Vaisampayana sprach:
Nachdem der Sohn von Jamadagni gegangen war, vergnügten sich Balarama und Krishna, diese Retter der Yadavas, nach Belieben auf dem bezaubernden Gipfel des Gomanta. Sie trugen Girlanden aus Waldblüten, waren in dunkelblaue und gelbe Kleider gehüllt, und schmückten ihre Körper mit den Mineralien der Berge. So begannen die beiden Helden, der eine hell- und der andere dunkelhäutig, durch die schönen Wälder zu wandern, und beobachteten Sonne und Mond, diese Herren der Leuchtkörper, wie sie auf- und untergingen.
Eines Tage wanderte der mächtige und schöne Sankarshana getrennt von Krishna auf dem Gipfel des Berges. Dann saß er im angenehmen Schatten eines blühenden Kadamba Baumes und erfreute sich am süßen Duft. Doch als diese süße Brise ihn umhüllte und der Duft von Wein seine Nase berührte, spürte er einen starken Wunsch nach diesem berauschenden Getränk, und seine Kehle begann auszutrocknen, wie bei einem Betrunkenen, der am nächsten Tag erwacht. Sogleich erinnerte er sich an den Genuß von Amrit vor langer Zeit, und auf der Suche nach Wein, erblickte er einen Kadamba Baum. In einer Höhlung hatte sich das Regenwasser angesammelt und mit der Zeit einen guten Wein gebildet. Der mächtige Balarama wurde vom Durst überwältigt und trank wieder und wieder von diesem Wein, wie ein Fieberkranker Wasser trinkt. Bald war er berauscht, sein Körper begann zu schwanken, und die Augen in seinem mondgleichen Gesicht rollten hin und her. Weil dieser Wein im Kadamba Baum entstanden ist, wird er auch Kadambari genannt, und als Verkörperung der Göttin Varuni gleicht er dem Nektar der Götter. Als der ältere Bruder von Krishna vom Kadambari Wein berauscht war und begann, in undeutlichen, aber süßen Worten zu sprechen, erschienen drei himmlische Damen und näherten sich ihm mit lieblichen Worten. Die erste war Varuni persönlich, die auch Madira genannt wurde. Dann erschienen Kanti (der „Mondschein“), die Geliebte des Mondes, und die Göttin Shri, diese Erste der Frauen, die eine Lotusblume als Symbol trägt. Von ihnen näherte sich zuerst Varuni mit gefalteten Händen und sprach zu ihrem Wohlergehen folgende Worte:
Oh Balarama, oh Erster der Götter, sei siegreich über die Scharen der Dämonen! Ich bin Varuni, die dich liebt und hier erschienen ist, um dir zu dienen. Oh du mit dem reinen Gesicht, seit ich hörte, daß du aus der Unterwelt gekommen bist, um auf der Erde zu erscheinen, wandere ich auf der Suche nach dir über die Erde wie eine Frau, der es an tugendhaftem Verdienst mangelt. Oh Unerschütterlicher, lange Zeit lebte ich im Nektar der Blüten. Doch mit dem Wunsch nach Vergnügen habe ich während der Regenzeit die Kadamba Blüten verlassen und lag in dieser Höhlung des Baumes. Hier wartete ich auf dich und deinen Durst. Oh Sündloser, wie ich damals, als der Ozean für das Amrit gequirlt wurde, von meinem Vater mit einem schönen und verführerischen Körper entsandt wurde, so hat er mich nun zu dir geschickt. Oh Herr, du bist mein geliebter Gott und Lehrer, und deshalb möchte ich auch hier bei dir leben, wie in den feurigen Tiefen der Unterwelt im Ozean. Oh Gott, oh sündloser Ananta (auch Sesha genannt, der im Ozean die Erde trägt), außer dir sollte ich niemandem dienen. Selbst wenn du mich zurückweist, sollte ich dich nicht verlassen. So erscheine ich hier, in blaue Kleider gehüllt, wie es den Bewohnern des Ozeans ziemt, und geschmückt mit Lotusblüten, um dir allein zu dienen.
Und nachdem Varuni gesprochen hatte, näherte sich Kanti, die verkörperte Göttin der Schönheit. Mit trunkenen Augen und schwankernder Hüfte rief sie berauscht „Sieg dem Balarama!“ und näherte sich Sankarshana, der gelassen saß. Dann sprach sie liebevoll mit gefalteten Händen die folgenden, bedeutsamen Worte:
Ich verehre den göttlichen, höchst mächtigen Ananta mit den tausend Köpfen mehr als den Mond. Deshalb will ich dir mit all meinen Vorzüglichkeiten dienen, wie Varuni, die Göttin des Weines.
