Pushpak Panchatantra Buch 3Zurück WeiterNews

Drittes Buch - Krieg der Krähen und Eulen

Hier beginnt das dritte Buch, genannt „Der Krieg der Krähen und Eulen“, dessen erste Strophe ist folgende:

Vertraue nie früher bekämpften Feinden, und wenn sie auch Freundschaft mit dir geschlossen haben! Sieh, wie in Brand steht der Eulen Höhle, von Glut verzehrt, welche die Krähen schürten.

Es wird nämlich erzählt: In einer Provinz des Südens liegt eine Stadt namens Mahilaropya. In deren Nähe ist ein Feigenbaum, reich an Zweigen und beschattet von einem überaus starken Blätterdickicht. Und da wohnte der König der Krähen namens Meghavarna (der„Wolkenfarbige“) mit seinem Gefolge von vielen Krähen. Dieser hatte sich eine Festung daselbst gebaut und brachte darin mit seinen Untertanen seine Zeit zu. Gleicherweise wohnte nahebei in einer Berghöhle, die seine Festung war, der Eulenkönig namens Arimardana (der „Feindezermalmer“) mit seinem Gefolge von unzähligen Eulen. Und dieser kam in jeder Nacht herbei und umschweifte den Feigenbaum von allen Seiten, und wie der Eulenkönig irgendeine Krähe zu packen bekam, brachte er sie von alter Feindschaft beherrscht um und ging dann weg. Auf diese Weise wurde die Burg dieses Feigenbaums infolge des beständigen Angriffs durch ihn allmählich der Krähen beraubt. (siehe auch MHB 10.1)

Das ist ja der Lauf der Welt. Denn es heißt: Wer voll Trägheit abwartet, wie eine Krankheit oder sein Feind sich ungestört ausbreiten, der wird ihr Opfer mit der Zeit. Und so: Wer nicht im ersten Augenblick Feind und Krankheit zu Boden schlägt, der wird am Ende ihr Opfer, wären ihm auch Leib und Macht noch so stark.

Da rief der König eines Tages alle Krähenminister zusammen und sprach: „Hört! Unser heftiger und mächtiger Feind kommt sobald die Nacht anbricht stets hervor und vollführt, dem Todesgott gleich, ein Morden unter den Unsrigen. Wie können wir ihn nun abwehren? Wir sehen ja bei Nacht nichts und kennen auch die Burg nicht, wohin er sich am Tage zurückzieht, um dahin zu gehen und ihn anzugreifen. Was ist also in dieser Lage auf angemessener Weise unter folgenden sechs Mitteln zu wählen: Friede, Krieg, Marsch, Abwarten, Schutzbündnis oder Doppelzüngigkeit? Dies überlegt und sagt rasch eure Meinung!“

Darauf sagten sie: „Majestät hat angemessen gesprochen, indem sie diese Frage vorgelegt hat. Man sagt ja: Selbst ungefragt soll ein Minister etwas sprechen. Doch wenn befragt, spreche er, was wahr und heilsam ist, mag es gefallen oder nicht. Wer gefragt, nicht guten Rat gibt, dessen Ausgang zur Freude gereicht, ist doch nur ein Feind, auch wenn er einem Schönrater und Wohlredner gleicht. Darum soll man, oh Erdenherrscher! des Rates pflegen insgeheim: Das ist das Mittel, durch welches sicherer Erfolg gewonnen wird.“

So fing König Meghavarna nun an, seine fünf auf ihn vererbten Minister mit Namen Udjivin, Sanjivin, Anujivin, Prajivin und Chirajivin („auflebend, zusammenlebend, nachlebend, vorlebend und langlebend“) je einzeln zu befragen. So fragte er denn zuerst unter ihnen den Udjivin: „Lieber! Was meinst du in dieser Lage?“

Dieser sprach: „Oh König! Mit einem Mächtigen soll man keine Feindschaft anfangen. Und dieser ist mächtig und macht seine Angriffe zur günstigen Zeit. Darum muß man sich mit ihm vertragen. Denn es heißt auch: Die dem Stärkeren sich beugen und bei gelegener Zeit losschlagen, von denen läßt das Glück nimmer, wie Flüsse nimmer rückwärts gehen. Und so: Verlassen soll man Rechtschaffene, Edle, Starke oder mit Brüdern fest Vereinte und sich dem Siegreichen verbinden, wäre er auch ein Feind. Selbst mit dem Schlechten mache Frieden, wenn du Lebensgefahr erkennst. Denn alles ist von dir gerettet, wenn dein Leben gerettet ist. Darum, weil dieser in vielen Kämpfen siegreich war, muß man sich vorzugsweise grade mit ihm vertragen. Man sagt auch: Wer in Freundschaft steht mit einem, der vieler Schlachten Sieger ist, dem werden durch dessen Macht rasch seine Feinde untertan. Friede begehre selbst mit Gleichen, denn der Sieg in der Schlacht ist zweifelhaft: Tue nichts, was Gefahr bringt! - Das ist das Wort Vrihaspatis (des Lehrers der Götter). Des Sieges Glück ist unsicher in den Schlachten der Kämpfenden: Drum schreite nimmer zum Kampf, ehe andre Mittel erschöpft sind. Wer aus Stolz sich nicht vertragen will, fiel oft durch seinesgleichen schon: Denn stoßen zwei ungebrannte Töpfe zusammen, so brechen sie beide entzwei. Mit einem Mächtigen kämpfen, bringt dem Ohnmächtigen den Tod, wie ein Stein, der einen Topf bricht, bleibt der Mächtige unversehrt.

