Vishnu sprach:
Oh, was für ein wundervolles Opfer, das der König der Dämonen durchführt. Es gibt jede Art wohlbereitete Speise. Oh mächtiger Monarch, dein Opfer übertrifft das von Brahma, dem großen Schöpfer, das von Indra, dem König der Götter, und sogar das von Yama und Varuna. Dieses Pferdeopfer - eines der besten Opfer, die zum Himmel führen - das du zur Vernichtung deiner Sünden durchführst, kann wahrlich jeden Wunsch erfüllen und wird von den Brahmanen gelobt. Die heiligen Schriften bestätigen, daß ein Pferdeopfer das Beste ist. Dieses große Opfer hat die Gestalt eines Pferdes mit einem Körper wie aus Gold und Hufen wie aus Eisen. Es ist so schnell wie der Wind, und seine Herrlichkeit strahlt hinauf bis zum Himmel. Solch ein Pferdeopfer ist der Ursprung der Welt und höchst heilig. Wer ein solches Opfer vollbringt, der reitet das Opferpferd und überwindet alle Sünden. Die Zweifachgeborenen, die in den Veden wohlgelehrt sind, vergleichen das Pferd in diesem Opfer mit einem göttlichen Feuer. Wie der Hausstand die beste Lebensweise ist, der Brahmane die beste Kaste und du der Beste der Dämonen, so ist das Pferdeopfer das Beste aller Opfer.
Als der Dämonenkönig Vali diese Worte des Zwerges hörte, war er höchst zufrieden und sprach:
Oh Erster der Brahmanen, wer bist du? Was wünschst du? Was soll ich dir geben? Möge dir Gutes geschehen! Bitte um eine Gabe und du sollst sie bekommen.
Darauf sprach der Zwerg:
Oh Danava, ich bitte nicht um ein Königreich, prächtige Wagen, Juwelen oder Frauen. Wenn du mit mir zufrieden bist, und dein Geist der Tugend verbunden ist, dann bitte ich um drei Schritte Land, um für meinen Lehrer einen Opferplatz zu errichten. Das ist mein größter Wunsch, den ich habe.
Und Vali antwortete:
Oh Bester der Redner und Erster der Brahmanen, was willst du mit nur drei Schritten Land erreichen? Frage lieber nach hunderten oder tausenden Schritten.
Da sprach Sukra, der Lehrer der Dämonen:
Oh Starkarmiger, versprich ihm kein Geschenk! Oh mächtiger Dämon, du kennst ihn nicht. Er ist Hari, der große Herr. Er hat durch seine Illusionskraft die Gestalt eines Zwerges angenommen und ist hier erschienen, um dich zum Wohl von Indra, dem Götterkönig, zu täuschen. Der allmächtige Herr kann jede Gestalt annehmen.
So angesprochen von Shukra dachte Vali eine Weile nach und kam dann zum Schluß, daß er keinen würdigeren Empfänger für Geschenke finden konnte. Er wurde von großer Freude erfüllt, ergriff ein goldenes Gefäß (mit Wasser, um das Geschenk zu segnen) und sprach:
Oh Bester der Zweifachgeborenen mit den Lotusaugen, setz dich nieder. Ich stehe hier mit dem Gesicht nach Osten. Sage zu mir „gib!“ und empfange mein Geschenk. Welches Land möchtest du haben? Drei Schritte, oder mehr? Ich werde es dir geben. Ich ergreife Wasser, und die Worte deines Lehrers werden nicht vergeblich bleiben.
Da sprach Shukra noch einmal:
Oh Dämonenkönig, gib ihm kein Geschenk! Ich bin mir sicher, daß dies Vishnu ist. Was für eine wunderliche Verehrung! Du wirst gerade getäuscht.
Doch Vali antwortete:
Was für eine Täuschung soll das sein, wenn Vishnu persönlich zu meinem Opfer kommt? Ich sollte diesem Gott der Götter geben, was immer er von mir wünscht. Wer könnte eines Geschenkes würdiger sein, als Vishnu selbst?
So sprach Vali und ergriff das Wasser. Und der Zwerg versicherte:
Oh sündloser König der Dämonen, drei Schritte Land sind mir genug. Ich brauche nicht mehr. Was ich gesprochen habe, ist wahrhaft. Anders kann es nicht sein.
Als Vali, der Sohn von Virochana, diese Worte des höchst strahlenden Zwerges vernommen hatte, warf sich der Dämonenkönig und Feindevernichter ein Antilopenfell über die Schultern, erhob das Wassergefäß und sprach „So sei es!“. Da streckte der Zwerg seine Hand aus, um den Dämonenkönig zu vernichten. Doch als ihm Vali mit dem Gesicht nach Osten gerichtet das Wasser geben wollte, versuchte auch Prahlada dieses Geschenk zu verhindern. Er erkannte das unsichtbare Wesen des großen Hari, der entschlossen war, dem Dämonenkönig den Wohlstand zu nehmen. Da stellte sich der höchst weise Prahlada vor Vali und sprach:
Oh König, bitte gib diesem zwergenhaften Brahmanen nichts. Er ist es, der einst deinen Großvater (Hiranyakashipu) tötete. Dieser höchst weise Vishnu ist gekommen, um dich zu täuschen.
