Pushpak Vayu PuranaZurück WeiterNews

Buch 2 - Dvitiyakhanda

2.1. Die ersten sechs Manwantaras und die Geschichte von Prithu

Verehrung Shri Ganesha!

Shamshapayana sprach:
Ich wünsche nun auch die genaue Reihenfolge der Manwantaras mit all ihren zugehörigen Göttern zu hören.

Und der Suta antwortete:
So höre und verstehe es recht, wie ich die Manwantaras aufzähle, die bereits vergangen sind und noch kommen werden. Der erste Manu war Swayambhuva („selbstgeboren“), danach kamen Swarochisha, Auttama, Tamasa, Raivata und Chakshusha. Diese sechs Manus sind bereits vergangen. Der gegenwärtige heißt Vaivaswata, und die kommenden Manus sind die fünf Savarnas sowie Rauchya und Bhautya. Die ersten fünf vergangenen Manus sollte man als die Manavas (die „Jungen“) kennen. Das erste Manwantara des Swayambhuva habe ich bereits ausführlich beschrieben.

So hört nun auch kurzgefaßt über die Schöpfung des Swarochisha, des zweiten hochbeseelten Manu. Im Swarochisha Manwantara waren die Tushitas und die gelehrten Paravatas die beiden Gruppen der Götter, an die man sich erinnert. Sie wurden von Tushita gezeugt und waren Söhne von Kratu, wie auch Manu Swarochisha selbst. Die beiden Gruppen bestanden aus jeweils zwölf Göttern. Gemeinsam waren es vierundzwanzig und wurden Chandajas genannt. Die Söhne des Kratu hießen Dhaivasyasha, Vamanya, Gopa, Devayata, Aja, Durona, Apa, Mahaujas, Cikitvan, Nibhrita, Viryavanu und Amsha. Das waren die Trinker des Soma (die Tushitas). Zu den gelehrten und heldenhaftend Parvatas gehörten Prachetas, Vishvedeva, Samanja, Ajihma, Arimardana, Ajihmana, Mahiyana, Aja, Usa, Yaviya, Hotri und Yajva. Dies waren die 24 Götter, die im Swarochisha Manwantara ihren Dienst leisteten und Soma-Saft tranken. Ihr Indra (Götterkönig) war der weltberühmte Vaidha. Die Sieben Heiligen waren:
1) Urja, der Sohn von Vasishta,
2) Stambha, der Sohn von Kasyapa,
3) Drona, der Sohn von Bhrigu,
4) Rishabha, der Sohn von Angiras,
5) Dattatri, der Sohn von Pulastya,
6) Nishcala, der Sohn von Atri und
7) Dhavan, der Sohn von Pulaha.
Und die Söhne vom Swarochisha Manu hießen Chaitra, Kaviruta, Kritanta, Ravi, Brihat, Guha, Nava und Shubha. Sie setzten den Stamm von Manu fort und wurden in den Puranas überliefert. So war das zweite Manwantara.

Die Sieben Heiligen, Manu, Götter und Ahnen bilden die vier Wurzeln eines Manwantaras als Herrscher über alle anderen Geschöpfe. Die Götter sind die (geistigen) Söhne der Heiligen, die Ahnen sind die Söhne der Götter, und die Heiligen sind die Söhne der Ahnen. Das ist die Schlußfolgerung der heiligen Texte. Die Kshatriyas und Vaisyas stammen vom Manu ab, und die Brahmanen von den Sieben Heiligen. So habe ich das Manwantara kurzgefaßt beschrieben. Eine ausführliche Beschreibung des Swarochisha Manwantara kann man sich selbst vom Swayambhuva Manwantara ableiten. Es ist unmöglich, alle Einzelheiten selbst in hundert Jahren aufzuzählen, denn es gibt unzählige Nachkommen in allen Familien, aber die Prinzipien sind stets die gleichen.

