Pushpak HarivamshaZurück WeiterNews

2.57. Über Kalayavana und seinen Tod

Janamejaya fragte:
Oh verehrter Herr, ich wünsche die Geschichte des hochbeseelten und weisen Krishna, diesem Ersten der Yadus, ausführlich zu hören. Oh Bester der Zweifachgeborenen, warum verließ Janardana ohne Kampf die Stadt Mathura, wo Lakshmi, die Göttin des Wohlstandes, wohnte? Diese Stadt war herausragend im mittleren Reich. Es gab genügend Reichtum, Wasser und Getreide. In schönsten Palästen wohnten edle und vorzügliche Menschen. Was geschah damals zwischen Kalayavana und Krishna? Wessen Sohn war Kalayavana und welche Macht hatte er? Und was tat der starkarmige Krishna, dieser Yogi voller Entsagung, als er die vom Wasser beschützte Stadt Dwaraka erreichte? Bitte erzähle mir alles ausführlich.

Und Vaisampayana sprach:
Der hochgeistige Muni Gargya war der Lehrer der Andhakas und Vrishnis. Er beachtete lange Zeit das Keuschheitsgelübde, und obwohl er eine Ehefrau hatte, zeugte er keine Kinder. Als Gargya auf diese Weise die Leidenschaft beherrschte und seine Tage verbrachte, beschimpfte ihn der Bruder seiner Ehefrau in einer königlichen Versammlung als unfruchtbaren Eunuchen. Oh König, so beschuldigt und herausgefordert entsagte der machtvolle Heilige seiner Ehefrau, verließ die Stadt und übte härteste Askese, um einen besonderen Sohn zu zeugen. Über zwölf Jahre ernährte er sich nur von Eisenstaub und verehrte Mahadeva, den Träger des Dreizacks, in seinem undenkbaren Wesen. Schließlich gewährte ihm Rudra den Segen, daß er einen höchst mächtigen und strahlenden Sohn bekommen soll, der alle Nachkommen der Vrishnis und Andhakas besiegen konnte. Daraufhin sorgte damals das Schicksal dafür, daß der König der Yavanas keinen Sohn bekam. Als dieser von Mahadevas Segen für Gargya hörte, besänftigte er diesen Besten der Brahmanen und brachte ihn in sein Königreich. Dort kam er in ein Hirtendorf, wo sich eine himmlische Apsara als ein Hirtenmädchen namens Gopali verkörpert hatte, und sie empfing den unschlagbaren und schwer tragbaren Sohn von Gargya. So geschah es durch die Kraft von Shiva, dem Träger des Dreizacks, daß diese Apsara in menschlicher Gestalt einen Sohn namens Kalayavana gebar, der von unvergleichlicher Macht und Kraft war. Und dieses Kind wurde in den inneren Gemächern vom kinderlosen König der Yavanas als sein eigener Sohn aufgezogen, der nach dessen Tod zum König der Yavanas gekrönt wurde. Zum Mann geworden und nach Kampf begierig, fragte Kalayavana die Besten der Zweifachgeborenen nach einem würdigen Gegner. Daraufhin informierte ihn Narada über die kraftvollen Helden des Vrishni und Andhaka Stammes. Und auch Krishna, der Madhu Vernichter, wurde von Narada über den Segen von Mahadeva unterrichtet, und so ließ er Kalayavana in Ruhe, obwohl er mit übermäßiger Stärke unter den Yavanas aufwuchs. Bald war dieser König der Yavanas so mächtig, daß sich alle Könige der Mlecha Stämme unter seinen Schutz stellten und ihm folgten. Zu ihnen gehörten die Sakas, Tusharas, Daradas, Paradas, Tanganas, Khasas, Pahlavas und hunderte andere Könige der Himalaya Region. Umgeben von diesen barbarischen (bzw. nichtvedischen) Stämmen, wie von einem Schwarm Insekten, verschiedenartig gekleidet und bewaffnet, brach nun dieser König der Yavanas nach Mathura auf. Mit unzähligen Elefanten, Pferden, Maultieren, Kamelen und einer riesigen Armee erschütterte er die ganze Erde. Der aufsteigende Staub verdeckte den Weg der Sonne, und ihr Urin und Kot bildeten einen breiten Fluß, der daraufhin Aswasakrit genannt wurde.

