Pushpak HarivamshaZurück WeiterNews

2.75. Die Herabkunft des himmlischen Parijata Baums

Vaisampayana sprach:
Nachdem sich Krishna, der Madhu Vernichter, vor dem Herrn von Frucht und Fruchtbarkeit (Bilvodakeshvara) verneigt hatte, bestieg er seinen mächtigen Wagen und fuhr zum König der Götter, der sich mit den anderen Göttern in der Nähe von Pushkara aufhielt. Daraufhin bestieg auch der strahlende Indra, der den Frommen alle Wünsche gewähren kann, zusammen mit seinem Sohn Jayanta einen Wagen, der von vielen, vorzüglichen Rossen gezogen wurde. Oh Nachkomme der Kurus, so wurde unter dem Einfluß des Schicksals der Kampf zwischen den beiden Göttern auf ihren Wagen um den Parijata Baum fortgesetzt. Mit gerade fliegenden Pfeilen beschoß Vishnu als großer Feindevernichter die Soldaten vom König der Götter. Doch obwohl beide mächtig waren, schlug weder Indra seinen jüngeren Bruder, noch Vishnu sein älteren. Oh König, mit zehn scharfen Pfeilen durchbohrte Krishna die Pferde vom Götterkönig, und im Gegenzug bedeckte Indra mit schrecklichen Pfeilen die Pferde von Krishna, zu denen Saivya gehörte (neben Sugriva, Meghapushpa und Valahaka). Daraufhin spickte Krishna den Elefanten von Indra mit tausenden Pfeilen, und der mächtige Vernichter von Vali tat das gleiche mit Garuda. Oh Nachkomme des Bharata, auf diese Weise kämpften diese beiden mächtigen Feindevernichter, Narayana und der Götterkönig, auf ihren Wagen miteinander. Die ganze Erde schwankte wie ein Boot auf dem Wasser, und die Himmelsrichtungen versanken in Dunkelheit. Die großen Berge bebten, die Bäume wurden zu Hunderten entwurzelt, und sogar die Tugendhaften unter den Menschen sanken zu Boden. Hunderte Donnerblitze schlugen ein, die Flüsse kehrten ihre Richtung um, wilde Stürme tobten, und feurige Meteore fielen herab. Durch den Lärm der Kampfwagen sanken alle Lebewesen wieder und wieder in Ohnmacht. Feuer loderte im Wasser auf, und die Planeten am Himmel kämpften gegeneinander. Hunderte Sterne fielen vom Firmament, die Elefanten, welche die Erde in den Himmelsrichtungen stützen, zitterten, und die Schlangen der Unterwelt wurden wütend. Der Himmel bedeckte sich mit dunklen Wolken, der Donner rollte, und es regnete Blut und Asche. Oh Bester der Könige, angesichts des Kampfes dieser beiden heroischen Götter schienen Erde, Luftraum und Himmel unterzugehen. Die heiligen Rishis begannen, zum Wohle der Welt Gebete zu rezitieren, und alle Brahmanen folgten ihnen.

Daraufhin sprach der machtvolle Brahma zu Kasyapa:
Oh Gelübdetreuer, geh mit deiner Frau Aditi und halte deine beiden Söhne zurück.

Der Heilige sprach „So sei es!“ zum lotusgeborenen Gott und fuhr auf seinem Wagen zu jenen Besten der Männer. Als die beiden Helden Kasyapa und Aditi auf dem Schlachtfeld erblickten, stiegen sie sogleich von ihren Wagen herab. Die mächtigen Feindevernichter legten ihre Waffen nieder und verneigten sich zu den Füßen ihrer Eltern, die beständig um das Wohlergehen aller Wesen besorgt sind. Dann ergriff Aditi die Hände ihrer Söhne und sprach:
Warum versucht ihr euch zu töten, obwohl ihr Brüder seid? Wegen einer so kleinen Sache führt ihr einen so großen Krieg! Wie ich es auch bedenke, dies ziemt sich nicht für meine Söhne. Wenn ihr meint, daß ihr die Worte eurer Eltern achten solltet, dann hört auf und beendet diesen Kampf.

Darauf sprachen die beiden mächtigen Götter „So sei es!“, versöhnten sich und gingen zum heiligen Strom der Ganga, um sich zu reinigen. Dabei sprach Indra:
Oh Krishna, du bist der Schöpfer aller Welten, und ich wurde von dir zum König gemacht. Wenn du mich gekrönt hast, warum solltest du mich mißachten? Oh Lotusäugiger, wenn du mich zu deinem älteren Bruder gemacht hast, warum solltest du mich schlagen?

