Pushpak Vayu PuranaZurück WeiterNews

1.32. Das ewige OM und die vergängliche Zeit

Vayu sprach:
Im Weiteren werde ich das grundlegende Wesen des heiligen OM als das unvergängliche Brahman erklären. Zu Beginn seid daran erinnert, daß es aus drei Buchstaben besteht (AUM). Entsprechend wurden die drei Veden des Rig, Saman und Yajur sowie die drei regierenden Götter bestimmt, nämlich die Götter von Wind, Feuer und Wasser. Aus den Buchstaben entstehen die vierzehn edlen Seelen, die göttlichen Wesen der Götter. Hinter diesen Buchstaben gibt es noch einen allgegenwärtigen und alldurchdringenden Buchstaben, der im Yoga erkannt wird. Er ertönt am Anfang, in der Mitte und am Ende für die Glückseligkeit der Menschen. Die Sieben Heiligen, Indra, die Götter und auch die Ahnen entstehen alle aus diesem Buchstaben, und in Wahrheit aus Maheshvara selbst, dem Gott der Götter. Für das Wohl dieser und der kommenden Welt sprechen sie davon als die höchste Region.

Die Zeit (Kala), welche die Yugas bestimmt, habe ich euch bereits erklärt. Die vier Yugas heißen Krita, Treta, Dwapara und Kali, und drehen sich im Kreis wie ein Rad. Die Götter, die dem Einfluß der Zeit unterliegen, fühlten sich einst sehr niedergeschlagen, denn sie konnten sich nicht an die einflußreiche Macht der Zeit anpassen. Von der Zeit gequält begannen die Heiligen und Götter mit Indra an der Spitze zu Beginn des Manwantaras große Entsagung zu üben. Sie zügelten Rede und Gedanken über tausend Jahre, suchten Zuflucht beim großen Herrn und sprachen:
Oh höchster Herr! Die Zeit beherrscht alle Götter. Sie hat vier Gesichter und vier Formen. Wer kann sie begreifen? Sie ist so tiefgründig.

Daraufhin schaute der Herr auf die Zeit mit ihren vier Gesichtern und sprach zu den Göttern:
Ihr braucht keine Angst haben. Was für einen Wunsch soll ich euch erfüllen? Ich werde alles für euch tun. Eure Mühe soll nicht umsonst gewesen sein.

Dann sprach der Herr, der selbst die unbesiegbare Zeit ist, weiter:
Dieses weiße Gesicht der Zeit, das man mit vier Zungen sieht, soll Krita-Yuga heißen (das goldene Zeitalter). Gott Brahma, der Beste der Götter, und Vaivaswata bilden dieses Gesicht.

Oh Brahmanen, das zweite Gesicht von blutroter Farbe mit drei leckenden Zungen ist das silberne Treta-Yuga. In diesem Zeitalter wird vom großen Lord Shiva das Opferritual initiiert, womit er nun verehrt wird. Die drei Zungen sind die drei Feuer (Garhapatya, Ahavaniya und Dakshina). Und wenn die drei Feuer verehrt werden, erfüllen die drei Zungen ihre Funktion.

Das schreckliche Gesicht in dunkelroter Farbe mit zwei Zungen steht für das bronzene Dwapara-Yuga. In diesem Zeitalter werde ich auf zwei Füßen stehen.

Und das vierte Gesicht in schwarzer Farbe mit roten Augen und einer dunklen, riesigen Zunge, die wie bei einer Schlange züngelt, ist das schreckliche Kali-Yuga. Dieses eiserne Zeitalter ist für alle Welten qualvoll. So schrecklich ist das vierte Gesicht der Zeit. In diesem Zeitalter finden die Wesen weder wahre Freude noch Befreiung, denn alles wird von der Zeit verschlungen.

Im Krita-Yuga sollte Brahma verehrt werden, im Treta das Opfer, im Dwapara Vishnu und ich selbst in allen vier Zeitaltern. Brahma, Vishnu und Opfer sind die drei Teile der Zeit. Aber in allen Zeitaltern ist der vierfältige große Herr die wahre Zeit selbst. Ich bin der Vater der Zeit und entfalte die Zeit. Oh ihr vorzüglichen Götter voller Kraft, ihr solltet euch vor dem Erscheinen der Zeit nicht fürchten. Zum Wohle der Welten und zum Schutz der Lebewesen und Götter werde ich (als Zeit) geboren und verehrt.

So angesprochen verneigten sich die Götter und die Heiligen vor dem Herrn des Universums mit gesenkten Köpfen. Dann fragten sie:
Warum ist die Zeit mit großem Glanz, riesigem Körper, großer Macht und vier Gesichtern so schrecklich für die Lebewesen?

Und der große Herr sprach:
Die Zeit hat vier Gestalten, vier Fangzähne und vier Gesichter, um das Weltall zu beschützen. Zu diesem Zweck umfängt sie alles in jeder Richtung. Für die Zeit ist in dieser Welt der belebten und unbelebten Geschöpfe nichts unmöglich. Die Zeit schafft die Wesen und läßt sie nach und nach wieder vergehen. Alles steht unter der Herrschaft der Zeit, und die Zeit wird von niemandem beherrscht. So regiert die Zeit auch alle Lebewesen. Wie bereits beschrieben, absolviert sie 71 Schritte, die ein Manwantara bilden, das aus entsprechend vielen Yuga-Zyklen (71 Mahayugas) besteht. Und wenn die Zeit alle 71 Schritte gegangen ist, dann geht das Manwantara zu Ende.

