Pushpak Vayu PuranaZurück WeiterNews

1.12. Die Hindernisse im Yoga

Der Suta sprach:
Ich werde nun erklären, wie ein Yogi auf dem Weg zur Wahrheit verschiedenen Hindernissen begegnet. Der Yogi, der sich nach der Liebe von Frauen, schönen Zeiten, menschlichen Genüssen oder den Früchten der Gelehrtheit sehnt, ist von einem bösen Geist besessen. Eine so besessene Person wünscht magische Riten durchzuführen, wie die Pflege eines heiligen Feuers, Opfergaben ins Feuer oder andere Opferriten, um Reichtum oder den Himmel zu gewinnen. Wenn sich ein Yogi auf diese Weise mit religiösen Riten beschäftigt, wird er ein Opfer der Unwissenheit. Man sollte erkennen, daß man davon betroffen ist, und dieses Verhalten bewußt vermeiden. Wenn er sich beständig dem Brahman widmet, wird er von diesem Unheil befreit.

Wenn er auch das Pranayama mit allen Fehlerquellen gemeistert hat, können andere gefährliche Hindernisse aus den natürlichen Qualitäten von Sattwa, Rajas und Tamas (Güte, Leidenschaft und Trägheit) erscheinen. Dazu gehören die Fähigkeiten des Wahrsagens, der Hellhörigkeit und der Hellsichtigkeit, die wie Flammen erscheinen, die im Kreis wirbeln. Auch die übermenschliche Allwissenheit, welche die Essenz aller Lehren, Künste und Gesetze erkennt. Oder das Hören von Worten über eine Entfernung von hundert Yojanas. Auf diese Weise kann ein allwissender Yogi, selbst wenn er den Yoga-Weg gut kennt, wie ein Irrer werden. Wenn so ein großer Yogi Yakshas, Rakshasa, Gandharvas oder andere himmlische Wesen sieht und sie (als Personen) erkennt, ist es ein Zeichen einer Störung (auf dem spirituellen Weg). Man sollte ihn als verrückt betrachten, wenn er überall Götter, Dämonen, Heilige und Ahnen sieht. Solch ein Yogi wird von seiner inneren Seele getrieben und flattert durch eine Welt der Illusion. All seine Weisheit geht verloren, wenn sein Intellekt verwirrt ist.

Auch berufliche Aktivitäten können sein geistiges Gleichgewicht stören. Sobald sein Geist von äußeren Problemen, die aus innerem Trieb entstehen, überwältigt wird, geht seine Weisheit verloren. Dann sollte er sich schnell mit einem weißen Tuch bedecken und über das große Brahman meditieren. Ein intelligenter Yogi, der die spirituelle Kraft erreichen möchte, sollte alle Fehler und Gefahren aufgeben, die den Weg stören können. Immer wieder können Götter, Gandharvas, Heilige, Yakshas, Nagas und Dämonen erscheinen, um Hindernisse in den Weg zu stellen.

Ein praktizierender Yogi sollte stets leichte Kost zu sich nehmen und die Sinne zügeln. Er sollte im feinstofflichen Körper ruhen und Dharana (Konzentration) im Kopf ausführen. Wenn er nach der Yoga-Übung versucht, auch den Schlaf zu besiegen, werden weitere Hindernisse aus den Lebenswinden entstehen. Der Schüler sollte Dharana auf Erde, Wasser, Feuer, Wind, Raum und Gedanken üben und danach seine Konzentration auf die universale Intelligenz richten. Und sobald die Anzeichen aufkommender übernatürlicher Fähigkeiten (Siddhis) erkennbar werden, sollte er sie unverzüglich aufgeben.

Während er sich auf die Erde konzentriert, wird die Erde feinstofflich (bzw. geistig). Während er sich auf das Wasser konzentriert, wird das Wasser feinstofflich und beginnt, als kühlender Saft wie geistiger Nektar der Unsterblichkeit zu wirken. Während er sich auf das Feuer konzentriert, beginnt das Feuer feinstofflich zu wirken. Er fühlt sich selbst wie Feuer und erkennt sein geistiges Wesen. Während er sich auf den Wind konzentriert, betrachtet er sich selbst als Wind und erkennt, wie das ganze Universum daraus entsteht. Während er sich auf den Raum konzentriert, beginnt der feinstoffliche Raum zu wirken. Danach durchdringt er mit seinen Gedanken die Gedanken aller Wesen. Und wenn sich dann seine Intelligenz mit der universalen Intelligenz vereint, dann erkennt er alles vollkommen.

So erreicht der Yogi den höchsten Punkt der Intelligenz, indem er die sieben feinstofflichen Elemente in reiner Erkenntnis auflöst. Sobald er sich mit einem dieser Elemente identifiziert und unter seine strahlende Macht gerät, verstrickt er sich und geht daran zugrunde. Wenn er jedoch die feinstofflichen Elemente miteinander verbunden erkennt und jede Anhaftung losläßt, erreicht er den Höchsten Herrn. Wahrlich, selbst hochbeseelte Heilige mit himmlischer Sicht kann man beobachten, wie sie sich in feinstoffliche Elemente verstricken und damit ihre Vollkommenheit verlieren. Deshalb sollte man keinerlei Anhaftung bezüglich der feinstofflichen Elemente hegen. Durch ihre strahlende Macht entsteht die Anhaftung, während man das Brahman als nichtanhaftend bezeichnet.

Nachdem er die sieben feinstofflichen Elemente und die große Gottheit mit den sechs göttlichen Eigenschaften erkannt hat, erreicht er das Höchste Brahman. Die Kenner des Weges erklären die sechs Eigenschaften des Herrn wie folgt: Allwissenheit, Zufriedenheit, Anfangslosigkeit, Unabhängigkeit, unfehlbare Macht und unendliche Kraft. Der übende Yogi, der beständig das Brahman zum einzigen Ziel hat, wird von allen Hindernissen befreit. Dem Yogi, der den Lebensatem, die Hindernisse und die Leidenschaft gemeistert hat, bleibt nur noch ein Dharana übrig, das sich auf die Begierden im äußeren Körper richtet. Wohin dann der Zweifachgeborene seinen Geist auch konzentriert, dort tritt er ein. So kann er in die Elemente eintreten und sogar die drei Welten erschüttern. Durch seine Konzentration kann er seinen Körper verlassen und in einen anderen eingehen.

Er kann auch sehen, daß die Sonne das geistige Tor des Yogas ist. Denn der Sonnengott wird Aditya genannt, weil er der Empfänger aller Taten ist. Der Yogi, der auf diesem Weg unabhängig und frei von der Anziehungskraft der feinstofflichen Elemente wurde, geht jenseits der Sphäre der Natur zum Reich von Rudra. Der Yogi, der das Dasein der Gottheit und aller Eigenschaften erreicht hat, wird zum Brahman selbst. Er überschreitet sogar den Status der Götter und löst sich auf diesem Weg von den Zuständen der Ahnen, Rakshasas und Gandharvas sowie von Kuvera, Indra, Soma und Prajapati. Auf diesem Weg zum Brahman gibt er sogar die Position von Brahma auf und verläßt den Großen Vater. Denn solange er daran anhaftet, unterliegt er der Illusion, aus der alles entsteht. Vollkommen im Brahman vereint, sollte er alle Positionen aufgeben. Nur durch diese Nichtanhaftung an irgendeinen Status erreicht er die Macht, überall hinzugehen (die Allgegenwart).


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