wer Leid über die Lebewesen bringt, ist übelgesinnt. Wer die Lebewesen hegt und pflegt, ist mittelmäßig. Wer die Lebewesen überwindet und nicht anhaftet, der ist weise. Das sind drei Wahrheiten der Redegewandten. Weil es definitiv gehört wird, weil es schon früher gehört wurde, weil es ein Gerücht ist und weil es weltlich ist - aus diesen vier Gründen kommt man nicht zur vollkommenen Wahrheit. Aufgrund der früheren Meinungen, die in einem anderen Sinn gebraucht wurden, kann die Wahrheit selbst nach langer Zeit wegen unserer trotzigen Gewohnheit nicht akzeptiert werden. Aus diesen Gründen wird der, der in den Körpern unvergänglich ist, der zu den Eigenschaften darin wird, der alle Taten und Gedanken bewirkt und der aufgrund seiner Herkunft unermeßlich ist, von den Kennern der alten Tradition verherrlicht. Unwissende und Zornige kennen die Gottheit nur sehr wenig. Diesbezüglich singt man folgende zwei Verse über den Herrn des Yogas:
Der Herr des Yogas vervielfältigt sich selbst durch seine Yoga-Macht zu Tausenden und bewegt sich unter ihnen. Er erreicht die Sinnesobjekte durch vollkommene Entsagung. Und wie die Sonne ihr Licht und ihre Wärme zurückzieht, so zieht er die natürlichen Qualitäten (die Gunas) wieder zurück und vernichtet alles.


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