Pushpak Shiva-Purana Buch 10Zurück WeiterNews

Kapitel 51 - Heilige Riten

Die Weisen baten:
Oh gesegneter Schüler von Vyasa, du Bester unter den Kennern der Puranas, wir möchten mehr von dir hören, lieber Suta. Erzähle uns von den vorzüglichen und heiligen Riten der Großen Mutter Uma, welche einst Vyasa von Sanatkumar erfuhr.

Suta sprach:
Ihr seid gesegnete und große Seelen und so standhaft in der hingebungsvollen Verehrung der Göttin. Also hört das wohlgehütete Geheimnis der großen Shakti (wie es einst Vyasa wie folgt erfragte).

Vyasa bat:
Oh allwissender Sanatkumar, du kluger Sohn von Brahma, ich möchte etwas von den wunderbaren, heiligen Riten der Uma erfahren. Bitte sage mir, was für die Göttin angenehm ist. Was ist wirksam und wie macht man es?

Sanatkumar antwortete:
Oh Vyasa, höre die vollständige Beschreibung von dem Geheimnis, nachdem du fragst. Es gibt drei Wege zur glorreichen Mutter, die alle weltliche Freuden und Erlösung beinhalten. Es sind der Pfad der Erkenntnis, der Pfad der heiligen Riten und der Pfad der Hingabe. Sie heißen auch Jnana-Yoga, die Einheit von Geist und großer Seele, Kriya-Yoga, die Einheit mit externen Objekten, und Bhakti-Yoga, die Erkenntnis der Einheit von großer Seele und Göttin. Ich werde dir vom Kriya-Yoga mehr erzählen. Die heiligen Schriften sprechen davon, daß man Hingabe durch Handlungen erlangen kann, Erkenntnis durch Hingabe und Befreiung durch Erkenntnis. Also, du Bester, das Beste für die Befreiung des Geistes ist Yoga, und Kriya-Yoga ist hiervon das beste Mittel. Erkenne die Illusion als Natur und den Träger der Illusion als das ewige Brahman. Erkennt man wahrhaft, daß beide eins sind, wird man von den Banden der Welt befreit.

Oh Vyasa, höre vom Verdienst, wenn man der Göttin einen Tempel baut, sei er aus Stein, Lehm oder Holz. Er gleicht dem Verdienst, den man gewinnt, wenn man täglich die Göttin durch Yoga verehrt. Und man ermöglicht tausenden Mitgliedern seiner Familie in Vergangenheit und Zukunft die Befreiung zu erlangen. Wird das Fundament für den Tempel gelegt, löscht das im gleichen Moment alle großen und kleinen Sünden aus, die man in Millionen Leben begangen hat. Die glorreiche Mutter ist die Beste unter den göttlichen Wesen, so wie Ganga und Soma die besten Flüsse sind, die Erde die größte Geduld hat, der Ozean am majestätischsten ist und die Sonne der beste Himmelskörper. Sie ist auch die bedeutendste Göttin, und wer ihr einen Tempel baut, gewinnt sich Macht und Kraft in jeder Geburt. Und wenn der Tempel an heiligen Orten wie Varanasi, Kurukshetra, Prayaga, Pushkara, am Ufer der Ganga oder des Meeres, Naimisha, Shriparvata, Gokarna, Jnanaparvata, Mathura, Ayodhya oder Dwaravati erbaut, der gewinnt sich die Befreiung. Der wird im himmlischen Reich der Göttin (Manidvipa) für so viele tausend Jahre geehrt, wie viele Jahre der Tempel bestehenbleibt.

Wer ein Abbild der Göttin mit all ihren Merkmalen erschafft, erreicht ohne Furcht das Reich der glorreichen Göttin. Und wer das Abbild zu einer glücksverheißenden Zeit unter der rechten Sternen- und Planetenkonstellation errichtet, der wird zufrieden und gesegnet durch die Gunst der Göttin. Auch erlöst man die Mitglieder seiner Familie in Vergangenheit und Zukunft. Wer ein Abbild der Göttin aufstellt, gewinnt sich mehr Verdienst, als der, der die drei Welten aufbaut. Und wer sogar die fünf Götter (Sonne, Ganesha, Durga, Rudra und Vishnu) errichtet mit der Göttin in der Mitte und die anderen nach den Himmelsrichtungen, dessen Verdienst ist unermeßlich.