Das dritte ist das Auttama Manwantara. Hier gab es fünf Gruppen mit jeweils zwölf Göttern namens Sudhamans, Vashavartins, Pratardanas, Shivas und Satyas. Die Namen der zwölf Sudhamans waren Satya, Dhriti, Dama, Danta, Kshama, Kshahma, Dhvani, Shuci, Isha, Urjas, Jyeshtha und Vapusman. Die Vashavartins waren Sahasradhara, Vishvatman, Shamitara, Brihadvasu, Vishvadha, Vishvakarma, Manasvanta, Virad, Yashas, Jyotis, Vibhavya und Kirtiman. Die glorreichen Pratardanas hießen Avadhya, Arati, Lord Vasu, Dhishnya, Vivasvasu, Dinakratu, Vitta, Kratu, Sudharma, Dhritavarma, Yashasvina und Ketuman. Zu den Shivas gehörten Harmsa, Svara, Ahiha, Pratardana, Yashaskara, Sudana, Vasudana, Sumanjasa, Visha, Jantuvahyati, Suvitta und Sunaya. Auch diese zwölf Götter waren würdig, die Anteile am Opfer zu empfangen. Nun versteht auch die Namen der Göttergruppe der Satyas. Sie hießen Dikpati, Vakpati, Vishva, Sambhu, Svamridika, Adhipa, Varcodhas, Muhyasarvasha, Vasava, Sadashva, Kshema und Ananda. Das waren die Götter, die im Auttama Manwantara lebten und der Opfer würdig waren. Die vierzehn hochbeseelten Söhne des Manu Auttama hießen Aja, Parasu, Divya, Divyaushadhi, Naya, Devanuja, Mahotsaha, Aushija, Vinita, Suketu, Sumitra, Subala und Shuci. Sie wurden zu den Stammvätern der Kshatriya-Stämme und ließen sie gedeihen. Der Ablauf der Schöpfung im Auttama Manwantara wird auf Grundlage des Swarochisha Manwantaras erklärt.

So hört und versteht nun auch die Schöpfung im Tamasa Manwantara der Ordnung gemäß. In diesem vierten Manwantara war Tamasa der Manu, und es gab vier Gruppen von Göttern, nämlich die Satyas, Svarupas, Sudhis und Haris. Jede Gruppe bestand aus 25 Göttern, in denen sich die Enkelsöhne von Pulastya manifestierten sowie die hundert Sinne (Indriayas) mit den acht Dunkelheiten (Tamas, Trägheit bzw. Illusionen), die zu den höheren Organen gehören, welche das Leben als Wahrheit bewerten. Der heldenhafte Shibi wurde zum Indra all dieser Götter. Oh ihr Vorzüglichen, versteht nun auch die Sieben Heiligen dieses Manwantaras des Tamasa. Es waren:
1) Harsha, der Sohn von Kavi,
2) Prithu, der Sohn von Kasyapa,
3) Agni, der Sohn von Atri,
4) Jyotirdhaman, der Sohn von Bhrigu,
5) Vanapitha, der Sohn von Pulaha,
6) Gotra, der Sohn von Vasishta und
7) Chaitra, der Sohn von Pulastya.
Und die Söhne des Tamasa Manu hießen Janughanda, Shanti, Nara, Khyati, Bhaya, Priyabhritya, Avakshi, Prishtalodha, Dridhodyata, Rita und Ritabandhu.

Auch im fünften Manwantara des Charishnava (bzw. Raivata) Manus waren die Gruppen der Götter wohlbekannt, nämlich die Amritabhas, Abhutarajas, Vikunthas und Sumedhas. Es waren die vorzüglichen Söhne von Charishnu alias Vasishtha, dem Stammvater. Ihre vier strahlenden und glorreichen Gruppen bestanden aus jeweils vierzehn Göttern. Die vierzehn Amritabha-Götter im Charishnava Manwantara waren Svatra, Vipra, Agnibhas, Pratyetistha, Amrita, Sumati, Vavirava, Vacinoda, Srava, Pravirasi, Vada und Prasa. Die Abhutarajas waren Mati, Sumati, Rita, Satya, Avrti, Vivriti, Mada, Vinaya, Jeta, Jishnu, Sahas, Dyutiman und Sravasa. Zu den glorreich verehrten Vikunthas gehörten Vrisha, Bhetta, Jaya, Bhima, Shuchi, Danta, Yasha, Dama, Natha, Vidvan, Ajeya, Krisha, Gaura und Dhruva. Und die ruhmreichen Sumedhas waren Medha, Medhatithi, Satyamedha, Prishnimedha, Alpamedha, Bhuyomedha, Diptimedha, Yashomedha, Sthiramedha, Sarvamedha, Ashvamedha, Pratimedha, Medhavan und Medhaharta. Ihr Indra hieß Vidbu, der für seine Heldentaten und Männlichkeit berühmt war. Die Sieben Heiligen im fünften Manwantara das Raivata Manu waren:
1) Vedabahu, der Sohn von Pulastya,
2) der Heilige Yaju, der Sohn von Kasyapa,
3) Hiranyaroma, der Sohn von Angiras,
4) Vedadhri, der Sohn von Bhrigu,
5) Dridhvabahu, der Sohn von Vasishta,
6) Parjanya, der Sohn von Pulaha und
7) Satyanetra, der Sohn von Atri.
Und die Söhne des Charishnava (bzw. Raivata) Manus hießen Mahapuranasambhavya, Pratyangaparaha, Shuci, Balabandhu, Niramitra, Ketubhringa und Dridhavrata. Das war das fünfte Manwantara.

