Pushpak Shiva-Purana Buch 10Zurück WeiterNews

Kapitel 47 - Aufstieg der Dämonen Sumbha und Nisumbha

Der Weise erzählte:
Es gab einst die Dämonen Sumbha und Nisumbha, welche mit großer Macht die drei Welten angriffen. Die Götter wurden durch die Brüder sehr gequält, flohen in den Himalaya und baten die große Mutter aller lebenden Wesen um Beistand.

Die Götter flehten:
Oh Göttin Durga, dir gebührt der Sieg. Sei siegreich, du von allen Geliebte und Verehrte. Verehrung sei dir, du Quell allen Schutzes in den Welten. Verehrung sei dir, du Verleiherin von Erlösung, Verehrung der großen Mutter, du Ursache von Schöpfung, Erhaltung und Vernichtung der Welt. Du Göttin in Gestalt von Kalika, Tara, Chinnamasta, Srividya, Verehrung sei dir. Oh Göttin der Welten, Verehrung dir in Form von Bhairava, Bagalamukhi (mit dem Storchgesicht) und Dhumavati. Verehrung Dir in Form von Tripurasundari, Matangi, Ajita (die Unbesiegte) und Vijaya. Verehrung dir als Jaya, Mangala und Vilasini. Verehrung dir als Milchmädchen und auch als Monster. Verehrung sei dir Göttin, du Unbesiegte von ewiger Gestalt, die Beschützerin aller, die bei ihr Zuflucht suchen. Verehrung sei dir Göttin, die durch die Veden erkennbar ist, du große Seele, du Heldin der ersten Welten dieses Universums.

Das Lob freute die Segenspenderin sehr, und so sprach sie zu den Göttern:
Wen lobt ihr hier gerade?

Sogleich kam eine Jungfrau aus der Göttin hervor, und bevor die Götter zwinkern konnten, sprach sie zur Göttin in großer Ehrfurcht:
Oh Mutter, das Lob gilt mir, denn die Himmlischen werden von den Dämonen Sumbha und Nisumbha verfolgt.

Da die Jungfrau aus dem Inneren der Göttin hervortrat, wurde sie Kausika genannt, auch Vernichterin des Dämonen Sumbha, Matangi und Ugratarika. Dann wandte sie sich an die Götter:
Seid nur ohne Furcht, ihr Götter, und verweilt hier. Ich werde euch helfen, was mir leichtfällt, denn ich bin unabhängig.

Dann verschwand die Göttin. Doch wenig später sahen Chanda und Munda, die beiden Begleiter von Sumbha und Nisumbha, sie mit Erstaunen. Sie war so schön, daß sie bei ihrem Anblick in Ohnmacht fielen. Als sie zurückkamen, berichteten sie:
Oh König, wir erblickten eine schöne Dame, so etwas haben wir noch nie gesehen. Sie reitet auf einem Löwen auf dem malerischen Gipfel des Himalaya. Ihr dienen reizvolle, himmlische Mädchen mit ehrfürchtig gefalteten Händen. Sie massieren ihre Füße und Hände, schmücken ihre Zöpfe und schminken ihre Augen. Eine Maid hält ihr einen Spiegel vor, eine andere gibt ihr Betelblätter mit Nelke und Kardamom. Eine kümmert sich um den Spucknapf direkt vor ihr, und andere Mädchen zieren sie mit Ornamenten und Kleidern. Ihre Schenkel sind so rund wie die Stämme der Platanen. Ihre Nase ist sanft gebogen, und ihre Glieder schimmern so samtig wie Schlangenhaut. Sie trägt einen wunderbaren Gürtel, und die Glöckchen an ihren Knöcheln klingeln lieblich. Über ihrem nach Moschus duftendem Busen winden sich Perlenketten, und viele andere Ketten schmücken ihren ganzen Körper. An ihren Ohren glitzern Juwelenohrringe. Ihr Haar ist so schön, und ihre weiten Augen strahlen in ihrem Antlitz. Ihre Blumengirlanden verwelken nie, Armreifen glänzen an ihren Gelenken, und an jedem Finger sieht man goldene Ringe. Wenn sie ihre Hände bewegt, dann glitzert es. Weiße Stoffe umhüllen sie, und auf ihrer Stirn prangen safranfarbene Ornamente und der Mond. Sie erglänzt wie der Blitz, ihre Brüste wogen, kostbare Kleider und Ornamente strahlen an ihr, und an ihren acht erhobenen Armen sieht man vorzügliche Waffen. Es gibt keine vergleichbare Dame unter den Göttern, Dämonen, Nagas oder himmlischen Nymphen. Sie ist das Juwel unter den Damen, und du, oh König, bist das Juwel unter den Männern. Nur du verdienst das Vergnügen, sich mit ihr zu vergnügen.