Und ferner: Land, Freunde und Gold, die drei Dinge sind es, um die man Kriege führt. Wo von jenen nicht ein einziges vorhanden ist, da läßt sich keiner in einen Kampf ein. Der Löwe, der ein Mauseloch ausgräbt, das voll von kleinen Steinchen ist, verletzt entweder seine Klauen oder hat nur eine Maus zum Lohn. Wo also keine Frucht blüht und weiter nichts als böser Krieg droht, da soll man ihn nicht anregen, noch sich jemals darauf einlassen. Wird man von einem Stärkeren angegriffen, befolge man der Weide Brauch (sich biegsam zu beugen), wenn man sich des Glückes Erhaltung wünscht, aber niemals das Treiben der Schlange. - Denn der Weide Gebrauch folgend, gelanget man zu großem Glück: Doch wählt man der Schlange Treiben, dann verdient man nur den Tod. Schildkrötenartig zieht sich der Weise zusammen und erträgt Stöße selbst: Aber sowie die Zeit günstig ist, schießt er wie eine Schlange hervor. Und so: Wenn du in Krieg dich einließest, so ende ihn durch Friedfertigkeit: So entgehst du sowohl des Sieges Unstetheit als auch der Reue. Und so: Kein Gleichnis gibt's, das auswiese, daß man mit Starken kämpfen muß. Denn eine Wolke nimmt niemals dem Wind entgegen ihren Lauf.“ So gab Udjivin den Rat, versöhnlich zu sein und Frieden zu machen.

Nachdem er aber dieses gehört, sprach der König zu Sanjivin: „Lieber! Auch deine Meinung wünsche ich zu hören.“ Dieser sagte: „Majestät! Mir gefällt es nicht, daß man mit einem Feind Frieden schließe. Denn man sagt auch: Mit einem Feind schließe kein Bündnis, auch wenn er noch so freundlich ist: Denn Wasser, auch wenn es ganz heiß ist, löscht dennoch das Feuer aus. Überdies ist dieser Feind grausam und unersättlich und ohne alles Gefühl für Recht. Darum vor allen darfst du keinen Frieden mit ihm schließen. Denn man sagt auch: Wer weder Treue noch Recht kennt, mit solchem schließe keinen Bund! Auch fest verbunden, wird er plötzlich treulos sein aus Schlechtigkeit. Deshalb muß Krieg mit ihm geführt werden. Dies ist meine Meinung. Denn man sagt auch: Ein böser, gieriger, nachlässiger, falscher, sorgloser, feiger, unbeständiger, törichter oder kampfverachtender Feind ist mit leichter Mühe vernichtbar.

Außerdem sind wir es, die Unbill von ihm erlitten haben. Wenn wir nun von Frieden sprechen, dann wird er noch mehr seine unersättliche Wut zeigen. Man sagt auch: Bei einem Feind, wo nur Gewalt hilft, da schadet nur Friedfertigkeit: Welcher Verständige gießt Wasser auf einen, der im Fieber schwitzt? Friedfertige Worte entflammen einen zornvollen Feind noch mehr, gleichwie die Wassertropfen, die man plötzlich in heißes Fett spritzt.

Wendet man aber ein „Der Feind ist mächtig!“, so ist auch das unvernünftig. Denn man sagt auch: Ein kleiner, welcher tatkräftig einen großen Feind vernichtet, ist wie der mutige Löwe, der die Oberherrschaft vom Elefanten erringt. Mit List zu schlagen sind Feinde, die man nicht mit Gewalt schlagen kann, gleichwie Kichaka von Bhima in Frauentracht erschlagen wurde (siehe MHB 4.22). Und so: Wer sich dem Feind ausliefert, der liefert sich dem Gott des Todes aus: Denn einem Grashalm gleich gilt dem Feind, wer um Erbarmen fleht. Vor wessen Macht nicht andere Macht hinschwindet, wozu hat er - umsonst geboren! - der Mutter Jugendglanz geraubt? Fortuna, wenn sie nicht strahlt in Rosen aus Feindesblut, befriedigt nie und niemals der Klugen Sinn, wäre sie noch so schön. Wes Fürsten Boden nicht von Feindesblut feucht ist sowie vom Naß der Augen seiner Frauen, welchen Ruhm hat dessen Leben eingebracht?“ So gab Sanjivin den Rat zum Krieg.