Doch Vali erwiderte:
In Wahrheit ist es ein Grund zu großer Freude, daß ich dieser Gottheit ein Geschenk machen kann. Ich bin entschlossen, mein Geschenk an den Herrn des Universums zu geben, der noch über Brahma steht und mir solche Gunst gewährt. Oh ihr Besten der Dämonen, wer in einem Opfer initiiert ist, der ist verpflichtet, Geschenke zu geben.
Und noch einmal sprach Prahlada:
Oh König der Dämonen, versprich nicht, diesem Zweifachgeborenen irgendetwas zu geben! Ich bezweifle, daß er ein Brahmanensohn ist. Ein Brahmane verhält sich anders. Wenn ich ihn anschaue, dann denke ich, daß der Menschlöwe heute zurückgekehrt ist.
So angesprochen von Prahlada, der mit grenzenloser Energie gesegnet war, erwiderte Vali mit strengen Worten:
Oh Dämon, das Unglück einer Person, die um etwas bittet und unbefriedigt weggeschickt wird, wird den Hartherzigen einholen. Und wer einem Brahmanen etwas verspricht und es nicht hält, der geht als Sünder mit der ganzen Familie nebst seinen Freunden in die Hölle ein. Aus Respekt vor der Armut werde ich ihm dieses Land zum Geschenk machen. Gibt es einen würdigeren Brahmanen als ihn? Weil es keinen würdigeren gibt, werde ich ihm dieses Land übergeben. Oh Dämonensohn, ich empfinde große Freude in meinem Herzen, wenn ich sehe, wie dieser Beste der Zweifachgeborenen in Zwerggestalt Almosen von mir erbittet. Darum werde ich ihm dieses Geschenk machen. Haltet mich nicht zurück!
Und Vali sprach erneut zum Zwerg:
Oh du Bescheidener, was willst du mit diesen drei kleinen Schritten Land? Ich sollte dir die ganze, vom Ozean umgrenzte Erde geben.
Doch der Zwerg erwiderte:
Oh Bester der Dämonen, ich bitte nicht um die ganze Erde. Mit drei Schritten Land bin ich zufrieden. Das ist der Wunsch, den ich habe.
Darauf sprach der Dämonenkönig Vali „So sei es!“ und schenkte dem Herrn Narayana mit der unvergleichlichen Herrlichkeit drei Schritte Land. Und als das Wasser seine Hand berührte, zeigte der Zwerg seine universale Gestalt als Gottheit. Die Erde waren seine Füße, der Himmel sein Kopf, Sonne und Mond seine Augen, die Pisachas seine Zehen und die Guhyakas seine Finger. Die Viswadevas waren auf seinen Knien, die Sadhyas auf seinen Waden und die Yakshas und Apsaras auf seinen Nägeln. Der Blitz war sein Gesicht, die Sonnenstrahlen seine Haare, die Sterne seine Hautporen und die Heiligen seine Härchen. Die Himmelsrichtungen waren seine Ohren und die Nebenrichtungen seine Arme. Die beiden Aswins waren seine Ohrläppchen und Vayu, der höchst mächtige Wind, seine Nase. Der Mond war seine Seligkeit, die Tugend (das Dharma) sein Denken, die Wahrheit seine Rede und die Göttin Sarasvati seine Zunge. Die große Göttin Diti war sein Nacken, die strahlende Sonne seine Kehle, das Tor zum Himmel sein Nabel, Mitra und Tvashta seine Augenbrauen, das Feuer sein Mund, die Stammväter seine Hoden, Kasyapa sein Penis und Brahma sein Herz. Die Vasus waren sein Rücken und die Maruts seine Gelenke. Die Metren waren seine Zähne, das Licht sein Glanz, Rudra seine Schenkel, der große Ozean seine Geduld, die Gandharvas und mächtigen Nagas sein Bauch, die Göttin Lakshmi seine Intelligenz, Dhriti seine Schönheit, das Wissen seine Taille und der Sitz der höchsten Seele seine Stirn. Die Flammen waren seine asketische Entsagung, der Götterkönig Indra seine Energie, die Veden seine Brust und Achselhöhlen, die Opfer seine Lippen und die Riten der Zweifachgeborenen seine Leidenschaft. Als die großen Dämonen diese universale Gestalt von Vishnu sahen, wurden sie von Zorn ergriffen und näherten sich ihm wie Insekten einem Feuer.