Die vier Manus Swarochisha, Auttama, Tamasa und Raivata gehörten zur Familie von Priyavrata. Im sechsten Zyklus des Chakshusha Manwantara erinnerte man sich an die fünf ehrwürdigen Göttergruppen der Adyas, Prasutas, Bhavyas, Prithukas und Lekhas. Diese Schöpfungen der Götter wurden nach den Namen ihrer Mütter benannt. Sie waren die Urenkel des Stammvaters Aranya, dem Sohn von Atri, und jede Gruppe bestand aus acht Göttern. Zu den verehrten Adyas gehörten Antariksha, Vasu, Haya, Atithi, Priyavrata, Shrota, Manta und Sumanta. Zu den Prasutas zählte man die ruhmreichen Shyenabhadra, Pashya, Pathyanetra, Sumanas, Suvetas, Raivata, Suprachetas und Dyuti. Die Bhavyas waren Vijaya, Sujaya, Mana, Udyana, Sumati, Supari, Vijnata und Arthapati. Die himmlischen Prithukas hießen Ajishta, Shakyana, Vanaprishtha, Shankara, Satyadhrishnu, Vishnu, Vijaya und der hochgesegnete Ajita. Und so werde ich nun zu eurem Verständnis auch die glorreichen Lekhas nennen. Es waren Manojava, Praghasa, Prachetas, Vata, Dhruvaksiti, Adbhuta, Avana und Brihaspati. Der heldenhafte Manojava wurde ihr Indra. Die Sieben Heiligen im Chakshusha Manwantara waren:
1) Unnata, der Nachkomme von Bhrigu,
2) Havisman, der Sohn von Angiras,
3) Sudhaman, der Sohn von Kasyapa,
4) Virajas, der Sohn von Vasishta,
5) Atimana, der Sohn von Pulastya,
6) Sahishnu, der Sohn von Pulaha und
7) Madhura, der Nachkomme von Atri.
Und die Söhne des Chakshusha Manus, die von Nadvali geboren wurden, hießen Uru, Puru, Shatadyumna, Tapasvin, Satyavak, Kriti, Agnistut, Atiratra, Sudyumna und Abhimanyu als Zehnter. Das war das sechste Manwantara.

Oh Brahmanen, diese Schöpfung der Hochbeseelten habe ich euch auf der Grundlage des gegenwärtigen Vaivaswata Manwantaras ordnungsgemäß erklärt.

Da fragten die Heiligen:
Die Nachkommen und Erben des Chakshusha Manus wurden in der Familie von Kasyapa geboren. Bitte nenne uns auch alle anderen, die in seiner Familie geboren wurden.

Und der Suta sprach:
So hört nun kurzgefaßt von der Schöpfung der Nachkommen des Chakshusha Manus. In seiner Familie wurde Prithu, der heldenhafte Sohn von Vena geboren, aber auch andere Stammväter wie Daksha, der Sohn der Prachetas. Der Stammvater Atri nahm Uttanapada als seinen Sohn an, und dieser Sohn des Stammvaters Daksha wurde zum König. Er wurde aus bestimmten Gründen vom Swayambhuva Manu zur Adoption an Atri gegeben, nachdem das sechste Manwantara angebrochen war. Oh ihr Brahmanen, ich werde seine Geschichte erzählen: Er heiratete Sunrita, die geschickte Tochter von Dharma mit dem strahlenden Lächeln, die wie Lakshmi ein Quell des Reichtums war. Sie wurde eine vorzügliche Mutter und gebar Uttanapada die Söhne Dhruva, Kirtiman, Ayasman und Vasu sowie die zwei strahlenden Töchter Manasvini und Svara. Der heldenhafte Dhruva betete für großen Ruhm und führte über tausend göttliche Jahre harte Askese durch und fastete. So zügelte sich dieser Enkelsohn vom selbstgeborenen Manu im ersten Treta-Yuga auf dem Yoga-Weg, um höchsten Ruhm zu erreichen. Und der erfreute Brahma gewährte ihm einen ausgezeichneten Wohnort über den Sternen (als Polarstern). Dort ist er zufrieden und verweilt bis zur universalen Auflösung des Universums, ohne jemals unterzugehen. Als Usanas, der Lehrer der Dämonen, diese grenzenlose Herrlichkeit und Größe sah, sang er folgenden Vers:
Ach, wie wundervoll ist die Macht seiner Entsagung! Wie lobenswert seine Weisheit! Wie erstaunlich sind seine heiligen Riten, daß ihn sogar die Sieben Heiligen über sich stellen. Das ganze Firmament hängt an Dhruva. Er ist nun das Zentrum und der Herr des Firmaments.