Nachdem er dies gehört, fragte der König den Anujivin: „Lieber! Tue auch du deine Meinung kund!“ Dieser sagte: „Majestät! Dieser Bösewicht ist überaus stark und ruchlos. Deshalb ist weder Friede noch Krieg mit ihm angemessen. Hier paßt nur Marsch. Denn man sagt auch: Wer aufgebläht von Machtfülle, schlecht ist und keine Tugend kennt, dem sei man weder Freund noch Feind: Nur Marsch ist da empfehlenswert. Zwei Arten gibt es von Märschen: Der Rückzug des der Gefahr Bewußten oder der Angriff des Siegesgierigen. Dem Siegesgierigen wird einzig der dritte oder neunte Mond (März oder Oktober) zum Marsch gelobt mit kriegstüchtigem Heere in seines Feindes Land. Läßt der Feind sich aber überfallen, liegt in Mißgeschick oder bietet Blöße dar, ist jede Zeit zum Angriff recht. Nachdem er seine Stadt durch treue und starke Krieger gesichert hat, ziehe er in Feindes Land. Doch vorher sei es von Spähern wohl erforscht. Denn wer in des Feindes Land zieht, ohne Proviant, Freunde, Wasser und Futter zu kennen, kehrt nimmer in sein eignes Gebiet zurück. Drum ist es für dich angemessen, einen Rückzug zu machen: Daher weder Friede noch Krieg mit diesem mächtigen Bösewicht! Übrigens bedienen sich die Verständigen des Rückzugs als Mittel, um ihren Zweck zu erreichen. Denn man sagt auch: Wenn der Widder zurückweicht, so ist es, um zuzustoßen, selbst der Löwe zieht sich zusammen, um wütend zuzuspringen: Die im Herzen Feindschaft bergen und geheimen Rat pflegen, diese Klugen ertragen alles, aber setzen es in Rechnung.

Und ferner: Wer angesichts eines mächtigen Feindes aus seinem Heimatland zieht, erlangt gleichwie Yudhishthira sein Land zurück, sofern er lebendig bleibt. Der Schwache, der sich überhebend den Kampf mit einem Stärkeren wagt, führt nur herbei, was dieser wünscht und dazu noch seines Hauses Untergang. Drum, wenn einer von einem Starken angegriffen wird, so ist das die Zeit zum Rückzug, nicht aber zu Frieden oder Krieg.“ So riet Anujivin zum Rückzug.

Als er aber dessen Rede gehört, sprach der König zu Prajivin: „Lieber! Sag auch du deine Meinung!“ Dieser antwortete: „Majestät! Mir gefällt keines von allen dreien, weder Friede noch Krieg oder Rückzug. Ich bin vor allem anderen für Abwarten. Denn man sagt auch: Bleibt das Krokodil im Wasser, bändigt es schließlich den Elefanten selbst. Doch verläßt es seine Wohnung, unterliegt es dem Hund sogar. Und ferner: Wen ein Mächtiger angreift, der bleibe sorglich in seiner Burg. Von dort möge er die Freunde anrufen, daß sie ihn befreien. Wer, sobald er des Feindes Anmarsch hört, mit furchterschrecktem Sinn aus seinem Heimatland flüchtet, der wohnt niemals wieder drin. Wie eine Schlange ohne Zähne oder ein brunstloser Elefant, so ist ein landloser König ein leichtes Spiel für alle Welt. Ein einziger Mann sogar, bleibt er an seinem Ort, wehrt hundert ab: Drum soll er selbst vor mächtigen Feinden aus seinem Orte nimmer fliehen. Drum festige deine Festung mit Heer und Freunden wohlversehen, geschützt von Mauern und Gräben, mit Schwert und ähnlichem gefüllt, und bleibe stets in ihrer Mitte, zum Kampf entschlossen. So erlangst du lebend der Welt Enden; fällst du aber, gehört dir das Paradies. Sind sie an einem Ort vereint, fallen Schwache sogar durch Starke nicht; gleichwie dicht stehende Pflanzen dem gewaltigen Sturm trotzen. Den größten Baum, wenngleich ringsum festgewurzelt, vermag des Sturmwindes Brausen niederzuschmetteren, wenn er allein steht. Die Bäume aber, die vereinigt, ringsum wohl festgewurzelt stehen, zerschmettert auch ein Sturmwind nicht, weil sie einander Stütze sind. Drum halten die Feinde einen einzelnen Mann, wäre er auch mit Heldenmut begabt, für eine leichte Beute und tun ihm darum Unbill an.“ So war denn Prajivins Rat das, was man „Abwarten“ nennt.

Nachdem er dies gehört, sprach der König zu Chirajivin: „Lieber! Sag auch du deine Meinung!“ Und dieser sagte: „Majestät! Mir gefällt unter den sechs Arten das Schutzbündnis. Darum möge für ein solches gesorgt werden! Denn man sagt auch: Ein Mächtiger, selbst wenn er tüchtig ist, was kann er ohne Helfer tun? Wenn Feuer brennt, wo kein Wind ist, dann geht es durch sich selber aus. Verbindung ist das Heilsamste für den Mann, zumal mit Freunden: Gedeiht doch selbst das Reiskorn nicht, verliert es auch die Hülse nur. Deswegen mußt du hier bleiben und ein Schutzbündnis mit irgendeinem Mächtigen schließen, der dir Hilfe gegen Mißgeschick gewährt. Wenn du dagegen deinen Ort verläßt und anderswohin gehst, dann wird dir niemand auch nur mit einem Worte Hilfe gewähren. Denn es heißt auch: Wenn das Feuer im Wald wütet, dann ist der Wind sein treuer Genosse; doch derselbe löscht die Lichter aus: Denn wer ist eines Schwachen Freund?