Man gewinnt sich auch großen Verdienst, wenn man die Namen Vishnus während der Eklipse von Sonne und Mond eine Millionen mal wiederholt, die von Shiva einhundert Millionen mal und die der Göttin eine Millionen mal. Und wer einen Tempel für die Göttin baut, die mit den Veden identisch ist, und ein Abbild von ihr erschafft, für den ist nichts unerreichbar, denn ihm verleiht die herrliche Mutter großen Verdienst. Seine Sünden schwinden, und seine Familie erblüht. Selbst wer sich im Geiste wünscht, ein Abbild errichten zu können, kommt schon in das herrliche Reich der Uma, was sogar den Weisen schwerfällt. Wenn jemand beim Anblick eines Tempels oder Abbildes denkt: Wenn ich genügend Reichtum habe, dann mache ich das auch - der schickt seine Familie ohne Zweifel in den Himmel. Denn was könnte man in den drei Welten mit der Gunst und Macht der großen Göttin nicht erreichen?

Wer einzig bei der Göttin, dieser Ursache des Universums, Zuflucht sucht, ist kein gewöhnlicher Mensch, sondern ein Geisterwesen aus dem Gefolge der Göttin. Und wer Tag und Nacht die beiden Silben „U-ma“ wiederholt, während er sitzt, läuft oder schläft, der wird zu einem Geisterwesen im Gefolge der Göttin. Ins Reich der Uma kommen die, die sie mit Blumen, Düften oder Lichtern verehren, sei es in der täglichen Routine oder zu speziellen Anlässen. Das gleiche Ziel gewinnen sich die, welche den Altar der Göttin mit Kuhdung oder Lehm säubern.

Die glorreiche Mutter spricht jeden Tag:
Mögen meine Verehrer für hundert Jahre leben. Mögen sie kein Opfer von Widrigkeiten werden.

Was immer man sich hingebungsvoll wünscht, nachdem man ein Abbild der Göttin erschaffen, aufgestellt und verehrt hat, das erfüllt sich. Und wer könnte den Verdienst in Worte fassen, den man erhält, wenn man das Abbild erst mit Honig einschmiert und dann mit geklärter Butter rituell badet? Man kann zur Reinigung auch Wasser mit duftendem Sandel, Agarbaum, Kampfer oder Nussgras nehmen oder die Milch einer einfarbigen Kuh.

Das Opfer sollte von Düften mit 18 Inhaltsstoffen ausgeführt werden, und der Docht der geschwenkten Lichter sollte in geklärter Butter oder Kampfer stecken. Am fünften, achten, neunten und zehnten Tag der dunklen Monatshälfte und zu Neumond ehrt man die Mutter der Welten mit duftenden Blumen. Man soll die Hymnen für die göttliche Mutter (Jananisukta, Devisukta, Shrisukta) oder das große Mantra aufsagen. Die Mutter mag besonders den Lotus, doch eigentlich alle Pflanzen außer (das blau blühende) Vishnukranta und Tulsi (Basilikum). Wer der Göttin goldene oder silberne Blumen darbietet, kommt in das große Reich, in dem die Siddhas leben.

Nach dem Ritus sollte man um Vergebung der Sünden bitten:
Oh Göttin, oh Glücksbringerin, sei zufrieden.

Mit lieben Worten preise man die Göttin und meditiere über sie, wie sie auf dem Löwen sitzt mit all ihren Segen und der majestätischen Schutzgeste. Dann opfere man der wunscherfüllenden Göttin reife Früchte und Speisen. Wer von solchen der Göttin geopferten Speisen ißt, schüttelt allen Schmutz ab und wird rein.

Wer den Ritus für die Göttin am dritten Tag der hellen Hälfte des Monats Chaitra ausführt, wird von allen weltlichen Banden befreit und gewinnt das höchste Ziel. An diesem Tag sollte man auch das Festival (dolotsava) durchführen, und dabei die Mutter der Welten mit Blumen, Zinnober, Kleider, Kampfer, Aguru, Sandel, Düften und Räucherwerk, Lichtern, Speisen, Girlanden und anderen schönen Gaben ehren. Dann diene man der Göttin, dieser Ursache aller Freuden zusammen mit Shiva. Denn sie gewährt einem alle Wünsche, wer die Riten in diesem Festival auf rechte Weise und in jedem Jahr ausführt.

