Pushpak HarivamshaZurück WeiterNews

2.86. Die Geschichte des Dämons Andhaka

Janamejaya fragte:
Oh Bester der Munis, ich habe die wundervolle Geschichte vom Sieg in Shatpura gehört. Erzähle mir nun vom Untergang des Dämons Andhaka, den du bereits erwähnt hattest, und danach die Geschichte von der Entführung Bhanumatis und wie Nikumbha geschlagen wurde. Denn du bist der Beste aller Erzähler.

Und Vaisampayana sprach:
Vor langer Zeit, als Vishnu, der göttliche Herr, alle dämonischen Söhne von Diti geschlagen hatte, übte sie harte Buße und verehrte Kasyapa, den Sohn von Marichi. Und als Kasyapa, dieser Beste der Munis mit dem Reichtum der Entsagung, mit ihrer Askese, Hingabe und Schönheit zufrieden war, sprach er zu Diti:
Oh schöne und tugendhafte Dame, ich bin sehr zufrieden mit dir. So bitte um einen Segen!

Und Diti antwortete:
Oh Herr und Bester der Tugendhaften, die Götter haben alle meine Söhne getötet, und nun bin ich kinderlos. So bitte ich um einen Sohn mit unvergleichbarer Kraft, den die Götter nicht töten können.

Darauf sprach Kasyapa:
Oh Göttin und Tochter von Daksha, du sollst zweifellos einen Sohn haben, den die Götter nicht töten können. Oh Lotusäugige, nur über Rudra kann ich nicht bestimmen. Deshalb soll sich dein Sohn stets vor ihm in acht nehmen.

Oh Nachkomme des Kuru, daraufhin berührte der wahrhafte Kasyapa mit seinen Fingern den Bauch der Göttin und sie empfing. Zur rechten Zeit gebar sie einen Sohn mit tausend Armen, tausend Köpfen, zweitausend Beinen und zweitausend Augen. Und weil er umherlief, als wäre er blind, nannten ihn die Leute Andhaka („Blinder“). Oh Janamejaya, bald betrachtete sich dieser Dämon als unsterblich und begann, mit seiner unschlagbaren Kraft die Wesen zu bedrängen und ihre Juwelen zu rauben. So wurde der überstolze Andhaka zum Terror der Welt und zwang sogar die himmlischen Apsaras in seinem Haus zu wohnen. In seiner Überheblichkeit beging der Sohn der Diti viele Sünden und eignete sich die Frauen und Reichtümer anderer an. Oh Nachkomme des Bharata, eines Tages entschloß sich dieser Bedränger aller Wesen mit seinem dämonischen Gefolge sogar nach der Herrschaft über die drei Welten zu greifen. Als der Götterkönig Indra davon erfuhr, sprach er zu seinem Vater Kasyapa:
Oh Bester der Munis, einen gräßlichen Entschluß hat Andhaka gefaßt. Oh Herr, sage mir, was ich tun soll. Oh Muni, wie könnte ich solche Überheblichkeit bei meinem jüngeren Bruder erdulden? Und wie könnte ich den geliebten Sohn meiner Stiefmutter schlagen? Oh Vater, wenn ich den Sohn dieser verehrenswerten Mutter töte, wird sie mich sicherlich im Zorn verfluchen.

Als der große Muni Kasyapa diese Worte vom König der Götter hörte, antwortete er:
Möge dir Gutes geschehen, oh Herr der Himmlischen. Ich werde ihn mit allen Mitteln zurückhalten.

Oh Nachkomme des Bharata, daraufhin hinderten Diti und Kasyapa ihren Sohn Andhaka mit großer Mühe daran, die drei Welten zu erobern. Aber trotzdem fuhr der Übelgesinnte fort, die Götter und anderen Bewohner des Himmels auf vielfältigste Weise zu tyrannisieren. Der Dämon verwüstete die himmlischen Gärten und entwurzelte ihre Bäume. Er raubte vor den Augen der Götter die himmlischen Pferde, die Söhne von Uchaisravas, sowie die himmlischen Elefanten, die Söhne der Träger der Himmelsrichtungen. Als übelgesinnter Feind der Götter warf er Hindernisse in die Wege der Tugendhaften, welche die Götter mit Opfer und Askese verehren wollten. Oh König, bald scheuten alle Zweifachgeborenen aus Furcht vor Andhaka alle Opfer und Askeseübungen. Auf seinen Befehl hin blies der Wind, schenkte die Sonne ihre Strahlen und der Mond erschien und verschwand mit den Sternen. Aus Furcht vor dem höchst schrecklichen und übelgesinnten Andhaka, der vom Stolz über seine Kraft berauscht war, konnten nicht einmal die ätherischen Wagen der Himmlischen ungehindert durch den Himmel fahren. Oh Halter des Kuru Stammes, so verstummten aus Angst vor diesem bösartigen Dämon überall in der Welt das OM und die Opfersprüche. Dieser sündhafte Dämon verwüstete die Länder von Uttarakuru, Bhadrasva, Ketumala und andere Bereiche von Jambudvipa. Und die unsterblichen Götter, die Dämonen und andere Geschöpfe waren machtlos und mußten ihn respektieren.

