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2.24. Wie der Dämon Keshi besiegt wurde

Vaisampayana sprach:
Als Kansa die Worte von Andhaka hörte, röteten sich seine Augen vor Zorn, und ohne eine Antwort zog er sich in seine Gemächer zurück. So gingen auch die anwesenden Yadavas enttäuscht nach Hause und sprachen über den übelgesinnten Kansa. Und wie befohlen, verließ Akrura die Stadt Mathura auf einem vorzüglichen, gedankenschnellen Wagen und freute sich bereits auf die Begegnung mit Krishna. Zur gleichen Zeit erblickte Krishna auf seinen Gliedern viele gute Zeichen, welche die Ankunft eines Verwandten ankündigten, der einem Vater glich. Doch noch zuvor sandte Kansa, der Sohn von Ugrasena und König von Mathura, einen Boten zu Keshi, damit dieser Krishna töte. Und sobald der unbesiegbare Keshi die Worte des Boten vernommen hatte, eilte dieser nach Vrindavana, um dort die Hirten zu quälen. In Gestalt eines Rosses begann dieser übelgesinnte und zornvolle Dämon, der vom Fleisch der Wesen lebte, überall auf seinem Weg große Verwüstung anzurichten. Er schlug die Kühe mit ihren Hirten, und unbesiegbar, wie der Dämon war, ernährte er sich nach Belieben von ihrem Fleisch. Wo auch immer dieser Bösartige im Wald auftauchte, häuften sich die Knochenskelette wie auf einem Leichenverbrennungsplatz. Er spaltete die Erde mit seinen Hufen, fällte die Bäume mit seiner Wucht, sprang hoch in die Luft und schnaufte durch seine Nüstern. So wanderte dieser höchst stolze und gemeine Dämon in Gestalt eines Pferdes durch die Wälder, schüttelte wild seine Mähne und handelte nach den Wünschen von Kansa. Bald war der ganze Wald durch diesen Übelgesinnten entvölkert, der nach dem Leben der Hirten trachtete. Denn alle, die bisher vom Wald und den Kühen lebten, verließen ihn aus Angst vor diesem Ungeheuer. Sein Geist war von egoistischem Stolz berauscht, und er dürstete nach dem Fleisch der Wesen, so daß nicht einmal die Tiere auf den Wegen des Waldes wanderten.

Er folgte voller Haß den Geräuschen der Menschen, und so geschah es eines Tages, daß er vom Schicksal getrieben auch das Dorf der Hirten erreichte. Sobald sie ihn erblickten, schrien die Hirten mit ihren Frauen und Kindern laut auf und flohen zu Krishna, ihrem Beschützer und Herrn des Universums. Sobald Krishna ihre Hilferufe hörte, gewährte er ihnen Sicherheit und stellte sich dem Dämon Keshi entgegen. Dieser zeigte im schnellen Galopp seine Zähne, wieherte laut und stürmte mit feurigen Augen und stolz aufgerichtetem Kopf gegen Krishna. Doch angesichts des heranstürmenden Dämons in Pferdegestalt begegnete ihm Govinda wie eine Wolke dem Mond. Bei diesem Anblick, wie Krishna und Keshi aufeinandertrafen, sprachen die Hirten mit ihren menschlichen Sinnen voller Sorge um sein Wohlergehen:
Oh Kind, oh Krishna, stelle dich nicht diesem wilden, heranstürmenden Pferd entgegen, denn du bist noch ein Junge, und dieser Dämon ist übelgesinnt, gewalttätig und übersteigt alle Kräfte. Dieser höchst mächtige Dämon, der im Kampf unvergleichlich ist, ist mit Kansa geboren worden, und sie sind eine Seele. Er ist das Mächtigste aller Rosse, die Angst aller Feinde, der Übelste aller Übeltäter und ein unbesiegbarer Dämon.

