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1.48. Die Inseln um Jambudvipa

Der Suta sprach:
Ihr solltet wissen, daß im Süden von Bharata 10.000 Yojanas weit im Ozean eine Insel liegt, die 3.000 Yojanas lang und ein Drittel davon breit. Sie ist reich an Früchten und Blüten. Der zentrale Berg heißt Vidyutvan und ziert mit seinen zahllosen Gipfeln das Land, in dem es tausende Flüsse und Seen mit klarem und wohlschmeckendem Wasser gibt. In den vielen langen und geräumigen Höhlen und Tälern des Berges, die reich an Mineralien und Edelsteinen sind, leben viele fröhliche Männer und Frauen verschiedenster Gestalten und Fähigkeiten. In den ausgedehnten Tälern wurden hunderte und tausende Städte in die Berge gebaut. Die Wohnhöhlen schmiegen sich eng aneinander und haben nur jeweils eine Tür. Die Männer haben lange Bärte und Schnurrbärte, sind dunkelhäutig und so strahlend wie Gewitterwolken. Ihre maximale Lebenszeit beträgt 80 Jahre. Sie essen Früchte und Wurzeln und leben wie Affen. Wie die Tiere folgen sie freizügig und unverhüllt ihren sexuellen Gewohnheiten. Sie streben nicht nach körperlicher und geistiger Reinheit (von Sünde) und folgen keinen Gelübden oder Konventionen. So ist dieser Inselkontinent von unkultivierten Menschen bevölkert.

Wie diese, so sollte man noch weitere Inseln mit ihren Ländern in der rechten Ordnung kennen. Die als Pfauen-Inseln bekannten Inselgruppen erstrecken sich über zwanzig, dreißig, fünfzig, sechzig, achtzig, hundert oder sogar tauend Yojanas. Sie sind länglich und von verschiedensten Wesen bevölkert. So gibt es neben Jambudvipa die sechs Inselkontinente, die überall auf Erden wegen ihrer Juwelen und Edelsteine bekannt sind, namens Anga, Yama, Malaya, Shankha, Kusha (bzw. Kumuda) und Varaha.

Wisset, daß der Anga-Dvipa eine Insel umfaßt, wo viele Mlecha-Völker leben. Dort gibt es reiche Vorkommen von Edelsteinen, Korallen und Gold. Die Länder sind mit Flüssen, Bergen und Wäldern geschmückt, die sich weit ausdehnen. Der zentrale Berg heißt Chakragiri und ist voller Schluchten und Höhlen, die vielen verschiedenen Lebewesen Zuflucht bieten. Der große Berg schlängelt sich durch das ganze Land, und seine Ausläufer enden im großen Ozean, dem Herrn aller Flüsse.

Der sogenannte Yama-Dvipa ist ebenfalls reich an Edelsteinen. Sein Hauptberg heißt Dyutiman, der von Gold und Mineralien erglänzt und die Quelle vieler Flüsse ist.

In gleicher Weise ist auch der Malaya-Dvipa vom Ozean umgeben und ein Hort von Juwelen, Edelsteinen und Gold. Das Land ist sehr wohlhabend mit vielen Sandelholzbäumen und Seen. Hier leben verschiedene Mlecha-Völker an den vielen Flüssen und in den Tälern. Der große Berg heißt Malaya und ist auch als reiche Quelle von Silber weit berühmt. Er gilt als ein zweiter Mandara und ist die Wohnstätte von Agastya, vor dem sich die Götter und Dämonen verneigen. Ein weiterer Berg heißt Kanchanapada. Er gleicht einem zweiten Malaya mit vielen Einsiedeleien, wo Tugendhafte wohnen, und ist reich an Heil- und Soma-Pflanzen, die Früchte und Blüten aller Arten tragen. Dieser Berg übertrifft sogar den Himmel, und zu allen Festen an den Parvan-Tagen kommt der Himmel an diesen Ort herab. Auf dem schönen Gipfel des Trikuta, der von Mineralien erglänzt, liegt die große Stadt Lanka. Der Berg ist viele Yojanas hoch, und seine abwechslungsreichen Schluchten und Höhlen sind vorzügliche Wohnorte. Die Stadt selbst besitzt goldene Mauern und Torbögen sowie schöne Herrenhäuser und Paläste mit bunten Türmchen und Giebeln. Sie ist hundert Yojanas lang und vierzig breit. Sie erblüht, und ihre Bewohner sind glücklich und heiter. Es ist die Wohnstätte edler Rakshasas, die jede beliebige Gestalt annehmen können. So wohnen in dieser Stadt, die vor allen Unannehmlichkeiten behütet und für Menschen unerreichbar ist, die Feinde der Götter, die so stolz auf ihre Kraft sind.

Östlich davon befindet sich im Ozean die Insel Shankara-Dvipa mit einem großen Schrein von Shankara namens Gokarna. Sie wird als einzelnes Königreich regiert, das sich über hundert Yojanas erstreckt und von Mlecha-Völkern bewohnt wird. Ihr heiliger Berg heißt Shankaragiri, hat den Glanz einer weißen Muschel, ist reich an vielen Edelsteinen und wird von tugendhaften Menschen besucht. Auf diesem Berg entspringt der heilige Fluß Shankanaga, wo der Naga-König Shankamukha wohnt.

In ähnlicher Weise erstrahlt auch die Insel Kumuda-Dvipa von der Pracht verschiedenster Blüten. Sie ist reich an Edelsteinen und Juwelen wie auch an vielen Dörfern. Hier wird Kumuda, die gesegnete Schwester von Mahadeva, die alle Übelgesinnten vernichtet, vom Volk verehrt.

Auf der Insel Varaha steht der wunderschöne Berg Varaha mit vielen Höhlen, Schluchten und Kämmen. Die Insel ist dicht von verschiedenen Mlecha-Völkern unterschiedlichster Kasten besiedelt. Es gibt viele Dörfer und Städte, die voller Wohlstand und Nahrungsmittel gedeihen. Die Wälder an den Flüssen und Bergen gewähren alle Arten von bunten Früchten und Blüten. Auf dem Berg Varaha entspringt die berühmte Varahi mit wohlschmeckendem Wasser. An ihren Ufern gibt es viele heilige Orte, so daß der Fluß große Seligkeit verleihen kann. Die Bewohner verneigen sich vor Vishnu als mächtiger Gottheit in Gestalt eines Ebers und verehren keine anderen Götter.

Oh ihr Brahmanen, damit habe ich euch die sechs (bzw. sieben) Inseln im Süden von Bharata ausführlich beschrieben, die vom Wasser des Ozeans vom Festland getrennt werden. Und damit endet meine Beschreibung der vier großen Kontinente von Jambudvipa mit all den Ländern, Bergen, Flüssen und umliegenden Inseln.


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