Pushpak Vayu PuranaZurück WeiterNews

1.2. Das große Opfer über zwölf Jahre

Die Weisen, deren Reichtum die Askese ist, fragten den Suta:
Wo fand das große Opfer der Heiligen mit den makellosen Taten statt? Wie lange dauerte es? Was war das Ziel? Und wie erzählte ihnen der Windgott Vayu dieses Purana? Bitte erkläre uns alles ausführlich, denn wir möchten es wirklich gern hören.

So gebeten, antwortete der Suta mit vorzüglichen Worten:
Hört nun, wo die Heiligen das ausgezeichnete Opfer durchgeführt haben, wie lang es dauerte, und wie es vollendet wurde. Sie feierten es dort, wo einst der Schöpfer des Universums sein heiliges Opfer für tausend Jahre ausführte mit dem Wunsch, die Welten zu erschaffen. In diesem Opfer war Tapas (Askese) der Hausvater und Herr des Opfers, Gott Brahma wurde zum Opferpriester, Ila war der Beisitzer und der intelligente und höchst glanzvolle Mrityu (der Tod) vollbrachte das Tieropfer in diesem Opferritus der Hochbeseelten. Die Heiligen führten dieses Opfer über tausend Jahre an dem Ort durch, wo das Dharma-Rad aufbrach. Dank dieses Ereignisses wurde der von den Weisen geheiligte Ort unter dem Namen Naimisha berühmt. Dort fließt die heilige Gomati, von den himmlischen Wesen der Siddhas und Charanas verehrt. Dort gebar Rohini durch Soma ihren Sohn Budha. Dort wurde Shaktri, der älteste Sohn von Vasishta geboren, und Arundhati brachte ihm weitere hundert herrliche Söhne zur Welt. Dort wurde König Kalmashapada von Shaktri verflucht, und damit eskalierte die Feindschaft zwischen Vishvamitra und Vasishta. Dort wurde Parasara von Adhrishyanti geboren und damit die Trauer von Vasishta (um seine getöteten Söhne) beendet. An diesem Ort in Naimisha führten die Erklärer der Veden ihren Opferritus durch. Und weil sie das Opfer in Naimisha vollbrachten, werden sie auch Naimisheyas genannt. Dieses zwölfjährige Opfer geschah in der Zeit, als der berühmte König Pururavas über die Erde regierte. Wir haben gehört, daß sich Pururavas aller achtzehn Kontinente, die von den Ozeanen umringt sind, erfreute und dennoch nie zufrieden war, weil er alle wertvollen Juwelen begehrte. Von Devahuti (dem Gebot der Götter) gedrängt, empfing er die Liebe von Urvasi, und für die Gemeinschaft mit der himmlischen Dame brachte der König große Opfer dar.

Während dieser Herrschaft von Pururavas führten die Naimisheyas ihr zwölfjähriges Opfer durch. Als damals die Ganga den höchst strahlenden Fötus des Feuergottes empfing, legte sie ihn auf einen Berg, der sich sogleich in Gold verwandelte. Nun baute der göttliche Architekt Visvakarma zum Wohlergehen der Welt aus (diesem) Gold die Opferhalle dieser hochbeseelten Heiligen, unter denen auch Vrihaspati (der Lehrer der Götter) mit unvergleichlichem Glanz war. Während einer Jagd geschah es, daß auch Pururavas, der Sohn von Ila, an diesen Ort kam. Als er die wunderschöne Halle aus Gold erblickte, wurde sein Sinn für Gerechtigkeit von Habsucht überwältigt, und er versuchte, die Halle in Besitz zu nehmen. Daraufhin wurden die Naimisheyas höchst zornig, und vom Schicksal getrieben töteten sie den König am Ende der Nacht mit geschärften Klingen aus Kusha-Gras. Durchbohrt von den diamantharten Kusha-Grasklingen gab der König seinen sterblichen Körper auf, und die Heiligen machten seinen Sohn, der von Urvasi geboren worden war, zum Herrscher der Erde. Dieser König (Ayu) wurde zum hochbeseelten Vater von Nahusha. Er war tugendhaft, dem Dharma hingegeben und den Heiligen wohlgesonnen. So erfreute er sich bester Gesundheit und eines langen Lebens. Und nachdem die Heiligen, die Besten unter den Kennern des Brahman, den König (Ayu) geehrt hatten, kehrten sie zu ihrem verdienstvollen Opfer zurück. Dieses Opfer der hochbeseelten Heiligen wurde so wundervoll wie das Opfer des Schöpfers des Universums am Anfang dieser Welt. Ihr Opfer wurde von den Vaikhanasas, den freundlichen Valakhilyas, Marichipas und anderen Heiligen begleitet, die so strahlend wie Sonne und Feuer waren. Auch die Ahnen, Götter, Apsaras, Siddhas, Gandharvas, Nagas und Charanas begleiteten dieses Opfer. Damit war es mit allen vorzüglichen Mitteln ausgestattet, wie sie auch in der Versammlungshalle von Indra zu finden sind.

