Pushpak HarivamshaZurück WeiterNews

2.51. Das Gespräch zwischen Krishna und Bhishmaka

Bhishmaka sprach:
Oh Herr der Götter, aufgrund seiner verblendeten Natur wünschte mein Sohn seine Schwester in einer Gattenwahl unter Königen zu vergeben. Es war niemals mein Wunsch. Doch er ist so vernarrt. Ich finde diese Art der Hochzeit nicht gut. Ich denke, du allein bist der würdige Bräutigam für meine Tochter. Oh Herr, ich bitte dich, vergib meinem Sohn dieses üble Verhalten. Sei gnädig und vergib auch mir.

Und Krishna antwortete:
Oh König, dein Sohn ist kein Kind mehr. Er hat große Verwirrung unter den Königen entfacht. Wie arrogant willst du ihn noch werden lassen? Wer aufgrund seiner Verdienste auf dieser Erde in einer großen königlichen Familie geboren wurde, die einer strahlenden Sonne gleicht, aber nicht wahrhaft lebt, sondern andere belügt, der wird im qualvollen Feuer von Yama brennen, selbst wenn er ein berühmter König war. Oh Herr, du weißt, daß Wahrhaftigkeit die Tugend der Könige ist, und Brahma selbst hat dies in alten Zeiten als höchstes Gebot für alle Menschen bestimmt. Oh König, wie konnte dein Sohn unter diesen Umständen eine Lüge vor allen versammelten Königen sprechen?! Wie auch immer, es wundert mich sehr, wie dein Sohn gegen deinen Willen und ohne dein Wissen diese ganze Versammlung der Könige einladen konnte. Hast du nicht die ankommenden Könige empfangen, die so herrlich wie Sonne und Mond strahlen, und ihnen die Gastfreundschaft erwiesen? Oh König, hast du dich nicht über die großen Scharen an Wagen, Elefanten, Pferden und Soldaten um deine Stadt herum gewundert? Hast du keinen Angriff befürchtet, als sich die vierfachen Armeen versammelten? Oh König, ich zweifle, daß dies alles gegen deinen Willen und ohne dein Wissen geschah. Du hast dich auch nicht besonders gefreut über meine Ankunft hier. Sonst hättest du mich, oh König der Menschen, als würdigen Gast begrüßt. So unwürdig, wie du mich empfangen hast, solltest du deine Tochter einem würdigeren geben. Laß mich beiseite und gib sie einem besseren Ehemann. Wer verhindert, daß eine Jungfrau würdig verheiratet wird, der stürzt mit dem Gesicht voran in eine brennende Hölle. Dies hat Manu selbst als Gesetz verkündet. Oh König, deshalb habe ich die Versammlungshalle der Gattenwahl nicht betreten, weil du mich nicht als würdigen Gast empfangen hast. Enttäuscht suchte ich mit meinem Gefolge eine Unterkunft im Haus von Kaishika, der uns auf rechte Weise als Gäste in Vidarbha empfing. So wohne ich jetzt hier zusammen mit Garuda wie im Reich der Götter.

Nachdem Krishna, der so strahlend wie ein loderndes Feuer erschien, diese Worte wie Donnerschläge gesprochen hatte, bemühte sich König Bhishmaka um Versöhnung und antwortete voller Freundlichkeit:
Sei gnädig, oh Gott der Götter! Vergib mir, oh Herr der Erde! Ich bin von der Dunkelheit der Verblendung erfüllt. Bitte gewähre mir das Auge der Weisheit. Denn durch unsere menschlichen Augen sehen wir nichts als Illusion. So handeln wir ohne wahre Vernunft und wahren Erfolg. Doch nun haben wir dich, den Gott der Götter. Möge unsere Sicht wahrhaft werden und unsere Werke vollkommen. Wie ein guter General auch eine unvollkommene Armee zum Sieg führt, so führt die klare Sicht des Dharma alle weltlichen Werke zum Erfolg. Nachdem ich bei dir Zuflucht genommen habe, hege ich keinerlei Angst mehr. Bitte erhöre meinen Wunsch. Ich möchte meine Tochter keinem der Könige geben, die zu dieser Gattenwahl erschienen sind. Oh König der Götter, ich bitte dich, vergib mir und sei nicht zornig!