Nach diesen Worten seiner beiden Getreuen sandte Sumbha den Boten Sugriva zu der Dame:
Finde die schöne Dame auf dem schneebedeckten Berg, überbringe ihr meine Botschaft und schaff sie sofort her.

Es eilte Sugriva, dieser treffliche Dämon, zum Himalaya und sprach zur großen Göttin, der Mutter des Universums:
Oh zarte Dame, der Dämon Sumbha und sein Bruder Nisumbha sind sehr mächtig und stark und berühmt in allen drei Welten. Ich bin ein Bote von Sumbha, oh Göttin, und kam mit folgender Botschaft zu dir. Bitte hör sie an: Ich habe Indra und andere in der Schlacht besiegt und ihre Schätze an mich genommen. Ich erfreue mich am Anteil der Götter, die ihnen in Opfern dargebracht werden. Du bist eine Perle unter den Damen und viel kostbarer, als andere Perlen und Juwelen. Komm zu mir oder meinem jüngeren Bruder in liebender Zuneigung.

Da sprach die Göttin Mahamaya (große Illusion), die geliebte Gefährtin von Shiva, zum Boten:
Guter Bote, du sprichst keine Lüge, sondern die Wahrheit. Doch ich habe einen Eid geschworen, daß ich nur den zum Gatten erwähle, der mich in der Schlacht und damit meinen Stolz besiegt. Überbringe deinen Herrschern meine Worte, und sie mögen handeln, wie es ihnen gut dünkt.

Also kehrte Sugriva heim und überbrachte die Antwort. Ärgerlich sprach da der strenge Herrscher Sumbha zu seinem besten General Dhumraksha:
Geh mein Lieber, und bring die schöne Dame zu mir. Habe keine Angst vor dieser Aufgabe, wenn sie kämpfen will, dann kämpfe ernsthaft mit ihr.

So zog Dhumraksha mit einem eindrucksvollen Heer vor die Göttin, die eine Verkörperung von Uma war, und sprach:
Werte Dame, nähere dich meinem Herrn. Wenn nicht, dann soll ich dich töten. Sieh, mich begleiten 60.000 Dämonen-Krieger.

Die Göttin sprach:
Oh Held, der König der Dämonen sendet dich. Doch wenn du mich töten willst, was kann ich da für dich tun? Nun, ein Kampf ist wohl unausweichlich.

Zürnend stürmte da Dhumraksha gegen die Dame, doch er wurde von einer einzigen Silbe „Hum“ verbrannt, welche sie aussprach. Seitdem wird die Göttin auch Dhumavati (die Rauchausstoßende) genannt. Wer sie besänftigen kann, dem vernichtet sie Scharen von Feinden. Nachdem Dhumraksha tot war, zermalmte der wütende Löwe das Heer, und wer konnte, floh davon. Als Sumbha hörte, daß die Göttin seinen besten General getötet hatte, da biß er sich wütend auf die Lippen und sandte die Dämonen Chanda, Munda und Raktabija zu ihr. Auch sie schauten die Göttin, wie sie majestätisch auf ihrem Löwen saß und die Himmelsrichtungen mit Glanz wegen ihrer besonderen Fähigkeiten erfüllte. Die Anführer sprachen:
Oh Dame, eile dich und geh zu Sumbha und Nisumbha. Sonst werden wir dich und deinen Löwen töten. Wähle unseren Herrscher zum Ehemann. Er wird von den Wächtern der Himmelsrichtungen und vielen anderen gelobt, und du kannst dich an einer Glückseligkeit erfreuen, an der sich nicht einmal die Götter erfreuen können.

Lächelnd gab die Göttin zur Antwort:
Lord Shiva, das große Brahman, der ewige Gott ist ohne ein Zweites. Selbst die Veden können dies nicht begreifen, noch Vishnu oder andere. Ich bin seine subtile Natur. Wie könnte ich einen anderen zum Gatten wählen? Selbst wenn eine Löwin von Liebe überwältigt wird, nimmt sie keinen Schakal zum Gemahl. Eine Elefantendame nimmt keinen Esel und eine Leopardin keinen Hasen. Oh Dämonen, ihr sprecht vergebens, denn euch umschlingt die Schlange des Todes. Versteckt euch schnell in den niederen Regionen, oder, wenn ihr den Mut und die Macht habt, dann kämpft.

Auf diese provokativen Worte hin, meinten die Dämonen:
Wir töten dich nicht, denn du bist eine Frau. Doch wenn es dich nach Kampf gelüstet, dann halte dich bereit mit deinem Löwen.

Sogleich begann die Schlacht, in der viele scharfe Pfeile hin- und herflogen. Spielerisch kämpfte die Göttin eine Weile mit den Dämonen, doch am Ende kamen sie trotz ihrer feindlichen Gefühle in die Welt, in welche die Verehrer der Göttin eingehen.


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