Oh Erster der tugendhaften Könige, von Andhaka unterdrückt versammelten sich die Brahman Heiligen und bedachten die Mittel für seinen Untergang. Unter ihnen sprach Vrihaspati, der Lehrer der Götter:
Außer Rudra wird keiner fähig sein, diesen Dämon zu töten. Denn als Kasyapa seinen Segen gab, sprach er: „Ich kann ihn nicht vor Rudra schützen.“ Deshalb laßt uns überlegen, wie Rudra die große Qual erkennt, die der Dämon den Wesen verursacht. Wenn der mächtige Herr der Welt, die Zuflucht aller Tugendhaften, von dieser Qual erfährt, wird er sicherlich unsere Tränen trocknen. Denn Mahadeva, der Gott der Götter und Führer der Welten, hat versprochen, die Tugendhaften zu beschützen und besonders die Brahmanen vor allem Übel zu bewahren. Laßt uns gehen und die Hilfe von Narada suchen, diesem Besten der Zweifachgeborenen. Er ist ein Freund von Mahadeva und wird einen Weg finden.

Als die Heiligen, deren Reichtum die Askese ist, diese Worte von Vrihaspati hörten, erblickten sie Narada, den Besten der himmlischen Munis, am Himmel. Sie verehrten ihn auf rechte Weise, hießen ihn willkommen und sprachen:
Oh göttlicher Heiliger, oh verehrenswerter Herr, begib dich bitte schnell zum Kailash und spreche mit dem mächtigen Hara über den Untergang von Andhaka.

So sprachen sie zum Wohle aller Wesen, und Narada antwortete: „So sei es!“ Nachdem die Heiligen gegangen waren, dachte der weise Muni Narada über diese Sache nach und fand einen Weg. Um den Gott der Götter zu sehen, begab er sich in den Garten auf dem Mandara Berg, wo Mahadeva mit seiner geliebten Uma beständig gegenwärtig war. Dort verbrachte er eine Nacht und dann band er sich mit Erlaubnis von Mahadeva eine Girlande aus himmlischen Mandara Blüten um. Mit dieser himmlisch duftenden Girlande um seinen Hals erhob sich Narada wieder in die Lüfte und zeigte sich in der Nähe des übelgesinnten Andhaka, der so stolz auf seine Kraft war. Als Andhaka diese Girlande erblickte und von ihrem Duft berauscht wurde, fragte er:
Oh großer Asket, woher hast du diese wunderschönen Blüten mit dem himmlischen Duft? Diese Blüten sind in jeder Art besser als alle anderen Blüten des Himmels. Wo wachsen sie? Wem gehören sie? Oh Muni, der die Gastfreundschaft der Götter genießt, wenn du mich achtest, dann antworte mir.

Als Narada, dieser Beste der Munis mit dem Reichtum der Entsagung, diese Worte hörte, nahm er Andhaka an die Hand und sprach:
Oh Held, die Blüten wachsen im wunderschönen Wald auf dem Besten der Berge, Mandara. Sie sind eine Schöpfung vom Gott, der den Dreizack trägt. Doch ohne die Erlaubnis von Mahadeva kann niemand diesen Wald betreten. Er wird von Shivas Geisterschar beschützt, die verschiedenste Gestalten und Waffen tragen, schrecklich und unüberwindbar sind. Denn sie alle stehen unter dem besonderen Schutz von Mahadeva und sind deshalb unschlagbar für alle anderen Geschöpfe. In diesem Garten auf dem Mandara Berg pflegt sich Hara, die Seele und Zuflucht aller Wesen, mit seiner Göttin Uma und der Geisterschar zu vergnügen. Oh Sohn von Kasyapa, nur wer Hara, den Herrn der drei Welten, verehrt und besondere Entsagung übt, kann diese Mandara Blüten erhalten. Denn diese Bäume, die der Göttin von Hara lieb sind, können alle Wünsche erfüllen, seien es die nach den schönsten Frauen oder anderen Kostbarkeiten. Oh unvergleichlich Mächtiger, in diesem Wald gibt es kein Leiden. Er erleuchtet sich selbst ohne die Strahlen von Sonne und Mond. Oh Starkarmiger, diese mächtigen Bäume geben nach Wunsch Düfte, Wasser, Kleidung, Speise und Getränke. Oh Unfehlbarer, sei dir gewiß, daß in diesem Mandara Wald niemand Hunger, Durst oder Erschöpfung kennt. Selbst in hundert Jahren könnte man nicht alle Qualitäten dieser Bäume beschreiben, die jeden Himmel übertreffen. Oh Bester der Söhne von Diti, wer dort nur einen Tag lebt, erreicht den Sieg über alle Welten und übersteigt sogar Indra. Daran gibt es keinen Zweifel. Ich denke, dort ist der Himmel aller Himmel und das höchste Glück.


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