Pushpak HarivamshaZurück WeiterNews

3.19. Die Segen und Prüfungen der Vollkommenheit

Janamejaya sprach:
Oh heiliger Muni, bitte erkläre mir die Vollkommenheit, die ein Yogi auf dem Weg zum Brahman in den ersten beiden Yugas erreichen kann (im Satya und Treta, dem goldenen und silbernen Zeitalter).

Vaisampayana sprach:
So höre, ich werde dir einige Segen erklären, die der Geist jenen gibt, die sich durch Mediation auf dem Weg zur Vollkommenheit mit dem Göttlichen vereinen. Der große Schöpfergott, der durch Yoga-Kraft aus dem Brahman geboren wurde, begann unter dem Einfluß der Leidenschaft (Rajas) das Werk der Schöpfung. Daraufhin erhob sich aus dem Brahman sein Lotusthron, den er sogleich in Form der existierenden Welt bestieg. Angezogen von dieser hohen Region, in der reine Erkenntnis erstrahlt und Befreiung ist, werden tausende Welten geboren. So bringt der Brahmane, der dem Yoga-Weg im Geist der Veden folgt, das Opfer des Brahman dar und erreicht höchste Erkenntnis und verschiedene Segen.

Die erste Prüfung des Yogis, der das Brahman findet, ist die große Liebe zu allen Wesen und die Widmung aller Segen zu ihrem Wohlergehen. Damit erreicht der Brahmane durch vollkommenes Handeln mit der Yoga-Kraft den ersten Segen des Raumes, die Formlosigkeit. Nun erfüllt er die grenzenlose Weite des Universums mit seinem reinen, göttlichen Bewußtsein, in dem sich alle Heiligen sammeln, die das Brahman erkannt haben. Hier begegnet ihm der Geist aller, die durch Erkenntnis und Hingabe dieses höchste Dasein verwirklicht haben.

Nach tausend weiteren, schweren Prüfungen kann der Brahmane den Segen des Windes erlangen. Mit ihm wird er fähig, die Leiden des Lebenswindes mit Leichtigkeit zu ertragen, und gewinnt die übernatürliche Fähigkeit, seinen grobstofflichen Körper zu verlassen, frei durch die Lüfte zu wandern und mit seinem Geist den ganzen Himmel zu durchdringen. Hätte man auch tausend Augen wie Indra, man könnte seinen subtilen Körper nicht mehr erblicken, den nur noch jene Brahmanen erkennen können, die allen karmischen Taten entsagt haben und allein dem heiligen OM gewidmet sind. Das OM ist wahrlich das höchste Wesen, wie es die Weisen erkennen. Es ist das ewige Brahman, das in allen Geschöpfen erklingt, sie bewegt und ihre Intelligenz trägt. Das OM ist das ursprüngliche Wort des Brahman, Klang, Wind und Verkörperung aller Namen. Die Meister sagen: In seinem Wesen ist es das formlose Eine, das sich in Verbindung mit den Elementen verkörpert und die ganze Vielfalt der Schöpfung erfüllt, obwohl es vollkommen ungebunden ist. Es ist der ursprüngliche Klang, der diese Welt aus dem Geist geboren hat, und erfüllt sie gewissermaßen mit Geist. Mit diesem OM vollbringen die heiligen Brahmanen rein und demütig ihre Opfer im Geiste der Veden und erreichen die strahlende Herrlichkeit des Brahman. Sie feiern diese Riten auf rechte Weise, um den Weg zur reinen Region von Vishnu zu gehen und vom Zwang der Wiedergeburt befreit zu werden. Dreimal am Tag verehren sie Vishnu mit Blumengirlanden, den höchsten Geist der Tugend und Wahrheit, und bringen mit Opfern und Riten ihren Respekt vor Brahma und den anderen Göttern zum Ausdruck. Nach den Worten der Veden ist Vishnu die Energie des Brahman. Wenn sich die vedengelehrten Brahmanen, gereinigt und frei von allen Werken und geprüft durch Tugend und Buße, mit der Zeit der Erlösung nähern, dann können sie diesen Großen Geist erkennen, der das Höchste Wesen und das unvergleichliche Wunder von Vishnu ist.