Die Heiligen verehrten die Götter mit Hymnen, Opfergesängen und Opfergaben. Die Ahnen verehrten sie mit den passenden Riten entsprechend ihres Wesens und die Gandharvas und anderen Himmlischen entsprechend ihrer Position auf traditionelle Weise. Daraufhin sangen die Gandharvas die Saman-Hymnen, und die Apsaras tanzten. Sie alle versuchten, die Verehrer in ihrem Ritus zu erfreuen. Die Heiligen rezitierten voller Hingabe vorzügliche Texte, die Kenner der Mantras murmelten ihre Mantras, und die Philosophen disputierten miteinander. Sie besiegten sich gegenseitig durch das Widerlegen ihrer Argumente. Denn all die Heiligen waren weise Männer, die in Philosophie und Gesetzen wohlgelehrt waren. So gab es weder Brahmanen-Rakshasas, die unreine Taten begingen, noch Dämonen, die das Opfer zerstörten oder plünderten. Entsprechend waren weder Sühne noch Verfluchungen nötig. Alle Riten wurden mit Weisheit, Fleiß und Hingabe durchgeführt. Auf diese Weise vollbrachten die weisen Heiligen das Opfer über zwölf Jahre. Gleichzeitig feierte Bhrigu mit anderen Heiligen das Jyotishtoma-Opfer, und sie gaben zehntausend Münzen als Geschenke an die Priester, die dann zum großen Opfer zurückkehrten.

Zum Abschluß des Opfers fragten sie den hochbeseelten Vayu, den Gott des Windes, das gleiche, was ihr, oh Brahmanen, mich gefragt habt. Und auf die Bitte, die verschiedenen Stämme der Könige zu erklären, sprach der Gott zu ihnen. Er war ein Schüler von Brahma und konnte alles direkt erkennen. Er hatte die vollkommene Kontrolle über seine Sinne und war mit den acht übernatürlichen Mächten begabt (1. Anima - sich unendlich klein machen können, 2. Mahima - sich unendlich groß machen können, 3. Garima - sich unendlich schwer machen können, 4. Laghima - sich unendlich leichtmachen können, 5. Prapti - überall hingehen können, 6. Prakamya - alle Wünsche erreichen können, 7. Ishitwa - Herrschaft über die Natur, 8. Kamavasaiyita - vollkommene Zufriedenheit). Er stützt alle Welten mit ihren vielfältigen Eigenschaften und verschiedensten Wesen. Er durchströmt beständig seine sieben Bereiche, wie es bestimmt ist. Unter seiner unumstößlichen Herrschaft stehen die neunundvierzig Maruts (Sturmgötter), die in sieben Gruppen zu jeweils sieben Kräften aufgeteilt sind. Er ist sehr mächtig und kann die drei Arten der Lebewesen hervorbringen, die in ihrer Verkörperung vom Feuer genährt werden. Er erhält die Körper der Lebewesen und bewegt sie mit den fünf Lebenswinden (Prana, Apana, Vyana usw.) und durch ihre Handlungs- und Sinnesorgane. Die Gelehrten sagen, daß der Wind aus dem Raum-Element entstanden ist, seine Eigenschaft sei das Gefühl und der Klang, und aus ihm selbst ist das Feuer-Element entstanden. Lord Vayu ist der höchst aktive und führende Gott, wird auch Vatarani genannt und ist der Meister in jeder Kunst der Sprache. Er ist ein Kenner der uralten (Purana-) Tradition, und mit seinen freundlichen Worten, die das Wissen der Puranas verkünden, kann er die gelehrten Heiligen erfreuen.


Zurück Inhaltsverzeichnis Weiter