Als Krishna diese Worte der Hirten hörte, richtet dieser Feindevernichter seinen Geist auf den Kampf mit Keshi. Daraufhin schlug das Pferd nach rechts und links aus, so daß es im rasenden Zorn mit seinen Hufen die umherstehenden Bäume zerschlug. Von seiner dichten Mähne und dem mächtigen Kopf tropfte vor Wut der Schweiß in Strömen herab. Und wie der Mond im Winter den Tau herabfallen läßt, so quoll aus seinem Mund der Schaum. Oh Bharata, bald wurde der lotusäugige Krishna von dem Dunst aus den Nüstern und dem Schaum aus dem Mund des dämonischen Rosses bespritzt, und sein Haar wurde vom gelblichen Staub bedeckt, den die zornigen Huftritte aufwühlten. So stürmte Keshi mit großen Sprüngen und entblößten Zähnen gegen Krishna, daß vom Hufschlag die Erde bebte. Dann schlug dieses Mächtigste der Rosse mit seinen Vorderhufen voller Kraft gegen die Brust von Krishna. Immer wieder trat ihn der mächtige Dämon in Pferdegestalt von allen Seiten mit seinen Hufen, und biß ihn wütend mit seinen scharfen Zähnen in die Arme, die er als schreckliche Waffen trug. In diesem Moment des Kampfes gegen Krishna erschien Keshi mit seiner riesigen Mähne wie eine dunkle Wolke, welche die Sonne angreift. Und bald verdoppelte das Roß in rasender Wut seine Kraft und schlug Krishna immer wieder gegen die Brust. Da wurde der höchst mächtige Krishna zornig und stieß seine Faust in den unersättlichen Rachen des stolzen Dämons. Und der Dämon war unfähig, Krishnas Arm zu brechen. Er biß sich daran all Zähne aus und begann, schaumiges Blut zu erbrechen. Bald waren seine Lippen zerrissen, die Kiefer zerschmettert, und beide Augen traten heraus. Mit gebrochenem Kiefer und blutenden Augen richtete er seine Ohren auf und versuchte verzweifelt, sich zu befreien. Immer wieder sprang er empor und verlor Urin und Kot. Der ganze Körper war schweißbedeckt, und bald sank er in die Knie. Krishnas Arm erstrahlte in der Kehle von Keshi wie der von Wolken umgebene Halbmond am Ende der Regenzeit. Und wie der Mond in der Morgendämmerung am Berg Meru versinkt, so sank der Körper von Keshi in diesem Kampf mit Krishna dahin. Seine von Krishnas Faust zerschlagenen Zähne fielen aus dem Rachen wie weiße, wasserlose Herbstwolken. Als Keshi völlig erschöpft war, öffnete Krishna seine mächtige Faust und riß den Dämonenkörper in zwei Teile. So von Krishna zerspalten, verzerrte sich das Gesicht des Dämons, und ein lauter, höchst jammervoller Schrei ertönte. All seine Glieder waren zerbrochen, und das Blut floß aus seiner Kehle. Er lag zerschlagen am Boden wie ein gespaltener Berg. Zerrissen durch Krishnas Faust fiel dieser schreckliche Dämon mit klaffendem Rachen zu Boden wie ein Elefant, der in zwei Teile gespalten wurde. Von Krishnas Hand geschlagen erschien Keshi so grauenhaft wie der Dämon Mahisha, der einst von Shiva, dem Träger des Dreizacks, besiegt wurde. Sein Körper war in zwei gleiche Hälften gespalten, und jede hatte zwei Beine, ein Auge, ein Ohr, ein Nasenloch und einen halben Rücken mit halbem Schwanz. So lag er am Boden und Krishnas Arm, an dem sich Keshi die Zähne ausgebissen hatte, erstrahlte wie eine mächtige Palme im Wald, welche die Spuren der Stoßzähne brünstiger Elefanten trug. So wurde der Dämon Keshi im Kampf geschlagen, und der lotusäugige Krishna stand lächelnd als Sieger. Angesichts dieser mächtigen Tat jubelten all die Hirten mit ihren Frauen, und alle ihre Sorgen waren vergangen. Entsprechend ihres Alters und Standes beglückwünschten und verehrten sie Krishna immer wieder und sprachen mit lieben Worten:
Oh Kind, oh Krishna, indem du diesen Dämon geschlagen hast, der in Gestalt eines Pferdes über die Erde wanderte, hast du eine schwierige Tat vollbracht. Nachdem dieses übelgesinnte Pferd von dir besiegt wurde, ist ganz Vrindavana wieder voller Glück, und die Menschen, Tiere und Vögel sind zufrieden. Dieser Bösartige hat viele unserer Hirten geschlagen wie auch die Kühe mit ihren Kälbern und ganze Dörfer verwüstet. Dieser Sündhafte hatte sicherlich eine große Zerstörung geplant, um sich in einer Welt ohne Menschen nach Belieben bewegen zu können. Keiner, der sein Leben achtete, konnte vor ihm bestehen, nicht einmal die Himmlischen, von den Sterblichen nicht zu sprechen.