Ein weiterer Segen ist der Segen des Wassers. Der mutige Yogi erhält ihn nach verschiedenen Prüfungen. Dabei fühlt er sich überschwemmt, von Wellen geschlagen, getrieben und verwirrt. Er wird abwechselnd von kalten und heißen Strömen überflutet und versinkt in den Tiefen des Meeres oder der Flüsse. Er schwankt inmitten mächtiger Wirbel ohne Halt und Rettung. Er fällt mit dem Kopf voran in Abgründe voll weißen Schaumes. Und wenn er seinen Blick zum Himmel richtet, wird seine Sicht von weißen und gelben Wolken behindert, aus denen tausende Blitze zucken. Durch diese Prüfungen erreicht der Brahmane auf dem Weg zur Vollkommenheit den Segen des Wasserelements bezüglich aller Flüssigkeiten. Dann entstehen durch seine Yoga-Kraft aus der Spitze seiner Zunge zahllose Wolken, welche die verschiedenen Säfte ergießen, aus denen die Lebewesen bestehen.

Ein weiterer Segen auf dem Yoga-Weg zur Befreiung ist der Segen des Feuers. Damit begegnen dem Brahmanen neue Prüfungen. Ihm erscheinen schreckliche Gespenster, mit feurigen Augen und Knüppeln in den Händen, die ihn bedrohen und angreifen, seine Augenlieder hoch und die Zunge herausziehen, so daß fürchterliche Töne (und Worte) aus seinem aufgerissenen Mund kommen. Dann nehmen sie tausende Gestalten an und versuchen, den Yogi mit Gesang und Tanz zu verführen. Sie werden als Frauen erscheinen, die ihre Arme um den Hals des Yogis schlingen und versuchen, seine Lust zu erregen. Sie schmeicheln ihm mit schönen Worten, verneigen sich zu seinen Füßen und bemühen sich, ihn mit Geschichten, Tänzen und Liebesdiensten von seinem Pfad der Tugend abzubringen. Besteht der Brahmane diese Prüfungen, erreicht er auf dem Weg zur Vollkommenheit den Segen des Feuerelements, so daß er in gleicher Weise wie das Feuer oder die Sonne erstrahlt und geehrt wird. Durch diesen Segen werden die Yogis zu hellleuchtenden Gestirnen am Himmel, die voller Güte beständig dem Pfad der Sonne und des Mondes folgen. Sie bilden diesen himmlisch strahlenden Kreis der Zeit (Kalachakra) um den Himmelspol (Dhruva), der von diesen beiden Gestirnen belebt wird und die Zeit in ihrem ewigen Lauf begleitet. So wird der Yogi zu den Jahren, Jahreszeiten, Monaten, Wochen, Tagen, Stunden, Minuten, Sekunden und kleinsten Momenten sowie zum Lauf der Planeten und Sterne.

Schließlich ist auch der Segen der Erde die Frucht langer Prüfungen, denen sich die Yogis stellen. Dabei werden sie hart angegriffen und von ihrem Sitz geworfen. Obwohl sie friedlich und ohne Wünsche sind, werden sie immer wieder geschlagen, hin- und hergerissen, zu Boden geworfen und müssen durch alle Körper der irdischen Wesen wandern. Sie werden von allen Elementen gleichzeitig angegriffen und fühlen den Schmerz von schrecklichen Speeren, schneidenden Schwertern, schweren Keulen und spitzen Pfeilen. Wenn der Brahmane diese Prüfungen besteht, erreicht er den Segen des Erdelements und kann als ein Siddha, ein Vollkommener, gelten. Solch ein Yogi ist in der Meditation vollendet und verschmilzt mit der ganzen Schöpfung im Brahman. Er atmet himmlischen Duft und hört himmlischen Klang. Er geht durch die Formen der Gottheit ohne Zerrissenheit, vereint sich mit dem Wesen seines Selbst und belebt das ursprüngliche Meer der Ursachen (Pradhana).


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