Danach schmiegte sich die Göttin Shri, die im Lotus des Herzens von Vishnu wohnt, an die Brust von Balarama, wie eine unverwelkliche Girlande aus Lotusblüten. Und mit einer reinen Lotusblüte in ihrer Hand sprach sie zum lotusäugigen Träger des Pfluges:
Oh liebster und schönster Rama! Vereint mit Varuni (der Göttin des Weines), Kanti (dem Mondschein) und mir (der Göttin des Wohlstandes), erstrahlst du, oh Herr der Götter, wie der Mond selbst. Schau, dies ist deine Krone, die ich dir aus dem Reich von Varuna gebracht habe, und die über deinen tausend Köpfen wie eine Sonne leuchtet. Oh Lotusäugiger, so bringe ich dir auch den goldenen, mit Diamanten geschmückten Ohrring, den himmlischen Urlotus, deine blauen Seidenroben aus dem Ozean und die wunderschöne Halskette aus Perlen. Oh starkarmiger Gott, die Zeit ist gekommen, dich wie früher mit diesen Ornamenten zu schmücken. Nimm sie an und würdige sie damit.
So sprach die Göttin Shri, und Balarama akzeptierte diese Ornamente und die drei himmlischen Damen, so daß er wie der Vollmond am herbstlichen Nachthimmel erstrahlte. Und an der Seite von Krishna, der einer dunklen Regenwolke glich, erreichte er großes Entzücken, wie der Mond, wenn er von Rahu befreit wird.
Als sie dann in ihrer Wohnstätte wie so oft miteinander plauderten, erschien plötzlich Garuda, der Sohn der Vinata, schnell wie der Wind, vom Kampf zurückgekehrt, von den Wunden der Dämonenwaffen gezeichnet und mit himmlischen Girlanden und Düften geschmückt. Er sang eine Lobeshymne auf den Sieg der Götter. Denn als Vishnu im mystischen Milchozean im Reich von Varuna schlief, stahl ihm der Dämon Virochana seine Krone. Für diese Krone Vishnus kämpfte Garuda, dieser König der Vögel, eine schreckliche Schlacht gegen die Dämonen inmitten des Ozeans. Er eroberte diese Krone zurück, verließ das Schlachtfeld, brach mit großer Kraft durch die Erde und stieg schnell zum Himmel auf, zur Wohnstätte der Götter. Er hatte sein Ziel erreicht und erblickte seinen Herrn vom Himmel herab auf dem Berg Gomanta, um ein besonderes Werk zu vollbringen. So schwebte er mit dieser strahlenden Krone im Schnabel voller Leichtigkeit herab. Hier sah er Vishnu in menschlicher Gestalt auf diesem Besten der Berge ohne seine göttliche Herrlichkeit und ohne seine himmlische Krone auf dem Kopf. Bei diesem Anblick warf Garuda die Krone aus dem Himmel herab, so daß sie perfekt und nahtlos auf dem Kopf von Krishna landete, wie er sie schon immer getragen hatte. Mit diesem Diadem erstrahlte der Göttliche so hell wie die Mittagssonne über dem Berg Meru. Und als Krishna erkannte, daß ihm Garuda seine Krone zurückgebracht hatte, sprach er voller Freude zu Balarama:
Nun sind die Vorbereitungen für den Kampf auf diesem Berg beendet. Ich denke, das Werk der Götter ist bald vollbracht. Als ich auf dem Schlangenbett im Ozean schlief, nahm Virochana eine himmlische Gestalt an, die dem König der Götter glich, stahl mir die Krone, trug sie in Gestalt eines großen Fisches davon, und nun hat sie mir Garuda zurückgebracht. Ich denke, Jarasandha ist nicht mehr weit entfernt. Die Spitzen der Banner seiner Kampfwagen, die so schnell wie der Wind fahren, sind bereits zu sehen. Schau nur, mein Bruder, dort glänzen schon die mondweißen Schirme der Könige mit ihren wohlgeordneten Armeen, die nach dem Sieg streben. Die königlichen Wagen mit den reinen weißen Schirmen kommen auf uns zu wie lange Reihen ziehender Gänse am Himmel. Oh Sündloser, das Funkeln ihrer Waffen gleicht den Strahlen der Sonne, die sich nach allen Richtungen ausbreiten. Doch wenn die Könige im Kampf all diese Waffen gegen mich richten, werden sie zweifellos ihr Ziel verfehlen. König Jarasandha erscheint zur rechten Zeit. Er sei unser Ehrengast im Kampf und der Prüfstein unserer kriegerischen Fähigkeiten. Oh verehrter Bruder, bevor Jarasandha angreift, sollten wir den Kampf nicht beginnen. Laß uns bis dahin seine Stärke beobachten und bedenken.
So sprach Krishna und begann, die Armee von Jarasandha zu beobachten, der den Kampf gegen ihn suchte. Und in Anbetracht der vielen Könige erinnerte sich dieser unschlagbare Führer der Yadavas an die Vorsehung, die damals im Himmel beschlossen wurde und sprach zu sich selbst:
All diese Könige, die sich hier versammeln und ihrer königlichen Pflicht als Kshatriyas folgen, werden vergehen, wie es in den heiligen Schriften vorhergesagt wurde. Ich betrachte diese mächtigen Könige wie Opfertiere, die vom Tod persönlich mit Wasser geweiht wurden und auf dem Weg zum Himmel sind. Denn die Erde wurde von der Last dieser übermächtigen Könige mit ihren Armeen und großen Königreichen übervölkert und erschöpft. Deshalb erschien die Erdgöttin im Himmel vor den Göttern. Nun ist die Zeit gekommen, daß sie von dieser Last der Könige befreit wird, die sich gereinigt zum Himmel erheben werden.