Seine Frau Bhumi gebar Dhruva zwei königliche Söhne namens Pushti und Bhavya. Der mächtige König Pushti sprach zu seinem Schatten: „Sei meine Ehefrau!“ Und wegen seiner wahrhaften Rede wurde der Schatten des göttlichen Körpers sogleich seine Frau Chaya, die mit himmlischen Ornamenten geschmückt war. Pushti zeugte mit Chaya fünf sündenlose Söhne namens Prachinagarbha, Vrishaka, Vrika, Vrikala und Dhriti. Die Ehefrau von Prachinagarbha hieß Bhuvarcha und gebar einen Sohn, der zum König Udaradhi wurde. In seiner vorhergehenden Geburt war er der Indra. Er pflegte nur einmal am Ende von tausend Jahren etwas zu essen und sicherte so seine Herrschaft über das ganze Manwantara. Die Frau von Udaradhi hieß Bhadra und gebar den Sohn Divanjaya. Divanjaya zeugte mit Varangi den Sohn Ripu, der all seine Feinde besiegte. Ripu zeugte mit Brihati einen Sohn namens Chakshush, der mit jeglicher Herrlichkeit gesegnet war. Und Chakshush zeugte mit seiner Ehefrau Pushkarini, eine Nachkommin von Varuna und Tochter des hochbeseelten Stammvater Aranya, einen Sohn, der zum Manu Chakshusha wurde.

Oh ihr Gesegneten, Manu zeugte mit seiner Ehefrau Nadvali, der Tochter vom Stammvater Vairaja, zehn vorzügliche Söhne, nämlich Uru, Puru, Shatadyumna, Tapasvin, Satyavak, Kriti, Agnistut, Atiratra, Sudyumna und Abhimanyu als Zehnten. Uru zeugte mit Agneyi die sechs strahlenden Söhne Anga, Sumanas, Svati, Kratu, Angiras und Shiva. Und Anga zeugte mit Sunitha den Sohn Vena. Doch durch die Vergehen von Vena gab es große Empörung. Die Heiligen (die ihn wegen seiner Sünde getötet hatten) rieben seine rechte Hand, um den Stamm fortzusetzen. Und sobald sie die Hand von Vena drückten, wurde ein König geboren. Der königliche Nachkomme von Vena war der glorreiche Prithu. Prithu, der Sohn von Vena, war der Beste der Kshatriyas. Er wurde bereits mit Bogen und Rüstung geboren, strahlte voller Herrlichkeit und beschützte alle Welten. Er war der Erste der Könige, der in einem Rajasuya-Opfer gekrönt wurde. So erhob er sich zum Herrscher über die ganze Erde. Um ihn zu verherrlichen, wurden die beiden klugen Barden Suta und Magadha geboren. Für den Lebensunterhalt seiner Untertanen molk er die Erde wie eine Kuh, so daß sie alle Arten von Pflanzen gab, zusammen mit all den Göttern, Heiligen, Ahnen, Dämonen, Gandharvas, Nagas, Apsaras, wunscherfüllenden Bäumen und Bergen. Und die Erde gab soviel Milch in diese verschiedenen Gefäße gemolken, wie gewünscht wurde. Damit erhielt er die Welt.

Da baten die Heiligen:
Oh höchst Intelligenter, erzähle uns bitte ausführlich die Geschichte von Prithu und wie der Hochbeseelte damals die Erde molk mit all den Göttern, Nagas, Brahmanen, Heiligen, Yakshas, Gandharvas und Apsaras. Wir bitten dich, beschreibe die besonderen Formen der Melkgefäße, den Melker, die Milch und die verschiedenen Kälber. Erzähle uns auch alles, warum damals die Hand von Vena von den erzürnten Heiligen gerieben wurde.

