Pushpak HarivamshaZurück WeiterNews

2.42. Jarasandhas Angriff

Vaisampayana sprach:
Der höchst strahlende und mächtige Kaiser Jarasandha, der seinen Gelübden treu war und viele Könige anführte, erschien mit seiner vierfachen Armee wie der stürmische Ozean. Dazu gehörten die Kampfwagen mit wohltrainierten, kraftvollen Rossen, die keine Hindernisse kannten, mit besten Wagenlenkern und Wagenkriegern, die meisterhaft in ihrer Waffenkunst waren. Dann kamen die Kampfelefanten wie dunkle Regenwolken, die mit Glocken und vergoldeten Sitzen geschmückt waren. Sie wurden von erfahrenen Führern gelenkt und trugen schlachterprobte Krieger. Zum dritten sah man die Kavallerie mit Pferden, die hoch springen konnten und so schnell wie der Wind waren, mit vorzüglichen Reitern und bester Bewaffnung. Und zum vierten kamen die zahllosen Fußsoldaten, mit Schwertern und ledernen Schilden bewaffnet, wohltrainiert, schnell beweglich wie Schlangen und voller Sprungkraft. Auf diese Weise erschien der mächtige Jarasandha mit seiner Schar an Königen und ihren riesigen Armeen wie dunkle Regenwolken zu Beginn der Regenzeit. All die Höhlen des vorzüglichen Berges Gomanta und alle Himmelsrichtungen hallten vom Geratter der Wagenräder wider, die dem Donnern von Gewitterwolken glichen. Dazu mischten sich das Brüllen der Elefanten, das Schnaufen der Rosse und die Löwenrufe der Soldaten. So erschien Jarasandha mit dem Brüllen und Händeklatschen der zahllosen, euphorischen Soldaten wie ein riesiger, aufgewühlter Ozean mit einem Meer aus Wolken. Die schnellen Wagen waren der Sturm, die Elefanten die dunklen Wolken, die Rosse die weißen Wolken und die Infanterie die Schäfchenwolken wie am Ende der Regenzeit. So belagerten diese mächtigen Könige mit Jarasandha an der Spitze ringsherum diesen Besten der Berge. Und ihre Zeltlager wuchsen so schnell wie der Ozean in einer Vollmondnacht.

Nachdem die Nacht vergangen war, erhoben sich die Könige und ihre Soldaten in früher Morgenstunde und vollführten die glücksverheißenden Riten, um im Kampf den Berg zu erklimmen. Danach versammelten sich alle Könige am Fuße des Berges zum Kriegsrat. Dabei erhob sich ein großer Tumult unter den Truppen wie das Brüllen des Ozeans zum Untergang der Welt. Auf Befehl der Könige hin, wanderten die alterfahrenden Wachsoldaten mit besonderen Turbanen, langen Mänteln und Stöcken in ihren Händen umher, riefen „Seid still!“ und sorgten für Ruhe. Bald war die ganze Armee so still wie ein See, auf dessen Grund man die Fische und Schlangen sehen konnte. Und als die Armee auf Befehl der Könige schwieg, sprach Jarasandha, wie der Lehrer der Götter persönlich:
Die Armeen der Könige sollen so schnell wie möglich den ganzen Berg umzingeln. Haltet die Steinwerfer, Speere, Lanzen und Keulen bereit. Laßt von den Handwerken die Schutzanlagen für feindliche Waffen errichten. Sorgt dafür, daß die Krieger im Kampfesrausch die Befehle der Könige ausführen. Erschafft Wege auf diesen Berg mit Hacken und Schaufeln, und laßt die kampferfahrenen Könige an der Spitze gehen. Solange ich nicht die beiden Söhne von Vasudeva getötet habe, soll meine Armee den Berg belagern! Belagert diese Felsenfestung und erfüllt den Himmel mit Pfeilen, daß nicht einmal ein Vogel entkommen kann. Auf meinen Befehl hin sollen die Könige den Berg umzingeln und stürmen, sobald es eine Gelegenheit gibt. Laßt die König von Madra, Kalinga, Chekitana, Valhika, Kashmira, Gonarda und Karusha sowie König Druma von den Kimpurushas und die wilden Könige der Berge die westliche Seite des Berges erklimmen. Laßt Venudari aus dem Puru Stamm, Vidarbha, Somaka, Bhoja, Rukmi, Malava, Suryaksha, den höchst mächtigen Panchala König Drupada, Vinda und Anuvinda aus Avanti, den kraftvollen Dantavakra, Chhagali, Purumitra, König Virata, Koushambi, Malava, Viduratha, Bhurisravas, den König der Trigartas, Vana und Panchanadadas - laßt all diese berühmten Könige mit der Kraft des Donnerblitzes und der Macht zum Stürmen großer Festungen den Berg von Norden her angreifen. Laßt Kaitava, den heroischen Sohn von Ansuman, Uluka, Ekalavya, Vrihatkshatra, Kshatradharma, Jayadratha, Uttamaujas, Shalya, die Prinzen der Kurus und Kekayas, den Vidisha König Vamadeva und den Sini König Sankriti den Berg im Osten erklimmen und die Felsen zerschlagen wie der Sturm die Wolken zerstreut. Ich selbst werde zusammen mit Darada und dem mächtigen König der Chedis die südliche Seite des Berges zertrümmern. So möge der Berg von allen Seiten belagert werden und voller Angst erzittern, wie vor dem Einschlag eines Blitzes. Laßt die Soldaten mit Keulen, Schwertern und anderen Waffen gerüstet den ganzen Berg verwüsten! Von euch, oh Könige, soll dieser Berg mit den schroffen Felsen noch heute dem Erdboden gleich gemacht werden! (Dieser Text entspricht praktisch dem Kapitel 2.35., nur auf einer andern Ebene. Dort wird die Stadt Mathura und hier der Berg Gomanta angegriffen.)

