Pushpak Shiva-Purana Buch 8Zurück WeiterNews

Kapitel 29 - Die Inkarnation Shivas als Krishnadarshana

Nandi fuhr fort:
Jetzt, mein lieber Sanatkumar, erzähle ich dir die Geschichte, wie sich Shiva auf einzigartige Weise als Krishnadarshana zeigte, um Nabhaga vollkommene Weisheit zu übertragen. Shraddhadeva Manu (auch als Vaivaswata bekannt) hatte viele Söhne, wie Ikshvaku und andere, von denen Nabhaga der neunte war. Der hatte wiederum einen Sohn namens Nabhaga und einen Enkel namens Ambarisha, mit dem der Weise Durvasa sehr zufrieden war, denn seine Hingabe an Brahmanen und seine Verehrung Vishnus war sehr tief. Doch die Geschichte jetzt handelt von seinem Großvater Nabhaga, dem Sohn des Manu. Er war sehr klug und gezügelt und verbrachte eine lange Zeit im Haus seines Lehrers, um zu studieren. In der Zeit hatten seine Brüder Ikshvaku und die anderen bereits das Königreich unter sich aufgeteilt, ohne Nabhaga einen Teil übrig zu lassen. Sie lebten glücklich und erfreuten sich an der Herrschaft ohne jedes Elend.

Nachdem Nabhaga als Schüler alle Veden und ihre Zweige studiert hatte, kam er nach Hause zurück, wollte auch seinen Teil am Reich und sprach zu seinen Brüdern:
Meine Brüder, ihr habt eure Anteile am Reich nach alle Regeln in Besitzt genommen, doch wo ist mein Anteil? Bitte gebt ihn mir jetzt.

Die Antwort war:
Oh, da haben wir dich wohl vergessen. Doch wir werden das jetzt nachholen. Unser Vater ist dein Teil. Nimm ihn.

Erstaunt ging Nabhaga zu seinem Vater und sprach:
Oh Vater, meine Brüder haben ihren Anteil am Reich in Besitz genommen und mich übergangen, als ich bei meinem Lehrer war und studierte. Als ich sie nun nach meiner Rückkehr darum bat, sagten sie, du wärst mein Anteil. Deswegen bin ich hier.

Manu erwiderte überrascht:
Mein Lieber, achte nicht, was sie dir sagen. Sie wollten dich nur austricksen. Ich bin kein Werkzeug des Vergnügens und keinesfalls ein Teil. Doch da mich die Betrüger genannt haben, werde ich dir sagen, wie du deinen Lebensunterhalt fristen sollst. Hör mich aufmerksam an. Die klugen Angirasa-Brahmanen wollen ein Opfer ausführen, doch alle sechs Tage werden die Riten gestört. So geh zu ihnen, mein weiser Sohn, preise sie und rezitiere zwei heilige, göttliche Geschichten (Vaishvadeva sukatas). Dann wird das Opfer zu einem ordentlichen Ende kommen. Und wenn das Opfer beendet ist, und die Brahmanen in den Himmel aufsteigen, werden sie dir dankbar allen Reichtum hinterlassen, der beim Opfer übrigblieb.

Nabhaga erachtete die Wahrheit als Tugend und folgte den Worten seines Vaters. Zügig begab er sich zum schönen Opfer, rezitierte die nötigen Strophen klar und deutlich, und am Ende übergaben ihm die Angirasa-Brahmanen viel Reichtum. Als er diesen annehmen wollte, manifestierte sich plötzlich Shiva als schöner, strahlender und ruhmreicher Purusha Krishnadarshana, denn er wollte die Gefühle und Gedanken von Nabhaga prüfen und ihm vollkommene Weisheit verleihen.

So trat Shiva in göttlicher Gestalt aus dem Norden vor Nabhaga hin und sprach:
Oh Mensch, wer bist du, daß du meine Gaben an dich nimmst? Wer hat dich hierher gesandt? Sag mir die Wahrheit.

Demütig antwortete Nabhaga:
Die Weisen gaben mir diesen Reichtum. Warum willst du mich daran hindern, oh himmlischer Krishnadarshana?

Erfreut über die aufrichtigen Worte sprach Shiva:
Nun mein Lieber, in dieser Sache ist wohl dein Vater die ultimative Autorität. Geh zu ihm und frag ihn. Was er sagt, wird wahr und letztendlich sein.

So ging Nabhaga zu seinem Vater und erzählte ihm, was geschehen war. Dieser dachte an die Lotusfüße Shivas, sammelte sich und sprach:
Mein Lieber, höre mich aufmerksam an. Dieser Purusha ist Lord Shiva. Alles ist er und ganz besonders der Lohn eines Opfers. Und die Gaben, die bei einem Opfer übrigbleiben, sind Shivas Anteil. Er selbst hat es so bestimmt. Denn zweifellos verdient Lord Shiva alles, also auch die Überbleibsel eines Opfers. Alles hängt von seinen Wünschen ab. Oh Nabhaga, der Herr kam in dieser Gestalt, um dich zu segnen. Geh zu ihm und besänftige ihn. Bitte ihn, dir deinen Fehler zu vergeben. Verbeuge dich vor ihm und lobe ihn. Denn Shiva allein ist der Herr über alles und alle, und damit auch der Herr der Opfer. Vishnu, Brahma und die anderen Himmlischen erfüllen ihre Aufgaben durch seinen Segen. So geh schnell, du bester Sohn, und dulde keinen Aufschub. Besänftige den großen Herrn mit allen Mitteln.

So sandte Manu seinen Sohn zu Shiva, und dieser verbeugte sich, faltete die Hände und sprach demütig und entzückt zum großen Herrn:
Oh Herr, mein Vater sagt, was immer es in den drei Welten gibt, das ist sicherlich dein. Darum brauchen wir über die Reste eines Opfers gar nicht erst reden. Bitte vergib mir alles, was ich aus Unwissenheit tat oder sprach, oh Herr. Ich entschuldige mich mit gebeugtem Haupt.

Auch Vater Manu beugte vor Shiva sein Haupt und bat um Vergebung. Da kamen jubelnd die himmlischen Scharen herbei, falteten ihre Hände und grüßten ehrfürchtig. Liebevoll lächelnd sah Shiva auf alle und sprach:
Was dein Vater sagt ist tugendhaft und wahr. Auch du hast die Wahrheit gesprochen. Und so gibt es keinen Zweifel, daß du würdig bist. Ich freue mich über deine heiligen Riten und übertrage dir das ewige Brahman, die tiefgründige Weisheit. Sei groß, und handle weise wie die Brahmanen. Nimm allen Reichtum an, den ich dir aus Liebe übergebe. Oh du Kluger, erfreue dich an der Welt ohne Ablenkung. Durch meine Gnade wirst du das gute Ziel mitsamt den opfernden Brahmanen erreichen.

Und während alle noch schauten, verschwand Lord Shiva. Hocherfreut kehrten auch die Götter in ihre Sphären zurück, und Manu und sein Sohn zogen heim. Und nach einem Leben voller Freude erreichte er die Region Shivas, ohne jemals wieder zurückkehren zu müssen. Das war die Geschichte, wie Shiva als Krishnadarshana dem Nabhaga die große Erkenntnis gab. Welch eine heilige und freudenspendende Geschichte! Der Kluge liest oder erinnert sich an sie sowohl am Abend als auch am Morgen, und wird ein weiser Kenner aller Mantras, damit er am Ende Erlösung erreicht.


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