Pushpak Shiva-Purana Buch 10Zurück WeiterNews

Kapitel 48 - Tod der Dämonen Sumbha und Nisumbha durch die Göttin

Der König fragte:
Oh heiliger Herr, lieber Brahmane, was unternahm Sumbha, dieser Unterdrücker der Götter, als er vernahm, daß alle seine Abgesandten den Tod gefunden hatten? Bitte erzähl es uns, denn wir möchten die reinigende Geschichte von der Göttin hören, dieser Ursache des Universums.

Der Weise sprach:
Nun König, der mutige Sumbha rief alle Gefolgsleute herbei, die schon beim Gedanken an Schlacht freudig erregt waren:
Mögen sich auf meinen Befehl alle Arten von Dämonen mit ihren Heeren einfinden, denn wir marschieren in den Kampf mit aller Hoffnung auf Sieg.

Auch Sumbha und Nisumbha bestiegen ihre Streitwagen und fuhren los. Und wie ein Mottenschwarm sich vom Berg erhebt, so folgten ihnen ihre Armeen in den sicheren Tod. Alle Arten von Trommeln dröhnten, die Krieger jubelten enthusiastisch, und die Feigen flohen um ihr Leben. Stark und gesund zeigten sich die Kämpfer in ihren Rüstungen und mit ihren Waffen, sich gegenseitig neckend, denn jeder gierte nach Sieg. Die Reiter auf den Elefanten blickten zwar mit Gleichmut auf ihre Feinde, doch in der Nähe des Herrn der Dämonen jubelten sie laut. Der Lärm des Heeres ließ die Götter erzittern, und eine große Dunkelheit senkte sich vom Himmel herab. Selbst die Sonne war kaum noch zu sehen. Im Heer der Dämonen marschierten die Fußsoldaten in Menge, auch Streitwagen, Pferde und Elefanten mit ihren Kriegern waren nicht zu zählen. Die brünstigen Elefanten glichen schwarzen Bergen und trompeteten laut. Die braunen Hügel dazwischen waren die heiser schreienden Kamele. Die Pferde wieherten und trugen große Ornamente um den Hals. Sie waren so groß, daß sie leicht ihre Hufe auf den Kopf eines Elefanten setzen konnten und rannten so schnell, wie Vögel fliegen.

Als die Göttin die Armee herankommen sah, spannte sie den Bogen und hieß die Feinde mit dem lauten Klang ihres Muschelhorns willkommen. Auch der Löwe schüttelte seine Mähne und brüllte. Nisumbha richtete sinnliche Worte an die Göttin, denn er wußte um die Gefühle schöner Frauen:
Selbst ein Blütenblatt vom Jasmin würde dich, schöne Frau, verunzieren. Wie kannst du nur auf eine gräßliche Schlacht erpicht sein mit diesem wunderschönen Körper?

Doch die Göttin antwortete dem Dämonen:
Oh Narr, dein Geschwätz ist umsonst. Kämpfe oder kehre in die niederen Regionen zurück (wo Dämonen hingehören).

Das erzürnte den Helden, und er entsandte einen wunderbaren, regengleichen Schauer an Pfeilen. Auch alle anderen Dämonen entließen ihre Speere, Wurfäxte, eisernen Keulen, alle Arten von Pfeilen und Wurfgeschossen. Über den dunklen Rücken der hin- und herwogenden Elefanten wehten die weißen Banner von Sumbha und Nisumbha wie schwebende Kraniche. Doch die Dämonen wurden von der Göttin und den ihr zur Seite stehenden Geisterscharen zerschmettert wie kleine Fische, die Pferde geköpft und getötet, und der Löwe verschlang die Fußsoldaten. Über das Schlachtfeld flossen Ströme von Blut, in denen die Toten trieben, ihr Haar war verschlungen wie Moos, und die losen Kleiderfetzen trieben wie weißer Schaum auf den Wellen. Die Schlacht war gewaltig, Fußsoldaten kämpften gegen Fußsoldaten, Reiter gegen Reiter, Wagenkämpfer gegen Wagenkämpfer in gleichem Rang.

Und doch dachte Nisumbha im Inneren:
Es hat eine seltsame Zeit begonnen. Mir scheint, ein armer Mann kann reich und ein Reicher arm werden. Ein Narr wird klug und ein Kluger dumm. Ein Schurke wird von den Edlen gelobt, und die großen Helden können besiegt werden, so daß der Schwache siegreich aus dem Kampf hervorgeht. Sieg oder Niederlage folgen der Haltung des Herrn. Das ist ein Gesetz, das nicht einmal Shiva, Brahma oder Vishnu umgehen können. Helden kommen nicht zum Schlachtfeld, um umzukehren. Doch wie können wir siegen, nachdem diese Dame unser Heer vernichtet hat? Wahrlich, die Dame ist die uranfängliche Natur. Die Shakti Shivas kam her, um den Göttern zu helfen und die Dämonen zu vernichten. Sie kann keinesfalls eine gewöhnliche Frau sein. Es ist eine Schande für jene, die sich Ruhm im Kampfe wünschen, von einer Frau besiegt zu werden oder eine Frau zu töten. Doch wie können wir unserem König gegenübertreten, ohne zu kämpfen?