So gab Jarasandha seinen Befehl an die Könige, den Berg Gomanta zu umzingeln, wie der Ozean die Erde umringt. Daraufhin sprach der indragleiche König der Chedis:
Welchen Sinn hat es, diesen vorzüglichen Berg Gomanta anzugreifen, der mit den mächtigen Bäumen und hohen Gipfeln unzugänglich wie eine Festung ist? Wir sollten ihn von allen Seiten mit trockenem Gras und Holz umgeben und noch heute in Brand setzen. Alle anderen Anstrengungen werden keinen Erfolg haben. Unsere Kampfwagen mit den Bogenschützen und die anderen Krieger sind für den Kampf auf flacher Erde geeignet. Wir sollten nicht zu Fuß den Kampf in den Bergen suchen. Durch Belagern und Erklimmen könnten hier nicht einmal die Götter einen Sieg erringen. Oh König, eine solche Belagerung ist für befestigte Städte geeignet. Wer auf einem solchen Berg Zuflucht sucht, wird nie unter einem Mangel an Wasser oder Nahrung leiden. Wir sollten diese beiden Yadavas nicht unterschätzen, die sich hier zum Kampf verschanzt haben, auch wenn wir zahlenmäßig weit überlegen sind. Das wäre keine weise Politik. Wir kennen die Stärke dieser beiden Yadavas nicht. Ihre Taten zeigen, daß sie göttliche Macht haben. Denn schon als Kinder haben sie viele außergewöhnliche Leistungen vollbracht. Deshalb sollten wir den Berg mit trockenem Gras und Holz umgeben und in Brand setzen. Vom Feuer verbrannt, werden sie ihr Leben aufgeben. Oder das Feuer treibt sie vom Berg herab in unsere Arme. Dann können wir sie gemeinsam bekämpfen, so daß sie sicher auf den Tod treffen.