Und der Suta sprach:
Oh Brahmanen, ich werde euch die Geschichte von Prithu, dem Sohn von Vena, erzählen. Hört mit einem Geist, der durch Entsagung gereinigt wurde, achtsam zu. Denn diese Geschichte sollte man keiner unreinen oder sündhaften Person erzählen, die nicht lernen will, die heiligen Riten mißachtet oder grausam ist. Diese Geschichte kann Ruhm, Langlebigkeit und den Weg zum Himmel gewähren. Sie ist heilsam, heilig und im Geist der Veden. Die Weisen sagen, sie hat eine geistige Botschaft, und wer nicht grausam ist, sollte sie hören. Wer diese Geschichte über die Geburt von Prithu, den Sohn von Vena, den Brahmanen weitererzählt, nachdem er sich verneigt hat, wird keine Fehler mehr im Tun und Lassen beklagen müssen.

König Prithu war ein Bewahrer des Glaubens und dem heiligen Atri gleich. Der Stammvater Anga wurde in der Familie von Atri geboren, und Vena war sein Sohn. Doch Vena war nicht besonders tugendhaft und gläubig. Seine Mutter war Sunitha, die Tochter von Mrityu, dem Tod, der die vergängliche Zeit verkörpert. Er fürchtete das Wesen seines mütterlichen Großvaters als etwas Böses und wandte sich vom Dharma ab. So fiel er in egoistische Habsucht und verließ die heilsamen Wege der Tugend und Gerechtigkeit. Er mißachtete die Veden und heiligen Texte und verlor sich in sündhafte und grausame Taten. Unter seiner Herrschaft gaben die Untertanen das Studium der Veden und die heiligen Opferriten auf, so daß die Götter weder ihre Anteile am Opfer empfingen noch den Soma-Saft tranken. Denn dieser König verkündete: „Den Göttern sollen keine Opfer mehr dargebracht werden und keine Opfergaben ins Feuer fließen!“ Das war der grausame und eigensinnige Befehl dieses Stammvaters, womit sein Untergang bevorstand. Er bestimmte:
Nur ich soll noch mit Opfern verehrt werden, und alle Opfergaben sollen mir gehören! Daran sollen sich alle Zweifachgeborenen halten.

Als er damit die Grenzen der Tugend und Moral überschritten hatte, fiel er in Ungnade. Und Marichi und die anderen großen Heiligen sprachen zu ihm:
Wir beabsichtigen ein Opfer über viele hundert Jahre zu beginnen. Oh Vena, beende dein ungerechtes Handeln! Das entspricht nicht dem ewigen Dharma. Du wurdest in der Familie von Mrityu, dem Tod, zweifellos als Stammhalter geboren. So erinnere dich an dein ehemaliges Versprechen, deine Untertanen zu beschützen!

Doch als sie gesprochen hatten, lachte der übelgesinnte Vena laut und antwortete den Brahmanen:
Wer außer mir bestimmt das Dharma? Wessen Worten sollte ich untertänig sein? Wer ist mir auf Erden an Macht, Gelehrtheit, Buße und Wahrheit gleich? Ihr alle wißt genau, daß ich niemandem untergeordnet bin. Ich bin der König, die höchste Seele, der Ursprung aller Welten und besonders aller Dharmas. Wenn ich will, kann ich die ganze Erde verbrennen oder im Wasser versinken lassen. Ihre Schöpfung und Vernichtung liegt in meiner Macht. Diesbezüglich sollte es keine Zweifel geben.

Als die Heiligen merkten, daß König Vena von Egoismus und Unwissenheit völlig verblendet war und nicht davon ablassen wollte, wurden sie zornig. Sie packten den Mächtigen, obwohl er wie Feuer glänzte, und rieben und drehten zornig seine linke Hand. Oh ihr Brahmanen, da erschien aus der Hand ein dunkler und häßlicher Zwerg, dessen Sinne höchst verwirrt waren. Voller Angst stand er mit gefalteten Händen. Und als die Heiligen seine Verwirrung und wilde Furcht sahen, sprachen sie: „Laß dich nieder! (Nishida!)“ So begründete dieses mächtige Wesen den Stamm der wilden Nishadas sowie den Berufsstand der Fischer, die alle aus der Sünde und Illusion von Vena geboren wurden. Und so brachte die Sünde von Vena die barbarischen Völker der Tumburas, Tuvaras und Khasas auf den Vindhya-Bergen hervor wie auch andere, die übelgesinnte Taten verfolgen.

