Pushpak Vayu PuranaZurück WeiterNews

1.16. Der Yoga-Weg der Reinigung

Vayu sprach:
Ich werde nun das Wesen der Reinheit erklären, wie man sich im Leben verhalten und welche Riten man beachteten sollte, um das Selbst zu reinigen, so daß man nach dem Tod in himmlische Bereiche gehen kann. Das Benutzen von Wasser zur Reinigung ist ein vorzüglicher Weg, den die Heiligen gehen. Wer darin beständig ist, kann alle Probleme beseitigen.

Man sagt, Ehren und Verletzen sind wie Nektar und Gift. Verletzen ist Gift und Ehren ist Nektar. Der Weise, der darin nicht irrt, geht den heilsamen Weg. Er sollte ein Jahr bei seinem Lehrer verweilen und alles tun, was diesen erfreut und ihm nützlich ist. Dabei sollte er sich beständig in der Einhaltung innerer und äußerer Gelübde üben. Und nachdem er die höchste Erkenntnis empfangen hat, sollte er seinen Lehrer um Erlaubnis bitten, um im Einklang mit dem Dharma über die Erde zu wandern. Das heilige Gebot des Dharmas ist ein Weg der Reinigung durch Achtsamkeit. Wie man stets sauberes Wasser trinken sollte, so sollte man auch immer wahrhafte Worte sprechen. Für solch einen wandernden Yogi gilt es als unpassend, die Gastfreundschaft in Totenopfern oder anderen Opferriten auszunutzen. Er sollte so leben, daß er gewaltlos und zufrieden wird. Entsprechend sollte der weise Yogi erst um Almosen bitten, wenn die Küchenfeuer erloschen sind und kein Rauch mehr zu sehen ist, denn dann haben die Leute gewöhnlich ihre Mahlzeit beendet. Er sollte auch nicht immer im gleichen Haus betteln, damit er nicht entehrt wird oder die Leute beleidigt. Deshalb ist es gut, mit großer Achtsamkeit nach Almosen auszugehen und niemals das ehrenhafte Verhalten zu verletzen.

Zuallererst sollte er in jene Häuser gehen, wo die Hausväter voller Tugend leben. Diese Art zu betteln gilt als bestes Mittel für den Lebensunterhalt eines Yogis. Die zweite Wahl sind Häuser, wo bescheidene, treue, beherrschte, gelehrte und edle Hausväter wohnen. Erst zuletzt sollte er auch die Häuser von unreinen oder gesellschaftlich gefallenen Leuten besuchen. Denn das Betteln um Almosen in Häusern der untersten Kaste gilt als unehrenhaft.

Als Almosen mag er Brei, Buttermilch, Milch, gekochte oder ungekochte Früchte, Wurzeln, Ölkuchen oder ähnliches annehmen, je nach den Möglichkeiten des Hausvaters. Damit habe ich die Nahrung erklärt, die für einen Yogi zur Entwicklung seiner Fähigkeiten förderlich ist. Was als Almosen empfangen wird, ist immer die beste Nahrung. Wer auf rechte Weise um Almosen bittet, ist besser als ein Asket, der jeden Monat nur einen Tropfen Wasser von der Spitze eines Kusha-Grashalmes trinkt. Die Beachtung des Chandrayana (Fasten) ist das beste Gelübde für einen Yogi. Er sollte es ein-, zwei-, drei- oder viermal hintereinander ausführen, und das so oft wie möglich.

Die heiligen Riten eines Mönches sind Nichtstehlen, Keuschheit, Demut und Entsagung. Zu seiner inneren Zügelung gehören Gewaltlosigkeit, Wahrhaftigkeit, Zufriedenheit, Dienst am Lehrer, körperliche Reinigung, Diät und tägliches Studium der Veden. Wie ein Elefant im Wald gefangen und gezähmt wird, so wird ein Mensch durch sein Karma mit einem natürlich abhängigen Körper geboren und im Leben gebunden. Das ist die Begrenzung für einen Menschen, bis die Samen seines Karmas vom Feuer der wahren Erkenntnis verbrannt werden. Damit wird er zufrieden und überwindet die Bindung an die Natur. Das nennt man die große Befreiung.

Besser als die Verehrungen in den Opferriten der Veden ist das Murmeln von Mantras. Besser als die Mantras ist die Erkenntnis. Und besser als Erkenntnis ist die Meditation frei von allen Konzepten und Anhaftungen. Damit erreicht man die ewige Befreiung (Moksha). Sinneszügelung, innere Stille, Wahrhaftigkeit, Sündlosigkeit, Zufriedenheit, Mitgefühl mit allen Wesen und Erkenntnis jenseits der Sinneswahrnehmung sind die Eigenschaften eines Yogis, die aus der Reinigung durch Erkenntnis erklärt werden. Geistige Vertiefung, Verschmelzen im Brahman, wahrhaft, rein, achtsam und selig im Selbst mit kontrollierten Sinnen - solche reinen, unbefleckten, weisen und ehrwürdigen Yogis erreichen die Meisterschaft im Yoga.


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