Die Könige mit ihren Soldaten begrüßten diese Worte, die der König von Chedi zu ihrem Wohlergehen sprach. Daraufhin umringten sie den Berg mit trockenem Gras und Holz, und legten Feuer, so daß der Berg wie eine Wolke erschien, die von den Strahlen der Sonne umhüllt wurde. Und entsprechend der Richtung des Windes breitete sich das von den Königen entfachte Feuer nach allen Seiten auf dem Berg aus. Vom Wind genährt loderten die Flammen mit ihrem Rauch weit in die Höhe und ließen den ganzen Himmel in einem herrlichen Licht erglänzen. So begann das Feuer aus dem trockenen Holz den ganzen, schönen Gomanta Berg mit seinen bezaubernden Wäldern zu verbrennen. Durch die große Hitze brachen bald die Felsen auseinander und rollten wie große Feuerbälle auf allen Seiten herab. Wie die Sonne durch ihr Licht die Wolken erhellt, so erleuchtete das Feuer den ganzen Berg mit lodernden Flammen. Mit den glühenden Felsen, den brennenden Bäumen und den gepeinigten Tieren schien der ganze Berg qualvoll zu schreien. Durch das mächtige Feuer schmolzen sogar die Metalle und flossen in goldenen, dunkelblauen und silbernen Bächen herab. Bald stand der ganze Berg in Flammen, seiner Schönheit beraubt und im Qualm versunken wie die Sonne hinter schwarzen Wolken. Mit den herabfallenden Glutfelsen und dem schrecklichen Ascheregen erschien dieser Berg wie eine Wolke, die Feuer ergoß. Die Wasserquellen versiegten, und der ganze Berg Gomanta war vom Rauch verhüllt, als wäre er im Feuer der universalen Auflösung verbrannt. Die großen Schlangen mit den mächtigen Hauben kamen aus ihren Löchern und stürzten halb verbrannt mit rollenden Augen und qualvollen Seufzern kopfüber herab. Vom Feuer bedrängt brüllten die Tiger und Löwen aufgeregt, und die Bäume verloren durch die Hitze all ihren Saft. Der aufsteigende Wind trug die Asche empor und färbte mit diesen Wolken den Himmel wie glühendes Kupfer. Und wie sich das Feuer ausbreitete, so verließen all die Vögel und wilden Tiere völlig verwirrt die Täler des gequälten Berges, der zutiefst erschüttert war und dessen Gipfel herabstürzten, als wären sie vom Donnerblitz des Indra getroffen. So setzten die Kshatriyas den Berg Gomanta in Brand und wurden selbst von der großen Hitze gequält, so daß sie sich über eine Meile zurückziehen mußten.

Als dieser Beste der Berge mit seinen Bäumen so lichterloh brannte, konnte ihn keiner mehr anschauen, und als er bis zu seinen Wurzeln erschüttert war, sprach Balarama zornig zum lotusäugigen Krishna, dem Vernichter des Madhu:
Oh mein Bruder, wegen ihrer Feindschaft gegen uns haben die Feinde diesen Berg mit seinen bezaubernden Tälern, Gipfeln und Bäumen angebrannt. Oh Krishna, schau wie die führenden Zweifachgeborenen, die hier in den Wäldern leben, von Feuer gequält und Rauch verhüllt ihre Tränen ergießen, als würden sie weinen. Oh Bruder, wenn dieser Gomanta in unserer Gegenwart niedergebrannt wird, werden wir großen Tadel und Schande in der Welt verdienen. Deshalb, oh Erster der Kämpfer, sollten wir unsere Schuld gegenüber diesem Berg, dessen Zuflucht wir gesucht haben, begleichen und die angreifenden Kshatriyas eigenhändig mit unseren Waffen zerstören. Indem sie diesen Besten der Berge in Brand steckten, haben diese wohlbewaffneten Kshatriyas auf ihren Kampfwagen ihre Gier nach Kampf erklärt. (Deshalb sollten wir sie ins Reich Yamas schicken!)

So sprach der ältere Bruder von Krishna, geschmückt mit Girlanden aus Wildblüten, schönen Ohrringen und einer Krone, berauscht vom Kadambari Wein, in blaue Kleider gehüllt und mit seinem hellen Gesicht so strahlend wie der herbstliche Mond. Dann sprang der schöne Balarama vom Gipfel des Berges Gomanta hinab in die Mitte der Könige, wie der Mond vom Berg Meru herabkommt. Und wie Balarama, so sprang auch der schöne Krishna mit gleicher Energie, aber von dunkler Hautfarbe, vom Gipfel das Gomanta wie eine dunkle Wolke. Dabei drückte der göttliche Hari mit seinen beiden Füßen so sehr auf den Berg, daß aus den Felsen überall Wasser quoll wie aus den Rüsseln von tausend Elefanten. Damit wurde das gewaltige Feuer augenblicklich gelöscht, wie zur universalen Auflösung der Welt die allesverbrennende Sonne von der Sintflut aus gewaltigen Regenwolken. Wahrlich, so stillte der höchst mächtige, lotusäugige Krishna, geschmückt mit seinem herrlichen Diadem, das der Krone des tausendäugigen Indra glich, und dem Srivatsa auf seiner Brust, die verzehrende Feuerglut und folgte Balarama auf seinem Sprung. Und von ihren mächtigen Fußabdrücken wurde dieser Beste der Berge so zusammengepreßt, daß überall kühlendes Wasser sprudelte. Als die versammelten Könige sahen, wie das Feuer vom Wasser vernichtet wurde, überkam sie große Furcht.


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