Als Krishna, der Führer der Andhakas und Vrishnis, vom Anmarsch dieser riesigen Armee erfuhr, versammelte er sein Volk und sprach:
Eine große Bedrohung kommt auf uns zu. Aufgrund des Segens, den Kalayavana vom Träger des Dreizacks empfangen hat, ist er für uns unbesiegbar geworden. Ich habe bereits alle Mittel der Versöhnung usw. ausgeschöpft, um ihn zu gewinnen, doch er wünscht in seinem Stolz allein den Kampf. Auch Narada hat mir vorhergesagt, daß wir in diesem Land nur bis zum heutigen Tag leben werden. Jarasandha wird uns nie vergeben können, wie auch die anderen großen Könige, die von uns Vrishnis schwer bedrängt wurden. Wegen des Todes von Kansa suchen sie furchtvoll ihre Zuflucht bei Jarasandha und sind uns feindlich gesinnt. Viele Yadavas haben sie im Kampf bereits getötet. Was soll ich noch mehr sagen? Wir werden in dieser Stadt keinen beständigen Frieden finden.

So sprach Krishna, beschloß in seinem Geist, die Stadt zu verlassen, und schickte einen Botschafter zu Kalayavana. In einem versiegelten Gefäß sandte er eine fürchterlich giftige Schlange, die so dunkel wie Kollyrium war. Oh Bester der Bharatas, dazu ließ er die Worte übermitteln: „Krishna ist für dich wie diese tödliche Schlange!“ So überbrachte der Botschafter das Gefäß dem König Kalayavana. Dieser verstand diese Warnung als Herausforderung zum Kampf und füllte das Gefäß mit schrecklich gefräßigen Ameisen. Die Schlange wurde von allen Seiten von den unzähligen Ameisen angegriffen, aufgefressen und war bald nur noch Staub. Dann versiegelte Kalayavana das Gefäß erneut und sandte es auf gleiche Weise an Krishna zurück, um seine Art der Überlegenheit zu demonstrieren. Als Krishna das Gefäß erblickte, verstand er die Botschaft, gab unverzüglich die Stadt Mathura auf und zog mit seinem Volk nach Dwaraka.

Oh König, um dieser Feindschaft ein Ende zu setzen, führte der berühmte und mächtige Krishna sein heldenhaftes Kriegervolk nach Dwaraka und versöhnte es dort. Danach brach dieser kraftvolle Held, der ewige Yogi und Vernichter des Madhu, wieder nach Mathura auf, zu Fuß und mit keinen anderen Waffen als seinen Armen. Als Kalayavana den strahlenden Krishna erblickte, wie er sich unerschrocken seinem Feind zeigte, loderte die Begierde nach Kampf in ihm auf und er begann, ihn zu verfolgen. Um Govinda zu besiegen, jagte er ihm hartnäckig nach, aber konnte den Herrn, den ewigen Yogi, nicht einfangen.