Doch heißt das nicht bloß, daß man ein Schutzbündnis mit einem Starken suche; auch ein Bündnis mit Schwachen dient zum Schutz. Denn man sagt auch: Wie ein Schilfrohr mit anderen vereint stark und durch die übrigen geschützt, nicht zerbrochen werden kann, so auch ein Fürst, selbst wenn er schwach ist. Wenn dagegen ein Bündnis mit dem Besten stattfindet, so ist natürlich darüber kein Wort zu verlieren. Denn es heißt ja: Vereint mit einem Hochmächtigen, wem gewährt dieser nicht hohen Glanz? Ein Wassertropfen im Lotusblatt erreicht die Herrlichkeit einer Perle. So ist ohne ein Schutzbündnis an keine Hilfe zu denken. Deshalb ist ein Schutzbündnis zu schließen. Dies ist meine Meinung.“ So war der Rat des Chirajivin.

Nachdem nun so gesprochen war, verbeugte sich Meghavarna vor dem langjährigen Minister seines Vaters, dem hochbegabten tiefen Kenner aller Lehren der Lebensklugheit, Sthirajivin („überlebend“) mit Namen, und sprach zu ihm: „Vater! Daß ich diese bislang befragt habe, obgleich du zugegen bist, das geschah, damit du prüfst und nachdem du alles gehört hast, sagst, was angemessen ist: Jetzt mögest du mir raten, was passend ist.“ Jener sagte: „Kind! Was alle diese Minister gesagt haben, ist in den Schriften über Lebensklugheit begründet. All dieses ist in der Tat von Nutzen, wenn es zu seiner Zeit paßt. Allein dies ist die Zeit für einen doppelzüngigen Zustand. Denn man sagt auch: Gegen einen bösartigen und mächtigen Feind sei mißtrauisch immerfort, einen Doppelzustand wählend, der Krieg zugleich und Friede ist. So wird der Feind, wenn man ihm Vertrauen einflößt, selbst aber mißtrauisch bleibt, und indem man seine Habsucht reizt, mit leichter Mühe ausgerottet. Man sagt auch: Selbst den Feind, den er ausrotten will, stärkt manchmal der kluge Mann: Husten vermehrt man durch Zucker, und diese Vermehrung heilt ihn leicht. Und so: Der Mann, der gegen Frauen, Feinde, böse Freunde und vorzugsweise gegen Dirnen nicht zweizüngig ist, mit dem ist es aus in dieser Welt. Gegen die Götter, Brahmanen und gegen seine Lehrer auch möge man treuherzig handeln, bei anderen gilt es, zweizüngig zu sein. Treuherzigkeit ist stets preiswert bei Büßern frei von Weltlichkeit, aber nie bei Leuten, die weltliches Glück suchen, am wenigsten bei Königen. Drum wird es dir sicher gut ausgehen, wenn du einen Doppelzustand anwendest. Der Feind, von Habsucht beherrscht, wird dich nicht vernichten. Und wenn du dann irgendeine Blöße an ihm siehst, so wirst du hingehen und ihn schlagen.“

Meghavarna sagte: „Vater! Mir ist sein Aufenthaltsort unbekannt. Wie werde ich nun eine Blöße an ihm erkennen können?“ Sthirajivin sagte: „Kind! Durch Kundschafter werde ich nicht bloß seinen Wohnort, sondern auch seine Blöße offenbar machen. Man sagt auch: Durch ihren Geruch sehen Kühe, Brahmanen durch die heilige Schrift, Könige sehen durch Kundschafter, die übrigen durch ihre Augen. Und in Bezug hierauf hat man auch folgenden Spruch: Ein König, der durch Kundschafter auf seiner und vor allem auf Feindes Seite die Hilfsmittel kennt, der leidet kein Mißgeschick.“

Meghavarna sagte: „Vater! Was nennt man Hilfsmittel und wieviel gibt es derer? Welcher Art sind ferner die geheimen Kundschafter? Alles das mögest du uns zu wissen geben!“ Dieser antwortete: „In Bezug hierauf hat der erhabene Narada zum König Yudhishthira gesagt: «Auf Feindes Seite sind achtzehn Hilfsmittel, auf der eignen fünfzehn. Diese muß man durch je drei geheime Spione kennenlernen. Hat man sie erkannt, so ist man Herr auf seiner eigenen, als auch auf des Feindes Seite.» Und in Bezug darauf hat der weise Narada zu Yudhishthira gesagt: Hast du die achtzehn Hilfsmittel auf Feindes und die fünfzehn auf eigner Seite wohl erkundet, durch drei Spione jegliche? (siehe MHB 2.5)