Der dritte Tag der hellen Hälfte von Vaisakha wird Akshayatritiya genannt. Ohne Nachlässigkeit sollte man die Riten der Göttin an diesem Tag ausführen. Man ehre Gauri (die Goldene, Parvati) und Shiva mit Jasmin, Orchideen, Hibiskus, Mittagsblume oder Lorbeer und Lotus Blumen, denn das vernichtet Sünden, die in Millionen Leben in Gedanken, Worten und Taten begangen wurden. Dann erfreut er sich ganz und gar an den vier Lebenszielen.

Für einen, der mit Hingabe die Verehrung der Göttin mit allen Riten am dritten Tag der hellen Hälfte von Jyeshtha begeht, ist nichts unerreichbar.

Am dritten Tag der hellen Hälfte von Ashadha feiere man nach seinen Möglichkeiten das Wagenfestival (rathokshana), denn es erfreut die Göttin außerordentlich. Der Wagen ist die Erde, die beiden Räder sind Sonne und Mond, die Pferde die Veden, und der Wagenlenker ist der lotusgeborene Brahma. Den Wagen sollte man mit Juwelen und Blumen schmücken und dann die Göttin darin aufstellen. Der Kluge stellt sich vor, daß die glorreiche Mutter inmitten des Wagens sitzt und die Welt mustert, um sie zu beschützen. Solange der Wagen fährt, jubele man: „Oh Göttin, du bist den Geplagten gnädig gesinnt, beschütze uns, denn wir suchen Zuflucht bei dir.“ Die Göttin wird mit Musik gnädig gestimmt, während der Wagen bis an den Rand der Ortschaft gebracht wird. Die Göttin wird im Wagen verehrt und viele Hymnen gesungen. Dann bringt man die Göttin im Wagen zurück, verbeuge sich hundertmal vor ihr und bete zu ihr.

Wer die heiligen Riten und die Verehrung der Göttin am dritten Tag der hellen Hälfte von Sravana und Bhadrapada begeht, erhöht und erfreut seine ganze Familie. Er geht am Ende in die Sphäre der Mutter ein als eine der höchsten Welten.

Wer die heiligen Riten von Navaratra (neun Nächte) in der hellen Monatshälfte von Aswina begeht, der erfüllt unzweifelhaft all seine Wünsche. Weder Brahma oder Shiva, Kartikeya noch irgendwer sonst könnte den Verdienst des Navaratra Ritus adäquat beschreiben. Mit diesem Ritus gewann sich König Suratha, der Sohn von Virata, sein verlorenes Königreich zurück. Ebenso machte es Sudarshana, der kluge König von Ayodhya, Sohn von Dhruvasandhi. Und der Händler Samadhi besänftigte die Göttin mit eben diesem Ritus, wurde von weltlichen Banden befreit und erlangte Erlösung. Denn die Göttin erfüllt alle geistigen Wünsche, wenn der Ritus rechtens am dritten, fünften, siebten, achten, neunten und vierzehnten Tag der hellen Hälfte von Aswina ausgeführt wird.

Am dritten Tag der hellen Hälfte von Kartika, Margashira, Pausha, Magha und Phalguna wird die Göttin am besten mit roten Blumen wie z.B. Oleander geehrt, Düften, Rauchwerk usw. Frauen gewinnen sich mit achtsamer Verehrung ein glückliches Eheleben, und Männer Gelehrtheit, Kinder und Wohlstand. Riten wie das Umamaheshvara gefallen der Göttin. Man übe sie hingebungsvoll aus, wenn man sich die Erlösung wünscht.

Diese Abhandlung ist höchst verdienstvoll und erhöht die Hingabe an das Göttliche. Die verschiedenen Geschichten darin enthalten sowohl weltliche Freuden als auch Erlösung. Wer es respektvoll liest, hört oder erzählt erreicht die höchste Gottheit. Wer es in seinem Heim als Buch von schöner Hand geschrieben bewahrt und es achtsam ehrt, erfüllt sich alle Wünsche. Es wird keine Angst vor Gespenstern und bösen Geistern geben, aber dafür reichen Kindersegen und Wohlstand. Das zauberhafte und verdienstvolle Uma Samhita sollte immerzu gehört und gelesen werden von denen, welche die Hingabe an Shiva suchen.

OM - Ende des Uma Samhita


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