Danach rieben und drückten die erzürnten Heiligen auch die rechte Hand von Vena, wie man Feuerhölzer dreht, um Feuer zu entfachen. Und aus dem strahlenden Glanz, der aus der rechten Hand erschien, wurde Prithu geboren. Weil er aus der breiten („prithu“) Hand geboren wurde, wird er Prithu genannt, und sein Körper erstrahlte in größter Herrlichkeit wie der Feuergott persönlich. Er trug den gewaltigen Bogen Ajagava mit dem lauten Sirren sowie die nötigen Pfeile und eine strahlende Rüstung, um die Welt zu beschützen. Als dieser mächtige König geboren war, fühlten alle Lebewesen große Freude, und Vena stieg zum Himmel auf. Denn durch die Geburt dieses weisen und hochbeseelten Sohnes wurde Vena zu den Rajarishis erhoben. Prithu, der Tiger unter den Menschen, beschütze ihn vor der Hölle namens Put (für jene, die ohne einen würdigen Sohn sterben). Alle Flüsse und Ozeane erschienen mit Geschenken von Juwelen und heiligem Wasser, um den Sohn von Vena zum König zu weihen. Er wurde zum Herrscher eines großen Königreiches voller Herrlichkeit von den Göttern und Heiligen gekrönt. Auf diese Weise wurde der heldenhafte Prithu, der Sohn von Vena, zum ersten großen König, und erfreute seine Untertanen, die sein Vater so feindlich behandelt hatte. Und weil sie ihn mit Liebe verehrten, wurde er auch Raja (König) genannt. Wenn er über den Ozean reisen wollte, wurde das Wasser so still und fest wie die Erde. Sogar die Berge machten ihm den Weg frei, so daß sein Banner nirgendwo behindert wurde. Die Erde ließ ihre Schätze mühelos gedeihen und gab Nahrung, sobald man daran dachte. Die Kühe gaben ihre Milch nach Wunsch, und jede Blüte war voller Honig.

Zu jener Zeit wurde in einem vorzüglichen Brahma-Opfer der höchst intelligente Suta aus dem Soma-Saft am glücksverheißenden Tag geboren und kurz nach ihm der kluge Magadha im gleichen Opfer. Magadha („Barde“) erhielt seinen Namen, weil er während des Gesangs der Saman-Hymnen erschien. Und Suta bekam seinen Namen, weil er erschien, als die Opfergaben von Indra und Vrihaspati (vom Götterkönig und dem Lehrer der Götter) gemischt und den Göttern dargebracht wurden. Durch diese Mischung von Lehrer und Schüler unterschiedlicher Kasten, worin der Lehrer überwiegt, wurde der Suta als eine Mischkaste geboren. Denn wenn ein Kshatriya mit einer Brahmanin einen Sohn zeugt, dann wird dieser Sohn Suta genannt, und ihm sind die Riten eines Kshatriyas bestimmt. Zu seinen Aufgaben in der Welt gehört das Führen und Pflegen von Wagen, Elefanten und Pferden, und nebenbei sollte er sich noch um die Medizin kümmern. Darüber hinaus wurden Suta und Magadha von den Göttern und Heiligen berufen, den König zu preisen. Entsprechend sprachen die Heiligen zu ihnen:
Möge dieser König mit Hymnen gepriesen werden! Das sei eine würdige Aufgabe für euch, denn er verdient jegliches Lob.

Darauf sprachen Suta und Magadha zu den Heiligen:
Wir sind fähig, die Götter und Rishis mit unseren Hymnen zu preisen. Aber die vorzüglichen Taten und ruhmreichen Eigenschaften dieses Königs kennen wir nicht. Oh Brahmanen, wie sollen wir diesen glorreichen König preisen?

Doch die Rishis beruhigten sie und sprachen:
Besingt seine zukünftigen Taten! Er ist selbstgezügelt, beherrscht seine Sinne, übt Wohltätigkeit, ist wahrhaftig, mit höherer Erkenntnis gesegnet, freigiebig und kann niemals im Kampf besiegt werden.