Durch das Wort «Hilfsmittel» wird hier eine brauchbare Sache bezeichnet: Wenn diese nun schlecht ist, so dient sie ihrem Herrn zum Verderben. Wenn sie dagegen sehr gut ist, so dient sie zum Heil des Fürsten. So auf Seiten des Gegners: der Minister, der Hofpriester, der Heerführer, der Kronprinz, der Türsteher, der Aufseher des Harems, der die Anordnungen Erteilende, der die Versammlungen Bildende, der Vorführende, der Anweisende, der Berichterstatter, der Gesellschafter, die Oberaufseher über die Pferde, die Elefanten und den Schatz, der Gouverneur der Burg, der Oberdiener und der Forstmeister - werden diese Verräter, so ist der Feind rasch bemeistert. Auf der eignen Seite: die Mutter, die Gemahlin, der Haremsdiener, der Gärtner, der Betthüter, der Oberaufseher der Kundschafter, der Astrologe, der Arzt, der Wasserschenk, der Betelträger, der Lehrer, der Leibwächter, der Hausmeister, der Sonnenschirmträger und die weibliche Dienerin - vermittelst deren Feindschaft kommt Verderben. Daher auch: Ärzte, Lehrer und Sterndeuter sind die besten Späher im eignen Part, wie versoffene Schlangenbeschwörer im Feindesland alles erkunden können.“

Meghavarna sprach: „Vater! Aus welchem Grunde gibt es eine solch tödliche Feindschaft zwischen allen Krähen und Eulen?“ Dieser antwortete: „Kind! Einst vor Alters kamen alle Vögel, die Gänse, Kraniche, Papageien, Kuckucke, Pfauen, Eulen, Tauben, Rebhühner, Dohlen, Geier, Lerchen, Spechte und die übrigen zusammen und fingen an, voll Unruhe miteinander zu beratschlagen: «Ach! Der Garuda (das Reittier von Vishnu) ist zwar unser König, allein er dient nur dem Vishnu und kümmert sich um uns nicht im geringsten. Was hilft uns also dieser unnütze Gebieter, der uns keinen Schutz gewährt, die wir durch die Schlingen und Netze der Jäger und anderes Mißgeschick in Angst gesetzt werden? Denn es heißt ja: Dem nur soll man allein dienen, der einen unerschrocken nach jeglichem Verlust stets wieder erneut, gleichwie die Sonne den Mond. Jeder andere Gebieter ist es nur dem Namen nach. Es heißt auch: Selbst Gerechte, Hochsinnige und sonnengleich Lichtäugige trennen sich leicht, gleichwie Fische, wenn der König stumpfsinnig ist. Wer als ihr Herrscher nicht die angstvollen, unter den Feinden stets leidenden Untertanen beschützt, der ist wahrlich der Todesgott. Die folgenden sechs soll ein Mann fliehen, wie im Wasser ein leckes Schiff: einen Lehrer, der schlecht redet; einen Priester, der nicht studiert; einen König, der nicht beschützt; eine Gattin, die lieblos spricht; einen Hirten, der gern im Dorf weilt; und einen Barbier, der gern im Wald ist. Dieses beherzigend, laßt uns irgendeinen andern zum König der Vögel machen!“

Darauf sagten sie alle, indem sie die stattlich geformte Eule betrachteten: «Die Eule da soll unser König sein! So mögen denn alle zur Königssalbung nötigen Gegenstände in trefflichster Fülle herbeigebracht werden!» Nachdem alsdann Wasser von verschiedenen heiligen Wallfahrtsorten herbeigeholt, eine Menge von hundertundacht Wurzeln und anderes aufgehäuft war, nachdem ferner der Thron aufgerichtet und eine Erdenrund gefertigt war, auf welcher die sieben Inselkontinente samt den Meeren und Bergen abgebildet waren, nachdem ein Tigerfell ausgebreitet, goldene Kelche mit fünf Zweigen, Blumen und Körnern gefüllt waren, Gegenstände von glücklicher Vorbedeutung, wie Spiegel und so weiter, bereitgemacht waren, während die des Vedenvortrags Kundigsten, unter den Lobsängern besten Priester feierlich deklamierten, während ein Chor junger Mädchen die trefflichsten Segenslieder sang, nachdem ein Körnergefäß vorher gerüstet war, welches weißen Senf, geröstetes Korn und Gorochana (eine gelbe Farbe aus dem Urin der Rinder) gemischt enthielt, und mit Blumen, Muscheln und so weiter verziert war, nachdem die Zeremonie der Waffenweihe und was dazu gehört vollzogen war und die glückverkündenden Instrumente laut schmetterten, da kam - eben als die Eule, um gesalbt zu werden, sich auf den Thron niedergelassen hatte, welcher in der Mitte einer mit Kuhdünger und ähnlichem geschmückten Halle aufgerichtet war - irgendwoher eine Krähe in die Versammlung, ihre Ankunft mit schauerlichem Krächzen anzeigend. Diese dachte: «Ach! Was hat diese hochfeierliche Zusammenkunft aller Vögel zu bedeuten?» Die Vögel aber sprachen bei ihrem Anblick zueinander: «Aha! Da läßt sich der schlauste der Vögel, die Krähe, hören! Man sagt ja: Bei Menschen ist der Bartscherer, unter Vögeln die Krähe der Schelm, unter Beißern ist es der Fuchs, unter Mönchen der Bettelmönch. Drum muß auch ihr Wort gehört werden! Man sagt auch: Ratschläge, welche vielfach mit vielen Weisen überlegt, ausgedacht und erwogen sind, die scheitern nie und nimmermehr.»

