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2.53. Salwa überbringt die Botschaft an Kalayavana

Vaisampayana sprach:
Kalayavana, der König der Yavanas, war höchst mächtig und pflegte seine Untertanen auf gerechte Weise zu regieren. Er war sehr gelehrt, kannte die drei Lebensziele (Tugend, Wohlstand und Liebe) und die sechs königlichen Mittel (Frieden, Krieg, Angriff, Verteidigung, Bündnis und Uneinigkeit), war von den sieben Lastern frei (Spielsucht, Schlafsucht, Verleumdung, Sexsucht, Ichsucht, Trinksucht und Jagdsucht), mit allen Tugenden gesegnet, wohlerfahren in den heiligen Schriften, gerecht, wahrhaft, selbstgezügelt, ein Meister in der Kriegskunst und im Angriff feindlicher Festungen, heldenhaft, unvergleichlich stark und immer offen für die Ratschläge seiner Minister. Eines Tages saß er bequem inmitten seines Hofstaates, und die gelehrten und weisen Yavanas diskutierten untereinander über verschiede himmlische Themen. Da erhob sich eine kühle Brise mit himmlischem Duft und angenehm erhebenden Gefühlen. Darüber wunderten sich die versammelten Yavanas zusammen mit ihrem König Kalayavana und fragten sich: „Woher kommt das?“ Wenig später erblickten sie einen Wagen am Himmel, der aus südlicher Richtung immer näher kam. Er strahlte wie Gold, hatte den Glanz von Juwelen, war mit himmlischen Bannern und Fahnen geschmückt, wurde von himmlischen Pferden so schnell wie der Wind gezogen, war mit Tigerfellen verziert und so leuchtend wie die Strahlen von Sonne und Mond. Er konnte jeden anderen Wagen schlagen und war vom himmlischen Architekten gebaut zum Terror der Feinde und zur Freude der Freunde. Und in diesem Wagen saß der mächtige und herrliche König von Saubha. Als der starkarmige König der Yavans seinen Freund erblickte, war er höchst entzückt und sandte sogleich nach dem Gastgeschenk und dem Wasser zum Waschen der Füße. Dann erhob er sich persönlich von seinem Thron und ging ihm mit dem Gastgeschenk in den Händen entgegen. Und als der kraftvolle Salwa seinen Freund Kalayavana so herrlich wie Indra erblickte, war er ebenfalls höchst entzückt, stieg allein von seinem Wagen herab und betrat selbstsicher und voller Freude den Palast der Yavanas. Doch als er das Gastgeschenk in den Händen ihres Königs erblickte, sprach Salwa zunächst mit freundlichen Worten:
Oh Herrlicher, ich bin dieses Gastgeschenkes jetzt noch nicht würdig. Zuerst bin ich als Bote der versammelten Könige hier und wurde vom klugen Jarasandha zu dir geschickt. Deshalb, oh Monarch, verdiene ich das Gastgeschenk für Könige noch nicht.

Darauf sprach Kalayavana:
Oh Starkarmiger, ich weiß, daß du als Bote von Jarasandha auf Wunsch der Könige hierher gesandt wurdest. Oh kluger König, ich verehre dich ordnungsgemäß mit Wasser, Sitz und den anderen Gastgeschenken, weil du ein Bote einer Versammlung von Königen bist. In dem ich dich ehre, ehre ich den ganzen Kreis der Könige. Deshalb setz dich mit mir auf diesen Thron.

Daraufhin ergriff Kalayavana die Hand von Salwa und umarmte ihn mit den üblichen Fragen nach dem Wohlergehen. Dann saßen die beiden Könige bequem auf dem heiligen Thron und Kalayavana sprach:
Was ist für euren Beschützer unerreichbar geworden, durch dessen Kampfeskraft ihr Könige furchtlos leben konntet wie die Götter unter dem Schutz von Indra? Warum sendet er dich zu mir? Sage mir aufrichtig, oh König, welchen Dienst Jarasandha, dieser mächtige König von Magadha, von mir erwartet? Wie schwierig es auch sein mag, ich werde seinem Wort folgen.