Und so priesen Suta und Magadha die Errungenschaften des mächtigen Königs Prithu mit selbstverfaßten Hymnen. Am Ende dieser Hymnen beschenkte der erfreute Prithu als König seiner Untertanen den Suta mit dem Land Anupa und Magadha mit dem Land Magadha. Seit dieser Zeit werden die Könige von den Sutas und Magadhas mit segensreichen Hymnen gepriesen und jeden Morgen damit geweckt. Beim Anblick ihres Königs waren die Untertanen höchst zufrieden, und die Heiligen sprachen zu ihnen:
Laßt euch von diesem Beschützer der Menschen, dem Sohn von Vena, euren Lebensunterhalt gewähren.

Darauf eilten sie zu ihrem König, dem gesegneten Prithu, und sprachen:
Die großen Heiligen haben uns versprochen, daß du die Vorkehrungen für unseren Lebensunterhalt treffen sollst.

Von seinen Untertanen aufgefordert, ergriff der mächtige König Pfeile und Bogen und ging zur Mutter Erde. Doch diese fürchtete sich, nahm die Form einer Kuh an und floh. So erhob Prithu seinen Bogen und folgte der fliehenden Erde, die aus Furcht vor dem Sohn von Vena durch alle Welten bis zum Brahmaloka eilte. Aber auch dort sah sie Prithu mit erhobenem Bogen vor sich stehen, der im Glanz seiner Pfeile erstrahlte. Er war unfehlbar und mit großer Yoga-Kraft gesegnet. Er war sogar vor den Göttern unverletzlich und konnte von niemandem überwältigt werden. Als die Göttin, die stets der Verehrung aller drei Welten wert ist, keine andere Zuflucht mehr sah, ergab sie sich dem Sohn von Vena mit demütig gefalteten Händen und sprach:
Oh König, du bist dir nicht der Sünde bewußt, die aus dem Töten einer Frau (bzw. der weiblichen Natur) entsteht. Wie willst du deine Untertanen ohne mich erhalten? Oh Bester aller Könige, mit mir wird auch dein ganzes Volk untergehen. Oh König, alle Welten sind in mir gegründet, und mit meiner Natur erhalte ich das ganze Universum. Oh Beschützer der Erde, wenn du wirklich das Wohlergehen deiner Untertanen suchst, dann solltest du mich nicht töten. Beachte meine Worte! Jede Unternehmung wird erfolgreich, wenn sie mit den rechten Mitteln ausgeführt wird. Oh König, wenn du mich tötest, wirst du dein Volk nicht mehr beschützen können. Oh höchst Strahlender, ich sollte zum Erzeuger eurer Nahrung werden. Halte deinen Zorn zurück. Man sagt, daß das Weibliche nicht getötet werden darf, selbst unter den zahlreichen niederen Tierarten nicht. Oh Beschützer der Erde, beachte dies, denn es ziemt sich nicht für dich, das Dharma aufzugeben.

Als der hochbeseelte und gerechte König ihre Worte hörte, zügelte er seinen Zorn und antwortete:
Oh vorzügliche Dame, wer zum Vorteil eines Einzelnen auch nur ein Leben tötet, selbst wenn es sein eigenes ist, der sammelt viel Sünde an. Wer aber zum Wohlergehen Vieler ein Leben opfert, dessen Sünde ist gering. Oh Erde, du Schatzhaus voller Reichtum, wenn du nicht nach meinen Geboten handelst, die auf das Wohlergehen aller Welten gerichtet sind, dann werde ich dich zum Wohl meiner Untertanen töten. Wenn du dich gegen meine Gebote richtest, töte ich dich sogleich mit einem einzelnen Pfeil. Nachdem ich mich als König habe krönen lassen, werde ich meine Untertanen beschützen. Deshalb, oh vorzügliche Dame und Beste der Tugendhaften, beachte meine Worte und sichere meinen Untertanen ihren Lebensunterhalt. Ich habe keinen Zweifel daran, daß du dazu fähig bist. So sei meine liebe Tochter, um diesen großen und vorzüglichen Schritt zu gehen. Dann kann ich dich, oh wilde Dame, zum Wohle der Tugend beherrschen.

Auf diese Weise ermahnt, antwortete die keuche Dame dem Sohn von Vena:
Oh König, zweifellos werde ich so handeln, wie du sagst. Oh Bester der Tugendbewahrer, führe mir ein Kalb zu, so daß ich als liebende Mutter Milch geben kann. Ebne und glätte meine Oberfläche überall (wie man eine Kuh pflegt), so daß meine Milch überall fließen kann.