Daraufhin sprach der große Heilige Narada, der im Himmel wandert, ohne daß man ihn sehen konnte:
Oh Vishnu, Gott und Krishna, ich bin höchst zufrieden mit dir! Diese schwierige Tat, die du mit dem Sieg über Keshi vollbracht hast, war allein in deiner Macht und der von Tryambaka, dem dreiäugigen Gott Shiva. Oh mein Sohn, mein Geist ist dir hingegeben, und deshalb kam ich aus dem Himmel herab, um diesen Kampf zwischen Mensch und Pferd zu bezeugen. Oh Govinda, angesichts deiner Taten, wie die Vernichtung von Putana und dein jetziger Sieg, bin ich sehr zufrieden. Selbst Indra, der Vernichter von Vala, fürchtete die Macht dieses übelgesinnten Keshi, der eine so schreckliche Pferdegestalt angenommen hatte. Du hast ihn mit deinem ausgestreckten Arm zerrissen. Dieser Tod war ihm von Brahma, dem Schöpfer aller Welten, bestimmt. Höre meine Worte, oh Vishnu! Weil du Keshi getötet hast, sollst du in der Welt unter dem Namen Kesava berühmt werden. Sei gesegnet in der Welt, oh Kesava! Ich werde mich jetzt wieder zurückziehen, während du noch viele Werke zu vollbringen hast, die allein in deiner Macht stehen. Vollbringe sie bald! Oh Gott, wenn du deine Werke in der Welt vollbringst, folgen alle Götter deiner Kraft und erfreuen sich wie du als Menschen am kosmischen Spiel des Lebens (Lila). Wie ein unüberwindlicher Ozean steht der große Krieg der Bharatas bevor, ein Kampf der mächtigen Könige auf dem Weg in die himmlischen Regionen. Für diese Könige stehen die Tore zum Himmel offen, die Wege sind frei von Hindernissen, die Wohnstätten im Reich von Indra bereitet und die himmlischen Wagen geschmückt. Oh Kesava, wenn Kansa, der Sohn von Ugrasena, geschlagen ist und du deine führende Position eingenommen hast, wird dieser schreckliche und alleszerstörende Krieg der Könige stattfinden. Oh Madhava, unvergleichlich ist deine Macht. Deshalb werden zu Beginn des Krieges die Pandavas bei dir Zuflucht suchen, und du wirst ihre Ziele unterstützen. Wenn du zum Führer wirst, wird dein Glanz zweifellos alle mächtigen Könige überstrahlen. Oh Krishna, oh Herr des Universums! Dies ist die Botschaft, welche ich dir von den Himmlischen aller Welten überbringe. So geschehe zu deinem Ruhm, was in den heiligen Schriften geschrieben steht. Oh Herr, ich habe deine Taten bezeugt und dich gesehen. Nun werde ich gehen und zurückkehren, wenn Kansa geschlagen ist.

Mit diesen Worten verschwand Narada, der himmlische Komponist, gen Himmel, und Krishna ging mit den Hirten ins Dorf zurück.


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