Darauf sprach Krishna:
Oh weiser König, wozu so viele Worte? Oh Sündloser, wer treibt dich zu einer Entscheidung bezüglich des Ehemanns deiner Tochter? Oh König, wegen meiner göttlichen Verbindung mit Rukmini bin ich hier erschienen. Doch ich habe nie verlangt, daß du sie mir noch irgendeinem anderen übergeben sollst. Als sich damals die Götter auf dem Berg Meru versammelt und sich entschieden hatten, ihre Anteile auf Erden zu verkörpern, sprachen sie zu ihr: „Oh du mit den schönen Hüften, folge deinem Ehemann in die Menschenwelt. Werde im Haus von Bhishmaka in der Stadt Kundina geboren und verbinde dich wieder mit deinem göttlichen Gatten.“ Oh König, ich spreche wahrhaft zu dir. Bedenke es wohl und handle entsprechend. Deine Tochter Rukmini ist keine gewöhnliche Frau. Sie ist die Verkörperung der Göttin Shri, die auf das Wort von Brahma hin als Frau geboren wurde. Sie sollte nicht in einer Gattenwahl unter den Königen vergeben werden. Gemäß dem Dharma gehört sie allein dem Einen. Oh König, wie könnte Lakshmi in einer Gattenwahl verheiratet werden? Sie verdient den passenden Ehemann gemäß dem Dharma. Um diese Gattenwahl zu verhindern, wurde Garuda vom König der Götter in diese Stadt nach Vidarbha geschickt. Und auch ich bin aus diesem Grund zu diesem Fest der Könige erschienen, um deine Tochter zu sehen, die wunderschöne Shri ohne den himmlischen Lotus. Oh König, wenn du zu mir sprichst „Vergib mir!“, dann betrachte ich dies als rechtens, den ich finde keine Sünde in dir. Oh Herrscher, ich habe zu deinem Wohlergehen gesprochen und dir bereits vergeben. Wisse, daß ich als Freund in dein Land gekommen bin. Tiefgründige Einsicht in die Unvollkommenheit ist wahre Vergebung, die dem Dharma folgt. Warum sollte mein Geist von der Sünde der Nichtvergebung besessen sein? Und wie könnte die Sünde an dir haften, einem König, der voller Tugend und Wahrhaftigkeit in einer so edlen Familie geboren wurde? Erkenne mich als Freund. Auch wenn ich mit meiner Armee erschienen bin, werde ich damit keinen Feind angreifen. Ein Feind wird mich auf dem Rücken von Garuda, diesem König der Vögel, mit Waffen so strahlend wie die Sonne in der Hand erblicken. Oh König, du bist so alt wie mein Vater und deshalb in gleicher Weise meiner Verehrung würdig. Deshalb behandle mich, wie ein Vater seinen Sohn, und regiere dein Königreich gerecht. Wie könnte die Sünde, die im Herzen von Feiglingen wohnt, in einem Helden mit reiner Seele eine Stätte finden? Erkenne mein Verhalten als rein, wie ein Vater für seinen Sohn fühlt, und behandle uns mit Gastfreundschaft. Jene beiden Könige von Vidarbha haben uns ihr Königreich dargebracht und mit der Frucht dieses Geschenkes ihre verstorbenen Ahnen bis zu zehn Generationen in den Himmel erhoben. In gleicher Weise werden die kommenden zehn Generationen ihrer königlichen Linie den Himmel erreichen. Und die Beiden selbst werden sich noch viele lange Jahre ihres Königreiches ohne Hindernisse erfreuen und Erlösung erreichen, wenn sie es wünschen. Auch jene noblen Könige, die zu meiner Königsweihe anwesend waren, werden mit der Zeit zu den himmlischen Regionen aufsteigen. Oh König, möge dir Gutes geschehen! Ich werde jetzt mit Garuda, dem Sohn der Vinata, in die bezaubernde Stadt Mathura zurückkehren, die vom Bhoja König regiert wird.

