Pushpak Shiva-Purana Buch 8Zurück WeiterNews

Kapitel 30 - Die Inkarnation Shivas als Avadhuteshvara

Nandi sprach:
Höre nun die erste Inkarnation des großen Herrn, die Indras Hochmut zerschellte und Avadhuteshvara genannt wird. Einst begab sich Indra mit Vrihaspati und anderen Göttern zum Kailash, um Shiva zu sehen. Shiva sah sie kommen, und nahm spielerisch die Gestalt eines unreinen Mannes (Avadhuta) an. Er war nackt, sah gräßlich aus und strahlte doch wie ein Feuer.

Mit losem Haar stellte er sich dem Zug der Götter in den Weg, und Indra, stolz auf seine Autorität, fragte den Riesen, ohne ihn zu erkennen:
Wer bist du? Woher kommst du Nackter? Was ist dein wahrer Name? Sag es mir schnell. Ist Shiva zu Hause? Oder ging er aus? Denn ich möchte ihn in Begleitung meines Lehrers und der Götter besuchen.

Doch der wilde Mann sprach kein Wort. Indra fragte ihn noch einmal, doch Shiva, dessen Wege unergründlich sind und manchmal verrückt erscheinen, gab keine Antwort. Noch einmal fragte ihn Indra, der Herr über den Himmel. Und der Herr der Yogis schwieg. Schließlich wurde Indra zornig und sprach tadelnd:
Oh du Narr, ich frage und frage und du antwortest nicht. Ich werde dich mit meinem Donnerblitz töten. Denn wer sollte einen solchen störrischen Mann schonen?

Nach diesen Worten starrte ihn Indra an, erhob seine Waffe und wollte ihn strafen, doch Shiva lähmte seinen Arm. Dabei sandte der Nackte einen solch fürchterlichen Glanz aus, als wolle er die ganze Welt verbrennen. Auch Indra brannte vor Zorn, denn er fühlte sich wie eine wütende Schlange, die durch einen Zauber gebannt und hilflos wurde.

Vrihaspati erkannte jedoch den großen Herrn im wilden Mann, verbeugte sich, faltete die Hände und sprach voller Demut:
Oh großer Herr, Herr der Götter, der du immer denen geneigt bist, die Zuflucht bei dir suchen, oh Herr der goldenen Göttin, sei besänftigt. Verehrung sei dir, oh Herr von allen. Selbst Brahma, Vishnu und alle anderen sind von deiner Illusion geblendet. In ihrer Verwirrung erkennen sie dich nicht. Nur durch deine Gnade können sie erkennen.

Dann bat Vrihaspati den Indra, dem wilden Mann zu Füßen zu fallen. Hernach sprach der kluge Lehrer der Götter erneut mit einer tiefen Verbeugung:
Oh großer Herr und Zuflucht der Elenden, bitte richte mich wieder auf, der ich zu deinen Füßen bitte. Sei nicht zornig, sondern freundlich und liebevoll. Sei besänftigt, großer Gott, und erlöse Indra, der dir zu Füßen liegt. Es tritt schon Feuer aus dem Auge deiner Stirn aus.

Da lächelte dieser Ozean an Gnade und sprach zu Vrihaspati:
Wie könnte ich das Feuer aus meiner Stirn zurückhalten, das dem Zorn entstammt? Wie könnte eine Schlange ihre Haut wieder anziehen, die sie gerade abgestreift hat?

Immer noch bebend antwortete Vrihaspati:
Oh Herr, weil du deinen Verehrern immer verzeihst. Bitte Shiva, mach deinem Namen Bhaktavatsala alle Ehre (treuer Freund der Verehrer). Oh Herr, es ziemt sich für dich, dieses Feuer anderswo lodern zu lassen. Bitte richte Indra wieder auf, denn du erhebst alle Hilfesuchenden.

Und Shiva gab friedlich zur Antwort:
Nun Lehrer der Götter, du hast mich befriedet und erfreut. Ich werde dir einen vorzüglichen Segen gewähren, Du wirst als Jiva berühmt werden, denn du hast Indra das Leben geschenkt. Und das Feuer aus meiner Stirn werde ich ablegen, so daß es Indra nicht verletzt.

Nach diesen Worten streifte er das vernichtende Feuer seines Zorns mit der Hand ab und warf es in die schäumende See. Dort wurde es sogleich zu einem Knaben, welcher der Herr der Dämonen namens Jalandhara wurde. Er wurde auch Sohn des Meeres genannt, und später, als er zu stark und quälend wurde und die Götter darum baten, wurde er von Shiva geschlagen. (siehe auch Buch 7 Kapitel 13)

Nachdem das Feuer des Zorns verwandelt war, verschwand Shiva in seiner Gestalt als nackter Mann. Die Götter hatten keine Angst mehr und kehrten freudig in ihre Reiche zurück, denn der Zweck ihrer Reise war erfüllt: Sie hatten Shiva gesehen. Diese Geschichte ist makellos und spendet reichen Segen wie den Himmel, weltliche Freuden, Erlösung und Shivas Reich am Ende.


Zurück Inhaltsverzeichnis Weiter