Als nun die Krähe herangekommen war, sprach sie zu ihnen: «He! Was hat diese überaus feierliche Zusammenkunft von Edlen zu bedeuten?» Die Vögel sagten: «Hm! Die Vögel haben keinen König. Deswegen ist von allen Vögeln der Beschluß gefaßt, diese Eule zum König des gesamten Federvolks zu salben. Drum gib auch du deine Meinung ab! Du kommst grade zur rechten Zeit.» Da sagte die Krähe spottend: «Ha! Das ist nicht passend, daß während die trefflichsten Vögel existieren wie Pfaue, Flamingos, Kuckucke, Brahmanen-Enten, Papageien, Waldtauben, Kraniche und andre, diese (tagblinde) Eule mit dem schreckerregenden Gesicht zum König gesalbt werden soll. Damit kann ich nicht übereinstimmen. Denn krummnasig und schiefäugig, bös und grauenhaft sieht sie schon aus, sogar wenn sie nicht wütet, wie erst, wenn sie in Zorn gerät? Wenn wir die von Natur aus schreckliche, furchtbare, grausame und abscheuliche Eule zu unserm Herrn machen, welches Heil kann uns daraus entstehen? Außerdem ist ja der Sproß der Vinata (Garuda) unser Herr, wozu also diese (tagblinde) Eule zum König machen? Selbst wenn sie gute Eigenschaften besäße, würde es doch nicht zu billigen sein, wenn wir noch einen andern zum Herrn machten, da wir schon einen haben. Denn man sagt auch: Ein einziger und machtvoller Herr der Erde gereicht zum Heil; denn wie die vielen Sonnen am Weltende, bringen viele Herrn nur Mißgeschick. Ferner werdet ihr durch den bloßen Namen von jenem (Garuda) für eure Feinde unüberwindlich sein. Man sagt ja: Wenn ein fähiger Fürst gewählt wird, der nur den Namen eines Ehrwürdigen trägt, gelangen jene, die vorher litten, augenblicklich zu Wohlergehen. Und so: Durch die Klugheit der Hochsinnigen wird das höchste Glück gewonnen, durch eines Hasen Ratschläge leben die Häschen alle vergnügt.»

Da fragten die Vögel „Wie war das?“, und die Krähe erzählte:

1. Erzählung - Der schlaue Hase

In einer gewissen Waldgegend wohnte ein großer Elefant, der Herdenkönig Chaturdanta („mit vier Zähnen“). Da kam einst viele Jahre lang eine große Dürre, durch welche sämtliche Pfützen, Teiche, Sümpfe und Seen austrockneten. Da sprachen nun alle Elefanten zu diesem Elefantenkönig: „Majestät! Die jungen Elefanten leiden vor Durst, einige sind wie tot und andre schon gestorben. Drum laß uns ein Wasserbecken suchen, wo sie durch einen Wassertrunk genesen können!“ Darauf wurden von ihm in alle acht Weltgegenden Diener von feuriger Schnelligkeit entsandt, um Wasser zu suchen. Die, welche nach Osten gegangen waren, erblickten einen See namens Chandrasaras („Mondsee“), welcher mit Gänsen, Enten und andern Wasservögeln geschmückt und von vielen Bäumen geziert war, welche sich unter ihren Blüten und Früchten beugten.

Nachdem sie ihn gesehen, umringten sie ihren Herrn voll Freude, verbeugten sich und sagten: „In ferner Gegend mitten im Lande ist ein großer See, welcher vom Wasser der unterirdischen Ganga stets übervoll ist. Drum laß uns dahin gehen!“ Nachdem dies geschehen war, erreichten sie den See nach einem Marsch von fünf Nächten. Da badeten sie sich nun nach Lust in diesem Wasser und verließen es, als die Sonne unterging. Doch rings um diesen See waren im sehr weichen Boden unzählige Hasenlöcher, und diese wurden sämtlich von den Elefanten, welche hier und dort umherschweiften, zertrampelt, und vielen Hasen wurden Beine, Kopf und Hals zerquetscht; einige wurden getötet, andre kamen eben mit dem Leben davon. Nachdem sich die Elefantenherde darauf entfernt hatte, so kamen all diese Hasen, deren Wohnungen von den Füßen der Elefanten zerstampft waren, einige mit gebrochenen Beinen, andere bluttriefend mit zerrissenen Leibern, andere, denen die Kinder umgekommen waren, mit tränenerfüllten Augen voll Angst zusammen und pflogen Rat miteinander: „Ach! Wir sind verloren! Diese Elefantenherde wird immer wiederkommen, denn anderswo ist kein Wasser. Das wird für uns alle der Tod sein! Denn man sagt auch: Die Schlange tötet durch ihren Atem; der Elefant was er berührt; mit einem Wink vernichtet der König und mit List der Bösewicht. Drum laßt uns ein Mittel zur Abwehr bedenken!“