So sprach der Herr zu den Göttern und Dämonen, Heiligen und Ahnen, und nachdem sie sich verneigt hatten, verschwand er vor ihren Augen. Auf diese Weise erschafft der Herr im Lauf der Zeit wieder und wieder die Göttern und Dämonen, Heiligen und Ahnen. Und deshalb wird der Herr aus Furcht vor der Zeit in jedem Manwantara von ihnen verehrt. Aus diesem Grund sollte ein Brahmane vor allem im Kali-Yuga strenge Entsagung üben. Die Frucht von der Zufluchtnahme zum großen Herrn ist sehr groß. Sogar die Götter und Heiligen, die zum Anbruch des schrecklichen Kali-Yugas den Himmel verlassen und auf die Erde herbsteigen, wünschen hier Entsagung zu üben und vertiefen sich in heilige Riten. Auch der Herr selbst verkörpert sich immer wieder im Kali-Yuga.

Tausende Götter, Heilige und Könige vergingen im Laufe der Zeit im Vaivaswata Manwantara. Devapi, der König im Puru-Stamm, und Manu mit seinen Nachkommen in der Familie von Ikshvaku waren mit großer Yoga-Kraft begabt. Aber auch sie mußten dem Wandel der Zeit dienen. Wenn ein Kali-Yuga vergangen ist und (nach dem goldenen Krita-Yuga) das Treta beginnt, dann gründen sich mit den Sieben Heiligen wieder die großen Dynastien der Könige, über die man viel erzählt. Am Ende des bronzenen Dwapara sind dann die Kshatriya-Dynastien mit den Sieben Heiligen fest gegründet (und erreichen ihren Höhepunkt). Und nachdem Krita, Treta und Dwapara vergangen sind, erscheint wieder das eiserne Kali-Zeitalter, in dem sündhafte Menschen ihre Zeit verbringen.

Der Ablauf der sieben Manwantaras wird in den heiligen Schriften beschrieben. Die Ordnung der Abfolge der Yugas ist in allen gleich, und das Entstehen der Brahmanen und Kshatriyas ist mit dem Entstehen der Yugas direkt verbunden. So wie sie mit ihnen entstehen, so vergehen sie auch wieder. Deshalb geschah es auch, daß die Kshatriyas von Parasurama, dem Sohn von Jamadagni, ausgerottet und ihre Witwen von den Herrschern der Erde entehrt wurden.

Ich werde nun von denen berichten, die bereits zum Himmel aufgestiegen sind. Versteht es richtig! Es heißt, daß Aida bzw. Aila (Pururavas, der Sohn von Ila) der Gründer aller königlichen Kshatriya-Familien (der Mond-Dynastie) ist, außer der Ikshvaku-Linie (der Sonnen-Dynastie). So wurden hunderte Könige in diesen Familien gekrönt, und die königliche Boja-Familie war noch viel größer. Dort gab es dreihundert Kshatriya-Könige in vier Linien aufgeteilt, die ich noch beschreiben werde.

So hört nun von den Königen, die bereits vergangen sind. Es gab hundert Prativindhyas, hundert Haihayas, hundert Dhartarastras, acht Janamejayas und hundert weitere Familien von höchst mächtigen Königen. So sind auch schon hunderte Paulas, Kashis, Kushas und Sashabindus vergangen, vielleicht sogar tausende. Sie vollbrachten Pferdeopfer, in denen tausende und abertausende Geschenke gegeben wurden. Damit habe ich all die heiligen Könige, die im vergangenen Yuga dahingegangen waren, kurz aufgezählt. Keiner kann all ihre Namen nennen. Sie haben dafür gesorgt, daß sich der Stamm von Yayati vermehrte. Als Erhalter der Welt wurden sie glorreich verherrlicht. Wer ihre Geschichten hört und sie im Gedächtnis bewahrt, erreicht die fünf Segen des Brahmaloka, nämlich Langlebigkeit, Söhne, Verdienst, Ruhm und Wohlstand, und geht in das Reich von Brahma.

Man sagt, 4.000 Jahre bilden ein goldenes Krita-Yuga, und die Übergangszeit zu Beginn und am Ende des Yugas beträgt 400 Jahre. Das silberne Treta-Yuga besteht über 3.000 Jahre mit einer Übergangszeit von jeweils 300 Jahren. Das bronzene Dwapara besteht über 2.000 Jahre mit einer Übergangszeit von jeweils 200 Jahren. Und die Kenner der Rechenkunst sind der Meinung, daß das eiserne Kali-Yuga über 1.000 Jahre besteht mit einer Übergangszeit von jeweils 100 Jahren. Alle vier Yugas haben eine Übergangszeit jeweils am Anfang und am Ende. Damit entsteht eine Summe von 12.000 Jahren, und die Gelehrten wissen, daß dieses Purana aus der gleichen Anzahl von Versen besteht. Und wie die Veden in vier Abschnitte geteilt wurden, so besteht auch der Yuga-Zyklus aus vier Abschnitten, in gleicher Weise, wie dieses Purana.


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