Und Salwa antwortete:
Oh König der Yavanas, höre, wie ich dir ausführlich mitteile, welche Botschaft der König von Magadha mir aufgetragen hat. Jarasandha sprach:
Der höchst unbezähmbare Krishna bedrängt diese Welt seit seiner Geburt. In Anbetracht seiner übelgesinnten Taten versuchte ich, ihn zu schlagen. Zusammen mit einer großen Schar von Königen und ihren vierfachen Armeen belagerte ich den Berg Gomanta mit einem riesigen Heer. Dann hörte ich auf die bedeutungsvollen Worte des Königs von Chedi und setzte diesen Besten der Berge in Brand, um sie zu vernichten. Doch als Balarama dieses Meer aus hunderttausenden Flammen sah, das dem Feuer am Ende der Welt glich, sprang er vom Gipfel des Berges herab und landete inmitten der ozeangleichen Armee der Könige. Dort begann dieser höchst Unbezähmbare, unsere Wagen, Rosse, Elefanten und Soldaten zu vernichten. Er bewegte sich wie eine Schlange, holte seine Gegner mit dem Pflug heran und schlug sie mit der Keule. Er schlug Elefantenkrieger mit Elefanten, Wagenkrieger mit Wagen, Reiter mit Rossen und Fußsoldaten mit Fußsoldaten. Der höchst energievolle Balarama zog über das Schlachtfeld durch die Armeen von hunderten Königen so souverän wie die Sonne am Sommerhimmel dahinzieht. Und nach Balarama erhob auch Krishna, dieser unvergleichlich mächtige Yadu Held, seinen Diskus so strahlend wie die Sonne sowie seine dunkle Eisenkeule und sprang ebenfalls in die Mitte der feindlichen Armeen, wobei er mit seinen Füßen den Berg niederdrückte wie ein Löwe ein schwaches Reh. Dieser König der Berge schwankte und wurde so sehr bedrückt, daß überall Wasserquellen sprudelten, die augenblicklich das ganze Feuer löschten. So sprang Krishna vom brennenden Berg herab und begann, mit Diskus und Keule unsere Armee zu zerstören. Er wirbelte seinen mächtigen Diskus und schlug mit seiner Keule Krieger, Elefanten und Pferde nieder. Bald war in ihrem Zorn die ganze riesige Armee, die von sonnengleichen Königen geführt wurde, im Feuer von Diskus und Pflug verbrannt. So zerschlugen diese beiden Helden zu Fuß in kürzester Zeit die gewaltige Heerschar aus Kampfwagen, Elefanten, Kavallerie und Infanterie. Oh König, als ich diese Armee im Feuer des Diskus so gequält und zerstreut sah und die Reihen der Kampfwagen völlig zerbrochen waren, zog ich persönlich in den Kampf. Und schon stand der mächtige Balarama, der ältere Bruder von Krishna, mit der Keule in der Hand vor mir. Nachdem er zwölf Akshauhinis an Truppen mit Pflug und Keule geschlagen hatte, griff er mich wie ein Löwe mit der Keule an. Oh König, er schlug mich mit der Kraft des Donnerblitzes und ertrug meine Schläge wie ein Unsterblicher. Und wie Kartikeya einst den Krauncha Berg spaltete, so schaute er mich mit seinen großen Augen an und war bereit, mich zu vernichten. Oh König der Yavanas, welcher Sterbliche, der zu leben wünscht, würde bei diesem Anblick auf dem Schlachtfeld noch den Kampf suchen? Doch als er auf diese Weise vor mir stand und seine mächtige Keule wie den Stab der Zeit vom König der Toten erhob und wild durch die Luft wirbelte, da erfüllte sich plötzlich der Himmel mit einer körperlosen Stimme. Und Brahma, der Große Vater, sprach wie das Donnern von Gewitterwolken: „Oh sündloser Balarama, schlage ihn nicht! Oh Träger des Pfluges, es ist nicht sein Schicksal, durch deine Hand zu sterben. Ein anderer wird ihm den Tod bringen. Deshalb halte dich zurück!“ Als ich mit eigenen Ohren diese donnergleichen Worte vom Großen Vater hörte, wurde ich von großer Furcht erfüllt und verließ das Schlachtfeld.

Oh König der Yavanas, diese Worte spreche ich zum Wohle der vereinten Könige zu dir. Oh Indra der Könige, höre meine Worte und handle, wie es dir angemessen erscheint. Ein Heiliger wünschte einst einen besonderen Sohn und verehrte Mahadeva als Gottheit mit harter Askese. So erhielt dich dein Vater als einen Sohn, der von den Bewohnern aus Mathura unbesiegbar ist. Dafür hat der große Muni Gargya zwölf Jahre lang gefastet, nur von Eisenstaub gelebt und den großen Gott Shiva verehrt, zu dessen Lotusfüßen sogar die Götter und Dämonen meditieren. Schließlich wurde sein Wunsch in Gestalt deiner Person erfüllt. Durch die Kraft der Askese von Gargya und dem Segen von Mahadeva, der die Mondsichel als Symbol trägt, soll Janardana vergehen wie ein Tautropfen unter den heißen Strahlen der Sonne. Oh König, erhebe dich auf Wunsch der vereinten Könige und ziehe in den Kampf zum Untergang von Krishna. Überwältige die Stadt Mathura mit deiner Armee und errichte dort deine strahlende Herrschaft. Vasudevas Sohn und sein Bruder Balarama sind Bewohner von Mathura. Deshalb wirst du fähig sein, sie im Kampf zu schlagen, wenn du die Stadt Mathura angreifst.

Und Salwa fuhr fort:
Oh Monarch, damit habe ich dir die Botschaft vom Kaiser Jarasandha übermittelt, um das Wohl der vereinten Könige zu sichern. Nun berate dich auf rechte Weise mit deinen Ministern und handle, wie es dir richtig und für dein Wohlergehen nützlich erscheint.


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