Da sagten denn einige: „Wir wollen das Land aufgeben und gehen. Denn man sagt auch: Für die Familie verlaß den einzelnen, für die Gemeinde die Familie, für das Land verlaß die Gemeinde, und die Erde wegen deiner selbst. Selbst ein glückliches, stets Früchte spendendes und Vieh vermehrendes Land sollte ein König unbedenklich verlassen, wenn es sein Leben fordert!“

Darauf sagten andere: „Ach! Dieser von den Ahnen auf die Väter vererbte Ort kann nicht so plötzlich aufgegeben werden. Drum möge irgendein Schreckmittel erfunden werden, damit sie, so Gott will, ganz und gar nicht wiederkommen. Denn man sagt auch: Selbst eine Schlange, die kein Gift hat, erhebe dennoch hoch die Haube: Gift oder kein Gift, der Haube Prunk erreget bereits Grauen.“

Da sagten andre: „In diesem Fall gibt es etwas, was als großes Schreckmittel dienen kann, so daß sie nicht wiederkommen, nämlich daß unser König, ein Hase namens Vijayadatta („der Sieggebende“) in der Scheibe des Mondes wohnt (siehe MHB 12.343). Aber bei diesem Schreckmittel kommt es auf einen geschickten Boten an. Drum möge irgendein Lügenbote zu dem König der Herde gesandt werden! Der muß ihm sagen: «Der Mond läßt dir verbieten, zu diesem See zu gehen! Denn ringsum diesen See wohnen meine Untertanen.» Wenn ihm dieses auf eine Weise, welche ihm Glauben einflößt, vorgetragen wird, so hört er vielleicht auf.“

Darauf sagten andere: „Wenn es sein soll, so ist da ein Hase namens Lambakarna („Langohr“), der ist beredt und weiß, was ein Gesandter zu tun hat. Den laßt uns nach dem See schicken! Denn man sagt auch: Ein stattlicher, nicht habsüchtiger, beredter und lehrenkundiger Mann, der für die Pläne des Feindes unzugänglich ist, das ist ein für Fürsten guter Mann. Und andrerseits: Wer sich wendet an habgierige, törichte und absonderlich lügnerische Palastkämmerer, dessen Sache gelinget nicht. Drum laßt ihn uns aufsuchen, ob er auf unsre Rede hingehen will!“ Da sagten auch andere: „Ah! Das ist passend gesprochen! Es gibt kein anderes Mittel, unser Leben zu retten. Das laßt uns tun! Lambakarna soll aufgesucht werden und der Bote sein!“

Nachdem so geschehen war, machte sich Lambakarna auf den Weg zu den Elefanten, und als er den obersten Gebieter der Elefanten, von Tausenden von Herdenfürsten umgeben, auf dem Weg zu ebendiesem Teiche erblickt hatte, dachte er: „Es ist nicht möglich, daß unsereins mit jenem eine Zusammenkunft habe. Denn «Es tötet der Elefant, was er berührt!», wie man zu sagen pflegt. Deswegen muß ich mich auf alle Fälle auf einem uneinnehmbaren Platz vor ihm sehen lassen!“ Nachdem er so überlegt hatte, stieg er auf einen sehr hohen unerreichbaren Ort und sprach dann zu dem König der Herde: „He! He! Du böser Elefant! Warum kommst du so mit unbedachtem Leichtsinn zu diesem fremden See? Kehre deshalb von hier wieder zurück!“

Nachdem er dies gehört, sagte der Elefant ganz verwundert: „He! Langohr, wer bist du?“

Jener antwortete: „Ich bin der Hase, Vijayadatta mit Namen, welcher in der Scheibe des Mondes wohnt. Jetzt bin ich vom erhabenen Mond zu dir als Bote gesandt. Du weißt selbst, daß ein Gesandter, welcher die Wahrheit spricht, unverletzlich ist. Denn alle Könige bedienen sich der Gesandten als ihres Mundes. Man sagt ja: Auch mitten im Schwertgeklirr, selbst wenn die Freunde ringsum fallen, ist ein Gesandter unverletzlich und spräche er auch harte Worte. Ich spreche hier zu dir auf Befehl des Mondes: «Wie in aller Welt kommen Geschöpfe dazu, ohne den Unterschied zwischen sich und anderen zu erwägen, anderen Unbill zuzufügen soviel sie können? Denn es heißt ja: Wer von Torheit voll, ohne seine und seines Feindes Stärke und Schwäche zu Rat zu ziehen, zu Werke geht, der begehrt nach Mißgeschick.“