So überlegte Nisumbha in seinem großen Streitwagen und eilte dann zur Göttin, der Gemahlin Shivas, deren Jugend die himmlischen Damen suchen. Und er sprach zu ihr:
Oh Göttin, welchen Sinn macht es, die Söldner zu töten? Wenn du es wünschst, dann laß uns beide gegeneinander kämpfen, ein jeder in seine kriegerische Rüstung gehüllt.

Da gedachte die Göttin der vergänglichen Zeit und sprach zu ihr:
Sieh nur die törichten Absichten der beiden Dämonen. Die Zeit treibt zu guten und bösen Taten und verwirrt den Geist, wenn Unglück droht.

Nisumbha entließ tausende Pfeile, welche die Göttin mit leichter Hand und ihren eigenen Pfeilen in tausende Teile zerstückelte. Da erhob er das glänzende Schwert und traf den Löwen am Kopf. Doch sie spaltete mit ihrem Schwert das seine, als ob ein Holzhacker mal eben Holz spaltet. Als nächstes warf er einen Speer auf ihre Brust, doch auch dieser wurde abgewehrt. Dann schleuderte er einen Dreizack, den sie mit ihrer Faust zermalmte. Zum Tode entschlossen packte da der Dämon eine Keule und griff sie an. Doch sie machte Staub aus der Keule mit der Spitze ihres Dreizacks. Schnell ergriff Nisumbha eine neue Keule und zersplitterte ihren Dreizack. Nun traf die Göttin den Dämonen mit vielen, spitzen und gräßlichen Pfeilen, welche wie giftige Schlangen das Blut des Dämonen tranken und ihn zu Boden schickten.

Als Sumbha sah, wie sein starker und ehrenvoller Bruder fiel, da wurde er rasend. Der achtarmige Dämon ließ seinen Streitwagen zur Göttin fahren, wo sie ihn mit dem Klang ihrer Muschel Arindama („Feindebezwinger“) und dem unerträglichen Sirren ihrer Bogensehne empfing. Der Löwe schüttelte brüllend seine Mähne, wovon der Himmel dreimal nachhallte. Die Mutter lachte so dröhnend und laut, daß die Dämonen vor Furcht erzitterten. Und die Götter jubelten schon „Sieg“, als sie den König der Dämonen solcherart zum Kampf forderte. Sumbha schleuderte einen glänzenden Speer, der helle Funken sprühte, doch ein Meteor schlug ihn nieder. Die Göttin zerteilte die Wolke aus Pfeilen, welche der Dämon aussandte, doch auch er wehrte ihre Pfeile ab, indem er sie in tausend Teile zersplitterte. Daraufhin erhob sie den Dreizack und traf, so daß er wie ein Berg, dem Indra die Schwingen abgehauen hatte, ohnmächtig zu Boden sank. Bei seinem Fall erbebte Himmel, Erde und Meere. Mit großen Schmerzen erschuf der Dämon zehntausend Hände, mit denen er den Diskus auf die Göttin und den Löwen warf. Spielerisch zerstückelte sie den Diskus und traf den Dämonen erneut mit dem Dreizack. Diesmal traf er wie sein jüngerer Bruder von der Lotushand der Göttin auf den Tod und gewann sich das große Ziel, um das Universum zu heiligen. Nachdem die Führer Sumbha und Nisumbha getötet waren, gingen die Dämonen in die unteren Bereich. Manche verschlang der Löwe, und ein kleiner Rest floh panisch in alle Richtungen davon. Nun flossen die Ströme wieder mit reinem Wasser ihren Weg, die Winde bliesen sanft, und der Himmel wurde klar. Die Götter und Heiligen belebten die Opfer erneut, und Indra und die Götter fühlten reines Glück.

Oh König, diese Geschichte der Göttin ist heilig und verdienstvoll, denn sie beschreibt die Vernichtung des Dämonenkönigs. Wer sie mit Vertrauen liest, erfreut sich aller weltlichen Freuden und erlangt hernach die Region der Göttin, die selbst für Götter schwer erreichbar ist. So kam die Göttin in die Welt. Man nennt sie auch Sarasvati, Uma, Ambika, Chandika, Kali oder Durga, oh König, wenn sie sich als Teil der großen Mutter manifestiert.

(König Surathi und Händler Samadhi übten daraufhin Askese und verehrten die Göttin. Sie erschien und gewährte ihre Wünsche: Der König bekam sein Reich zurück und wurde als Sonnengott und Manu wiedergeboren, und der Händler erlangte Weisheit und die Befreiung von allen weltlichen Sorgen. Siehe auch Devi-Mahatmya z.B. im Markandeya Purana ab Kapitel 81.)


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