Oh Janamejaya, nachdem sie im heiligen Wasser der Ganga gebadet hatten, kehrten sie zu Kasyapa und Aditi, ihren hochbeseelten und gelübdetreuen Eltern, zurück. Und seitdem verehren die Heiligen diesen Ort, wo sich die lotusäugigen Brüder mit ihren Eltern vereint hatten, als einen Ort der Versöhnung. Oh Nachkomme der Kurus, nachdem Krishna vor allen Himmlischen dem Götterkönig seinen Schutz versprochen hatte, kehrten all die Strahlenden auf ihren Wagen in ihre jeweiligen Reiche zurück. Oh König, auch Kasyapa, Aditi, Indra und Krishna stiegen in einem gemeinsamen Wagen wieder zum Himmel auf. Sie begaben sich zum vorzüglichen Palast von Indra, wo alle strahlenden Juwelen versammelt waren. Die tugendhafte Sachi begrüßte sie dort und verehrte den hochbeseelten Kasyapa mit seiner Gattin, die immer zum Wohle der Wesen wirken. Und nachdem die Nacht vergangen war und ein neuer Tag angebrochen, sprach Aditi, welche die Essenz des Dharma kannte, zu Krishna, dem großen Wohltäter der Welt:
Oh jüngerer Bruder von Indra, trage den Parijata Baum nach Dwaraka und laß meine Schwiegertochter Satyabhama das gewünschte Punyaka Gelübde vollbringen. Doch, oh Bester der Menschen, wenn das Gelübde vollendet ist, dann bringe den Baum zurück und pflanze ihn wie zuvor in den himmlischen Garten Nandana.

Darauf sprach Krishna zu seiner ruhmreichen Mutter „So sei es!“, und der hochbeseelte Narada stimmte ebenfalls zu. Danach wünschte Janardana nach Dwaraka zurückzukehren und verabschiedete sich von seinen Eltern und Indra mit Sachi. Die tugendhafte Tochter von Puloma gab Krishna noch viele liebliche Ornamente, bunte Kleider und andere himmlische Juwelen für seine sechzehntausend Ehefrauen mit. Nachdem er all diese Geschenke angenommen hatte und von den Himmlischen verehrt worden war, brach der höchst energievolle und strahlende Krishna mit Pradyumna und Satyaki nach Dwaraka auf und kehrte zum Berg Raivataka zurück. Dort lud er den Parijata Baum ab und schickte Satyaki nach Dwaraka mit den vielen Toren. Und Krishna sprach:
Oh starkarmiger Satyaki aus dem Stamm von Bhima, begib dich nach Dwaraka und informiere die Leute, daß ich den Parijata Baum aus dem Himmel von Indra herabgeholt habe. Noch heute werde ich den Baum nach Dwaraka bringen. Laß dafür die ganze Stadt mit vorzüglichen Zeichen schmücken.

Oh Herr, so beauftragt, begab sich Satyaki nach Dwaraka, und nachdem er die Botschaft verkündet hatte, kehrte er mit Samba und anderen Prinzen zurück. Dann lud Pradyumna, dieser Beste der Wagenkrieger, den Parijata Baum vor sich auf Garuda und zog als erster in die Stadt ein. Ihm folgten Krishna auf seinem Wagen, der von Saivya und den anderen himmlischen Rossen gezogen wurde, sowie Satyaki, Samba und die anderen auf ihren vorzüglichen Wagen. Oh König, ringsherum erschienen die Vrishnis auf ihren verschiedenen Fahrzeugen und lobten voller Freude die große Tat von Krishna. Von Satyaki hatten die Yadavas alles gehört und waren höchst erstaunt über dieses wunderbare Werk, das Krishna mit unvergleichlicher Energie vollbracht hatte. Nun erblickten sie voller Freude den Parijata Baum, der mit himmlischen Blüten bedeckt war, und konnten sich daran nicht sattsehen. Beim Anblick dieses undenkbaren, höchst vorzüglichen und wundervollen Baumes, in dem die Vögel spielten, wurden sogar die Alten wieder jung. Durch seinen Duft wurden die Blinden mit himmlischer Sicht gesegnet und die Kranken mit Heilung. Vom Gesang der Vögel in diesem Baum, so schön wie vom Koil, wurden alle Bewohner von Dwaraka mit Seligkeit erfüllt und verehrten Janardana. Schon aus der Ferne hörten die Leute die wunderbaren Gesänge und süßen Melodien aus dem Parijata, und jeder Mensch wurde von diesem Baum mit dem Duft gesegnet, den er sich wünschte.

So kehrte Krishna aus dem Yadu Stamm in die herrliche Stadt Dwaraka zurück und besuchte Vasudeva und Devaki, seinen Bruder Balarama, König Ugrasena und andere führende Yadavas, die wie Götter jeder Verehrung würdig waren. Und nachdem sie vom ewig Göttlichen auf rechte Weise nach der Tradition verehrt worden waren, fuhr Krishna zu seinem eigenen Palast. Der Madhu Vernichter und ältere Bruder von Gada trug den Besten der Bäume mit sich und betrat die Wohnstätte von Satyabhama. Die Göttin begrüßte ihren Ehemann, den jüngeren Bruder von Indra, war höchst erfreut und empfing den mächtigen Parijata Baum. Oh Nachkomme des Bharata, auf Wunsch von Krishna nahm der Baum jede beliebige Größe an. Darüber waren alle sehr erstaunt. Einmal war er so groß, daß er ganz Dwaraka bedeckte, und ein andermal so klein, wie ein Daumen, daß er in jede Hand paßte. So hatte Satyabhama ihren Wunsch erfüllt bekommen, und begann nun, die nötigen Dinge für die Ausführung des Punyaka Gelübdes zu sammeln. Gleichzeitig begann auch Krishna, alles nötige einzusammeln, was er dafür auf Jambudvipa finden konnte. Dann richtete Janardana seinen Geist auf den Asketen Narada, der alles über das Punyaka Gelübde weiß und Satyabhama initiieren sollte.


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