Nachdem er dies gehört, sagte der Elefant, weil die Rede auf eine Glauben einflößende Weise vorgetragen war: „Hm, Hase! So verkünde denn den Befehl des erhabenen Mondes, damit ich ihn rasch ausführe!“ Dieser antwortete: „Du hast am verflossenen Tage dadurch, daß du mit der Herde hierher gingst, eine große Anzahl Hasen getötet. Weißt du denn nicht, daß ich, weil diese meine Untertanen sind, in der Welt ehrfurchtsvoll «Der den Hasen zum Zeichen Habende» genannt werde? Wenn dir also dein Leben lieb ist, so darfst du selbst aus Not zu diesem See nicht wieder zurückkehren. So lautet sein Befehl. Wozu also viele Reden? Wenn du von diesem Treiben nicht abläßt, so wirst du schweres Leid von mir erfahren. Wenn du aber noch heutigen Tages abläßt, so soll dir eine große Auszeichnung zuteil werden: Denn durch mein Licht soll dein und deines Gefolges Körper zunehmen und ihr sollt vergnügt in diesem Wald umherstreifen, und tun, was euch beliebt. Andernfalls aber halte ich meine Strahlen so, daß dein und deines Gefolges Körper von Hitze verzehrt werden und du zugrunde gehst.“

Der König der Elefanten, als er dies gehört, überlegte lang mit sehr bewegtem Herzen und sagte alsdann: „Lieber! Es ist wahr, daß ich mich gegen den erhabenen Mond vergangen habe. Ich werde mich ihm jetzt nicht widersetzen. Drum zeige mir rasch einen Weg, welchen ich einzuschlagen habe, um den Erhabenen zum Verzeihen zu bewegen.“

Der Hase sagte: „Komm ganz allein, indem ich ihn dir zeige!“ Der Elefant sagte: „Wo befindet sich aber jetzt der erhabene Gebieter, der Mond?“ Jener sprach darauf: „Steht er nicht hier im See und ist gekommen, um die noch übrigen Hasen, welche von deiner Herde in Schrecken gesetzt sind, wieder aufzurichten? Mich dagegen hat er zu dir geschickt.“ Der Elefant sagte: „Wenn es sich so verhält, so zeige mir meinen Herrn, damit ich ihm meine Ehrfurcht erweise und dann anderswo hingehe!“ Der Hase sprach: „Gut! Komm mit, du ganz allein, damit du eine Zusammenkunft mit ihm hast.“

Nachdem so geschehen war, führte ihn der Hase zum Anbruch der Nacht weg, stellte ihn ans Ufer des Sees, zeigte ihm die Scheibe des Mondes in der Mitte des Wassers und sagte dazu: „Hier steht unser Herr in der Mitte des Wassers in tiefe Andacht versunken: Verehre ihn demütig und dann entferne dich schleunig! Wo nicht, dann wird er wegen der Störung in seiner Andacht von neuem in gewaltigen Zorn gegen dich geraten.“

Darauf streckte der Elefant seinen Rüffel ins Wasser und murmelte dabei ein stilles Gebet. Als aber dadurch das Wasser in Bewegung gesetzt ward, zitterte die Mondscheibe hin und her, als ob sie auf einem Wagen säße, und er erblickte Tausende von Monden. Da wandte sich Vijayadatta aufs trefflichste den Erschrockenen spielend ab und sprach zu dem Elefantenkönig: „Majestät! Unglück über Unglück! Du hast den Mond zwiefach erzürnt!“ Jener fragte: „Aus welchem Grunde ist der erhabene Mond gegen mich so aufgebracht?“ Vijayadatta antwortete: „Weil du dies Wasser berührt hast.“

Da legte der Elefant seine Ohren an, erwies mit zur Erde gebeugtem Haupte dem erhabenen Mond seine Verehrung und bat ihn um Verzeihung. Alsdann sprach er wiederum zu Vijayadatta: „Lieber! Bewirke in meinem Namen durch alle möglichen Mittel, daß der erhabene Mond gnädig gegen mich gestimmt werde. Dann werde ich nicht wieder hierher zurückkommen.“ Darauf verbeugte sich der Elefant mit vor Furcht zitterndem Herzen und machte sich auf den Rückweg. Die Hasen aber lebten von diesem Tage an mit allem, was zu ihnen gehörte, vergnügt in ihren Wohnplätzen.

Daher sage ich: Durch die Klugheit der Hochsinnigen wird das höchste Glück gewonnen, durch eines Hasen Ratschläge leben die Häschen alle vergnügt. - Außerdem macht keiner, dem sein Leben wirklich lieb ist, einen Gemeinen, Trägen, Schlechten, Lüsten Ergebenen, Undankbaren oder törichte Fragen Stellenden zu seinem Gebieter. Es heißt auch: Der Hase und Kapinjala (ein Sperling), wählten den Bösewicht zum Richter, weil sie auf das Recht ihres Entscheids pochten und kamen alle beide um.“

Da fragten die Vögel „Wie war das?“, und die Krähe erzählte:


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