Daraufhin entfernte Prithu mit der Spitze seines Bogens die überall herumliegenden Felsen, um sie an anderer Stelle zu Bergen aufzutürmen. So ebnete der Sohn von Vena die Oberfläche der Erde, denn im vergangenen Chakshusha Manwantara war sie sehr wild und uneben, was damals ihrem Wesen entsprach. Und weil sie so wild und uneben war, gab es keine weitläufigen Plätze für Städte und Dörfer, für Getreidefelder oder Viehgatter, und damit auch keine Landwirtschaft und keinen Handel. All dies entstand erst im jetzigen Manwantara. Bis dahin siedelten die Menschen nur an wenigen ebenen Plätzen und lebten von Früchten und Wurzeln. Erst unter der Herrschaft vom Sohn der Vena erschienen all diese Errungenschaften in der Welt.

Als es nicht mehr genug Gemüse und Getreide gab, machte König Prithu den Chakshusha Manu zum Kalb und molk mit eigenen Händen und großer Anstrengung die Mutter Erde, um Gemüse und Getreide hervorzubringen, wobei er die ebenen Felder zum Melkgefäß machte, damit sich die Untertanen davon ernähren konnten.

Dann wurde die Erde auch von den Rishis verehrt und gemolken. Ihr Kalb war Soma (der Mond), der Melker war Vrihaspati (Jupiter bzw. der Lehrer der Götter), und das Melkgefäß war das Gayatri und andere vedische Versmaße. Die Milch, die daraus floß, war die Entsagung und das ewige Brahman.

Dann wurde die Erde von den Gruppen der Götter mit Indra an der Spitzer verehrt und ihre Milch in einen goldenen Eimer gemolken. Sie machten Indra zum Kalb und den Sonnengott zum Melker. Die Milch war der Nektar der Unsterblichkeit, und davon existierten die Götter mit Indra an der Spitze.

Dann wurde die Erde von den Nagas verehrt und gemolken. Ihr Kalb war Takshaka. Vasuki, der Sohn von Kadru, wurde ihr Melker, als Melkgefäß diente ein irdener Topf, und die Milch wurde zum Gift dieser höchst mächtigen Schlangen. Oh ihr vorzüglichen Brahmanen, davon existierten diese schrecklichen und höchst gefährlichen Schlangen mit riesigen Körpern. Und dieses Gift prägte ihre Macht und ihr Verhalten.

Dann wurde die Milch der Erde von den himmlischen Yakshas in einen ungebrannten Topf gemolken, um sich unsichtbar machen zu können. Sie machten ihren König Kuvera, den Gott des Reichtums, zum Kalb und den höchst mächtigen, strahlenden und selbstgezügelten Rajatanabha, den Vater von Manivara, zum Melker. Die großen Heiligen sagen, daß die Yakshas durch diese Milch existieren.

Dann wurde die Milch der Erde von den Rakshasas und Pisachas in einen Totenschädel gemolken. Sie machten Sumali zum Kalb und Kuvera, der das Brahman kennt, zum Melker. Die Milch wurde zum Blut, von dem die Rakshasas und Pisachas existieren.

Dann wurde die Milch der Erde von den Gandharvas und Apsaras in den Kelch einer Lotusblüte gemolken, um süßduftendes Parfüm zu erhalten. Sie machten Chitraratha zum Kalb und Viswavasu, den Sohn eines heiligen und sehr starken und hochbeseelten Königs der Gandharvas, der wie die Sonne strahlte, zum Melker.

Danach wurde die Göttin Erde von den Bergen verehrt und gemolken, um Heilkräuter und Edelsteine zu gewinnen. Sie machten den Berg Himavat zum Kalb, den Meru zum Melker, und ihre Felsen zum Melkgefäß. Auf diese Weise kamen die Berge zu ihrem Reichtum.

Dann wurde die Göttin Erde von den Bäumen und Kletterpflanzen verehrt und gemolken, damit sie wieder austreiben können, nachdem sie abgeschlagen wurden. Sie machten den Plaksha Baum zum Kalb und den Sala Baum zum Melker.

Oh Brahmanen, auf diese Weise gewährte die Erde alle Wünsche und wurde zur ruhmreichen Wohltäterin aller lebenden Wesen. Deshalb wird die Erde als Schatzhaus des Reichtums auch Dhatri (Amme), Vidhatri (Schöpferin) und Dharani (Trägerin) genannt. So haben wir gehört, daß sie zum Wohlergehen aller Menschen von Prithu gemolken wurde. Damit wurde sie zur Grundlage der Welt der mehr oder weniger belebten Geschöpfe und zur Quelle des Wohlstandes.


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