Vor langer Zeit errang der berühmte und höchst mächtige König Muchukunda, der Sohn von Mandhata, in einem Kampf zwischen den Göttern und Dämonen einen Sieg für die Götter. Dafür gewährten sie ihm einen Segen und er wünschte sich ausgiebigen Schlaf, weil er zu jener Zeit höchst erschöpft war. Und er sprach: „Oh Götter, wer auch immer mich aus diesem Schlaf weckt, der möge durch meinen zornigen Blick zu Asche verbrennen!“ Darauf sprachen die Götter mit Indra „So sei es!“ und mit diesen Segen der Götter kehrte der vom Kampf erschöpfte König in die Welt der Sterblichen zurück. Seitdem schlief er in einer Bergeshöhle und wartete auf die Erlösung von Krishna. All dies wußte Krishna von Narada und kannte den Segen der Götter und die Herrlichkeit dieses Monarchen. Als deshalb Krishna von seinem unwissenden Mlecha Feind verfolgt wurde, betrat er demütig und leise die Höhle von Muchukunda und stellte sich in weiser Voraussicht etwas abseits, so daß man ihn nicht sehen konnte. Der kampfbegierige Yavana König folgte Krishna, betrat ebenfalls die Höhle und erblickte dort den König, der wie der Gott des Todes für ihn war. Und wie eine Motte ins Feuer fliegt, so hielt er ihn für den schlafenden Krishna und trat ihn mit dem Fuß zu seinem eigenen Untergang. Durch diese unsanfte Berührung erwachte der königliche Heilige und war sogleich erzürnt über diese Störung seines Schlafes. So erinnerte er sich an den Segen von Indra und blickte den König der Yavanas mit zornigen Augen an, der sogleich in einer mächtigen Flamme aufloderte. Oh König, das energievolle Feuer aus den Augen von Muchukunda verbrannte Kalayavana augenblicklich zu Asche, wie der Blitz einen dürren Baum.

Nachdem Krishna durch seine Weisheit diesen Sieg errungen hatte, zeigte er sich vor dem großen König Muchukunda, der lange Zeit geschlafen hatte, und sprach zu ihm die folgenden, vorzüglichen Worte:
Oh König, Narada hat mich über deinen langen Schlaf und den Segen informiert. Nun hast du ein großes Werk für mich vollbracht. Sei gegrüßt und gesegnet!

Da betrachtete König Muchukunda die geringe Körpergröße von Krishna und erkannte, daß er wahrlich lange geschlafen hatte und mittlerweile ein neues Zeitalter angebrochen war. So fragte ihn der Herrscher:
Wer bist du? Warum kamst du hierher? Und wenn du kannst, dann sage mir, wie lange ich geschlafen habe.

Darauf antwortete Krishna:
Einst gab es einen mächtigen König in der Monddynastie namens Yayati, der Sohn von Nahusha. Yadu war sein ältester Sohn, der noch vier andere Brüder hatte. Oh Herr, kenne mich als Krishna, den Sohn von Vasudeva, der im Stamm von Yadu geboren wurde. Als dieser bin ich hier erschienen. Oh König, ich hörte von Narada, daß du im silbernen Treta Yuga in den Schlaf gefallen bist. Nun beginnt bereits das eiserne Kali Zeitalter. Sage mir, was ich noch für dich tun kann? Oh König, du hast meinen Feind zu Asche verbrannt, der auch nach hundert Jahren Kampf für mich unschlagbar gewesen wäre, weil er einen entsprechenden Segen von den Göttern empfangen hatte.

Auf diese Weise wurde König Muchukunda von Krishna unterrichtet und verließ die Höhle, gefolgt vom weisen Krishna, der sein Ziel erreicht hatte. Als der König die Welt betrachtete, sah er überall Menschen mit verkleinerter Körpergröße und geschwächter Energie, Kraft und Macht. Darüber hinaus war sein ehemaliges Königreich von anderen besetzt. Angesichts dieser Zustände verabschiedete sich der König von Krishna, entschloß sich zu harter Askese und ging in die Wälder des Himalayas. Nach strengster Entsagung verließ er seinen irdischen Körper und stieg in die himmlischen Regionen auf, die er durch sein tugendhaftes Handeln erworben hatte.

Und der tugendhafte und weise Krishna, der durch geschickte Mittel seinen Feind geschlagen hatte, begab sich zur Armee von Kalayavana, die nun führerlos war, und kehrte mit diesem Heer aus Wagen, Elefanten, Pferden und Fußsoldaten nach Dwaraka zurück. Dort trat er als Sieger vor König Ugrasena und übergab ihm die vierfache Armee und alle anderen Reichtümer zum Wohle der ganzen Stadt.


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