Vaisampayana fuhr fort:
So sprach Krishna, der Erste der Götter und Yadus, zu König Bhishmaka, verabschiedete sich von den Königen und verließ die Halle mit den Königen von Vidarbha, Kratha und Kaishika, um zu seinem Wagen zu gehen. Angesichts der Abreise von Krishna betrübten sich die Gesichter der versammelten Könige. Allein der königliche Heilige Bhishmaka erschien voller Seligkeit, denn er erblickte in diesem Moment die ursprüngliche und selbstgeborene Gottheit in Krishna mit Augen wie der rote Lotus, tausend Füßen, tausend Augen, tausend Armen, tausend Köpfen mit tausend Kronen, geschmückt mit himmlischen Girlanden, Roben, Düften, Salben und Ornamenten, mit erhobenen göttlichen Waffen und mit Sonne, Mond und Feuer als seine drei Augen. Da fiel ihm Bhishmaka zu Füßen und begann, mit Körper, Rede und Geist seinen Ruhm zu verherrlichen.

Bhishmaka sprach:
Oh Gott der Götter, oh Narayana, du hast weder einen Anfang noch ein Ende. Du bist die ewige, ursprüngliche Gottheit. Ich verneige mich vor dir. Du bist der selbstgeborene Gott und mit dem ganzen Universum identisch. Du bist Vishnu mit dem Lotusnabel. Du bist der Heilige mit verfilzten Haaren, dem Stab und der feuergleichen Erscheinung. Ich verneige mich vor dir. Du bist der weiße Schwan, der lodernde Diskus, die höchste Wohnstätte, ungeboren und die Höchste Seele. Ich verneige mich vor dir. Du bist der Yogi, existierend und nichtexistierend, der uralte Purusha und der Höchste Geist jenseits der drei natürlichen Qualitäten. Ich verneige mich vor dir. Oh Herr, oh Erster der Himmlischen, du allein bist der Herr der Welt und all jener, die Selbsterkenntnis erreicht haben. Ich bin dein Verehrer. Sei mir geneigt und gewähre deinen Segen.

Nachdem Bhishmaka auf diese Weise die Glorie des göttlichen Krishnas im Beisein der Könige besungen hatte, übergab er ein Geschenk aus wertvollen Juwelen, Perlen und Gold. Dann ehrte er in gleicher Weise auch Garuda, den höchst mächtigen Sohn der Vinata und sprach:
Ich verneige mich vor diesem himmlischen König der Vögel, dem Sohn von Kasyapa mit der Schnelligkeit des Windes, der jede beliebige Gestalt annehmen kann.

Und nach dieser Verehrung beschenkte er Garuda mit verschiedenen Sorten höchst kostbarer Kleidung. Dann verabschiedete sich der lotusäugige Krishna, und die Könige folgten diesem jüngeren Bruder von Indra. Und nachdem Krishna die Ehren empfangen hatte, sagte er den Königen Lebewohl, und brach mit vielen Wagen und Garuda an der Spitze nach Mathura auf. Da erstrahlten alle Himmelsrichtungen, die Pauken und Trompeten erklangen, die Muschelhörner wurden geblasen, die Rosse wieherten, die Elefanten trompeteten, und die Wagenräder ratterten so laut wie das Donnern von Gewitterwolken. Und nachdem der höchst mächtige Krishna gegangen war, begaben sich auch die Götter in ihre himmlischen Regionen zurück und trugen den vorzüglichen Thron mit sich davon. Die Könige folgten Krishna noch zwei Meilen mit ihren vierfachen Armeen und kehrten dann auf sein Geheiß zum Ort der Gattenwahl zurück.


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