Pushpak Shiva-Purana Buch 10Zurück WeiterNews

Kapitel 50 - Manifestation der Göttin für den Tod Durgamas

Die Weisen sagten:
Du Kluger, wir alle sind erpicht darauf, die Geschichten von Durga jeden Tag zu hören. Ach, erzähl uns noch eine wunderbare Geschichte von der Göttin. Du bist der beste Erzähler, und wir sind niemals gesättigt, dem Nektar deiner Worte zu lauschen.

Und Suta begann:
Der mächtige Sohn von Ruru namens Durgama bekam das Wissen der vier Veden als Segen von Brahma. Damit wurde er so stark, daß selbst die Götter dem nichts entgegenzusetzen hatten, und so verwüstete er die Erde und ließ die Götter im Himmel erzittern. Nun waren die Veden vernichtet und damit die heiligen Riten ruiniert, so daß selbst Brahmanen und Götter den Pfad des rechten Betragens verließen. Niemand bot mehr wohltätige Gaben an, niemand übte Buße, und weder Verehrung noch Opfer waren zu finden. Dadurch fiel eine gewaltige Dürre über die Erde her, die hundert schwere Jahre dauerte. Das Wehklagen in allen drei Welten war groß, und die Menschen litten gräßlichen Hunger und tödlichen Durst. Denn die Flüsse, Teiche und Wasserstellen trockneten aus, und alle Pflanzen welkten dahin.

Das Elend ließ die Götter Zuflucht zur großen Göttin suchen:
Oh Mahamaya, rette all deine Wesen. Zügle deinen Zorn, oder die Welten gehen unter. Du Ozean an Güte, du Hilfe für alle Leidenden, töte diesen Dämon wie du Sumbha und Nisumbha, Dhumraksha, Munda, Chanda, Raktabija, Mahisha, Madhu und Kaithabha getötet hast. Kinder machen sich bei jedem Schritt irgendwelcher Vergehen schuldig, doch wer auf Erden kann das ertragen außer der Mutter? Wenn die Brahmanen und Götter leiden, dann inkarnierst du dich, um ihnen zu helfen.

Nach dieser Bitte enthüllte die Göttin voller Mitgefühl ihre Gestalt mit den tausend Augen. In ihren vier Händen hielt sie Früchte und Wurzeln, Pfeil und Bogen und den Lotus, während ihr Antlitz vor Entzücken strahlte. Doch als sie das Elend ihrer Wesen erblickte, da füllten sich ihre Augen mit Tränen und sie weinte traurig für neun Tage und Nächte. Ihre Tränen wurden zu tausenden Wasserbächen, welche die Pflanzen, Kräuter und alle Lebewesen tränkten. Sie sammelten sich zu Flüssen und Seen, und schnell wuchsen wieder Früchte und Gemüse. Die Früchte in ihrer Hand gab sie an die Brahmanen und Götter, den Kühen gab sie saftiges und zartes Gras und allen Wesen, was sie benötigten.

Als alle wieder zufrieden waren, sprach die Göttin:
Was soll ich noch für euch tun?

Da berieten sich die Götter und sprachen dann:
Mensch und Tier sind wieder glücklich, doch sei gnädig und bring auch die Veden zurück welche Durgama genommen hat, oh Göttin.

Die Antwort war:
So sei es. Geht nur alle in eure Regionen zurück. Es wird nicht lange dauern, und ich gebe euch die Veden wieder.

Freudig verbeugten sich die Götter vor der großen Mutter mit den Augen wie blaue Lotusblüten und kehrten heim ihn ihre Sphären. Doch durch die drei Welten ging ein heftiges Wühlen, was Durgama aufschreckte. Sogleich belagerte er die Stadt, doch die Göttin schuf einen Ring aus Glanz um diese, damit die Götter geschützt wären. Sie selbst kam heraus und kämpfte mit dem Dämon. In heftiger Schlacht flogen die Pfeile hin und her und bohrten sich in die Rüstungen der Kämpfenden.

Doch plötzlich traten aus der Göttin zehn schöne und wunderbare Gestalten heraus, nämlich Tara, Chinnamasta, Shrividya, Bhuvaneshvari, Bhairavi, Bagala, Dhumra, Shrimattipurusundari, Matangi und Mahavidya, und sie alle trugen Waffen in ihren Händen (vermutlich die zehn Mahavidyas, siehe auch Anhang 1 im Mahanirvana Tantra). Ihnen zur Seite standen in nur einem Moment unzählige himmlische Mütter mit der Mondsichel im Haar und blitzeshellem Glanz. Nun weitete sich der Kampf zur schrecklichen Schlacht zwischen Dämonenscharen und Müttern, wobei die Dämonen alle vernichtet wurden. Die Göttin traf Durgama mit dem Dreizack, und er fiel wie ein gefällter Baum zur Erde. Nach seinem Tod gab die Göttin die geretteten Veden wieder an die Götter zurück.

Und die Götter sprachen:
Oh Göttin, für unser Wohl hast du die Gestalt mit den vielen Augen angenommen, und deshalb werden dich die Heiligen als Shatakshi (hundertäugig) verherrlichen. Und weil du die Welten mit Nahrung erhältst, die aus deinem Körper sprießt, wirst du Shakambhari (nährend) genannt. Weil du den Dämon Durgama getötet hast, nennen wir dich Durga. Verehrung sei dir, oh Mutter des Universums, oh Mahabala (Starke), die in der Yoga-Stille Weisheit spendet. Verehrung der Heldin, die in der Welt als höchste Göttin bekannt ist und in der großen Verkündigung als Tat tvam asi - Das bist du! Oh Mutter, wir können deine Macht und Größe nicht erkennen und dich keineswegs angemessen loben, denn du bist mit Worten, Taten oder Gedanken nicht erreichbar. Wer außer dir, oh Mutter, könnte uns Göttern ihre Gunst erweisen? Es ist dein Werk, wenn die drei Welten nicht voller Hindernisse sind und unsere Feinde vernichtet werden.

Die Göttin antwortete:
So wie die Mutterkühe immer besorgt um ihre Kälber sind und alles für sie tun, so werde ich agieren, wenn ihr in Not seid. Ein Moment, in dem ich euch nicht sehe, erscheint mir wie ein Zeitalter, denn ich schaue auf euch als meine eigenen Kinder und werde alles für euch tun. Ihr Hingebungsvollen braucht keinen Gedanken an Sorge oder Furcht verschwenden, so lange ich bei euch bin und euren Kummer zerstreue. Wie ich Durgama tötete, werde ich immer die Dämonen töten. Zweifelt nicht daran, denn ich spreche die Wahrheit. Wenn Sumbha und Nisumbha wieder unter Menschen geboren werden, dann nehme ich meine Geburt als Tochter von Yasoda und Nanda, dem Kuhhirten. Dann werde ich die Dämonen erneut töten und ruhmreich sein, so daß mich die Menschen Nandaja nennen werden. Wenn ich die Gestalt einer Biene annehme, um den Dämonen Aruna zu töten, werde ich als Bahmari verherrlicht werden. Und wenn ich eine gräßliche Gestalt annehme, um die Dämonen zu verschlingen, dann werde ich als Bhima Devi berühmt sein. Immer, wenn die Dämonen Not und Qual bringen, dann inkarniere ich zu eurem Wohl. Die Göttinnen Shatakshi, Shakambhari und Durga sind identisch, denn ihre Essenz ist die Eine. Doch es gibt keine Göttin, die mitfühlender wäre als Shatakshi, denn sie weinte neun Tage lang, als sie die Wesen leiden sah.


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